Lisa Taddeo - Drei Frauen / Three Women

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Anfangs hat mich die Erzählung irritiert & dann vollkommen gefesselt. Es geht um Frauen ihre Facetten & Wahrnehmung.
  • Kurzmeinung

    -the-black-one-
    Gute Idee, zwei der drei Frauen sind mir aber sehr fremd geblieben.
  • Verlagstext

    Alles, was Lina will, ist, dass sie jemand begehrt. Wie ist sie in diese Ehe geraten, mit zwei Kindern und einem Mann, der sie nicht einmal mehr auf den Mund küsst?

    Alles, was Maggie will, ist, dass sie jemand versteht. Wie konnte sie sich auf ihren Lehrer einlassen? Und warum scheinen alle nicht ihn, sondern sie dafür zu hassen?

    Alles, was Sloane will, ist, dass sie jemand bewundert. Wie ist sie zum Objekt der Begierde eines Mannes geworden, ihres Mannes, der nichts lieber tut, als ihr beim Sex mit anderen zuzuschauen?

    Three Women – Drei Frauen ist das Buch der Stunde über weibliche Sexualität zwischen Lust und Macht, anziehend und verstörend, vielschichtig, gewaltig und schön.


    Die Autorin

    Lisa Taddeo sorgt mit ihrem ersten Buch Three Women in der englischsprachigen Welt und darüber hinaus für Furore. Mit Erscheinen stieg Three Women direkt auf Platz 1 der Bestsellerlisten der New York Times und Sunday Times ein. Außerdem schreibt Lisa Taddeo popkulturelle Features für Esquire, New York, Elle, Observer und viele andere. Für ihre Storys wurde sie bereits zwei Mal, 2017 und 2019, mit dem Pushcart Prize ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Connecticut.


    Inhalt

    In „Drei Frauen“ verknüpft Lisa Taddeo die sexuellen Biografien dreier Frauen, die in schwierigen Verhältnissen in der (teils katholisch geprägten) amerikanischen Provinz aufwachsen, wo das Reflektieren archaischer Rollenvorstellungen auch in diesem Jahrhundert noch nicht vorgesehen ist.


    M a g g i e lässt sich als 16-Jährige in eine Affäre mit einem sehr viel älteren Mann ein, von dem sie sich erhofft haben könnte, dass er sie wie der Märchenprinz aus schwierigen Verhältnissen auf seine Insel holt, ohne dass sie in eine Partnerschaft selbst etwas einzubringen bräuchte. Rettung aus dieser Situation sucht sie ausgerechnet bei ihrem Lehrer. Jahre später steht der Prozess gegen diesen Lehrer bevor. Maggie wird dabei mit allen Qualen ihrer Jugendjahre konfrontiert, der Doppelmoral des ritualisierten Datings amerikanischer Teenager, des Slut-Shamings, an dem sie selbst nicht unbeteiligt ist, und schließlich des Victim-Blamings, das – obwohl gesetzlich verboten – vor Gericht zur Diskreditierung der Opfer sexueller Gewalt durch die Verteidigung eingesetzt wird.


    L i n a wollte einen Ehemann, ein Haus und Kinder. Sie bekam, was sie sich wünschte, aber von ihrem Mann keine Zärtlichkeit und verzehrt sich nach ihrer unerfüllten Jugendliebe Aidan.


    S l o a n e stammt aus wohlhabenden Verhältnissen, in denen Sommerhäuser, private Flugzeuge und Studieren an Eliteuniversitäten die Norm sind. Sie lernt ihren Mann Richard beim Jobben in der Gastronomie kennen und gründet mit ihm ein Restaurant in einem Küstenort in Rhode Island. Schon früh hatte Sloane Sex zu dritt und behält das in ihrer Ehe bei.


    Die drei Biografien werden in Rückblenden abwechselnd und abschnittweise entwickelt. Für den an sich banalen Inhalt finde ich diesen Aufbau zu ambitioniert. Indem sie u. a. die Sicht ihrer Figuren einnimmt, vermeidet die Autorin eine kritische Auseinandersetzung mit den Rollenbildern der jungen Frauen. Taddeo kündigt zwar an, über weibliche Sexualität und weibliches Begehren zu schreiben, tatsächlich schreibt sie über die Unterwerfung von Frauen und Sex als Währung im Tausch gegen Schutz und Versorgung. So verkündet Taddeo die fragwürdige Einsicht, der männliche Sexualtrieb sei unkontrollierbar und Männer seien demnach nicht Herr ihrer Triebe. Substanziell Neues, das ein rückwärtsgewandtes Frauenbild in den USA der Gegenwart erklären könnte, ist von ihr nicht zu erwarten. Dafür findet man charakteristische Aussprüche der drei Figuren, die im Gesamtbild vieles nachvollziehbar machen, wie „Sie mochte es, wenn man Entscheidungen für sie fällte“. Alle drei Frauen suchen beim Partner die fehlende Anerkennung eines Elternteils, wollen aus schwierigen Verhältnissen gerettet werden, sind für das Leben nach der Schule unvorbereitet oder hätten bereits als Jugendliche therapeutische Hilfe gebraucht. Unübersehbar geht es hier auch darum, wie Frauen mit anderen Frauen umgehen und dass in Cliquen Jugendlicher jedes Mädchen selbst seinen Teil zur Stützung frauenverachtender Strukturen beiträgt.


    Fazit

    Lisa Taddeo schrammt teils scharf am Kitsch vorbei („ihre Seele lächelt zu Gott herauf“, „ihr Herz bricht“) und lässt leider nicht zu, dass ihre Figuren die eigene Entwicklung reflektieren. Beim Thema Lust und Begehren ist die Autorin keine völlig neutrale Berichterstatterin; denn sie wurde in ihrer Kindheit von der Sprachlosigkeit ihrer eigenen Mutter geprägt, die als junge Frau über lange Zeit von einem Fremden sexuell gedemütigt wurde und sich nicht zu helfen wusste. Nach eigener Aussage hat Taddeo aus einer Fülle von Recherchematerial die Biografien ausgesucht, die sie für nachvollziehbar hält und die Mitgefühl auslösen könnten. Gut 2 Jahre nach Beginn der Me-too-Bewegung wartet „Drei Frauen“ zwar mit einer Fülle expliziter Sexszenen auf, trägt jedoch wenig Substanzielles dazu bei, warum das Bedürfnis von (amerikanischen) Frauen, sich zu unterwerfen und auf Rettung durch einen Märchenprinzen zu warten, stärker zu sein scheint als je zuvor.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Lisa Tadeo - Three Women. Drei Frauen“ zu „Lisa Tadeo - Drei Frauen / Three Women“ geändert.
  • Interessant, Deine Meinung zu lesen Buchdoktor . In der „Zeit“ wurde das Buch letzte Woche ziemlich (okay, nicht nur ziemlich) zerrissen. Hier der Link: Drei Frauen.

    Kann ich gut nachvollziehen.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Lisa Tadeo - Drei Frauen / Three Women“ zu „Lisa Taddeo - Drei Frauen / Three Women“ geändert.
  • Drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Geschichten. Doch ganz anders, als erwartet.

    Three Women – Drei Frauen ist das Buch der Stunde über weibliche Sexualität zwischen Lust und Macht, anziehend und verstörend, vielschichtig, gewaltig und schön.

    Meiner Meinung nach baut der Verlag hier ein etwas unpassendes Bild des Inhaltes. Ich persönlich bin davon ausgegangen, über unterschiedliche Sexualverhalten von diesen drei Frauen zu lesen und wie dies in derem Leben Platz findet. Auf gewisse Weise habe ich das auch bekommen, aber irgendwie doch ganz anders gedacht. Denn nur von einer der Frauen war dann auch zu lesen, was sie wirklich will und sich wünscht und wie sie dies auch bekommt und in ihr Leben einfügt. Bei den anderen war das nicht so ganz der Fall, beziehungsweise wurde eher aufgezeigt, dass sie eben genau das, was sie sich vielleicht wünschen, nicht ausleben können.

    Müsste nicht unbedingt bedeuten, dass das Buch dadurch schlecht wird, allerdings muss ich trotzdem Sternchen abziehen, weil mich nur eine der Geschichten auch so richtig gefangen genommen hat. Maggie und ihre Geschichte konnte Interesse bei mir wecken und hat irgendwo einen Eindruck bei mir hinterlassen. Die anderen beiden Damen - Lina und Sloane - blieben für mich dagegen sehr blass und unteressant. Ich weiß nicht, ob es der Erzählstil der Autorin war, oder ob es daran lag, dass die Geschichten für sich nicht so viel Raum einnehmen konnten, damit sie auch wirklich bei mir ankommen.


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    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver

  • Drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Geschichten. Doch ganz anders, als erwartet.

    Three Women – Drei Frauen ist das Buch der Stunde über weibliche Sexualität zwischen Lust und Macht, anziehend und verstörend, vielschichtig, gewaltig und schön.

    Du zitierst den Verlagstext. Ich würde das Buch nie so bezeichnen. Noch kannst du es ändern.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Geschichten. Doch ganz anders, als erwartet.

    Du zitierst den Verlagstext. Ich würde das Buch nie so bezeichnen. Noch kannst du es ändern.

    Erledigt. ;) Danke für den Hinweis. Habe es natürlich auch so verstanden und wollte es nicht falsch darstellen.

  • Three Women - Lisa Taddeo


    Da ich von dieser Autorin zuerst "Animal" gelesen und es für mich persönlich zum Buch des Jahres gekürt hatte, musste ich natürlich auch sofort "Three Women" eine Chance geben.

    Und ich war alles andere als enttäuscht. Lisa Taddeo hat einen sehr ungewöhnlichen und doch vertrauten Schreibstil. Sie schafft es mich jedes mal mitzureißen und zu fühlen was auch immer ihre Charaktere in ihren Büchern durchleben. In diesem Buch, wie der Titel bereits sagt, geht es um drei Frauen die nicht unterschiedlicher sein könnten. Jede einzelne von ihnen hat mit einem spezifischem Problem zu kämpfen und doch erkennt man sich selbst in allen wieder. Natürlich bedeutet das nicht, dass man die sexuellen Vorlieben der Protagonistinnen oder gar ihr Schicksal teilt. Vielmehr fühle ich ein tiefes Verständnis für all die Selbstzweifel mit denen ich bereits selbst in meinem Leben zu kämpfen hatte. Dieses Buch gibt mir das Gefühl mit all meinen Gedanken und Problemen nicht allein zu sein und gar nicht so verrückt dazustehen wie ich immer über mich dachte.


    Fazit:

    Ich kann nur für mich sprechen wenn ich sage; Wir Frauen sind gar nicht so verschieden und im Herzen doch irgendwo, irgendwie gleich. Viele von uns haben Ängste und Sorgen nicht gut genug zu sein oder verfolgen Ziele von denen wir erst im Nachhinein realisieren, dass wir doch hätten lieber auf unseren Verstand als auf unsere Herzen hören sollen.

    Lisa Taddeo ist mit nur zwei Büchern zu meiner absolut liebsten Autorin geworden.

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