Clara Weißberg: Winterfreundinnen

  • Der Roman "Winterfreundinnen" von Clara Weißberg führt uns nach St. Peter Ording, wo die drei Schulfreundinnen Esther, Dörthe und Maj-Britt, die eigentlich mitten im Leben stehen, nach einer langen Zeit wieder aufeinander treffen. Nur Maj-Britt wohnt noch in St. Peter-Ording, wo sie das Restaurant, die elegante, aber renovierungsbedürftige „Seeschwalbe“ betreibt. Als sich die drei Freundinnen kurz nach Weihnachten zufällig wiedertreffen – Esther besucht ihre alte Mutter, Dörthe versucht in einer Kurklinik ein paar Pfunde zu verlieren – stellt sich die alte Vertrautheit zwischen ihnen schnell wieder ein.

    Obwohl alle drei Frauen ein erfolgreiches Leben führen, brodelt es hinter der Fassade. Die Freundinnen ahnen nicht, dass ihr Leben sich bis zum Ende des Winters völlig verändern wird …

    Wieder einmal habe ich mich von einem geschmackvollen Cover verführen lassen. Auf einem geräumigen Balkon ist der Teetisch für drei Person liebevoll gedeckt worden. Leider ist eine warme Kuscheldecke der einzige Hinweis auf die kühle Jahreszeit; dier Ausblick ins Grüne weckt eher Assoziationen an den Frühling des Lebens.

    Der Plot ist sehr ansprechend und regt jede Leserin, die sich in einem vergleichbaren Alter befindet, zum Nachdenken über ihr eigenes Leben an.

    Das Setting dieses Romans ist wunderschön. Sankt Peter-Ording ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Sie hat als einziges deutsches Seebad eine eigene Schwefelquelle und trägt daher die Bezeichnung „Nordseeheil- und Schwefelbad“.

    Das Geschehen wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Auf diese Weise lernen wir die Protagonistinnen näher kennen, die in ihrer Schulzeit eng miteinander befreundet waren und sich nach dem Schulabschluss etwas aus den Augen verloren haben. Nun sind sie alle im besten Alter, fast fünfzig Jahre alt. Alle drei Frauen haben ihr Päckchen zu tragen. Auf den ersten Blick scheint ihr Leben in Ordnung zu sein, hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Maj-Britt hat die Scheidung von ihrem Mann noch nicht verkraftet, der in seine Heimat zurückgekehrt und sie gegen eine Jüngere eingetauscht hat. Auch ihre Kinder führen ihr eigenes Leben, weit weg von ihrer Heimat. Auf ihren Schultern lastet die Verantwortung für das Restaurant "Seeschwalbe", welches sie von ihren Eltern übernommen hat. Esther ist eine ambitionierte Journalistin , die vor jeder festen Bindung zurückschreckt und die Flucht ergreift, wenn ihr ein Mann zu nahe kommt. Aufgrund ihrer negativen Kindheitserlebnisse hat Dörthe sich in eine streng reglementierte Laufbahn im Öffentlichen Dienst geflüchtet; als alleinerziehende Mutter sehnt sie sich nach einem zuverlässigen Partner und verzweifelt an ihrem noch nicht volljährigen Sohn Konstantin, der das Leben von der allzu lockeren Seite sieht und von einer Katastrophe in die nächste schlittert.

    Der lange Winter in St. Peter Ording stellt die Weichen für ein neues Leben. Als es hart auf hart kommt, erneuern die drei Freundinnen ihre Freundschaft und halten fest zusammen. Maj-Britt, Esther und Dörthe nutzen die Chance zur kritischen Reflexion, werden sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst und wollen ihr Leben künftig nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.

    Alles in allem ist Clara Weißberg ein unterhaltsamer Roman über die Selbstfindung in St. Peter Ording geglückt, für und mit Frauen in den besten Jahren. Das Buch vermittelt eine wichtige Botschaft: Es ist nie zu spät, neu zu beginnen!

  • Die beste Zeit zum Abnehmen ist nach Weihnachten dachte sich wohl Dörthes Freund, als er ihr einen Wellness-Fastengutschein im nordfriesischen St. Peter-Ording schenkt. Dörthe war seit ihrer Kindheit nicht mehr dort und plagt sich nun mit Säften dazu, einige Pfunde zu verlieren. Währenddessen besucht Esther ihre Mutter, die bald ihren 80. Geburtstag feiert und fest mit Esthers Hilfe rechnet. Das Verhältnis der beiden ist ziemlich angespannt, so dass die gemeinsame Zeit dementsprechend schwierig ist. Maj-Britt dagegen hat St. Peter Ording noch nie verlassen und für dort das Restaurant “Seeschwalbe”, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Durch Zufall treffen die in ihrer Jugend befreundeten Frauen wieder und erkennen bald, dass sie sich noch immer viel zu sagen haben und das alte Freundschaftsband noch nicht zerrissen ist….


    Clara Weißberg hat mit “Winterfreundinnen” einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist locker-flüssig und lässt den Leser schnell an die Seite der Protagonistinnen gleiten, wo er einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Seelenwelt erhält, die alle drei in den besten Jahren so umtreibt. Die Autorin hat in ihre Geschichte Themen eingewoben, die wohl jede Frau im besten Alter beschäftigen. Da geht es um alleinerziehende Mütter, Figurprobleme, Ehefrauen, die einfach durch eine jüngere ersetzt wurden, schwierige Elternbeziehungen und die Suche nach dem eigenen Ich, vor dem man bisher immer auf der Flucht war, weil man sich mit den Bedürfnissen anderer auseinandersetzen musste. Auch die Angst vor einer ungewissen Zukunft wird hier gut herausgestellt. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh herausgestellt, so dass der Leser bei der Lektüre die Nordsee regelrecht vor sich sieht und den salzigen Geruch in der Nase hat.


    Die Charaktere sind wie aus dem wirklichen Leben gegriffen, sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, die nicht nur glaubwürdig wirken, sondern es dem Leser zudem leicht machen, sich allen drei Frauen nahe zu fühlen und ihre Ängste und Zweifel nachzuvollziehen. Dörthe ist eine Frau voller Unsicherheit, die von ihrem Freund nur noch mehr befeuert wird. Anstatt ihm die Pistole auf die Brust zu setzen, fügt sie sich seinem Wunsch, ihre Figur auf Vordermann zu bringen. Ihr Selbstwertgefühl ist im Keller und macht sie zudem unzufrieden, dabei hat sie ein großes Herz. Esther ist eine erfolgreiche Reisejournalistin, die gar nicht schnell genug das Haus ihrer Adoptiveltern verlassen konnte. Sie leidet unter ihrer herrischen Mutter und auch unter dem kühlen Verhältnis zu ihr. Ihr fehlte es immer an Wärme und Geborgenheit, weshalb sie immer wieder auf der Flucht ist. Maj-Britt kümmert sich um das elterliche Restaurant, was ihr ein wenig Ablenkung von den privaten Sorgen bietet. Die Scheidung war schmerzhaft und die Tatsache, dass sie durch eine Jüngere ersetzt wurde, noch schlimmer. Da tut Unterstützung von Gleichgesinnten not.


    “Winterfreundinnen” ist ein Roman wie aus dem wirklichen Leben, denn die Schicksale der Freundinnen sind Alltag, aber gerade deshalb auch so unterhaltsam. Als Leser fiebert man mit ihnen und wird dabei unsichtbar zur Vierten im Bunde. Unterhaltsam und ansprechend erzählt ist hier eine Leseempfehlung verdient!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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