Josephine Odrig - Gelebt

  • Kurzmeinung

    SaintGermain
    Wichtiges Thema, das in diesem Buch nicht wirklich nachvollziehbar ist.
  • Die Anwältin Thela ist den ganzen Tag gestresst. Ein Mandat beauftragt sie den Arzt seiner Mutter zu verklagen, der diese unnötig lange leben ließ. Um mit der Schwester des Mandaten zu sprechen, fährt sie nach Dresden. Und als Thelas Oma Martha davon erfährt, will sie unbedingt an diesen Ort ihrer Vergangenheit mitfahren.

    Das Cover des Buches ist sehr minimalistisch; mit ein wenig Fantasie oder wenn man weiß, um was es in dem Buch geht, ist es aber passend. Mir selbst ist es aber doch zu abstrakt und einfach.

    Der Schreibstil der Autorin ist gut, Charaktere und Orte werden sehr gut dargestellt.

    Dem Buch zugrunde liegt ein ernstes, interessantes und immer wieder auch aktuelles Thema.

    Das Setting und der Plot sind ebenfalls ausgezeichnet gewählt; an der Umsetzung hat es leider etwas gehapert und das von einigen wenigen Rechtschreib-/Grammatikfehlern abgesehen.

    Schon das Mandat von Thela klingt für mich (ich bin als DIpl.Pfleger tätig - weiß also von was ich spreche) nicht nachvollziehbar. Eine PEG-Sonde zu setzen kann man verweigern lassen, man kann auch mit dem Arzt sprechen, um die Ernährung ab einem bestimmten Punkt zu reduzieren oder gar wegzulassen, aber die PEG entfernen ist in einem schlechten Allgemeinzustand wohl ein schlechtes Vorhaben. Zum anderen fehlte es ja an Gesprächen zwischen dem Mandanten und dem Arzt seiner Mutter.

    Zudem handeln einige wichtige Personen absolut nicht nachvollziehbar (zumindest für mich). Da ist zu einem Thela, die aus dem Nichts plötzlich ihrem Ehemann untreu wird. Und dann natürlich Oma Martha, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Sterbehilfe kann ich verstehen, aber doch nicht bei einer Krankheit bei der es ihr nicht nur noch relativ geht, sondern die auch 50% Heilungschance bietet. Wenn diese nicht anschlagen würde oder sie eine Krankheit hätte, die fortschreitend ist und es keine Möglichkeit einer Besserung gibt, dann finde ich Sterbehilfe ein adäquates Mittel, obwohl es natürlich in Österreich und Deutschland (noch) verboten ist. Darum ist es auch sicher nicht so einfach die Medikamente dafür ohne Rezept zu bekommen.

    Das Buch spielt in der Gegenwart, aber v.a. der 2. Abschnitt dreht sich um die Vergangenheit von Martha. Diese ist zwar wichtig, um mehr über Martha und ihren Wunsch zu erfahren, bildet in diesem Buch aber einen starken Bruch. Meiner Meinung nach hätte man die Geschichte von Martha auch anders lösen können, z.B. indem sie erzählt oder sich erinnert und das über das ganze Buch und nicht erst ab fast der Hälfte des Buches, wo man dann geballte Vergangenheitsinformationen bekommt.

    Fazit: Wichtiges Thema, das hier leider nicht sehr gut in Szene gesetzt wurde. 3,5 von 5 Sternen