Sabine Friedrich - Einige aber doch

  • Inhalt:


    »Mein größter Wunsch ist, dass du, wenn du an mich denkst, glücklich bist.«

    Fast alle Frauen und Männer, die die Gestapo als ›Rote Kapelle‹ zusammenfasste, erwartete am Ende der gewaltsame Tod. Aber so gleich ihr Schicksal, so unterschiedlich ihre Lebenswege. Sabine Friedrich erzählt nicht von Helden einer fernen Vergangenheit, sondern von entschlossenen und suchenden, zweifelnden und überzeugten, zornigen und liebenden Menschen, die gezwungen waren, sich zu den Gegebenheiten ihrer Zeit zu verhalten wie alle anderen auch. Die meisten fügten sich. Viele murrten. Wenige handelten. Einige aber doch.


    (dtv - Verlag)


    Rezension:


    Die Roten Kapelle ist so ein Thema, welches mich immer wieder beschäftigt. Der Widerstand gegen die Nazis, oder die Faschisten im Allgemeinen, interessiert mich als Pfadfinder generell, da wir ja oft als Abklatsch der HJ bezeichnet werden. Dies ist allerdings völlig daneben. Teile unserer Kluft waren verboten, es gab Mitglieder des Widerstandes auch aus den Pfadfindergruppen und vor allem der Bündischen Jugend, wie z.B. die Edelweißpiraten oder tusk, der Gründer der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929, der dazu aufgerufen hatte, Mitglied in der KPD zu werden und sich nicht der NSDAP anzuschließen. Später floh er und kam dann nach England.


    Ich schweife ab und auch nur deshalb, da tusk (Eberhard Koebel) kurz in dem Buch erwähnt wird. Es heißt da, dass er wohl gerade mal wieder in Schweden oder am Nordkap auf Fahrt sei. Nach wie vor beliebte Ziele für Fahren. Aufgefallen ist mir, dass viele in der KPD oder ähnlichen Gruppierungen tätig waren. Es war wohl so, dass man vom weiteren gesellschaftlichen Aufstieg ausgegrenzt war, wenn man nicht linienkonform war, also mal negativ aufgefallen war, wie durch falsches Parteibuch, Jugendverband oder ähnliches.


    Bei Harro Schulze-Boysen, war es etwas anders. Da Göring mit der Familie von Libertas Schulze-Boysen bekannt war und auf Liebenberg zum Jagen war. Durch diese Beziehung konnte ihr Mann Harro doch etwas aufsteigen, obwohl irgendwann auch da Schluss war und man ihm seine Vorgeschichte mehr oder weniger deutlich vorgehalten hat. Auch sein einwandfreier Stammbaum, schließlich war er der Großneffe von Alfred von Tirpitz, konnte nicht alles verhindern.


    Libertas war auch aus besserem Haus und konnte sich schon alleine wegen der Kontakte ihrer Familie zu Hermann Göring relativ frei bewegen und hatte zusammen mit ihrem Mann ein doch recht gutes Auskommen.


    Dann lernen wir noch Arwid Harnack und dessen Frau Mildred kennen. Er ist Jurist und Nationalökonom und hat aufgrund eines Rockefeller-Stipendiums Nationalökonomie studiert. Dort lernte er auch seine spätere Frau Mildred und Greta kennen. Spannend finde ich es dann auch noch, dass Mildred und Arwid hier in Gießen studiert haben. Irgendwie freut es mich, da Gießen nicht gerade viel positives während der Nazizeit zu Wege gebracht hat!


    Ihr merkt schon, es wird sehr viel mit Namen herumjongliert und ganz ehrlich, manchmal wurde es mir auch fast zu viel, aber man lernt ungemein gut, wie die verschiedenen Personen zu ihrer Überzeugung gekommen sind und nein, es waren nicht nur KPD Mitglieder oder ähnliche aus dem linken Bereich, es waren auch SPD Mitglieder, Juden, Frauen etc. in der „Roten Kapelle“ vertreten. Allerdings war so ein leichter linken Drall bei den Mitgliedern zu erkennen.


    Was mich erstaunt hat war, dass Mildred ihren Aufenthalt in Amerika kurz vor dem Krieg nicht genutzt hatte, um zu fliehen. Wo ich gerade das Wort fliehen in den Mund nehme, auch die Beschreibung einer Flucht in die Schweiz war sehr eindringlich. Auch die Lebensumstände der Juden oder der Aussage eines Kindes „Ich will auch so einen Stern am Arm haben.“ waren für mich sehr berührend.

    Wie gesagt, man lernt unwahrscheinlich viele Menschen kennen. Da gibt es Leute aus der Sowjetunion, die der Gruppe helfen, aber auch ein Botschafter der Amerikaner, wobei mich erstaunt hat, dass gerade die Sowjets und die Engländer die Warnungen der „Roten Kapelle“ nicht ernstgenommen haben.


    Ich könnte noch stundenlang schreiben. Für mich ist aber eines wichtig, wehret den Anfängen, damit wir nie wieder in die Verlegenheit kommen. in einer Diktatur zu leben! Weder auf der russischen Seite, noch bei den Faschisten hätte ich leben wollen. Ich möchte in jeder Situation meine Meinung sagen können, ohne dafür verfolgt zu werden. Ich möchte frei sein in meinen Gedanken, Worten und Taten. Dafür haben diese Menschen auch gekämpft und lasst uns dies nicht vergessen. Ich bin gespannt, was in den nächsten beiden Büchern der Autorin noch kommt. Ich möchte mit einem Zitat aus dem Buch abschließen:


    Die meisten ihrer Zeitgenossen fügten sich.

    Viele murrten. Zum Handeln fand kaum jemand.

    Einige aber doch.


    Interview mit Sabine Friedrich