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Gonzalo Rodríguez de Tejeda – ursprünglich aus Spanien stammend – hat im Kunsthandel ein Vermögen gemacht. Nun verbringt er seinen Lebensabend in Venedig. Was kommt dann? Soll die rigide Familie, die mit seinem freizügigen Lebenswandel noch nie einverstanden war, seine Schätze erben? Oder wer ist der Auserwählte? Brunettis Schwiegervater fürchtet, seinem Freund Gonzalo könne Übles zustoßen. Der Commissario soll helfen – und verläuft sich beinahe in den Abgründen des menschlichen Herzens.
Die Ausgangslage stellt sich folgendermassen dar dass der Conte (man weiss, sein Schwiegervater ) Brunetti welcher diesem in einem altehrwürdigem Sessel gegenüber sitzt schweren Herzens um einen Gefallen bitten möchte.
Dies bedingt dass der Conte ausführlich über das Leben von Gonzalo Rodríguez de Tejeda seinem Freund, das gemeinsame kennenlernen und dessen Werdegang erzählt; um schlussendlich auf das Anliegen weswegen er Brunetti zu sich gebeten hat zu sprechen zu kommen.
Allerdings braucht man als Leser einige Geduld bis klar ist was Sache ist. Man erfährt nicht nur einen wesentlichen Teil wie der junge Conte Gonzalo Rodríguez de Tejeda kenne lernte, Freunde wurden und sich das Leben der beiden gestaltete. Denn da schweifen die Gedanken Brunettis zugleich in die Vergangenheit, man darf lesen welcher Lektüre Brunetti sich schon in jungen Jahren gewidmet hat. (Er las den Hadrian -das nur so nebenbei) Das kennenlernen von Paola und ihrer Familie fliessen ebenso ein.
Dazwischen lässt sich die Autorin nicht nehmen, da sich Brunetti während des Gesprächs durch eine Aussage Contes ablenken lässt, und überlegt was mit der Villa bei Vittorio Veneto geschehen soll, darauf aufmerksam zu machen dass die Familie seiner Frau aus einer noblen, reichen venezianischen Familie stammt.
Endlich, endlich ergründet man als Leser - ach bei dieser Geschichte - (und hier erzähle ich nicht was man nicht auch in andern Rezensionen lesen kann) geht es um eine Familie welche sich moralisch entrüstet, weil Gonzalo Rodríguez de Tejeda, fünfundachtzig, schwul und sehr reich, einen jungen Mann adoptieren möchte.
Somit möchte doch Brunetti ganz diskret Nachforschungen über diesen jungen Mann anstellen, ganz nebenbei auch Gonzalo seine Tätigkeiten, sein Vermögen, seine Familie und Angehörigen etwas unter die Lupe nehmen.
Obwohl diese Recherchen eigentlich eine Privatangelegenheit sind wendet sich unser Commissario wie gewohnt an Elettra die ihn mit ihren Fähigkeiten am PC die gewünschten Informationen besorgen sollte. Allerdings hat er Pech denn diese begibt sich in die Ferien. Somit muss er eine andere Quelle finden welche ihn unterstützt. Diese findet er in Griffoni welche er natürlich einweihen muss. Eigentlich ist es fast klar dass somit ein Gespräch über Vorurteile und Motiv stattfindet.
Als Leser wird man wieder mit dem Vergnügen belohnt wie die Familie Brunetti sich mit mit leckern Speisen den Tag versüsst. Man darf den durchaus philosophischen Gesprächen zwischen Bruno und Paolo lauschen und erfährt welche Interessen die beiden schon fast erwachsenen Kinder haben.
Dazwischen wird ebenfalls auf das allgemeine Elend des Plastikmülls von welchem alle betroffen sind aufmerksam gemacht. Eines dieser Umweltthema welches Donna Leon regelmässig obwohl diese in keiner Weise mit der Geschichte zusammenhängen in ihren Romanen zum Ausdruck bringt.
Natürlich darf Patta nicht fehlen und somit wird man als Leser mit einer etwas abstrusen Geschichte was dessen privates Leben betrifft konfrontiert.
Bei einem exquisiten Dinner mit der noblen Gesellschaft Venedigs hat Brunetti die Gelegenheit Marchese Attilio den angehenden Adoptivsohn von Gonzalo kennen zu lernen. Wobei es bei einem kurzen gegenseitigen Betrachten bleibt.
Über all dem was die Autorin in das Buch verpackt, vergisst man als Leser fast dass es ein Krimi ist den man liest.
Doch, doch, man möchte wirklich fast sagen endlich, (ab Seite 120 -Ebook - mit 222 Seiten) beginnt sich etwas wie Spannung aufzubauen. Denn es gibt tatsächlich noch Tote. Allerdings mehr wie "lauwarm" kann man diese "Zuspitzung des Geschehen" nicht bezeichnen, und somit bleibt dem Leser jegliches, ansonsten in Krimis vorkommende Szenario mit aufregenden polizeilichen Ermittlungen erspart.
Lange Zeit hatte ich Donna Leon mit ihrem Commissario begleitet, irgendwann aufgegeben - denn es wurde mir zu eintönig. Jedoch die letzten drei Bücher wieder gelesen, denn es hätte doch die Möglichkeit bestanden, dass Donna Leon aus der gepflegten Langeweile welche sich in ihren Büchern breit macht, heraus gefunden hätte und den Lesern somit das Vergnügen der ersten Krimis mit dem sympathischen Brunetti und seiner Familie zuteil würde.
Nun dem ist nicht so und als Leser dieser Romane muss man sich bewusst sein eine Gesellschaft Studie mit all ihren Facetten welche diese ausmacht präsentiert zu bekommen.
Wer die Filme mit dem überaus geschätzten Uwe Kockisch als Kommissar Brunetti kennt, weiss dass nach über zwanzig Jahren mit dem 26. 'Donna Leon'-Fall diese eingestellt werden.
Zwar schade, jedoch ich glaube Uwe Kockisch wäre bei weiteren Folgen sicherlich vor Langweile in einen der unzähligen Kanäle Venedigs gefallen.
An dieser Stelle möchte ich den zukünftigen Lesern noch empfehlen „Die Troerinnen" eine Tragödie von Euripides zu lesen. Eine Lektüre welche Brunetti in diesem Band liest; den Zusammenhang zum vorliegenden Roman der Leser selber herausfinden darf.