Lesley Kara - Das Gerücht / The Rumour

  • Kurzmeinung

    Sinas
    Ruhiger und sehr langweiliger Roman. Nur am Ende Spannungselemente. Enttäuschend.
  • Kurzmeinung

    ginnykatze
    Was mancher erfindet, schmücken andere aus." Wenn ein Gerücht sich verselbständigt, kann das furchtbare Folgen haben.
  • Verhängnisvolles Gerücht setzt dramatische Ereigniskette in Gang - hochspannend


    Ein wirklich spannendes Erstlingswerk hat die Britin Lesley Kara hier vorgelegt. Ihre Geschichte über die Kindermörderin Sally McGowan, die als zehnjährige einen fünfjährigen Jungen getötet hat, erinnert auf erschreckende Weise an eine reale Tat aus 1993. Damals wurde in Großbritannien ein zweijähriger Junge aus einem Einkaufszentrum entführt und von zwei Zehnjährigen umgebracht.

    Die alleinerziehende Joanna lebt in dem beschaulichen Küstenort Flinstead. Zufällig hört sie vor der Schule ihres Sohnes von dem Gerücht, dass die Kindermörderin Sally McGowan ausgerechnet hier mit einer neuen Identität leben soll. Eigentlich will Joanna von dem Gerücht nichts hören. Allerdings trägt gerade sie kurz darauf dazu bei, dass es sich rasch weiter verbreitet. Ganz schnell wird jede ältere Dame mit anderen Augen betrachtet. Ist sie es oder nicht? Misstrauen und Spekulationen heizen die Stimmung in Flinstead an.

    Kara erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Joanna. Durch ihre inneren Dialoge erfährt man, warum sie wie handelt. Das ist immer nachvollziehbar, aber gelegentlich auch etwas naiv. Ihr Charakter ist mir nicht ganz zu 100% sympathisch gewesen. Dennoch habe ich mit ihr mitgefiebert.
    Es dauert nicht lange, bis die Autorin etliche Damen in der Handlung auftauchen lässt, die alle die Gesuchte sein könnten. Das ist ziemlich raffiniert gemacht. Joannas Neugier lässt sie im Internet nach Informationen suchen und die gefundenen Artikel, die auch als solche abgedruckt sind, bringen den Lesern zusätzliches Hintergrundwissen.

    Die Geschichte liest sich leicht und flüssig. Kein hochkomplexer Schreibstil aber optimal an Zweck und Zielgruppe ausgerichtet.
    Wer eine wirklich spannende Geschichte lesen möchte und sich von einem sehr gut durchdachten Schluss überraschen lassen möchte, kann mit „Das Gerücht“ nichts falsch machen.
    Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe vier sehr gute Spannungssterne.

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Das Gerücht“ zu „Lesley Kara - Das Gerücht / The Rumour“ geändert.
  • Wenn einer jemanden kennt, der wen kennt, der weiß……


    Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie in eine Kleinstadt am Meer. Doch so sehr sie sich auch bemüht, sie und ihr Sohn finden nicht recht Freunde in der neuen Stadt. Da kommt ein Gerücht gerade recht. In der kleinen Stadt soll bisher unerkannt die Kindermörderin Sally McGowan leben. Kaum im Vorbeigehen aufgeschnappt, erzählt Joanna das Gehörte im Buchclub. Und so macht das Gerücht denn auch die Runde. Schnell sind Verdächtige gefunden, Menschen werden terrorisiert, Scheiben eingeschlagen. Bei ihrem Versuch, die Folgen des Gerüchtes zu mindern, schlittert Joanna immer tiefer in die Angelegenheit hinein und muss irgendwann erkennen, dass sie damit auch sich und ihre Familie in Gefahr bringt.

    Die Geschichte beginnt eigentlich relativ harmlos, indem ein Gerücht gestreut wird, das sich aber schon auf den ersten Seiten schnell verselbständigt. Mit jedem Kapitel baut sich hier die Spannung immer weiter auf, so dass man sich als Leser der Geschichte nicht mehr entziehen kann. Man fliegt förmlich durch die Seiten, um endlich zu erfahren, was hinter dem Ganzen steckt. Und nach und nach ergeht es dem Leser genau wie Joanna. Man hat immer eine neue Person, die man verdächtigt Sally McGowan zu sein, um dann seine Meinung doch wieder revidieren zu müssen. Bis hin zu einer Auflösung, mit der ich so gar nicht gerechnet hätte.

    Die einzelnen Personen, auch die Nebenfiguren, wurden so fein heraus gearbeitet, dass man ihnen in ihrem Handeln und Denken gut folgen konnte. Auch der Schreibstil tut sein Übriges dazu, dass man dieses Buch sehr flüssig lesen kann.

    Hier ist ein Debüt auf dem Thrillersektor erschienen, dass neugierig macht auf die kommenden Werke der Autorin. Ich freue mich schon auf ihren nächsten Thriller, der hoffentlich bald kommt, und werde sie in jedem Fall im Auge behalten. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :applause:

  • Ein hochspannender Pageturner

    Darum geht’s
    Joanna zieht mit ihrem kleinen Sohn von London in eine Kleinstadt ans Meer. Das Leben dort ist ruhig und idyllisch, viele Läden werden noch von den Eigentümern geführt und man kennt sich gegenseitig. Die Ruhe ist vorbei, als das Gerücht aufkommt, dass die Mörderin Sally McGowan unter neuer Identität in der Stadt leben soll. Als zehnjährige hatte sie einen Spielkameraden getötet. Von Sally gibt es nur Kinderfotos, wie sie inzwischen aussieht lässt sich nur vermuten. So werden aus geflüsterten Spekulationen schnell öffentliche Verleumdungen. Und ist ein Gerücht erstmal in die Welt gesetzt, lässt es sich schwer wieder zurücknehmen.

    Meine Meinung
    Dieses Buch hat mich bis zum Schluss in Atem gehalten! Die Autorin schafft es, ein bedrohliches und beklemmendes Szenario aufzubauen in dem der Leser bis zum Ende über die Identität und den Verbleib von Sally rätselt. Lebt Sally überhaupt in der Stadt? Wenn ja, wer ist sie?

    Aus einem anfänglichen Unwohlsein baut sich eine Atmosphäre der Paranoia auf. Im Geiste beginnt Joanna damit die Gesichter ihrer Mitmenschen mit den Kinderfotos von Sally zu vergleichen. Je mehr sie danach sucht, desto mehr Unstimmigkeiten findet sie auch im Verhalten ihrer Nachbarn. Auch im Rest der Stadt nimmt das das Gerücht immer mehr Fahrt auf, wird weiterverbreitet und bringt schließlich die Menschen gegeneinander auf.

    Trotz der großartigen Unterhaltung hat das Buch natürlich auch eine ernste Botschaft. Es erinnert daran, wie leicht falsche Informationen verbreitet werden können und wie schnell daraus Verdächtigungen werden.

    Fazit
    Lesley Karas Debütroman bietet viele falsche Fährten und unerwartete Plottwists, manche davon logischer als andere. Die Darstellung, wie sich das Gerücht verbreitet und welche Auswirkungen es schließlich hat ist jedoch sehr gelungen. Von daher, eine klare Leseempfehlung für jeden Fan der Spanungsliteratur!


    Meine Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicher unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse." (Oscar Wilde)

  • erinnert auf erschreckende Weise an eine reale Tat aus 1993. Damals wurde in Großbritannien ein zweijähriger Junge aus einem Einkaufszentrum entführt und von zwei Zehnjährigen umgebracht.

    Das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber bezieht sich der Fall nicht eher auf das Mädchen Mary Bell, das 1986 gemordet hat?

