Pascal Mercier - Das Gewicht der Worte

  • Kurzmeinung

    serjena
    Wäre es dem nur Autor gelungen, 200 Seiten weniger zu schreiben, und dennoch eine schlüssige Geschichte zu präsentieren
  • Klappentext

    Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er, den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.

    Meinung

    Vielleicht brauchen wir alle einmal einen solchen Wendepunkt um uns bewusst zu machen wie wichtig wir Dinge nehmen die im Grunde zu den eher unwichtigen gehören. Die philosophischen Betrachtungen und die ausgefeilten Charaktere geben der Geschichte Tiefe. Es.geht um Worte und wie wir damit umgehen

    Der Sprecher passt wunderbar zu diesem Buch. Seine Stimme merkt man die Ausbildung an. Er übertreibt in keinster Weise, die Emotionen kommen eher leise beim Hörer an, dafür aber in einer Intensität die nicht jeder Vorleser schafft. Es ist wie, wenn einer leise spricht und trotzdem von jedem gehört wird weil alle aufmerksam zuhören.

    Die Stimme fordert diese Aufmerksamkeit und vermittelt gleichzeitig das Buch so das es im Gedächtnis bleibt.

  • Squirrel

    Hat das Label Roman/Erzähl. hinzugefügt.
  • Und über den Autor:


    Peter Bieri (* 23. Juni 1944 in Bern) ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller. Seine bislang fünf Romane erschienen unter dem Pseudonym Pascal Mercier, besonders erfolgreich war dabei Nachtzug nach Lissabon.



    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Wörter die beeindrucken

    Ich muss zugeben, dass " Nachtzug nach Lissabon" eines meiner Lieblingsbücher ist, umso gespannter war ich auf das Hörbuch zu "Das Gewicht der Worte". Vorab, es erreicht nicht ganz das Niveau aber nach wie vor ein wunderschönes Buch.

    Geschichte: Simon Leyland schmeißt die Schule und fängt als Nachtportier in einem kleinem Hotel in London an zu arbeiten. Seine Liebe gilt den Sprachen und nach einem Blick auf die Karte im Arbeitszimmer seines Onkels ( eine Karte des Mittelmeers) wächst der Wunsch in ihm, alle Sprachen der Länder zu sprechen, die an das Mittelmeer angrenzen. Als er im Hotel einen Gast trifft, der eine Übersetzung eines Kinderbuchs benötig, setzt sich Leyland daran und übersetzt den Text in einer Nacht. Der Gast ist begeistert und vermittelt Leyland weitere Aufträge. Als Leyland Jahre später mit seiner Frau nach Triest reist, da sie den Verlag von ihrem Vater übernehmen soll, befindet er sich am Ziel seiner Wünsche, dem Mittelmeer....Da bekommt er aufgrund seiner permanenten Migräne eine falsche Diagnose gestellt und sein Leben ändert sich in ungeahnten Ausmaßen....

    Was unspektakulär klingt, ist es auch aber dies ist eine Liebesgeschichte an Übersetzungen, Bücher und vor allem eine Auseinandersetzung mit den Bedeutungen von Wörtern und ihrer Übersetzung. Eine Huldigung an Übersetzer, die tief in den Charakter und die Aussprache der Romanautoren eindringen müssen, um in der übersetzten Sprache den genauen Ton wiederzufinden und die Bedeutung des Satzes einer fremden Sprache, genau zu treffen. Leyland ist einfach nur sympathisch und das Buch erzählt so schön leise und warm eine wunderbare Geschichte seines Lebens. Die Menschen, die er trifft sind auf eine seltsame Art und Weise einfach nur Charaktervolle Menschen, die jeder von uns gerne um sich hätte. Sei es die Bedienung in Triest , ein irischer Gerechtigkeitsfanatiker oder ein ehemaliger russischer Knastbruder, dem Leyland zu helfen vermag. Alles an diesem Buch ist so wortgewaltig und man möchte nicht mehr aufhören das Buch anzuhören. Markus Hoffmann als Sprecher ist der Beste, den man für dieses Buch holen konnte, da seine Stimme einfach nur purer Genuss ist und so ideal zu diesem Hörbuch passt wie es nur geht.

