Neal Shusterman - Das Vermächtnis der Ältesten / The Toll

  • Kurzmeinung

    LilReader
    Abbruch nach 3:49 Stunden; das tut mir so leid! Band 1 und 2 finde ich sooo gut ...
  • Kurzmeinung

    mondy
    Besser als Teil 1 und 2, für mich ein gelungener und überraschender Abschluss
  • Band 3 und Abschluss der Scythe Reihe


    Neal Shusterman hat hier eine Zukunftsversion erschaffen, die einerseits viele gesellschaftliche Probleme löst, andererseits aber natürlich auch eine Kehrseite hat, eine, bei der Menschen andere Menschen töten müssen: mit dem Segen des Systems.

    Denn in dieser Zukunft ist die Sterblichkeit Geschichte. Die Weiterentwicklung der Technik hat es möglich gemacht, mittels Naniten im menschlichen Körper bei Krankheiten gegenzusteuern und ältere Menschen in jüngere zu "resetten".


    Die Wirtschaft und Umwelt wird perfekt überwacht und geleitet vom Thunderhead. Er ist ein unerschöpflicher Wissenspool, der sich aus der Cloud entwickelt und eine Art Bewusstsein erreicht hat. Ein neutraler, unkorrumpierbarer Lenker, der aber auch über Empathie und Mitgefühl verfügt.

    Durch ihn werden alle Ressourcen perfekt abgestimmt und das Leben ist für viele ein Paradies.


    Das Problem: Die Überbevölkerung.

    Kein Sterben heißt eben auch überdimensionales Wachstum, was die Scythe auf den Plan ruft. Diese sogenannte Elite ist dafür zuständig, dieses Wachstum einzuschränken und Menschen zu töten. Sie unterliegen strengen Richtlinien, dürfen aber in deren Rahmen selbst entscheiden, wen sie "nachlesen".

    Der Thunderhead und die Scythe sind streng getrennt und dürfen keinerlei Kontakt miteinander haben oder in das Wirken des anderen eingreifen.

    Soviel zum Grundgerüst der Handlung was ich schon eine sehr originelle und geniale Idee finde!


    * * *


    Ich war so mega gespannt auf den Abschluss dieser Reihe und vor allem, wie Neal Shusterman dieses mega geniale Zukunftskonstrukt enden lassen wird.

    Die Handlung steigt drei Jahre später nach dem verheerenden Unglück vom Ende des zweiten Bandes ein, während die Entwicklung, die in dieser Zeit fortgeschritten ist, in Rückblicken erzählt wird.

    Nachdem das System 200 Jahre funktioniert hat, brechen alte Muster und neue Reformen bilden sich heraus, auf die der Thunderhead mit rigoroser Vehemenz reagiert. Seine Rolle fand ich von Anfang an ziemlich genial - er kommt der Vorstellung eines Gottes sehr nahe, denn er ist gerecht, verzeihend, aber auch konsequent in all seinen Handlungen und hat dabei jeden Einzelnen, aber auch das große Ganze im Blick.

    Vor allem der konrete Hinweis, dass man als Mensch nicht alles verzeihen kann, aber dennoch verstehen, fand ich hier besonders schön.


    Die Mächtigen im Scythetum allerdings demonstrieren den Machthunger der Menschen und den Glauben, die natürliche Ordnung unterwerfen und kontrollieren zu können. Die "Nachlese", also das Töten von Menschen, nimmt ungute Formen an, denn Ethik und Moral werden außer Kraft gesetzt und die Willkür weicht einer gezielten "Auslese".


    Außerdem wird die Sekte der "Tonisten" immer aktiver und stellt mir ihrem neuen "Toll", eine Art Heilbringer des Glaubens, eine Gefahr für die Winkelzüge der Scythes dar.

    Auszüge aus späteren schriftlichen Berichten werden zwischendurch kurz "eingeblendet" und auch die verschiedenen Deutungen, die sich daraus ergeben.

    Überhaupt werden immer wieder Auszüge aus verschiedenen Edikten und ähnliches eingestreut, die zum Verständnis sämtlicher Entwicklungen beisteuern. Das hat der Autor auch schon in seiner Vollendet Reihe gemacht und das finde ich ein ziemlich gutes Mittel, was der Geschichte noch mehr Dynamik verleiht.


    Besonders spannend finde ich hier auch das uneingeschränkte Vertrauen in die Technik, die die Menschen entwickelt haben. Der Thunderhead gilt ja als unfehlbar und durch die Gewohnheit, von ihm unterstützt und gelenkt zu werden, ist das Vertrauen in das eigenhändige Handeln und damit verbundene Fehler bei einigen zum großen Teil verloren gegangen. Damit auch das Verständnis, dass sich eine Weiterentwicklung an sich ja erst ergibt, wenn man Fehler macht und daraus lernt!