    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver

  • Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht. (Mark Twain)

    Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, fühlte ich mich an den authentischen Fall "Mary Bell" aus den späten 1960er Jahren in Großbritannien erinnert, in dem ein heranwachsendes Mädchen zu einer Kindsmörderin wurde. Die Resozialisierung von jugendlichen Straftätern ist ein extrem heikles Thema. Haben sie eine zweite Chance verdient, wenn sie die vorgesehene Strafe abgesessen und für ihr Verbrechen gebüsst haben? Oder sollen sie lieber für immer weggesperrt werden, um die Gesellschaft vor ihnen zu schützen? Deshalb hat es mich sehr gereizt, dieses literarische Debüt von Lesley Kara zu lesen.

    Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie von London in eine Kleinstadt am Meer. Zunächst ist es die pure Idylle – dann hört sie, dass die Kindermörderin Sally McGowan, die als Zehnjährige einen Spielkameraden umbrachte, unter anderem Namen in der Stadt leben soll. Vor Jahrzehnten machte der Fall Schlagzeilen, inzwischen ist Sally längst aus dem Gefängnis entlassen worden. Unbedacht erzählt Joanna anderen Müttern von dem Gerücht und ihrem Verdacht, wer die Mörderin von damals sein könnte. Sie ahnt nicht, was für eine verheerende Spirale von Ereignissen sie damit in Gang setzt. Und wie sehr sie selbst in diese Geschichte verstrickt ist.

    Von dem in dunklen Farben gehaltenen Cover geht eine bedrohliche, düstere Atmosphäre aus. Alles ist in tiefes Schwarz getaucht, am Himmel ziehen dunkle Wolken auf, die nichts Gutes verheißen. Automatisch bleibt der Blick des Betrachters an dem in Großbuchstaben gesetzten schlichten Titel des Buches hängen, der schwachen Lichtschein in den altmodischen Häusern aufnimmt.

    "In unserer Stadt lebt eine Mörderin." Dieser kurze Satz ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt, um den dieser spannende Psychothriller kreist. Das Geschehen wird überwiegend aus der Perspektive von Joanna, einer alleinerziehenden Immobilienmaklerin, vermittelt, deren Gedanken und Gefühle wir hautnah miterleben. Durch eine unbedachte Bemerkung hat sie das Interesse der Klatschbasen in einem kleinen Dorf angefacht und eine ganze Lawine ins Rollen gebracht, die sie selbst zu vernichten droht. Sensationslüsterne Bewohner zerreissen sich ihr Maul und wühlen die Erinnerung an ein vor langer Zeit begangenes, gesühntes Verbrechen auf. Es bleibt nicht bei gewisperten Verdächtigungen; nein, bald kommt es zu Protestaktionen von 'besorgten Bürgern', die sich in brutaler Gewalt gegenüber unschuldigen Dritten entladen, die - aus welchen Gründen auch immer - aus der breiten Masse hervorstechen. Was wird geschehen?

    Lesley Kara hat ein beeindruckendes literarisches Debüt vorgelegt, das ein wahres Schreckensszenario entwirft, in dem es unsere gesellschaftliche Realität spiegelt. Es ist nicht nur spannend zu lesen, sondern vermittelt eine wichtige Botschaft. Deshalb gibt es eine klare Lese-Empfehlung.

  • erinnert auf erschreckende Weise an eine reale Tat aus 1993. Damals wurde in Großbritannien ein zweijähriger Junge aus einem Einkaufszentrum entführt und von zwei Zehnjährigen umgebracht.

    Das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber bezieht sich der Fall nicht eher auf das Mädchen Mary Bell, das 1986 gemordet hat?


    erinnert auf erschreckende Weise an eine reale Tat aus 1993. Damals wurde in Großbritannien ein zweijähriger Junge aus einem Einkaufszentrum entführt und von zwei Zehnjährigen umgebracht.

    Das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber bezieht sich der Fall nicht eher auf das Mädchen Mary Bell, das 1986 gemordet hat?

