Innovative Romanideen

  • Hallo einmal in die Runde,


    ich habe vergangenes Jahr meinen Debütroman veröffentlicht. Ein Crossover aus Fantasy und Science-Fiction, sowie der Abenteuerliteratur.

    Es ist auch ein Entwicklungsroman.


    Beim Entwickeln der Story wollte ich eine alternative Handlung aufzeigen.

    Dabei stellte ich mir die Frage, ob es heute noch möglich ist, einen vollkommen neuen Roman zu schreiben. Oder bleibt nur, Altbekanntes immer wieder zu variieren?


    Was meint ihr? Ist so etwas noch machbar.


    Ich habe einmal gelesen, dass in der Rockmusik jede Note schon geschrieben sei.


    Wie ist das bei Büchern?


    Liebe Grüße

    Th. Wolf:lol:

  • Ein ähnliches Thema hatten wir erst neulich im Thread "Vergleich: Alte und neue Literatur" diskutiert. Ich glaube schon, dass es möglich ist, eine ganz neue oder zumindest ungewöhnliche Idee als Autor zu entwickeln. Besonders wenn man sich wie du in einem Genre-Mix bewegt und mit gewissen Regeln bricht, der z.B. ein Liebesroman oder klassische Fantasy folgen (sollten). Ich fände es traurig, wenn mich als Leser rein gar nichts mehr überraschen würde, weil jede Handlung im entsprechenden Genre nach Schema F abläuft, ungeachtet der Tatsache, dass die Protagonisten zwar mit individuellen Charaktereigenschaften ausgestattet werden, aber die Handlung mehr oder weniger dieselbe ist. Viele Geschichten im Leben sind einzigartig, und da viele Autoren zumindest teilweise aus ihrem persönlichen "Fundus" schöpfen, sind gewiss noch nicht alle erzählt.


    Dankbare Genres für innovative Ideen sind sicherlich Steampunk und Mystery, wo generell alles erlaubt ist, solange es nachvollziehbar bleibt bzw. einigermaßen logisch erklärt wird trotz phantasievoller künstlerischer Freiheit.


    Im Bereich Erzählungen sind die Grenzen ohnehin nicht so eng gesteckt wie in den erstgenannten, und man hat als Autor mehr Freiheit, eigene Ideen umzusetzen als in anderen Genres. Ein Beispiel für eine meiner Ansicht nach wirklich originelle Geschichte ist "Der Kastrat" von Richard Harvell, ein Mix aus fiktiver Biografie und einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung.

  • Danke für den Buchtipp.


    Wir alle haben ja auch schon eine Menge Bücher gelesen, Filme und Serien gesehen. Ich denke, all die Inhalte speichert unser Gedächtnis ab. Beim Entwickeln der Story läuft man Gefahr, ganz unbewusst, auf solche Handlungen zurückzugreifen. Der Leser sagt dann vielleicht:

    "Das habe ich schon gelesen in ..."


    Es ist schwierig, eine Handlung anders zu denken. Wie würde sich Leben entwickeln. Immer so wie auf der Erde?


    Ich denke, dies ginge auch auf eine weitere Art und Weise.


    Aber ja, sicher können noch neue Ideen gefunden werden. Nur ist das heute viel schwieriger.


    Ein gutes Beispiel für eine gelungen Adaption sind die Bücher von M. Heitz. Er bedient sich zwar im Tolkienuniversum, schafft dabei aber wirklich Neues (Die Zwerge und die Legenden der Albae).


    Eine eigene Welt zu kreieren, ist für vollkommen spannend.

  • Natürlich ist es noch möglich, eigene Geschichten zu entwickeln. Die Menschen sind vielfältig, ihre Charaktere, ihre Handlungen - dazu muss man nicht einmal in Fantasiewelten abdriften, obwohl es da natürlich einfacher ist. Klar ist, jede Person geht, isst, liebt irgendwann, hat diese oder jene Probleme. Die Kunst ist, daraus etwas Neues zu schaffen, indem man das Ganze in eine Kombination bringt, die es noch nicht gab. Bei Fantasy und SciFi ist es sogar noch einfacher, weil man gleich eine ganz andere Welt kreieren kann, in der sogar physikalische Gesetze ausgehebelt werden können.

    Wenn Leser z.B. die Grundhandlung von Homo Serpentes hören, assoziieren sie zunächst Avatar damit. Sobald sie die Geschichte aber lesen, merken sie, dass es etwas ganz Eigenes ist und mit Avatar so gut wie gar nichts gemein hat.

    Dass es mittlerweile die tausendste Vampir-, Millionärs- oder Billionärsgeschichte gibt, liegt daran, dass viele Autoren irgendwann auf den Zug aufspringen, wenn das Thema erfolgreich angekommen ist, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Und es gibt auch Lesewillige, die solche Geschichten wieder und wieder lesen - bis es ihnen dann doch irgendwann zum Hals raushängt. Aber es gibt dafür noch etliche Themen in anderen Kombinationen, die noch nicht geschrieben worden sind. Diese werden gute Autoren aber auch finden. Ich habe letztens sogar eine Vampirgeschichte gelesen, die ich in der Form vorher noch nicht gelesen habe. Selbst da ist es also noch möglich, neues zu bringen :)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Es ist ja nicht nur das "Was", also die Handlung, die ein Buch bestimmt, sondern auch das "Wie", das Handwerkzeug von Sprache und Stil. Dazu gehören Wortwahl, vielleicht die Erfindung neuer Wortverbindungen, -zusammensetzungen oder Metaphern. Allerdings so, dass das Ganze nicht gekünstelt, übertrieben oder aufgepfropft wirkt, sondern sich ganz natürlich und zur Handlung passend liest.

    Viel verlangt? Mag sein, doch es gibt immer mal wieder einen Autor, der mich auf diese Art begeistert. Für die Autoren bleibt in diesem Bereich immer viel Luft nach oben, weil Sprache ja sowieso nichts Statisches ist.


    Als Beispiel möchte ich diesen Autor nennen, der mir bei der Frage sofort eingefallen ist. Nicht erst mit diesem Buch, sondern auch mit den früheren und seinen Erzählungen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie

    In die Richtung denke ich auch. Wenn ein Autor keinen neuen Genre-Mix entwickelt, aber in Figurencharakteristik, Logik und bildhafte Sprache investiert, ist das durchaus innovativ. Gerade bei Fantasy und Utopien schätze ich auch einen umfangreichen Wortschatz. Es gibt Autoren wie John Irving, die sich wochenlang an die Laufrichtung zu einer Restaurantküche setzen, um Bewegungsabläufe zu studieren, oder sich zig Barockorgeln ansehen und andere, bei denen Figuren eben nur "gehen" und "tun".

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Ich habe einmal gelesen, dass in der Rockmusik jede Note schon geschrieben sei.

    Nicht nur in der Rockmusik. Wenn man überlegt, dass es in der traditionellen europäischen Musik nur sieben Noten, mit Zwischentönen zwölf gibt und wie verschiedenartig die Musik ist, die im Laufe der Jahrhunderte daraus komponiert wurde, hat die Literatur doch wesentlich mehr Chancen. Rein rechnerisch. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Ich freue mich, dass ich mit dem Thema zu einer anspruchsvollen Diskussionsrunde beitragen konnte.


    Im Bereich Fantasy besteht für mich eine der Herausforderungen darin, sie realistisch anmuten zu lassen und eine epische Handlung zu entwerfen. In diesem Sinne, gibt es herausragende Autoren (z. B. Tolkien).


    Diese Aufgabe ist nicht leicht und führt beispielsweise zu der Frage, wie man mit Gewalt umgeht, die ja in der realen Welt leider immer präsent ist. Allein die Tagesschau, die Lokalzeitung und das Internet sind täglich voll davon. Doch was macht das mit uns? Mit unserer Seele und der Gesellschaft?

    Wo doch Achtsamkeit, Freundschaft und die Akzeptanz von Vielfalt von Nöten ist?

  • Allein die Tagesschau, die Lokalzeitung und das Internet sind täglich voll davon. Doch was macht das mit uns? Mit unserer Seele und der Gesellschaft?

    Wo doch Achtsamkeit, Freundschaft und die Akzeptanz von Vielfalt von Nöten ist?

    Was es macht, ist relativ einfach zu beantworten: Es sorgt für eine Angstgesellschaft, die leicht zu lenken ist. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass diese Gewaltmeldungen immer die Ausnahme darstellen, nicht die Regel. Wäre es anders, würde niemand mehr darüber berichten, weil wir es täglich direkt vor Augen hätten. Die Regel ist dagegen: Wie haben ein mehr oder weniger angenehmes und überwiegend gewaltfreies Leben, sodass es sich lohnt, über die Ausnahmen zu informieren.

    Um hier den Bogen aufs Bücherschreiben zu ziehen: Geschichten zeigen auch immer nur Ausnahmen, Dinge, die im normalen Leben normaler Leute nicht passieren. Das macht sie so spannend. Demnach lautet die Aufgabe eines Autors: Finde die Ausnahme und setze sie in ein aufregendes Licht 8)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein