Daniela Krien - Die Liebe im Ernstfall

  • Kurzmeinung

    eigenmelody
    Ohne jede Ironie, nur eine Suche nach Mr. Right. Albern, wenn auch einigermaßen gut geschrieben.
  • Kurzmeinung

    drawe
    Die schnörkellose Sprache gefällt mir gut, der Inhalt ab weniger: die Suche nach DEM Mann kann nicht das Lebensziel sein
  • Klappentext:

    Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.


    Autorenbio (von Amazon):

    Daniela Krien, geboren 1975 in Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen in einem Dorf im Vogtland (Sachsen), lebt mit Mann und zwei Töchtern in Leipzig.

    Sie studierte Kulturwissenschaften, Kommunikations-und Medienwissenschaft und arbeitete unter anderem als Drehbuchautorin und Cutterin für amadelio film. Dies ist ihr erster Roman.


    Rezension:


    Authentisch, ehrlich, unbequem


    In dieses Buch habe ich mich ebenso verliebt, wie in die vorher gelesenen Bücher. Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, welches Einblicke in die Lebensumstände von fünf Frauen gibt. Es sind fünf sehr unterschiedliche Frauen, deren Leben hier gezeichnet wird und es werden Einblicke in das Jetzt und die Vergangenheit der Frauen ermöglicht. Dabei ist die Autorin sehr ehrlich und zeichnet verschiedene sehr authentische Lebensmuster, die durch diese tiefe Ehrlichkeit teilweise erschrecken und unbequem sind. Und dafür spende ich tosenden Beifall! Das wird und hat nicht jedem gefallen, ich allerdings finde dieses Buch außergewöhnlich gut. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art des Darbietens ist eine Besondere, eine besonders Gute! Ich konnte mich sehr gut in einigem wiederfinden und jede Frau in ihrer Rolle nachvollziehen.



    Da haben wir als erste Paula, Buchhändlerin, mit Ludger zusammen, sehr liebend und für diese Liebe zu Vielem bereit, Mutter von einer Tochter, Leni, muss etwas verkraften, was uns allen den Boden unter den Füssen wegreißen würde. Die nächste Frau wäre dann Judith, Ärztin, allein im Leben stehend, eigentlich einen Mann und Nähe suchend, aber durch bisher Erlebtes mit Ansprüchen an das Leben und den Mann ausgestattet, die ein Finden schwer machen. Die dritte Frau ist Brida, Autorin, mit Götz zusammen, hat zwei Kinder, Hermine und Undine, versucht die Familie und die Berufung unter einen Hut zu bekommen, geht dafür einen eigenen Weg. Die vierte Frau in dieser Gruppe ist Malika, Geigenlehrerin, die erste Frau von Götz, durch den Verlust dieser großen Liebe und andere Traumata gezeichnet, ebenfalls auf der Suche nach neuen Wegen. Und als Letze haben wir Jorinde, Schauspielerin, die Schwester von Malika, trennt sich gerade von ihrem Mann Torben, Mutter von Ada und Jonne, erwartet das Kind von einem anderen Mann, arbeitet ihre eigene und die Familiengeschichte auf und ist ebenso auf der Suche nach neuen Wegen.



    Der sprachliche Sog, den Frau Krien hier in ihrem Buch entwickelt, ist ein ganz Großer. Nachdem ich meinen Kopf frei hatte und für das Buch bereit war, hatte ich dieses Buch an zwei Abenden durch. Frau Krien beschreibt ihre Charaktere etwas kühl, was aber bei der Tiefe des Beschriebenen für mich genau richtig war. Alles Andere hätte bei mir nicht die gleiche Wirkung erzielt. Was mir bei diesem Buch ebenso sehr gefallen hat war der Aufbau. Das Buch ist in fünf Abschnitte geteilt, jeder Abschnitt ist mit dem Namen einer der fünf Frauen überschrieben, das Leben der jeweiligen Frau wird im zugehörigen Abschnitt beschrieben, es sind aber auch immer inhaltlich Bezüge zu den anderen Frauen zu finden, was dann das ganze Buch noch mehr als Einheit erscheinen lässt. Das dann die Handlung des Buches in Leipzig angesiedelt ist, beinhaltet für mich ebenso etwas Positives, da auch ich Bezüge zu dieser wunderschönen Stadt habe und die beschriebenen Orte vor meinem geistigen Auge finde. Ebenso gut untergebracht finde ich die Beschreibung der Affinität mancher Bürger zu polemisierenden Strömungen und gleichzeitig auch die Gründe dafür. Und was mir ausnehmend gut gefallen hat, ist die Sprache der Frau Krien. Diesen trockenen Humor in ihren Worten finde ich einfach klasse.



    Ich gebe eine klare Leseempfehlung!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Fünf Frauen im Reigen um Beziehungen, Männer, Sex, Kinder und Beruf. Alltägliches also, meistens deprimierend und trist.


