• Kurzmeinung

    Aladin1k1
    Eine psychedelische Reise in die Welt von Allvater Schuppenwurz.
  • ### Inhalt ###

    Lanny ist ein kleiner Junge, der in einem Dorf in der Nähe von London bei seinem Vater Robert und Jolie aufwächst. Im Dorf gilt er als Sonderling. Er summt in seltsamen Lauten und verschlungenen Formulierungen oft vor sich hin. Da er künstlerisch begabt scheint bemüht sich seine Mutter Jolie ihn dem ansässigen Künstler Pete, dem „Irren Pete“ wie ihn alle Dorf nennen, vorzustellen, damit Lanny bei ihm Kunst-Unterricht nehmen kann. Zwischen den beiden „Sonderlingen“ entwickelt sich eine Freundschaft und der anfänglich widerwillige Pete ist glücklich, dass er Zeit mit Lanny verbringen und mit ihm sein Wissen teilen kann. In und um das Dorf herum gibt es eine Lebensform namens Allvater Schuppenwurz, ein Pflanzenwesen, was sich seit Urbeginn durch das Dorf bewegt. Mit dem Menschen befindet es sich in einer besonderen Beziehung, es badet sich aus der Entfernung in den gesagten Worten sowie in allen Lebens- und Daseinsformen der Menschen. Schuppenwurz fühlt sich besonders zu Lanny hingezogen, zu seiner Art zu summen, zu singen, zu denken und zu reden. Eines nachmittags kehrt Lanny nicht mehr von der Schule nach Hause zurück und die Suche nach ihm beginnt ...


    ### Positives ###

    Das Buch ist formal außergewöhnlich und überraschend anders - in vielerlei Hinsicht. Das Schriftbild ist verschlungen, wenn Allvater Schuppenwurz durch die Gegend kriecht und den Menschen lauscht. Wenn von ihm die Rede ist, scheint er in der dritten Person von sich selbst in teilweise verständlichen, teils wirrem Kauderwelsch von sich zu sprechen. Dann erzählt er von sich, was er gerade tut, was er schon erlebt hat. Nachdem Lanny verschwunden ist, gibt es eine wirre ungeordnete Abfolge von Gedanken und Aussagen aller Beteiligten, es ergibt sich ein breiiger Gesamteindruck des Geschehens und der Handlung. Die Schlußhandlung, das Finale ist wie die Erzählung aus einem wirren Traum. Zwischendrin gibt es immer wieder innere Monologe der Beteiligten Protagonisten, die diese näher vorstellen und Gestalt annehmen lassen. Alles in allem eine psychedelische Reise durch eine Traumwelt verquickt mit realen Vorkommnissen.


    ### Negatives ###

    Ich bin mit immer noch nicht ganz sicher, was ich von dem Roman halten soll, was er mir erzählen will, er lässt mich daher etwas ratlos zurück. Allvater Schuppenwurz ist ein seltsames Wesen, wenn wir ihn begleiten erfahren wir, dass Schuppenwurz das Sterben von Tieren liebt, er mag "Fehllagen beim Lammen“, er liebt die blutige, gewaltsame Veränderung durch die Wogen der Menschheitsgeschichte, er badet gerne in der Scheiße in der Kanalisation. Am Ende erweist er sich als Retter, als gütiges Wesen, als Augenöffner.


    ### Fazit ###

    Inhalt: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Form: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: (für Außergewöhnlichkeit)

    Gesamt: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Alles in allem eine besondere Leseerfahrung, die aufgrund der völligen Andersartigkeit schon lohnt. Eine besondere Bedeutung im Roman scheint die innere Vorwegnahme von „Enden“, von Ausgängen der Geschichte, der Protagonisten zu haben. Die alte Peggy sagt am Schluß: „Jedes Ende führt in die Irre. Ist Nahrung für Narren und nie das, was es scheint.“

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Hallo liebe Admins, wieso erscheint die Rezi nicht auf dem Rezensionen-Reiter der Buchseite?

    https://www.buechertreff.de/de…1077260-max-porter-lanny/

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  • Max Porter - Lanny


    Altvater Schuppenwurz agiert


    Wie will man dieses Buch/dieses Konstrukt beurteilen? Ich versuche es mal.



    Als erstes muss ich die Sprache von Max Porter hervorheben. Dieses Spiel mit den Wörtern, mit den Sätzen, mit der Sprache macht einfach Spaß. Es ist sehr schön zu lesen und man kann diese Schreibe total genießen.



    Als nächstes muss und will ich auf diesen unglaublichen Sog in der Sprache des Max Porter eingehen. Im ersten Teil plätschert die Geschichte so dahin, ich war thematisch etwas überrascht und wunderte mich wohin die Geschichte so steuert. Im zweiten Teil des Buches entfaltet sich ein regelrechter Orkan aus Worten und Handlung, ein heftiges Szenario wird in diesem Teil des Buches thematisiert, ich war etwas schockiert und gleichzeitig auch entrüstet, schockiert über das Grundthema und entrüstet über die Menschen in der Handlung. Wobei mir neben der Sprache auch die Gesellschaftskritik in diesem Teil sehr gefallen hat. Und im dritten Teil des Buches gewinnt schlussendlich der mystische Teil wieder an Bedeutung und eine vollkommen neue Art von Geschichte wird beschrieben. Insgesamt ist dieses Buch durch diese besondere Art der Schreibe ein Lesegenuss.



    Wenn ich auf den Aufbau des Buches zu sprechen komme, variiert er von Teil zu Teil genauso. Im ersten Teil des Buches wird in Abschnitten geschrieben, die mit den Namen der sprechenden Person überschrieben sind, ein engerer Personenkreis kommt zu Wort. Im zweiten Teil wechselt in kleinen Absätzen die beschreibende Person, wobei die Person nicht immer ersichtlich und erkennbar ist und die Menge der beschreibenden Personen extrem zunimmt, das ganze Dorf ist plötzlich dabei und auch die Polizei. Im dritten Teil wird einerseits eine mystische traumhafte Geschichte erzählt, die wieder nur einen engeren Teil des Personenkreises betrifft und andererseits folgt ein Blick einer anderen Person des Dorfes. Insgesamt ist dieses Buch in seinem ganzen Aufbau/seiner ganzen Gestaltung ein sehr kunstvolles Buch.



    Zum Inhalt des Buches, es geht um ein Kind, Lanny, ein etwas wunderliches und seltsames Kind, ein singendes und fabulierendes Kind, ein außergewöhnliches Kind, das trotzdem seine Umgebung auch verzaubert, nicht jeden, aber viele. Und es geht darum, wie dieses kleine englische Dorf und seine Einwohner und auch die Eltern mit diesem Kind umgehen. Es geht aber auch darum , wie die alteingesessenen Bewohner dieses kleinen englischen Dorfes zu Zugezogenen und Außenseitern stehen und wie menschliche Dramen in den Medien ausgeschlachtet werden können. Es ist eine Geschichte, die den Menschen und sein Tun im Blick hat und dieses Tun heftig kritisiert. Und eine Mystik ist an zentraler Stelle, eine Mystik, die wir vergessen haben. Aber muss sie deswegen nicht mehr existent sein?



    Insgesamt betrachtet ist dieses Buch ein künstlerisches Buch, ein sehr interessantes Buch, aber ebenso ein Buch, welches nicht jedem gefallen wird. Mir hat es dagegen sehr gefallen!