    Du hast recht! Ich kannte die Geschichte um Mary Bell nicht. Die Entführung aus dem Einkaufszentrum habe ich dagegen noch vor Augen. Es gab das Video einer Überwachungskamera. Das lief damals pausenlos im Fernsehen. Beides ganz schreckliche Taten.

  • „Sie sieht mich an, als wäre das ein unwiderlegbarer Beweis.“


    Ich beginne meine Rezension mit einem Satz von Seite 361:


    „Ich hatte noch nie in meinem Leben so große Angst. Dieser Augenblick. Diese Zeit. Dieser Ort. Sie bestimmen alles, was ist. Alles, was sein wird.


    Joanna Critchley und ihr Sohn Alfie sind sehr glücklich. Das Zusammenleben ist ideal so, leider trügt diese Idylle. Alfie wird in der Schule gemobbt und so entschließt sich Joanna mit ihm von London, in ihren Heimatort am Meer, nach Flintstead zu ziehen. Das Eingewöhnen fällt Beiden aber schwer, auch wenn ihre Mutter dort lebt und sie sehr unterstützt.


    Auch in der kleinen Dorfschule wird Alfie nicht mit offenen Armen aufgenommen und als Joanna ihn eines morgens in die Schule bringt, hört sie zufällig, wie eine andere Mutter etwas erzählt. Die Kindermörderin Sally McGowan, die als Kind einen Spielkameraden tötete, würde hier unter anderem Namen wohnen. Seite 67: „Sie war ein Kind damals, ein misshandeltes, traumatisiertes Kind“. Als Joanna dann abends im Bücherclub unbedarft von dem Verdacht berichtet, tritt sie eine Welle los, die sich sehr schnell verselbständigt.


    Das Gerücht nimmt immer größere Ausmaße an und als dann die „Mörderin“ entlarvt scheint, verbreitet sich diese „Neuigkeit“ wie ein Lauffeuer. Es läuft alles aus dem Ruder und dann schweben gleich mehrere Dorfbewohner in Lebensgefahr.


    Fazit:


    Die Autorin Lesley Kara schreibt mit ihrem Roman „Das Gerücht“ ihr Debüt. Sie nimmt mich als Leser mit ans Meer in den kleinen Küstenort Flintstead, das gelingt ihr sehr gut.


    Ihr Schreibstil ist sehr bildhaft und lässt sich angenehm lesen. Sofort bin ich in die Geschichte eingetaucht und verfolge jeden Schritt der Protagonisten mit eigenen Augen. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren


    Bei der Beschreibung der Figuren fehlt es mir aber an Tiefe. Ich kann zu keiner Person wirklich eine Beziehung aufbauen. Irgendwie sind sie mir alle zu weit weg. Über allen liegt ein Geheimnis. Die Dorfgemeinschaft ist fast durchgehend kaltherzig, undurchsichtig und eine schwierige Gemeinschaft. So hat es Joanna schwer, hier überhaupt Fuß zu fassen.


    Die Spannung ist teilweise so greifbar und dann wieder fast völlig verlorengegangen. Durch einige Längen wird das für mein Gefühl sogar noch verstärkt. Teilweise verliert sich die Autorin in zu ausschweifende und gewollte Einblicke in die Gerüchte. Weniger ist mehr, ist bei mir der Eindruck.


    Ab der Mitte des Buches wird es dann aber wirklich interessant. Nie hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass die Geschichte so eine Wendung nimmt. Ich hatte überhaupt keine Idee, wer hier nun die „Kindermörderin“ wirklich ist, und war auf einer völlig falschen Fährte. Auch mit diesem Ende hatte ich nicht gerechnet, auch wenn ich es ein wenig zu gewollt war.