    Insgesamt fand ich es deshalb wieder perfekt aufgebaut und sehr spannend, da die Perspektiven immer wieder wechseln und man somit alle Konflikte an allen Fronten direkt miterlebt. Der große Plan, der sich schon angekündigt hat, und der jetzt immer größere Formen annimmt, hat mich sehr überrascht und deckt auch gleichzeitig einige vergrabene Missstände und Täuschungen auf, auf die das System sich bisher gestützt hatte.


    Neal Shusterman geht sehr schön ins Detail, was auch die Beziehungen der Menschen untereinander betrifft, ohne zu ausschweifend zu werden und stellt eher die Handlungen und Konsequenzen in den Mittelpunkt, was das Überleben und die Form der Gesellschaft betrifft.


    "Menschen sind wie Gefäße", hatte Jeri zu ihr gesagt.

    "Sie nehmen das auf, was in sie hineingeschüttet wird." Seite 425


    Mich konnte der Abschlussband jedenfalls vollauf begeistern, denn die philosophischen und moralischen Fragen, die hier auf allen Ebenen mitschwingen, werden nicht aufdringlich gestellt, sondern schwingen immer wieder zwischen den Zeilen mit, während man spannende Momente erlebt und ein großes Finale, das ein sehr gelungenes Ende findet.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

  • Mich konnte der Abschlussband jedenfalls vollauf begeistern, denn die philosophischen und moralischen Fragen, die hier auf allen Ebenen mitschwingen, werden nicht aufdringlich gestellt, sondern schwingen immer wieder zwischen den Zeilen mit, während man spannende Momente erlebt

    Genau das hat mir schon in den Vorgängerbänden so gut gefallen.

    Ich bin sehr gespannt auf den Abschlussband :lechz:, trotzdem wird es noch ein bisschen dauern bis ich ihn lese.

    Danke für deine Vorstellung, informativ und ohne zu spoilern :thumleft::).

  • Der Cliffhanger am Ende des zweiten Bandes war natürlich ein absoluter Hammer.

    Vielleicht deshalb ist er mir über die vielen Monate des Wartens auf diesen Abschlussband so präsent geblieben :geek:, tatsächlich war ich von der ersten Seite an wieder "drin", mögliche kleine Gedächtnislücken werden vom Autor geschickt geschlossen.

    Mich konnte der Abschlussband jedenfalls vollauf begeistern, denn die philosophischen und moralischen Fragen, die hier auf allen Ebenen mitschwingen, werden nicht aufdringlich gestellt, sondern schwingen immer wieder zwischen den Zeilen mit, während man spannende Momente erlebt und ein großes Finale, das ein sehr gelungenes Ende findet.

    Jetzt, wo ich es auch gelesen hab, muss dich noch einmal zitieren :).


    Ich hab es ganz genauso empfunden und dabei den Eindruck mitgenommen, dass diese Geschichte von Band zu Band vielschichtiger und anspruchsvoller wird.

    Die Figuren bleiben sich treu, offenbaren aber nichtsdestotrotz immer wieder neue und manchmal auch überraschende Facetten.


    Auszüge aus späteren schriftlichen Berichten werden zwischendurch kurz "eingeblendet" und auch die verschiedenen Deutungen, die sich daraus ergeben.

    Überhaupt werden immer wieder Auszüge aus verschiedenen Edikten und ähnliches eingestreut, die zum Verständnis sämtlicher Entwicklungen beisteuern. Das hat der Autor auch schon in seiner Vollendet Reihe gemacht und das finde ich ein ziemlich gutes Mittel, was der Geschichte noch mehr Dynamik verleiht.

    Da gab es ein paar "Einblendungen", deren Sinn sich mir nicht gleich erschlossen hat, die ich aber dennoch aufmerksam gelesen habe in der Annahme, dass es irgendwann klar werden wird. Was dann auch der Fall war :geek:.

    Insgesamt fand ich es deshalb wieder perfekt aufgebaut und sehr spannend, da die Perspektiven immer wieder wechseln und man somit alle Konflikte an allen Fronten direkt miterlebt. Der große Plan, der sich schon angekündigt hat, und der jetzt immer größere Formen annimmt, hat mich sehr überrascht und deckt auch gleichzeitig einige vergrabene Missstände und Täuschungen auf, auf die das System sich bisher gestützt hatte.

    Die Perspektivwechsel gehörten auch schon in den Vorgängern zu den wichtigen Stilmitteln, so weit ich mich erinnere, aber nach meinem Empfinden hier noch deutlich mehr.

    Es gab Momente in denen ich tatsächlich befürchtete, der Autor könnte diesen oder jenen Aspekt aus den Augen verloren haben - aber natürlich weit gefehlt. Er nimmt alle Fäden irgendwann wieder auf und bringt diese goßartige Reihe zu einem für mich rundum befriedigenden Abschluss, was bei SciFi und dystopischen Romanen nicht selbstverständlich ist.


    Sehr zufriedene :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: auch von mir.

