Mina Baites - Der Ahorn im Sturm

  • Inhalt

    Der Fabrikantensohn Georg Breitenbach hat sich in Colorado mit einer Tochterfirma der väterlichen Schuhfabrik als Unternehmer bewährt. Ihm fehlt zwar noch die passende Ehefrau, doch Georg genießt das Leben in vollen Zügen, und liebt nichts so sehr wie die Musik. Seine Schwester Rosa und Schwager Wendelin bewirtschaften mit Hingabe ihr eigenes Land. Auch sie haben in der Fremde eine neue Heimat gefunden, obwohl die einheimische Bevölkerung den weißen Siedlern großteils feindlich gegenübersteht.

    Als Hermann Breitenbach stirbt, will Georg nach Deutschland zurückkehren, um seinen Bruder Theodor zu unterstützen. Und auch die wirtschaftliche Entwicklung gibt Anlass zu einiger Sorge.


    Meine Meinung

    Den zweiten Teil der Breitenbach-Saga habe ich mit großen Erwartungen zu lesen begonnen, doch haben sich meine Hoffnungen auf charakterlich gereifte Protagonisten und eine inhaltliche Spannungssteigerung leider nicht erfüllt.

    Georg Breitenbach konnte ich mir als erfolgreichen Unternehmer überhaupt nicht vorstellen, und auch sein Bruder legt mit fortschreitendem Alter recht infantile Züge an den Tag. Die Figuren waren mir insgesamt zu oberflächlich und viel zu sehr aus moderner Sicht dargestellt. Weiße Siedler wie Rosa und Wendelin haben sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts sicher nicht um die indigene Bevölkerung gesorgt, sondern ihre eigenen Interessen verfolgt. Ebenso unrealistisch kamen sie mir als Ehepaar vor, das sich im harten Existenzkampf stets in unendlicher Liebe zugetan ist. Keine Ehekrise, kein harsches Wort, etwas mehr Mühe hätte ich mir in dieser Hinsicht schon erwartet, ebenso wie in der seltsamen Beziehung zwischen Georg und Theodor. Deren Entzweiung war für mich logisch beim besten Willen nicht nachvollziehbar.

    Gewiss hatte die Autorin viele Ideen gesammelt, jedoch kein bündiges Gesamtkonzept entwickelt. Vielfältige Probleme werden nur kurz angerissen, um sich alsbald ohne komplexe Ausarbeitung in Wohlgefallen aufzulösen. Etwas Spannung und Dramatik hätte dem Roman sicher gut getan, während ohne diese Zutaten nur ein laues Geschichtchen daraus geworden ist, von einer Familiensaga nach meinen Vorstellungen jedenfalls meilenweit entfernt.

    Stilistisch konnte dieser zweite Teil den ersten zwar übertreffen, inhaltlich hat er mich leider gar nicht zu überzeugen vermocht.

  • Die Geschwister Rosa und Georg Breitenbach sind im kleinen Örtchen Rico in Colorado sesshaft geworden und haben dort eine Niederlassung der familieneigenen Schuhfabrik gegründet. Gleichzeitig leitet Theodor Breitenbach die Stammfabrik in Berlin, da Vater Hermann inzwischen schwerkrank ist. Ein plötzlicher Schicksalsschlag zwingt Georg dazu, nach Deutschland zurückzukehren und Theo in der Fabrik unter die Arme zu greifen, während Rosa in Colorado zurückbleibt und mit ihrem Mann Wendelin unter harten Bedingungen die Farm bewirtschaftet, wobei ihnen nicht nur das Wetter, sondern auch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Indianern und den Siedlern zu schaffen machen. Als die Wirtschaftskrise Deutschland erreicht und das Gesamtunternehmen der Breitenbachs ebenfalls erschüttert, bringt dies auch die Beziehung der Familienangehörigen untereinander zum Wanken…