    Noch Tage nach dem Lesen verbleibt eine Einsamkeit und ein Verlust, dass dieses Buch zu Ende ist, dass es weh tut. Einziger Kritikpunkt sind die häufigen Wiederholungen in Form von Zusammenfassungen, die Leyland als Brief an seine Frau schreibt. Es hätte kürzer sein müssen aber durch den Gesamteindruck nimmt es trotzdem keinen Stern weg. Es ist romantisch, tragisch, traurig, lebt durch seine Wortwahl und seine Charaktere auf die Leyland immer wieder neu trifft und die aus fremden Freunde machen. Es gibt sehr merkwürdige Menschen und Leute die man eher ablehnen würde, die aber trotzdem irgendetwas besonderes an sich haben.

    Fazit: Wer Bücher liebt, wer Sprache und Ausdruck liebt und eher eine ruhige und entspannte Erzählung gerne hat ohne permanent Spannung und Action verspüren zu müssen, für den ist das Buch ein Genuss und eine absolute Empfehlung. Die Ortswechsel zwischen London und Triest sind absolut klasse und mich juckt es stark, die Straßen und Orte zu besuchen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:Sterne für ein weiteres Meisterwerk der Literatur!

  • Der Protagonist Simon Leyland ist seit seiner Kindheit von Sprachen fasziniert und wird später gegen den Willen seiner Eltern Übersetzer. Er verfolgt unbeirrt sein Ziel, alle Sprachen rund ums Mittelmeer zu lernen. Mit seiner Frau geht er nach Triest und glaubt dort den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben. Dann wirft ihn jedoch ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn und er sieht sein Leben als Wendepunkt und richtet sich noch einmal völlig neu ein.


    Der Roman handelt von der Freiheit, unser Leben zu gestalten, und von der Freiheit, die uns dabei die Literatur verspricht.


    Die angenehme Stimme des Sprechers Markus Hoffmann verleiht in der Hörbuchfassung des Romans von Autor Pascal Mercier der Geschichte auf eindrucksvolle Weise Leben und reinen Hörgenuss. Man bemerkt die Leidenschaft für das literarische Erzählen. Dieses Hörbuch ist in gekonnter Manier vorgetragen und wird sicher ebenso wie der geschriebene Roman ein Besteller.

  • Schwebende Bilder mit Botschaft


    Eine Vorbemerkung muss ich machen. Mir ist entgangen, dass neuerdings Hörbücher im mp3-Format hergestellt werden, nicht mehr im Audio-Format. So auch dieses Hörbuch. Das hat einerseits den praktischen Vorteil, dass es bei einer ungekürzten Lesung wie dieser weniger CDs sind. Andererseits hatte es für mich persönlich einen Nachteil, da ich mp3 nur direkt am Rechner hören kann. Und wer setzt sich im Frühjahr und Sommer bei schönem Wetter schon gern an den Schreibtisch…? Aber das ist wohl mein persönliches Problem.


    In vielerlei Hinsicht war dieses Hörbuch eine ganz ausgezeichnete Wahl! Gerade Stoffe von Pascal Mercier eignen sich hervorragend, um vorgelesen zu werden – weil es weniger um Plot, als um Stimmungen und Atmosphären, um Gedanken, geht. Weil alles so „schwebend“ ist. Der Sprecher Markus Hoffmann trägt dem in beispielhafter Weise Rechnung. Er zeichnet alles in ruhigem, betontem, federleichtem Stil. Er liest es weniger wie eine fortlaufende Geschichte, sondern wie eine Reihe von Bildern. Er hat den Text geradezu poetisch verinnerlicht. Es war ein wahrer Hörgenuss!


