Thomas Thiemeyer - Erwachen / David & Juna

  • Inhaltsangabe:


    2015 wird ein Virus frei gesetzt, der zwischen den Geschlechtern eine tiefe Abneigung hervorbringt. Frauen gehen plötzlich auf Männer los, die sie vorher liebten. Das Virus ist für viele Menschen tödlich und die Infrastruktur bricht komplett zusammen. Die Hälfte der Menschheit wird ausgerottet und es bricht ein neues Zeitalter an.


    65 Jahre später: Die 17jährige Juna und der 18jährige David leben in zwei verschiedenen Welten. Sie ist die Tochter einer Hohepriesterin und als Kriegerin ausgebildet. David lebt abgeschottet bei den Mönchen und möchte sich am liebsten nur mit Büchern beschäftigen.


    Doch die Zeiten sind schwer, es werden kaum noch Kinder geboren und der Frieden zwischen den Geschlechtern ist äußerst fragil. Während die Männer sich ihre Absolution aus der Bibel holen und die Frauen verteufeln, versuchen die Frauen sich gegen die scheinbare Übermacht der Männer wehren.


    David und Juna sind zwischen die Fronten geraten und doch eint sie mehr als nur das Schicksal. Sie stammen von herrschenden Menschen ab, deren Ansichten unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch gibt es kaum eine Chance, den Krieg zu beenden.


    Mein Fazit:


    Thomas Thiemeyer hat ein Szenario gemalt, das durchaus realistische Züge haben könnte. Ein Virus ist schuld, dass Frauen und Männer aufeinander losgehen. Sie bekämpfen sich mit tiefster Abneigung, wo sie vorher friedlich zusammen gelebt haben. Infrastruktur gibt es nicht mehr, kein fließendes Wasser, Strom, Fabriken, alles bricht zusammen und der Haufen, der den Zusammenbruch überlebt hat, trennt sich in Männlein und Weiblein.


    Allerdings ist beiden Gruppen mehr oder weniger klar, dass sie doch einander brauchen. Der Geschlechtsakt wird als notwendiges Opfer angesehen, im Schandkreis, um den Fortbestand der Menschen zu bewahren. Doch es werden immer weniger Kinder geboren. Die Gruppe der Männer erscheint dabei ziemlich fanatisch. Sie verschanzt sich hinter der Bibel und verteufeln die Frauen. Sie sehen in ihnen die Wurzel allen Übels auf der Welt.


    Juna und David sind natürlich indoktriniert und begegnen einander zuerst mit tiefem Misstrauen. Skeptisch nähern sie sich an und spüren, dass sie etwas sehr wichtiges empfinden, Zuneigung und Liebe, in seiner reinsten Form. Doch der Krieg zwischen den Geschlechtern lässt ihnen kaum Zeit, dies zu erforschen.


    Mit einer recht langen Einleitung wird die Welt beschrieben, die 65 Jahre nach dem Zusammenbruch Junas und Davids Leben beherrschen. Sie beide sind jung und unerfahren, aber dennoch voller Inbrunst für ihre Sache: Juna als Kämpferin und David für seine Bücher. Die Geschichte um Romeo und Julia begleitet ihn verbotenerweise schon lange. Juna lässt sich auf das Wagnis „David“ ein und erfährt so viel mehr als nur eine Geschichte. Aber auch ihr Leben ist nicht so, wie es auf dem ersten Blick scheint. Ihre Mutter hat viele Geheimnisse, die sie ihr offenbart und damit muss Juna auch erst einmal fertig. Auch David erfährt von seiner Herkunft, was ihm wiederum Mut macht.


    Eine sehr gut ausgearbeitete Geschichte mit interessanten Ansätzen, die sehr viel Fingerspitzengefühl beweist. Die Ethik spielt eine große Rolle, aber auch die Liebe zur Literatur und Natur. Der Spannungsbogen baute sich sehr langsam auf, das erste Drittel plätschert so ein bisschen dahin, aber dann geht es ans Eingemachte.


    Die Stimme von Erik Borner war für mich allerdings extrem gewöhnungsbedürftig. Es hat lange gedauert, ehe ich mich an seine Erzählart gewöhnt habe, da der Stimme das gewisse Etwas fehlt. Aber das ist sicherlich Geschmacksache.


    Die Geschichte ist für Jung und Alt zu empfehlen und ich freue mich auf den zweiten Band. Der erste Band erhält vier Sterne!

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Thomas Thiemeyer - Erwachen“ zu „Thomas Thiemeyer - Erwachen / David & Juna“ geändert.