Thomas Böhm / Carsten Pfeiffer (Hrsg.) - Die Wunderkammer der deutschen Sprache

  • Autoren: Thomas Böhm, Carsten Pfeiffer (Hrsg.)

    Titel: Die Wunderkammer der deutschen Sprache

    Seiten: 300
    ISBN: 978-3-946990-31-4

    Verlag: Das kulturelle Gedächtnis


    Autoren:

    Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer sind Herausgeber und Autoren für den Verlag -Das kulturelle Gedächtnis- und Liebhaber der deutschen Sprache. Ersterer wurde 1968 in Oberhausen geboren, lebt aber in Berlin und ist Literaturvermittler, Schriftsteller und Moderator. Nach einer Mitarbeit für eine Literaturzeitschrift, für die er als Lektor und als Redakteur arbeitete, übernahm er die Programmleitung des Literaturhauses Köln, moderierte ein Literaturfestival, schreibt sich um Kopf und Kragen.


    Carsten Pfeiffer ist Mitgesellschafter beim für das Buch verantwortlichen Verlag, war vorher bei Egmont tätig, sowie bei Cornelsen. Spezialgebiet, Marketing und Vertrieb.


    Inhalt:

    Wenn es ein Wimmelbuch für Erwachsene gibt, so ist es wohl dieses. Gefüllt mit Geheimsprachen und Figurengedichten üben wir Zungenbrecher und Beschimpfungen. Die Alchemie des Deutschen auf den Zahn gefühlt und Wortschätze mit Küchenlatein vermischt. Wo sagt man wie 6:15 Uhr und kennt ihr Schnadahüpfeln schon? Die deutsche Sprache ist nicht nur nicht in gut dreißig Jahren zu lernen, sie steckt voller Geschichten und Wunder, die es zu entdecken gilt. Steigt ein, in diese Wunderkammer. (eigene Inhaltsangabe)


    Rezension:

    Wer eigene Kinder hat oder früher selbst eines gewesen ist (Einige erinnern sich.), kennt sie. Wimmelbücher. Bildgewaltig kommen sie daher und detailreich sowie so. Auf jeder Seite gibt es viel zu entdecken und zu bestaunen. Nun gibt es dergleichen auch für Erwachsene, eine Art Wimmeltextbuch. Zusammengetragen und erstellt haben es Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer vom Verlag -Das kulturelle Gedächtnis-. Gestalterisch eine Wucht, in diesem kräftigen Blau und Orange gehalten, eröffnet sich zwischen den Buchdeckeln die Vielfalt der deutschen Sprache.


    Abseits jeder zum Abgewöhnen stattfindenden Rechtschreibform tut sich Seite für Seite ein Füllhorn auf. Landkarten der Sprache gibt es, auf denen man mit dem Fingern zwischen Brötchen und Schrippen etwa entlangwandern oder für den nächsten Hamburg-Trip das Nachtjargon Sankt Paulis üben kann. Vielleicht erklimmt ein Leser des Buches den babylonischen Turm der Kriechtiere, um dann bei den Polynomen zu landen? Was waren, gleich nochmal Homonyme? Hier wird all das und noch viel mehr erklärt und beispiel-, wie meisterhaft gezeigt.


    Figurengedichte sind dort zu finden. Plötzlich kann ein Leser den Fontane-Code entschlüsseln. Deutsche Sprache, schwere Sprache, zumal nach nur dreißig Jahren in aller Gänze zu erlernen, sagte einst Mark Twain. Wie heißt wo die Stechmücke? Wie koch man mit Teekesselchen im Fundus der Wörter und welche sind eigentlich Erik Fosnes Hansen liebste? Einen irren Spaß muss es gemacht haben, diese und andere Schätze zusammenzustellen. Schwer muss die Auswahl gefallen sein.


    Intensive Recherche, Lust am Stöbern und eine "Gestaltungswut", die ihres Gleichen sucht, haben zu diesem sprachlich bunten Feuerwerk geführt, in dem Namdeutsch ebenso eine Rolle spielt, wie Seemannsprache. Wenn man so will, ist dies die witzige Variante des trögen Deutsch-Buches aus Schulzeiten oder ein Duden für Humorvolle. Schnadahüpfln wird ein Leser nach der Lektüre ebenso kennen, neu wissen, welche Wörter das Kosovo-Albanische aus dem Deutschen übernommen hat.


    Wer bis hier hin den Überblick behalten hat, wird ihn spätestens nach der Lektüre verloren oder vertieft haben, in jedem Fall aber, eine Liebe zur deutschen Sprache neu entdecken.

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Könnt ihr damit was anfangen? Wollte mal nicht nach Schema F, so gestelzt wie sonst immer, rezensieren.

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Hier passt es, aber nicht bei jedem anderen Buch.:wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Ich fands super geschrieben und habs gern gelesen! :applause: Ich kann mir gut denken, was mich in dem Buch erwartet und hab auch sogleich die WuLi weiter befüllt :lol: Dankeschön.

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."
    Heinrich Heine


      :study:

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Könnt ihr damit was anfangen? Wollte mal nicht nach Schema F, so gestelzt wie sonst immer, rezensieren.

    für diese Rezension ist es perfekt, für andere Sachbücher würde es eher nicht passen. Ich finde es gut, dass Du dieses Buch genau so rezensiert hast :thumleft:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Könnt ihr damit was anfangen? Wollte mal nicht nach Schema F, so gestelzt wie sonst immer, rezensieren.

    Tja, wenn schon die Rezension solchen Spaß zu lesen macht, wie muss erst das Buch sein... 😊

    Wandert sofort auf den Wunschzettel!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Könnt ihr damit was anfangen? Wollte mal nicht nach Schema F, so gestelzt wie sonst immer, rezensieren.

    Ich finde diesen lockeren Schreibstil sehr anregend. In der Regel lese ich Rezensionen dann, wenn ich etwas über ein Buch wissen möchte, von dem ich bisher nichts als den Titel kenne. Eine Rezension in lockerem Stil hat auf mich immer eine stärkere Wirkung als wenn der Ton dröge ist. Generell bin ich jemand, der Texte - egal welcher Art und zu welchem Thema - umso stärker schätzt, je leichter sie daherkommen. Für mich könnte jede Rezension so geschrieben sein, aber das ist natürlich reine Geschmackssache.


    Liebe Grüße eigenmelody

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Es ist hier Zufall, dass dieser lockere Schreibstil zum Buch passt, aber wie gefällt euch das innerhalb einer Rezension?

    Könnt ihr damit was anfangen? Wollte mal nicht nach Schema F, so gestelzt wie sonst immer, rezensieren.

    Mir gefällt das gut. Und das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gewandert.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ein interessantes Sammelsurium über unsere Muttersprache!


    Die deutsche Sprache und ihre Dialekte, oft verglichen auch mit sprachlichen Anwendungen in Österreich und in der Schweiz, zeugt von großer Vielfalt mit all ihren Merkwürdigkeiten. In vielen Tabellen z. B. über mittelhochdeutsche Bezeichnungen und ihre Wandlungen über die vielen Jahrhunderte wird die Lebendigkeit und Verwobenheit der Sprache auch mit Fremdwörtern aus dem Lateinischen, Englischen, Französischen etc. vermittelt. Autoren wie Martin Luther, die Brüder Grimm, Konrad Duden und viele bekannte deutsche Autoren finden reichlich Berücksichtigung.


    Die Kolonialsprache, Namdeutsch, aber auch das Pennsylvaniadeutsch haben meine Kenntnis über die deutsche Sprache und ihre Verbreitung neben dem Rotwelsch sehr erweitert.

  • In Sachen deutsche Sprache eine Anregung. Deutschland gibt es ja nocht lange. Bevor man also von deutscher Sprache sprechen kann ist sehr viel geschehen. Viele aberwitzige Machtspiele und Konkurrenzen fanden schon Jahrhunderte zu statt. Insbesondere interessant war für mich, wie lange und welcher Art um die "Reinheit" der deutschen Sprache, schlichtweg schon immer gekämpft wurde. Insbesondere vor dem Hintergrund derzeitigem, eigentlich ständigem Missmut, gegenüber den Anglizismen sehr aufschlussreich. Es ist festzustellen, dass es eigentlich nie anders war.

    Las sich ganz gut, ist aber sehr ausführlich. Es erlaubt jedoch gelegentlich quer zu lesen. Es ist kein kurzer Exkurs. Bei explizitem Interesse ist mehr kaum zu bekommen.

    "Deutsch: Biografie einer Sprache"