    Mina Bates hat mit „Der Ahorn im Sturm“ den zweiten Teil ihrer Breitenbach-Saga vorgelegt, der dem ersten Band in Spannung in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, er lässt den Leser zwischen Colorado und Berlin hin und her reisen, um mal zu Gast bei Theo und seiner Familie in Deutschland zu sein und die Lage dort zu beobachten, und dann wieder in Rico/Colorado bei Rosa und ihren Lieben nach dem Rechten zu sehen und dort die Situation nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Autorin spannt einen schönen Bogen über zwei Kontinente, so dass man die verschiedenen Entwicklungen immer im Blick hat. Zudem lässt sie dem Leser einige Informationen über den in Colorado angesiedelten Indianerstamm und deren Gepflogenheiten zukommen. Auch die Streitigkeiten zwischen den Siedlern und den amerikanischen Ureinwohnern sind nachvollziehbar und machen deutlich, wie sehr die Einwanderer der von ihnen neu bezogenen Gegend ihren Stempel aufdrücken wollen ohne Rücksicht auf Verluste. Überhaupt hat die Autorin wieder einmal ein geschicktes Händchen bewiesen bei der Verknüpfung historischer Fakten mit ihrer Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh und lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Der Spannungsbogen ist steigert sich während der Handlung immer weiter in die Höhe und hält den Leser in Atem.


    Die Charaktere sind vielfältig angelegt und lassen in diesem Band schon eine deutliche Entwicklung zum Vorgänger erkennen. Durchweg lebendig und mit glaubhaften Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch dargestellt, was es dem Leser leicht macht, ihnen zu folgen und mit ihnen zu fühlen. Theo lebt mit Ehefrau Vanda und seinen Kindern in Berlin und trägt die Hauptverantwortung für das Familienunternehmen, wobei er sich zusätzlich noch um den schwerkranken Vater kümmert. Theo ist verantwortungsbewusst, spürt aber immer wieder die Last auf seinen Schultern, sich auch um seine beiden Geschwister fern der Heimat zu sorgen. Georg ist ein erfolgreicher Unternehmer geworden, der in Colorado seine Unabhängigkeit und Freiheit gefunden hat und sich nicht mehr etwas von seinem älteren Bruder sagen lassen möchte. Rosa ist glücklich mit ihrem Ehemann Wendelin und Tochter Julia, sie scheut sich nicht vor harter Arbeit. Aber auch die weiteren Protagonisten wie z.B. der Indianer Akule oder sein Sohn Chesmu spielen tragende Rollen in dieser Geschichte und treiben die Spannung nach oben.


    „Der Ahorn im Sturm“ ist eine wunderbare Fortsetzung mit viel Spannung, Familienkonflikten, historischen Begebenheiten und viel Informationen über das damalige Zusammenleben von Indianern und Siedlern. Farbenprächtig und einfühlsam erzählt, so dass man den dritten Teil dieser Saga kaum erwarten kann. Verdiente Leseempfehlung!


    Unterhaltsamer Schmöker für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Rosa und Georg haben sich in Colorado eine Existenz geschaffen. Georg ist für die amerikanische Tochterfirma zuständig, während Theodor die Leitung der Schuhfabrik in Berlin hat. Rosa hat eine Schule gegründet und sich damit einen Traum erfüllt. Doch sie muss auch ihren Mann auf der Farm unterstützen, damit sie überleben können. Die Umstände in Berlin bringen Georg nach Berlin zurück. Es kommt zu Konflikten zwischen den Brüdern. Auch der Börsencrash und die damit verbundene Wirtschaftskrise in Amerika machen der Familie zu schaffen. Werden sie den Schwur, den sie einst geleistet haben, halten können?

    Dieses Buch ist der zweite Teil der der Breitenbach Saga und umfasst die Jahre 1888 bis 1903. Aufgrund des längeren Zeitraumes, gibt es auch schon mal größere Sprünge. Mir hat dieser Band besser gefallen als der Vorgänger.

    Die Charaktere sind sehr gut und authentisch dargestellt. Theodor ist nun glücklich mit seiner zweiten Frau. Er bekommt aber nicht mit, wie es seinen Arbeitern geht. Das Leben in Colorado hat Georg verändert. Als er nach einem Schicksalsschlag nach Berlin zurückkehrt, kommt es zu Konflikten mit Theodor. Rosa und ihre Familie leben im Indianerland, was Probleme bereitet. Sie sieht es gar nicht gerne, dass sich ihre Tochter mit einem Indianerjungen anfreundet. Das Schicksal macht es den Breitenbachs nicht immer leicht und sie müssen Entscheidungen treffen, die den Familienzusammenhalt auf eine harte Probe stellen.

    Die Lebensumstände sind sehr gut beschrieben und auch die Handlungsorte sehr schön dargestellt.

    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und das Ende macht neugierig darauf, wie es weitergeht.