Tawni O'Dell - Wenn Engel brennen / Angels Burning

  • Ich-Erzählerin Dove (Taube oder Seife?) Carnahan (50 Jahre), Polizeichefin von Buchanan, Pennsylvania lebt in einer verschwefelten, nach faulen Eiern stinkenden Gegend, vom exzessiven Kohleabbau verursacht. Wie das Land, so die Leute, oder jeder verdient das Land, in dem er lebt.

    Vor 35 Jahren: Dove (15), Schwester Neely (12) und Bruder Champ (9), alle drei die gleiche Mutter Cissy, aber drei verschiedene Väter, mit Großmutter – eine „glückliche“ Familie. Mutter Cissy wird ermordet und Lucky kommt in den Knast. Nach 35 Jahren kommt Lucky frei und will sich an der Familie rächen, weil er unschuldig ist. Am Ende, man glaubt es kaum wer der wahre Täter ist. Folgende Frage stellte man sich besser nach dem Lesen – sicher Tawni O’Dells Absicht: Ab wann ist der Mensch bereit zu töten?

    Neben dieser Familiengeschichte - eine Mordgeschichte: In einer dieser brennenden schwefelverseuchten Spalten wird die halbverkohlte Leiche von dem Mädchen Camio gefunden, dem Trulyclan zugehörig, einer Redneck-Unterschicht der schlimmsten Art.

    Der Mord an Camio ist der Katalysator für Erinnerungen an dem Mord an Cissy, Doves Mutter. Neben der Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte läuft parallel eine minuziöse Milieustudie dieser amerikanischen Unterschicht. Mikrokosmos Familie Truly - Psychoterror nach innen und Hass gegen alle außerhalb des Clans. Camio hatte einen Freund Zane von der Oberschicht. Schnell ist für die Trulys der Schuldige gefunden.

    State Trooper Nolan übernimmt mit Chief Carnahan die Ermittlungen. Nolan hat nicht nur Dove ausgebildet, er ist der Mann für alle Fälle und jede Gelegenheit, Dove lebt allein in einem großen Haus.

    Neben der Aufklärung des Mordes an Camio bestimmen die privaten Verhältnisse von Dove, Neely und Champ mit Sohn Mason einen großen Teil des Krimis.

    Chief Carnahan, eine Meisterin der Selbstironie und des trockenen Humors. Seit 35 Jahren trägt sie einen schweren Rucksack mit Schuldgefühlen mit sich und muss sich von Nolan den Vorwurf gefallen lassen, ob sie ein Cop oder ein geliebtes Kidergartentantchen sein möchte. Sie muss sich in einer männerdominierten Welt behaupten, doch O’Dell lässt sie dennoch mit ihrer „weiblichen“ Arbeitseinstellung als „Siegerin“ triumphieren.

    Die Quintessenz des Krimis lässt sich rein metaphorisch deuten: „Wenn man im Hinterzimmer ein kleines Feuer bemerkt, sorgt man dafür, dass es sich nicht ausbreitet und das ganze Haus niederbrennt. Man macht es aus“ (s. S. 348).

    Erzähl- und Schreibstil sind von hoher Qualität, sie bestätigen die Bestsellerautorin. Die Übersetzung enthält keine Stolpersteine, die Spannung hält bis zur letzten Seite.

    Um diesen Krimi „Wenn Engel brennen“ von Tawni O’Dells meine Wertschätzung zu zeigen, bediene ich mich nur dieser zwei Worte des neunjährigen Mason: „Pures Gold.“

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Tawni O'Dell - Wenn Engel brennen“ zu „Tawni O'Dell - Wenn Engel brennen / Angels Burning“ geändert.
  • Nachtrag zu meiner Rezension oben:

    Auf die Herkunft, oder besser auf den Ursprung der Namensgebung der Hauptprotagonistin DOVE wird im Tawni O’Dells Roman EXPLIZIT eingegangen. Dove ist die Marke einer Kosmetika- und Körperpflegeserie des Unileverkonzern. Die Seife DOVE war die Lieblingsseife von Cissy, Mutter von Dove. Diese Marke ist genaugenommen eine kombinierte Bild- und Wortmarke, nämlich das Wort DOVE mit der stilisierten Abbildung einer . Diese Kombination macht Sinn, wenn man weiß, dass „dove“ übersetzt „Taube“ heißt.