    Ein wenig ungewöhnlich fand ich, dass die Hörversion keine Kapitel hatte, nur einzelne Tracks. Ich habe mir hingegen sagen lassen, dass die Druckversion sehr wohl Kapitel haben soll. Das war manchmal ein wenig unpraktisch, da ich nur ungefähr springen konnte, wenn ich zum Beispiel den Faden wiederfinden musste. Andererseits passte es gut zu dieser Geschichte. Das „Gewicht der Worte“ enthält viele, viele Binnenerzählungen, viele „Geschichten in der Geschichte“. Insofern konnte man durchaus an fast jeder beliebigen Stelle wieder einsteigen.


    Ich habe hier viele Themen aus früheren Büchern von Pascal Mercier wiedergefunden. Es geht um die Liebe zur Sprache, um das Übersetzen, ein wenig auch um den Wissenschaftsbetrieb. Um Entscheidungen, die ein Leben verändern. Und um den Verlust einer Ehefrau, welcher den Erzähler nachhaltig zeichnet.


    Simon Leyland ist Übersetzer und Verlagsinhaber, als er eines Tages eine tödlich scheinende Diagnose erhält. Er reist nach London, weil er dort ein Haus geerbt hat. Dort will er sich über sein weiteres Leben klar werden – und das wird noch sehr unverhoffte Wendungen nehmen.


    Die Erzählung enthält viele Textgattungen. So hält Simon Leyland viele innere Monologe ab – wenn er über etwas nachdenkt. Es gibt auch zahlreiche Rückblicke. Zu früheren Reisen, ins Krankenhaus, in die Anfangszeit seiner Ehe. Dann wieder beginnt er, Briefe an seine verstorbene Frau zu schreiben. Es gibt Auszüge aus anderen Romanen, die andere Menschen schreiben. Es gibt halbe Lebensgeschichten – zum Beispiel die von dem Russen Kusmin, oder die des Nachbarn und ehemaligen Apothekers Burke. Hier könnte man dem Autor – nur vielleicht – einen Vorwurf machen, weil alle diese Textsorten nicht so ganz trennscharf unterschieden sind. Sie sind alle in einem ähnlichen Ton verfasst. Aber ich fand es wunderbar! Man konnte sich in diesem Buch herrlich „verlieren“.


    Nicht zuletzt hat das Buch auch eine Botschaft. Wie lebt man sein Leben, wenn man eine zweite Chance erhält…? Simon Leyland geht hier seinen ganz eigenen Weg. Und auch andere Figuren stehen vor dieser Frage – wie will ich mein Leben leben, wenn ich im mittleren Alter stecke und herausfinde, dass ich schon zu lange dasselbe getan habe? Das Buch regt deutlich zum Nachdenken an.


    Jeder, der schon den „Nachtzug nach Lissabon“ mochte, wird auch dieses Buch lieben. Für neue Leser hätte ich eventuell Bedenken – weil eben die Erzählung in sehr gemächlichem Tempo voranschreitet. Wer atemlose Spannung sucht, ist hier fehl am Platze. Aber das wissen die treuen Leser von Pascal Mercier ja bereits.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Bisher kannte ich kein Buch von dem Autoren Pascal Mercier.
    Hier handelt es sich um einen Roman zum abtauchen, nachdenken, mit fiebern und wohlfühlen.
    Es handelt sich um eine Geschichte rund um geschriebene Worte, das Verlagswesen, seine Arbeit, deren Probleme am Markt bestehen zu bleiben.

    Die schöne ergreifende Lebensgeschichte eines Autoren, deren Familie und Freunden. Ich habe richtig Mitgefühl für die Protagonisten gehabt.
    Eine super angenehme Erzählerstimme die die Geschichte nicht schöner hätte rüber bringen können.
    Der Roman hat mich sehr zum nachdenken gebracht. Ich habe auch relativ schnell feststellen müssen, es ist kein Buch für mal eben zwischendurch.

    Der Autor versteht sein Handwerk und hat es geschafft mich in seinen Bann zu ziehen.