Nora Roberts - Licht in tiefer Nacht / Come Sundown

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Ein typischer NR, sympathische ProtagonistInnen, Familienzusammenhalt und eine gehörigen Portion Spannung
  • Inhalt

    Heimlich verlässt die 18-jährige Alice ihre elterliche Ranch in Montana, um Schauspielerin zu werden. Als sie sich drei Jahre später ihr Scheitern eingestehen muss, macht sie sich auf den Heimweg, wird dort aber nie ankommen. Da sie niemand von ihrer bevorstehenden Ankunft informiert hat, wird sie auch nicht als vermisst gemeldet.
    Erst 26 Jahre später sollte das Rätsel um Alice gelöst werden.


    Meine Meinung

    Mit diesem Buch hat Nora Roberts einen ganz und gar ungewöhnlichen Roman vorgelegt, der mich von der ersten bis zur letzten Minute völlig gefesselt hat. Bereits der Einstieg mit den in der Vergangenheit liegenden Ereignissen ist äußerst spannend, steht aber im krassen Gegensatz zum eher gemächlich geschilderten Alltag auf der Longbow Ranch.
    In epischer Breite beschreibt die Autorin den Alltagsbetrieb auf der Farm mit angeschlossenem Resort für Reit- und Abenteuerurlaube. Der Hörer lernt nicht nur die zahlreichen Familienmitglieder kennen, sondern auch die Angestellten einschließlich aller möglichen Probleme, die die Chefin Bodine Longbow tagtäglich zu bewältigen hat. Wer sich davon nicht irritieren lässt, wird sämtliche Protagonisten in ihren Haupt- und Nebenrollen jedoch sehr bald ins Herz schließen, vor allem aber großen Anteil an Alices Schicksal nehmen. Charakterlich hat Nora Roberts ihre Figuren sehr gut ausgearbeitet, ihnen Individualität und Persönlichkeit verliehen, sodass sich der Hörer sehr gut in sie hineinversetzen, mit ihnen leiden, hoffen und bangen, manche davon aber auch abgrundtief verabscheuen kann. Sehr gut hat mir gefallen, wie warmherzig die Autorin den starken familiären Zusammenhalt des vier Generationen umfassenden Familienbetriebes darstellt, in den sich der Hörer im Verlauf der Handlung unweigerlich integriert fühlt.

    Gefreut hat mich auch, dass das Liebesleben der Hauptakteure relativ unkompliziert verläuft, Dramatik wird andernorts ausreichend geboten.
    Viele Szenen sind so lebendig geschildert, dass man sie wie einen Film vor dem geistigen Auge ablaufen sieht. Einer gewissen Wildwestromantik kann sich der Hörer bei der Beschreibung fantastischer Sonnenuntergänge, lassoschwingender Cowboys und so mancher Abrechnung in Form heftiger Prügeleien kaum entziehen.
    Mir hat der Wechsel der Erzählperspektive zwischen dem relativ unbeschwerten Leben auf der Longbow Ranch und Alices schwerem Los sehr gut gefallen. Auch die Zusammenführung beider Handlungsstränge ist äußerst gut gelungen und sehr glaubwürdig dargestellt.
    Vanida Karuns Vortragsweise hat mir ebenfalls gut gefallen. Sie liest einfühlsam und voller Wärme, passt Intonation und Tempo dem Handlungsverlauf vortrefflich an. Durch ihre angenehme Stimme verleiht sie dem Roman eine ganz besondere Atmosphäre, die den Hörer unweigerlich gefangennimmt.
    Für viele Stunden bester Unterhaltung kann es nur die volle Punktezahl geben und natürlich eine unbedingte Leseempfehlung.