Alina Rudya (Hrsg.) - Bell Collective

  • Verlagstext

    »Wir bereisen die Welt, erweitern unseren Horizont und fangen die Dinge mit unseren Kameras ein. Wir sind wer wir sind – und zufälligerweise sind wir Frauen.«

    14 internationale Fotografinnen laden ein, die Welt zu entdecken, jede auf ihre eigene Art, jede aus einem anderen Blickwinkel. Ob Bildpoetin, Drohnenpilotin oder Lichtfängerin – sie alle halten mit ihrer Kamera besondere Eindrücke und Begegnungen auf ihre ganz eigene Weise fest. Ihr gemeinsames Vorbild: Die legendäre britische Pionierin Gertrude Bell. Sie führen uns mitten ins bunte Treiben lebendiger Großstädte, lassen uns an unerschrockenen Roadtrips in die spärlich besiedelten Ecken des Planeten teilhaben und nehmen und mit auf Spurensuche in den hohen Norden. Unvergessliche Reisemomente und rebellische Geschichten für jeden!


    Herausgeberin und eine der Autorinnen

    Alina Rudya, 1985 in der Ukraine geboren, studierte Fotografie und Visual Arts in New York und Berlin. Als Gründerin des Bell Collectives inspiriert sie Frauen auf der ganzen Welt und hat es sich zum Ziel gesetzt, Stereotypen der weiblichen Fotografie abzubauen (Instagram: @rrrudya). Alina Rudya hat sich mit ihrer Arbeit einen Platz in der männderdominierten Fotografiewelt gesichert und ist eine der wenigen Frauen unter den offiziellen Nikon-Fotografen. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin.


    Der erste Eindruck:

    Der Dumont-Bildband über 14 junge Instagram-Fotografinnen fällt durch sein mattes Buchcover mit Metallic-Schriftzug auf und hat ein Lesebändchen. Formal sind die Kapitel zu den einzelnen Fotografinnen gegliedert in einen persönlichen Text, ausgewählte Fotos (jeweils mit einem Kartenausschnitt auf der Seite), Kurzbiografie + Ausrüstung und eine Seite mit persönlichen Tipps.


    Inhalt:

    Die Fotografinnen des Bell Collectives (benannt nach Gertrude Bell) stammen aus verschiedenen europäischen Ländern, Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit einer Ausnahme arbeiten sie hauptberuflich als Reisefotografin/Foto-Bloggerin, einige haben ein Fotografie-Studium absolviert. Die Frauen verbindet, dass Instagram ihre berufliche und spirituelle Entwicklung und ihre Sichtweise entscheidend geprägt hat. Sie treten gemeinsam an, um das Klischee gekünstelter Aufnahmen zu brechen, das Instagram nachgesagt wird, und um junge Frauen zu ermutigen, hinauszugehen. Sei es in den eigenen Hinterhof, in die Heimatstadt oder in für sie völlig neue Gegenden. Betont wird auch der Wunsch, durch Fotografie die Wahrnehmung der Betrachter für die Welt zu verändern. In ihren Texten geht es um Vorbilder, um den Perspektivwechsel bei der Arbeit, Mut zur Farbe, die Wahl der richtigen Tageszeit, die Arbeit in einem weiblichen Team, aber auch wie sich Fotografie integrieren lässt, wenn eine Fotografin nicht allein reist.


    Die Herausgeberin Alin Rudya berichtet, das sie als studierte Fotografin häufig für „irgendeine Bloggerin“ gehalten und als Frau viel seltener in Fachgespräche verwickelt wird als männliche Kollegen. Sie führt das auf ein überholtes, klischeehaftes Frauenbild zurück. Dass Frauen sich (gerade auch auf Reisen) anders über Fotografie unterhalten, kann ich nur bestätigen. Rudya hält Instagram für einen fatalen Einfluss auf die Branche, der die irrige Ansicht vermittele, dass Fotografen sich nicht anstrengen müssten und ohne handwerkliche und technische Kenntnisse mühelos Erfolg haben könnten.


    Alle hier vorgestellten Fotografinnen haben interessante Biografien aufzuweisen und alle haben einen sehr persönlichen Stil – von der Natur- oder Architekturfotografie, über den Wunsch Geschichten zu erzählen (Julia Nimke), dem Engagement für Tier- und Naturschutz (Marion V. Payr) bis zur Ermunterung, die eigene Region zu erkunden.


    Für mich war der Gang vor die eigene Haustür einiger der Porträtierten am Faszinierendsten, gefolgt von der Drohnen-Fotografin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ása Steinardóttir entdeckt z.B. Island erst, als sie aus dem Ausland zurückkehrt und hier ihre Ziele nicht erst stundenlang erwandern muss. Es lässt sich auch durchaus ein Zusammenhang feststellen zwischen dem Licht, mit dem eine Fotografin aufwächst und ihrem Verhältnis zu Licht und Farben.


    Die persönlichen Service-Seiten und die 10 Tipps zum Finden des eigenen Stils finde ich sehr brauchbar. Was für unsere Vorfahren in der Zeit des analogen Fotografierens galt, hat sich offenbar bis heute bewährt ...


    Fazit

    Gefehlt hat mir ein kritischerer Blick darauf, dass das hier mehrfach formulierte Bedürfnis, sich wie der einzige Mensch auf der Welt zu fühlen, in deutlichem Gegensatz zum Instagram-Tourismus steht. Wo man vor 15 Jahren noch ruhig ins Tal oder aufs Meer gucken konnte, kann man inzwischen häufig nicht mehr treten, falls der Ort schon einmal auf Instagram gehypt wurde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Toibin - Long Island

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Bell Collective – Unterwegs mit den neuen Pionierinnen der Reisefotografie [Hrsg. Alina Rudya]“ zu „Alina Rudya (Hrsg.) - Bell Collective“ geändert.