    Die Frauen scheinen sowohl in ihrer Art als auch ihrem Lebensentwurf sehr verschieden - Buchhändlerin, Ärztin, Musikerin – verheiratet, ledig, geschieden – mit Kindern, ohne Kinder – ein Kind gestorben, Abtreibung …


    Trotzdem geht es im Grunde nur um eins: DEN Mann. Ein Großteil ihrer Gedanken dreht sich um nichts anderes: Wie bekommt man ihn? Wie behält man ihn? Wie wird man ihn wieder los? Und wie bekommt man den nächsten?


    Ein einzelnes Schicksal, tiefer beleuchtet und in seiner Individualität geschildert, hätte unter Umständen ein lesenswerter Roman über eine spezielle Frau in ihrer besonderen Situation werden können. Doch fünf Frauen im gleichen Alter unter fast identischen Lebensumständen mit ähnlichen Wünschen und Sehnsüchten werden in der Rückschau zu einem Gemenge gleichförmiger Existenzen.


    Ein Episodenroman, der aus Alltäglichem leider Belangloses macht. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Trotzdem geht es im Grunde nur um eins: DEN Mann.

    Ich lese das Buch gerade, und genau das ist es, was mich derartig stört, dass ich überlege abzubrechen. Erfahre ich denn nicht mehr?

    Ein Mann ist doch nicht das ganze Leben?

    Momentan begleite ich Judith im Bereitschaftsdienst; hier trifft sie auf unterschiedliche Schicksale, aber das setzt keine Reflexion in Gang (wäre ja möglich...), sondern sie bleibt wie programmiert in ihrem Hamsterrad der Männersuche.


    Auf der anderen Seite gefällt mir die Sprache des Buchs sehr gut: ich finde sie kräftig und schnörkellos.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Daniela Krien erzählt aus dem Leben von fünf ganz unterschiedlichen Frauen. Alle, jede auf andere Weise, sind sie in ein wenig speziell in ihrer Einstellung dazu, was das Leben ihnen bringen und wie Liebe sein sollte.


    Der Roman ließ sich angenehm flüssig lesen, ich mochte die Sprache und fand die Frauen und die Entwicklungen, die sie im Laufe der Geschichten genommen haben, interessant. So richtig nah bin ich ihnen nicht gekommen, ihre Art den Männern und der Liebe zu begegnen war für mich über weite Strecken nicht nachvollziehbar, nichtsdestotrotz von einer gewissen Faszination. Vermutlich kann ich mich glücklich schätzen, dass ich mich nicht in ihnen wiederfinde, so kompliziert, zerrissen und widersprüchlich, wie sie teilweise durch ihr Leben gegangen sind.


    Am besten haben mir die beiden letzten Abschnitte gefallen, in denen es um Malika und Jorinde geht, sowohl inhaltlich, als auch von den Charakteren her.

    Brida mochte ich am wenigsten, obwohl ich eher Mitleid mit ihr haben sollte.

  • "Die Liebe im Ernstfall" porträtiert fünf Frauen ungefähr gleichen Alters, die vor verschiedensten Herausforderungen in ihren Beziehungen und Familien stehen: Paula tut sich nach einem großen Verlust schwer, wieder im Leben Fuß zu fassen; Judith ist ständig auf Online-Partnerbörsen unterwegs und kann sich doch nie wirklich auf eine ernsthafte Beziehung einlassen; Brida kann ihren Ex nicht loslassen, aber für ein gelungenes Zusammenleben sind die beiden einfach zu unterschiedlich; Malika leidet unter ihrer Kinderlosigkeit, einer gescheiterten Beziehung und dem zeitlebens lieblosen Verhalten ihrer Eltern, und ihre Schwester Jorinde mag zwar das verhätschelte Nesthäkchen gewesen sein, hadert aber ständig mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie und führt beileibe nicht die Traumehe, die es nach außen hin zu sein scheint.


    Man kann die fünf Geschichten gut als Querschnitt durch die gehobene Mittelschicht der Gegenwart lesen. Daniela Krien schneidet viele aktuelle Themen an, von ökologisch korrektem Leben bis zur Spaltung der Gesellschaft zwischen Rechts und Links, und auch die Lebenswege der fünf Hauptfiguren decken eine Vielzahl an Problematiken ab, die heute viele Frauen bewegen: sexuelle Selbstbestimmung, Beruf vs. Familie, Geschlechterrollen, Kinderlosigkeit, Verluste, psychische Probleme, Prägungen aus der Kindheit, unerfüllte Wünsche, Schwierigkeiten im Familienleben oder der Partnerschaft.


    Wirklich gut identifizieren konnte ich mich allerdings mit keiner der Frauen. Vieles wurde zwar durchaus nachvollziehbar geschildert und es gibt auch ein paar ziemlich heftige Ereignisse, ein Großteil wirkte auf mich aber dennoch wie unnötig aufgeblasene "first world problems". Die gentrifizierten Lebenswelten der meisten Protagonistinnen waren mir etwas zu abgehoben (und die überkandidelten Namen der meisten Figuren sind mir irgendwann auf den Keks gegangen, in der Häufung wirkte das arg gewollt und ich hätte mich echt gefreut, wenn jemand einfach mal Julia oder Alexander geheißen hätte :D ). Und dass fast alle Männer Unsympathen waren, hat mich auch ziemlich genervt.


    Was ich allerdings hübsch fand, waren die kleinen Querverbindungen zwischen den fünf Hauptfiguren, die immer wieder zutage treten.


    Vielleicht lag es auch am eher sachlich-kühlen und manchmal schon fast ein bisschen umständlichen Stil, dass mich das Buch emotional nicht abgeholt hat, auch wenn es mich durchaus interessiert hat, wie sich die Dinge entwickeln. Ganz albern fand ich die Marotte, wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern im Kursivdruck darzustellen. Mit solchen Stilexperimenten kann ich nichts anfangen.


    Von dem Buch hatte ich mir nach all den Lobeshymnen mehr erwartet, als ich am Ende bekommen habe.

  • Mir hat das Buch echt gut gefallen :thumleft:

    Ich kann jedem der sich irgendwie angesprochen fühlt das Buch lesen zu wollen, empfehlen es auch zu tun und sich eine eigene Meinung zu machen. Fazit Leseempfehlung :study:


    Selbstverständlich ging es mir nicht runter wie Öl :!:

    - Ich fand den Umgang mit Abtreibung und den Verlust eines Kindes zu flapsig. Es sind sensible Themen und für mich war es unangebracht es so hart dahin zu schreiben als ginge es um eine Warzen Behandlung oder Blechschaden am Auto.

    - Irgendwie hat jeder mit jedem und Treue wird genauso vernachlässigt wie Verhütung. Was zur Folge hat das man sich nicht nur Geschlechtskrankheiten sondern auch ein Kind einfangen kann.

    - Mir kam es in erster Linie nicht so vor als ginge es nur um "den einen". Sonder eher um Sex, Selbstbestätigung, Selbstfindung, Selbstverwirklichung.


    Nehme ich nun aber die drei Punkte und betrachte sie daher das es um Frauen aus der ehemaligen DDR geht. Relativiert sich alles wieder.

    Meine Familie ist tief verwurzelt im Osten Deutschlands. Daher kommt mir das alles bekannt vor. Selbstverständlich ist das keine Verallgemeinerung, sondern meine eigenen Eindrücke aus Berichten, Erfahrungen und Erzählungen.

    - Abtreibungen waren nicht unüblich. (U.a. hat meine angeheiratete Tante es glaub 6 mal machen lassen).

    - Ja, es ist schlimm wenn ein Kind stirbt. Aber das Leben geht weiter. Also, Tränen ab wischen, Nase putzen ab an die Arbeit.

    - Da sexuelle Aktivitäten nicht vorgeschrieben oder beobachtet wurden. War das eine der wenigen Freiheiten die man sich genommen hat. (Dazu gehören auch die teilweise speziellen Namen) Mit jedem oder jeder so oft man will. "Jegliche Dinge die man sich dadurch einfängt kann man ja behandeln lassen."


    Somit schließt sich der Kreis für mich und ich bin nicht unzufrieden mit dem Buch und kann daher die Leseempfehlung aussprechen :applause:


    Von mir gibt es: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Ein Freund ist ein Mensch, der mich so nimmt wie ich bin -
    und nicht so,
    wie er am wenigsten Schwierigkeit mit mir hat!!

  • Ich lese mir die Rezensionen und Kommentare ja immer erst nach Ende eines Buches durch und war total überrascht, wie unterschiedlich diese Geschichte wahrgenommen wurde. Das hat mich total zum Nachdenken gebracht. :scratch:

    So hatte ich überhaupt nicht das Empfinden, das es hauptsächlich um den einen Mann geht. Natürlich haben die Frauen Bedürfnisse - nach Wärme, Zuflucht, Nähe, Liebe oder auch Sex, aber das fand ich gar nicht so im Vordergrund stehend. Ich empfand es eher so, dass die Frauen sich in ihren Leben und Partnerschaften von ihrer Vergangenheit /Kindheit /dem Elternhaus gelöst hatten oder sich in ihren Beziehungen das nicht immer einfache Verhältnis zu den Eltern widerspiegelte. Für mich fühlte es sich eher so an, dass sie trotz des ganzen Ballasts ihren Weg im Leben gehen und auch irgendwo ihre Nischen und ihre Zufriedenheit finden, auch ohne unbedingt einen Mann zu brauchen, um vollständig zu sein - obwohl das einige von ihnen gar nicht selbst erkannten.


    Der Erzählstil war ohne jeglichen Kitsch oder Schönmalerei - wirklich sehr nüchtern und schnörkellos. Ich empfand dies jedoch fesselnd und voller Intensität, es machte die Emotionen der Figuren für mich sehr spürbar. Ein Buch, das zu polarisieren scheint, mir persönlich aber sehr gefallen hat und :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: bekommt.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six