Original : Französisch, 2019
INHALT :
« Tesson ! », sagte Munier, « ich bin auf der Spur eines Tieres seit sechs Jahren. Es versteckt sich auf den Hochebenen Tibets. Diesen Winter kehre ich dorthin zurück ; ich nehme dich mit ! » « Und um wen geht es ? » « Den Schneeleoparden. Ein magischer Schatten ! » « Ah, ich dachte, dass er verschwunden wäre », sagte ich. « Ja, das macht er uns glauben ! »
BEMERKUNGEN :
Sylvain Tesson läßt sich hier mitreißen von einem bedeutenden Tierphotographen, seinem Freund Vincent Munier (geboren 1976). Das Buch fängt quasi mit einem Vorkosten an : das abendliche Beoabchten einer Dachsfamilie aus nächster Nähe. Das aber kann nur bei absoluter Ruhe und Stillhalten gelingen. Neue Erfahrung für den eher dynamischen und quirligen Tesson… Und dahinein kommt die Einladung nach Tibet : sich auf die Spuren des Schneeleoparden begeben!
So gelangen wir hinaus aus Europa und nähern uns nach und nach, über Chengdu in China, Tibet. Dort geht es von einem Basislager in andere. Man bleibt einige Tage, zieht von da ausgehend seine Kreise und legt sich auf die Lauer. Diese Habachtstellung, nahe der Unbeweglichkeit, einer Lauerhaltung, ja, die Tesson gar mit der Situation eines Snipers vergleicht, steht mE inhaltlich fast im Mittelpunkt. Das grenzt an eine Haltung, die aber eben nicht nur diesen Bereichen eigen sein könnte, sondern die der Autor durchaus auch übertragen wissen will. Nun, neben der Unentgeltlichkeit – die unsereins schwer ertragen kann – kommt aber doch der Wunsch nach Späherfolgen hinzu…
Diese Passagen gehören zu den Stärken des Buches, und sicherlich hat Tesson viel zu erzählen über die Lebenswelt der Tiere. Oft landet er dann bei der Verurteilung des Menschen… Wenn er es doch bei diesen besten Elementen es dabei belassen könnte, auch oft mit einer poetischen Sprache ! Aber leider kommt der Unruheherd und eine gewisse prätentiöse, überhebliche Stimme ihm selbst, und uns dem Leser, immer wieder durch die Quere. Leider passen plötzlich gewählte Vergleiehce oder Begriffe nicht. Als ob er ausrutscht, ausgleitet. Schade, schade.
Im Übrigen kann es sehr gut sein, dass vielen Lesern dies garnicht auffällt, und dieser Eindruck mir eigen ist. Erhielt dieses Buch doch den Renaudot und viel beifälliges Klatschen hier in Frankreich. Muss ja nicht allen gleich gefallen… Bei mir langt es nicht für mehr als drei Sterne.
AUTOR :
Sylvain Tesson, geboren 1972 in Paris, ist Schriftsteller, Filmemacher und Reisender. Von der Ausbildung her ist er Geograph und schrieb eine Arbeit über Geopolitik. Seit 1991 bereist er auf verschiedenste Weise die Welt: Er fuhr mit dem Fahrrad um die Welt und unternahm viele monatelange Expeditionen - durch den Himalaya, von Sibirien nach Indien zu Fuß und immer wieder nach Zentralasien. Für seine Reisebeschreibungen und Essays wurde er 2009 mit dem Prix Goncourt de la nouvelle ausgezeichnet. „In den Wäldern Sibiriens“ erhielt 2011 den Prix Médicis. Das hier vorgestellte Buch bekam den Prix Renaudot. Auch Besteigungen von Kathedralen und diversen Monumenten stehen auf seiner Aktivliste.
(mehr auch auf Französisch unter: https://fr.wikipedia.org/wiki/Sylvain_Tesson )
Broché : 176 pages
Editeur : Gallimard; Édition : 01 (10 octobre 2019)
Collection : Blanche
Langue : Français
ISBN-10 : 2072822327
ISBN-13 : 978-2072822322