Klappentext
In Robert McCammons meisterhaftem dritten Teil der historischen Thriller-Reihe um Matthew Corbett erweckt er erneut die Kolonialwelt Amerikas zu schillerndem Leben.
Matthew, der mittlerweile als »Problemlöser« für die New Yorker Zweigstelle der Londoner Herrald-Vertretung arbeitet, erhält einen ungewöhnlichen und gefährlichen Auftrag: Zusammen mit seinem Begleiter Hudson Greathouse soll er den berüchtigten Massenmörder Tyranthus Slaughter von einem Gefängnis in der Nähe Philadelphias zum New Yorker Hafen eskortieren.
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Mister Slaughter ist nicht nur die bis ins kleinste Detail fein ausgearbeitete Darstellung einer noch jungen Nation, sondern auch das zeitlose Porträt eines äußerst gewalttätigen Serienmörders, der seinen Häschern immer einen Schritt voraus ist.
Meine Meinung
Das Cover sieht wieder megamäßig aus, wie auch alle anderen Bände der Reihe, das ist wirklich super gelungen und ich freu mich auch vor allem, dass sie diesen Band im deutschen nicht wieder gesplittet haben. Der Titel ist leider nicht so passend, weil er für mich tatsächlich schon etwas spoilert, wie auch ein Satz aus der Verlagsinfo, den ich weggelassen habe - das hätte nicht sein müssen, weil die Überraschung dadurch vorweg genommen wurde, auch wenn man ahnt, wie es sich entwickeln wird.
Der Aufbau der Handlung ist wieder eher in einem langsamen Tempo, was mich aber nicht gestört hat, da der Autor eine unglaublich intensive Atmosphäre schafft. Man fühlt sich direkt in die Zeit zurückversetzt und es hatte für mich dieses Mal einen "Western" Charakter, mehr noch als in den Bänden zuvor.
Die Zeit um 1702, in der New York anfängt zu wachsen, sich Kolonisten ansiedeln und die Indianer eine Rolle spielen trägt dazu natürlich bei. Mit detaillierten Beschreibungen lässt Robert McCammon eine anschauliche Kulisse entstehen und er erklärt auch im Anhang die historischen Hintergründe und auch Figuren, die ihm hier ein Vorbild waren.
Vor allem Mister Slaughter, der Verbrecher und Mörder, hat hier eine tragende Rolle und wurde perfekt in Szene gesetzt. Seine perfide Art wirkt anfangs noch unspektakulär, entwickelt sich aber auf eine äußerst erbarmungslose und brutale Weise - körperliche Gewalt und seelische Grausamkeit wird zwar immer nur kurz aber sehr deutlich gemacht, was man sich vor dem Lesen klarmachen sollte.
Sein Bezug zu Benjamin Barker, dem mordenden Barbier, den man aus Musical Sweeney Todd kennt, fand ich sehr cool, auch wenn es nur am Rande erwähnt wird.
Matthew Corbett selbst kennt man ja schon aus den vorangegangen Geschichten und er muss dieses Mal wirklich maßgebliche Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen gravierende Folgen haben werden. Wie so oft sind diese in dem Moment nicht überschaubar und reichen weiter, als Matthew auch nur ahnen kann.
Dabei spielt auch die "Gier" nach Geld eine Rolle, die Hoffnung auf ein "sorgenfreies" Leben durch genug Reichtum, der ja vieles erleichtert - aber eben auch seine Schattenseiten hat.
Auch ist die Verdrängung der Indianer und der Natur mit eingeflossen, auch wenn es nicht mit erhobenem Zeigefinger thematisiert wurde. Die Weiterentwicklung der Zivilisation, der Industrie und die damit verbundene "Zeit ist Geld" Maschinerie und wie diese das naturnahe Leben langsam aber sicher auslöscht. Leider ja immer noch aktuell und ein Thema, das mir sehr zu Herzen geht.
Insgesamt war dieser Band für mich der bisher beste der Reihe auch wenn ich von den anderen schon begeistert war. Robert McCammon versteht es vortrefflich, auf eher ruhige aber fesselnde Weise zu erzählen und die Spannung immer wieder neu aufzubauen. Die Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten sind lebendig und glaubwürdig und erleben hier ein Drama aus Angst, Verzweiflung und Rache.
Fazit: gute 4.5 Sterne von mir