    Hier noch ein tiefgreifender Satz von Seite 322: „Das Einzige, was sich verändert hat, bin ich. Meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Verzerrt bis zur Unkenntlichkeit.“


    Ich vergebe hier 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung. „Das Gerücht“ hat mich in seinen Bann gezogen und mich letztendlich überzeugt.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

    Antoine de Saint-Exupéry. Aus: Der kleine Prinz

  • Solide Unterhaltung


    Es ist schwierig, dieses Buch in eine Schublade zu stecken. Man könnte es mit einigem Recht als Krimi bezeichnen; der Verlag hat sich jedoch für das Etikett „Roman“ entschieden. Die Leseprobe hatte mich neugierig gemacht, und ich wollte selber herausfinden, als was ich das Buch bezeichnen würde. Mein Fazit? Es ist ein psychologisch ausgerichteter Spannungsroman mit thrillerartigem Ende, der auf sehr solide Weise gute Unterhaltung bietet.


    Worum geht es? Eine junge, alleinerziehende ( na ja, halb alleinerziehende ) britische Maklerin zieht ihres Sohnes wegen wieder in das Küstenstädtchen ihrer Kindheit. Es fällt ihr schwer, Anschluss zu finden; ihr Sohn wird sogar zunächst von den anderen Kindern ausgeschlossen. Dies mag ein Grund sein, warum sie sich zu einem unbedachten Schritt hinreißen lässt. Sie erzählt im „Buchclub“ von einem Gerücht, das sie auf dem Schulhof von anderen Müttern gehört hat. Eine bekannte Kindermörderin soll unter neuer Identität in dem Städtchen wohnen. So kommt sie zwar ins Gespräch, muss aber entdecken, dass das Verbreiten von Gerüchten ganz eigene Folgen zeitigt, die man nie wieder zurücknehmen kann…


    Mehr muss man über die Handlung eigentlich nicht wissen. Im Wesentlichen geht es in dem Buch um die Atmosphäre in einer englischen Kleinstadt. Darum, wie man wo Anschluss findet, wie sich was verbreitet. Das damalige Verbrechen (immerhin Jahrzehnte her) läuft zunächst am Rande im Buch mit. Man bekommt ein paar Kapitel aus der Sicht der damaligen Täterin zu lesen, und auch ein paar alte, fiktive Zeitungsartikel (die waren wirklich gut gemacht!). Die Protagonistin trifft unterdessen Frauen in diesem Städtchen, mit denen sämtlich etwas nicht zu stimmen scheint. Vermutungen schießen ins Kraut. Und erst im letzten Drittel des Buches gerät die Protagonistin selber in den Fokus. Ab hier überschlägt sich das Buch etwas, und wird zum Thriller. Ganz organisch war dieser Wandel nicht – vorher herrschte einer eher beschauliche Erzählweise vor, die auch ihre Längen hatte. Nur um dann in den letzten zwei drei Kapiteln „so richtig Gas zu geben“. Für mich nicht ganz glaubwürdig – aus literarischer Sicht!


    Bis über zwei Drittel hat mir das Buch also richtig, richtig gut gefallen. Es war in etwa die Atmosphäre eines „Inspector Barnaby“; eine Ortschaft mit Leuten voller Marotten und Schrullen, die sich auch schon mal gegenseitig angiften. Das Thriller-Ende war allerdings überdreht und unnötig. Und hatte meiner Ansicht nach auch logische Stolperstellen.


    Sprachlich war das Ganze angenehm zu lesen. Es wurde glaubhaft die Perspektive einer heutigen Mutter vermittelt, die beruflich erfolgreich ist, aber dennoch emotional nicht ganz ausgewogen lebt. Die Gespräche im Buchclub und auf der Straße, auch auf dem Schulhof, habe ich bildlich vor mir gesehen!


    Ich würde das Buch eher einem Romanleser empfehlen, keinem ganz alteingesessenen Krimi-Leser. Und man sollte sich mit der britischen Mentalität näher befasst haben. Wenn man dann noch zum Schluss hin ein Auge zudrückt – dann kann man das Buch wohl als „gelungen“ bezeichnen.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Ein Gerücht und seine unabsehbaren Folgen

    Und dabei beginnt alles so harmlos. In einer kleinen idyllischen Stadt am Meer bringen morgens die Mütter ihre Kinder in die Schule, tauschen noch ein paar Worte aus, jede Mutter geht dann ihrer Wege. Ganz normaler Alltag. Wenn da nicht eine der Mütter von einer Kindermörderin erzählen würde, die vielleicht sogar in dieser kleinen idyllischen Stadt leben könnte. Von jetzt an nimmt das tragische Geschehen seinen Lauf. Einmal etwas Gesagtes kann nicht mehr zurückgenommen werden. Joanna bekommt die Mörderin nicht mehr aus dem Kopf, vermutet sogar in allen Frauen, die etwa im Alter der Mörderin sind und deren Anfangsbuchstaben S und M sind, also mit der Sally McGowan übereinstimmen, die Täterin zu identifizieren.



    Ich kann beide Parteien gut verstehen: sowohl die Mutter und Schwester des kleinen Robbie Harris, die von Rachegedanken zerfressen keine Ruhe finden können, als auch die Erwachsene Sally McGowan, die ihr Leben dafür hergeben würde, den einen schrecklichen Moment ihrer Kindheit ungeschehen zu machen.


    Die Sprache ist perfekt an die Handlung angepasst: zuerst heiter, angenehm, so wie das Leben in Flinstead selber, ändert sie sich im Laufe des Romans, wird düsterer, dunkler, voller kataphorischer Textverweise, die zuerst den Gedanken an eine Paranoia Joannas denken lassen, weil sie plötzlich überall Gefahren und Bedrohungen zu erkennen glaubt und dann auf die drohende Gefahr anspielen, in der Joanna und Alfie schweben.


    Nach dem Coup de Théâtre löst sich die Handlung auf,


    Na ja, fast gut. Denn die letzte Szene im buch rüttelt alles wieder auf und lässt die Ereignisse damals, in dem zerfallenden Haus in den sechziger Jahren in ein anderes Licht erscheinen. Und wir, die Leser kommen wieder ins Grübeln.

  • Klatsch und Tratsch

    Joanna zieht nach 15 Jahren in London in einen kleinen Küstenort. Ein Grund dafür ist, dass ihr sechsjähriger Sohn Alfie in seiner Klasse gemobbt wurde, ein anderer, dass ihre Mutter ebenfalls in Flinstead lebt.

    Auch in seiner neuen Schule tut sich Alfie schwer damit, Anschluss zu finden. Um das Interesse der anderen Mütter auf sich zu ziehen, erzählt Joanna ein Gerücht weiter, das sie vor kurzem aufgeschnappt hat: angeblich soll eine Mörderin namens Sally McGowan unter falscher Identität im Ort leben. Die Gerüchteküche kocht, bald scheint jede Frau im richtigen Alter eine potentielle Kindsmörderin zu sein. Die Besitzerin eines kleinen Ladens wird schnell als Hauptverdächtige ausgemacht, hat ihr Name doch dieselben Initialen wie Sally McGowan, also ein klares Indiz! Auch die Initiatorin eines Lesekreises scheint verdächtig, immerhin hat sie Joanna nicht auf der Straße gegrüßt, sondern sie ignoriert. Die ganze Geschichte ist total abstrus und an den Haaren herbeigezogen. Würde ein kleiner Ort wirklich mit so großem Interesse auf einen Jahrzehnte zurückliegenden Kriminalfall reagieren? Ich wage es zu bezweifeln. Die Idee für dieses Buch ist gut, nicht aber die Umsetzung. Ich habe schon lange kein so in die Länge gezogenes Buch mehr gelesen. Von den „Schauern, die einem über den Rücken jagen“ (Zitat vom Umschlag) habe ich nichts gemerkt, mich hat das Ganze nur unendlich gelangweilt. Der Schluss ist zugegebenermaßen eine Überraschung, doch keine, für die es sich lohnt, sich durch 400 Seiten Banalitäten und Paranoia zu kämpfen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • kleine_hexe Ich hab in deinem Beitrag einige Spoiler gesetzt, denn Du verrätst sehr viel der Handlung, was anderen dann die Lust nehmen kann, das Buch selbst zu lesen. Bitte nutz die Spoilerfunktion in deinen Beiträgen, wenn Du beim Rezensieren tief in die Handlung eintauchst. Danke :wink:

  • Gefährlich spannendes Gerücht


    Mit ihrem kleinen Sohn Alfie zieht Joanna in die kleine Küstenstadt Flinstead. In dieser Stadt wohnt auch ihre Mutter. Jo will sich hier ein neues Leben aufbauen, da Alfie in seiner alten Schule gemobbt worden ist. Doch auch hier in seiner neuen Schule scheint es, dass er nicht den Zugang zu seinen neuen Mitschülern bekommt und wieder ausgeschlossen wird. Joanna beschließt sich mit den Müttern seiner Mitschüler anzufreunden. Um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, setzt sie das Gerücht in die Welt, dass die damalige Kindesmörderin Sally McGowan unter neuem Namen in Flinstead leben soll. Sie ahnt gar nicht in was für eine Gefahr sie sich und ihre Familie bringt...


    Die Handlung des Buches wird in der Ich-Erzählperspektive der Hauptprotagonistin Joanna erzählt. Normalerweise ist diese Erzählperspektive nicht so meins. Doch hier fand ich es klasse. Ich konnte mich sehr gut in die Gedanken und Gefühle von ihr hineinversetzen. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass man zwischendurch auch die Sichtweise der Sally McGowen zulesen bekommen hat und dass es auch Twitter-Beiträge sowie Zeitungsberichte aus der Vergangenheit von Sally gegeben hat. So hat man ihre Geschichte kennengelernt.


    Zu Beginn ist kaum Spannung da, aber man möchte trotzdem weiterlesen, weil man wissen will wer Sally McGowen heute ist. Über die Handlung hinweg baut sich die Spannung immer weiter auf. Zum Schluss gibt es eine unerwartete Wendung, mit der auch ich überhaupt nicht gerechnet habe. Dann ist es noch spannend bis ganz zum Schluss.


    Die Autorin schafft es einfach mit ihrem tollen Schreibstil den Leser an das Buch zu fesseln. Mit jeder Seite, die man gelesen hat, will man wissen wie es weitergeht. Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen, er ist nicht zu oberflächlich aber auch nicht zu detailliert.


    Aus meiner Sichtweise hat es die Autorin geschafft das Thema sehr gut umzusetzen. Es ist klar erkennbar, wie gefährlich die Verbreitung eines Gerüchts sein kann, sowohl für den Verbreiter des Gerüchts als auch für den Betroffenen.


    Es ist ein toller Debütthriller, den ich auf jeden Fall empfehlen kann zu lesen. Mich hat er total gefesselt und daher hat er auch 5 Sterne verdient.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Das Gerücht" hat mich leider nicht so überzeugt wie erhofft. Ich fand die Grundidee total interessant und anfangs hat mir auch gefallen, wie die Autorin sie umgesetzt hat. Es wird gut erzählt, wie das Gerücht entsteht und die Runde macht und aus welchen Gründen die Ich-Erzählerin es verbreitet. Aber mir blieb die Geschichte zu oberflächlich. Es passiert viel zu viel drumherum, das Gerücht und seine Folgen rückt sehr in den Hintergrund, stattdessen wird das Privatleben der verschiedensten Charaktere beleuchtet, andere Sorgen und Alltagsprobleme der Ich-Erzählerin kommen hinzu und dadurch kommt leider nur sehr wenig Spannung auf. Aber das Buch weist einen Plottwist auf, mit dem ich so nicht gerechnet hatte und der dann doch im letzten Viertel für Spannung sorgt. Daher gibt es gut gemeinte drei Sterne von mir.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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