Elke Heidenreich: Nurejews Hund oder Was Sehnsucht vermag

  • Sie "finden" einander auf einer Party des Schriftstellers Truman Capote in New York: der elegante russische Tänzer Rudolf Nurejew und der plumpe, schmutzfarbene Hund Oblomow. Die innige Zuneigung zwischen den beiden soll weit über Nurejews Tod hinaus Bestand haben und beflügelt Oblomow zu einem ganz überraschenden Liebesbeweis.


    Ein ungewöhnliches, nachdenklich machendes und auch trauriges Büchlein von Elke Heidenreich und Michael Sowa.


    lg
    Strix

    Wat dem een sien Uhl, ist dem annern sien Nachtigall!
    :study: Ich lese gerade: "Dunkle Halunken" von Terry Pratchett

  • Zur Autorin:
    Elke Heidenreich, geboren 1943 im hessischen Korbach, lebt heute in Köln. Sie studierte Germanistik, Theatergeschichte und Religionswissenschaft in München, Hamburg und Berlin und arbeitete jahrelang bei Hörfunk und Fernsehen als Drehbuch- und Hörspielautorin, Literaturexpertin und Moderatorin. Zudem war sie früher Kabarettistin und wurde als Verkörperung der „Else Stratmann“ deutschlandweit bekannt. 1992 erschienen ihre ersten Erzählungen für Erwachsene, „Kolonien der Liebe“, gefolgt von einigen Kinderbüchern. Von 1983 bis 1999 schrieb Heidenreich die „Also ...“-Kolumnen für die Zeitschrift „Brigitte“, von 2003 bis 2008 moderierte sie die ZDF-Sendung „Lesen!“. (Amazon)


    Zum Illustrator:
    Michael Sowa lebt seit seiner Geburt 1945 in Berlin. Nach Abschluss eines Kunstpädagogikstudiums ist er seit 1975 als freier Maler und Zeichner tätig. Unter anderem veröffentlichte er im Satiremagazin Titanic, illustrierte zahlreiche Zeitschriften, Bücher und Buchcover. Viele seiner Werke hat er mit gemeinsam mit Axel Hacke publiziert.
    Einem breiteren Publikum wurde der Künstler auch durch den Erfolg des Films Die fabelhafte Welt der Amélie bekannt, in dem einige seiner Werke gezeigt wurden. Vielen Zuschauern blieben die ungewöhnlichen Gemälde wie Filmhund und Geflügel mit Perlen in Erinnerung, die er eigens für diesen Film schuf. (Wikipedia, leicht verändert)



    Persönliche Meinung:
    Das Hunde-Pendant zum Katzenbuch „Nero Corleone“.
    Während der schöne, stolze und selbstbewusste Kater Nero Corleone Herrscher über Haus und Hof ist und niemandem folgt außer seinem eigenen Kopf, haben wir es hier mit einer sensiblen Künstlerseele zu tun: Oblomow – genannt nach dem Faulpelz aus Iwan Gontscharows gleichnamigem Roman – ist ein dicker, plumper Hund mit schlammfarbenem Fell, der von seinen bisherigen Besitzern auf einer Party bei Truman Capote vergessen wurde und sich Rudolf Nurejew, Gast der Party, anschließt. Bis zum Tod des Tänzers begleitet er ihn zu dessen Ballettproben und –stunden und zu den Aufführungen. Danach bekommt er bei der Tänzerin Olga (auch das ein Name aus „Oblomow) ein neues Zuhause, aber er kann seinen toten Herrn nicht vergessen.


    Eine anrührende, zu Herzen gehende Erzählung über Treue, Selbstüberwindung und Diskretion, aber so gut in eine Geschichte verpackt, dass die moralischen Ansprüche nicht eklatant sichtbar werden, sondern unterschwellig spürbar sind.


    Die Erzählung ist dem Sammelband „Rudernde Hunde“ entnommen. Obwohl ich das Buch vor etlichen Jahren gelesen habe, kann ich mich an diese Geschichte nicht erinnern. Dass sie mich jetzt begeistert, ist sicher Michael Sowa zuzuschreiben, dessen wunderschöne, teils spöttische, teils melancholische Illustrationen Heidenreichs Text perfekt untermalen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)