  • Nicht ganz so gut wie die Vorgänger, aber trotzdem noch gut



    Klappentext


    „Endlich: das spektakuläre Finale der großen »Scythe«-Trilogie Drei Jahre sind vergangen, seit mit Scythe Goddard ein Scythe der neuen Ordnung die Macht ergriffen hat, und seit der Thunderhead verstummt ist – für alle Menschen, bis auf Grayson Tolliver. Gibt es Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Citra und Rowan und auf ein wirkliches Happy End in der scheinbar perfekten Welt? Stell dir eine Welt vor, in der Armut, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben. Die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe: sie allein entscheiden, wer sterben muss. Und nicht alle Scythe halten sich an die alten Regeln … Limitierte Erstauflage mit Wendeumschlag!“



    Gestaltung


    Ich bin total begeistert davon, dass die gebundene Ausgabe ein Wendecover hat (soweit ich weiß nur in der ersten Auflage). So passt der Schutzumschlag zu meiner Version der ersten beiden Bände! Ich finde die alte Gestaltung ja tatsächlich schöner, weil mir das metallische Funkeln des Covers so gut gefällt, da dies im Regal so schön hervorsticht. Auch mag ich die klaren Linien und die Arbeit mit den Negativen unheimlich gerne. Die neue Covergestaltung ist – soweit ich weiß – die der englischen Originalversion.



    Meine Meinung


    Oh nein, in diesem Band geht alles zu Ende! Ich habe definitiv ein Problem mit Abschieden. Vor allem von liebgewonnenen Buchreihen wie der „Scythe“-Trilogie von Neal Shusterman. Ich wollte den Band unbedingt lesen, um zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Gleichzeitig wollte ich den Band am liebsten nicht lesen, damit ich mich noch nicht verabschieden muss. Das Gefühl hat mich innerlich zerrissen, aber im positiven Sinn, denn nur wirklich geniale Bücher schaffen es, ein solches Empfinden bei mir auszulösen.



    Tatsächlich fand ich diesen Band etwas durchwachsen, denn er hatte in meinen Augen seine Höhen, aber auch seine Tiefen. So war ich beispielsweise etwas skeptisch, dass ich bei dem gut 600 Seiten schweren Buch erstmal lange, lange warten musste bis Citra und Rowan wieder auftauchten. Das hat mir persönlich etwas zu lange gedauert. Generell fand ich sowieso dass sich manches in der Handlung etwas in die Länge zog und dass man ruhig etwas hätte kürzen können.



    Außerdem ist die Handlung ziemlich komplex, was ich nicht schlecht fand, denn so gab es ungemein viel zu entdecken und erleben. Außerdem zeigte dies den großen Einfallsreichtum von Neal Shusterman. Gleichzeitig ist es manchmal aber auch schwer, den Überblick über alles (sowohl die große Anzahl an Figuren als auch all die Geschehnisse) zu behalten. Das Lesen erfordert so einiges an Konzentration und Aufmerksamkeit. Nichtdestotrotz ist alles in sich rund und in meinen Augen beantwortet das Ende auch alle noch unter den Fingernägeln brennenden Fragen, wodurch ich die Reihe zufrieden abschließen konnte.



    Dennoch konnte mich Neal Shusterman wieder mit seinem Schreibstil und den leicht gesellschaftskritischen Tönen in diesem Werk überzeugen und abholen. Der Autor schreibt nüchtern, was gut zu den dystopischen Zügen der Geschichte passt. Außerdem baut er immer mal wieder auch kleine Sprüche ein, die zum Grinsen anregen ohne jedoch die Ernsthaftigkeit der Situation aus den Augen zu verlieren.



    Gefallen hat mir, dass auch neue Charaktere in die Handlung eingearbeitet wurden. Auf diese Weise kam es zu neuen Denkanstößen, Ansichtsweisen und interessanten Spannungen oder auch Konflikten. Dies sorgt auch nochmal für frischen Wind, da das Geflecht aus altbekannten Charakteren aufgelockert wird. Das Wiedersehen mit den bekannten Figuren hat mir auch wieder sehr gefallen, da man ihnen anmerkt, dass sie sich weiterentwickelt haben. Vor allem nach dem Zeitsprung von drei Jahren, denn „Das Vermächtnis der Ältesten“ spielt nach den umstürzenden Ereignissen des zweiten Bandes.



    Fazit


    „Das Vermächtnis der Ältesten“ war in meinen Augen nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger, was unter anderem an der Länge der Handlung lag, die sich in meinen Augen passagenweise etwas zu sehr zog. Dennoch merkte man der komplexen Geschichte an, wie ausgeklügelt sie war und wie viele Gedanken hinter ihr steckten. Beeindruckend fand ich auch die Kombination aus neuen und alten Charakteren, die eine schöne Mischung dargestellt hat. Auch konnte dieser Band die Reihe für mich zu einem zufriedenstellenden Abschluss bringen.


    4 von 5 Sternen!



    Reihen-Infos


    1. Scythe – Die Hüter des Todes


    2. Scythe – Der Zorn der Gerechten


    3. Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten