Margaret Atwood - Oryx und Crake

  • Oryx und Crake - Hörbuch


    Inhalt:

    Crake und Jimmy waren Freunde, und sie liebten dieselbe Frau: die rätselhafte Oryx. Sie lebten in einer ständig von Klimakatastrophen bedrohten Welt. Crake, ein Genie genetischer Manipulation, war Wissenschaftler und arbeitete für das Projekt "Paradice" in einem Elite-Labor eines biogenetisch-pharmazeutischen Konzerns. Jimmy sorgte als Werbefachmann für die Bekanntmachung der Produkte, die Crake entwickelte.


    Nun sitzt Jimmy, mittlerweile "Schneemensch" genannt, versehrt, gebrochen und als womöglich letzter Vertreter der Gattung "Homo sapiens" auf einem Baum, dem einzig verbliebenen sicheren Ort, und blickt zurück. Auf die Überflutung der bewohnten Gebiete durch den Klimawandel, auf das Verschwinden der überlebenswichtigen Ressourcen, auf das Artensterben, auf den Zusammenbruch der Ökosysteme und auf die Vernichtung der Menschheit durch eine fatale Seuche. Und natürlich auf Oryx. Und Crake.

    (Q Amazon)


    Meinung:


    Seit einiger Zeit war dieses Buch schon auf meiner Wunschliste. Nun habe ich es endlich geschafft mir die Geschichte zumindest als Hörbuch anzuhören und ich bin etwas zweigespalten bei meiner Wertung.


    Zu Beginn lernen wir Schneemensch kennen, der sich scheinbar in einer Endzeit befindet. Alles um ihn herum bleibt kryptisch. Scheinbar ist er der Einzige der die ‚alte Welt‘ kennt und die Anderen sind einfach völlig anders. Bereits in den ersten paar Minuten hatte ich viele, viele Fragen. Ein Zusammenhang zwischen Schneemensch und den Anderen war nicht erkennbar und auch zu den Geschehnissen in der Vergangenheit bleibt man (lange) im Unklaren.

    Recht schnell denkt Schneemensch an sein altes Leben, woraus der Hauptteil der Erzählung besteht, und man darf als Hörer seinen Werdegang von der Kindheit bis zum heutigen Tag miterleben. Damit hatte ich zu Beginn wirklich meine Probleme. Die Geschichte verliert sich geradezu in den Erinnerungen. Insbesondere die frühstens Rückblenden des Protagonisten haben mich recht schnell gelangweilt. Es hat sehr lange gedauert bis es zu einer Stelle der Geschehnisse kam, die sich für mich als interessant dargestellt hat. Die Spannung im Buch baut sich nur sehr, sehr langsam auf, hält sich dann aber (ich würde sagen ab ca. der Hälfte) recht konstant mit vereinzelten Spitzen.

    Ich glaube allerdings nicht, dass ich es geschafft hätte die gedruckte Version vollständig zu lesen oder zumindest mit Interesse zu verfolgen. Dafür war mir der ‚Vorspann‘ zu lang.

    Auch hatte ich zu Beginn meine Probleme mit dem Sprecher. Die kleine-Jungen- und weinerliche-Frauenstimme hat mich regelrecht genervt. Allerdings kann ich im Nachhinein sagen, dass der Sprecher wirklich einen sehr guten Job gemacht hat. Er gibt der Geschichte einen bedrückenden aber auch erhabenen Ton und das passt hier wirklich gut.

    Die Autorin entwickelt eine ‚alte Welt‘, die gar nicht so weit weg von unserer Gegenwart sein könnte und die am Ende zu der Situation, in der Schneemensch steckt, führt. Es ist zum Teil erdrückend, dramatisch, schockierend, kritisch und auch warnend. Sie stellt unsere Überheblichkeit an den Pranger, unsere Arroganz, ja vielleicht, wenn man so sagen will, das Menschsein. Es geht dabei nicht um das einzelne Individuum sondern vielmehr um die Gruppe. Wir verhalten uns, als würden wir den großen, roten Selbstzerstörungsknopf direkt vor uns sehen, doch anstatt um diesen einen weiten Bogen zu machen, tun wir alles nur erdenklich Mögliche, um an ihn heranzukommen und ihn zu drücken. Nur um mal zu sehen was dann passiert. Die Wirkung sollte uns klar sein, doch sind wir als Gruppe nicht in der Lage dem Drang danach zu widerstehen.

    Am Ende der Geschichte war ich positiv überrascht, dass die Erzählung mich doch noch so für sich vereinnahmt hat. Der zweite Teil wird auf alle Fälle als Hörbuchvariante folgen.


    Fazit:

    Oryx und Crake ist eine fesselnde Geschichte, allerdings muss man sich durch eine lange Einführung kämpfen (was für mich der größte Kritikpunkt ist). Das allerdings hat den Effekt, dass die Geschichte sehr lebendig/echt wirkt und den Leser/Hörer langsam (sehr langsam) eintauchen lässt. Atwood spricht viele Themen, wie etwa das Leben, Liebe, Sehnsucht, Überheblichkeit, Kampf, den Zerfall einer Kultur, den Versuch Gott zu spielen und vieles mehr, an.

    Die Geschichte regt zudem auch zum Nachdenken an, insbesondere viele Aussagen Crakes, welche den Menschen betreffen.

    Schafft man es sich durch die ausufernde Einführung zu schlagen, wird man mit einer ergreifenden, schockierenden, gar nicht mal so realitätsfernen, düsteren und unterhaltsamen Geschichte belohnt


    4 Sterne

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • Dave2311

    Hat den Titel des Themas von „Margaret Atwood - Onyx und Crake“ zu „Margaret Atwood - Oryx und Crake“ geändert.
  • Danke für deine Rezension!

    allerdings muss man sich durch eine lange Einführung kämpfen

    Gerade an dem Punkt war ich ja damals abgestorben und habe das Buch abgebrochen. Wenn ich mir aber deine Rezension durchlese, sollte ich es doch noch mal mit dem Buch versuchen und im Hinterkopf behalten, dass es besser wird.

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  • Ich bin nur zögerlich an "Oryx und Crake" herangegangen. Da ich früher schon andere Bücher von Margaret Atwood gelesen hatte, wusste ich, dass es am Anfang immer schwierig ist. Wenn man den Anfang aber erstmal erfolgreich überwunden hat, wird man mit einer großartigen Geschichte belohnt. Das war hier nicht anders.

    Nach dem Hören habe ich mir von allen drei Bänden die Hardcover besorgt, fürs Regal.


    Den Sprecher Uve Teschner mag ich sehr gern hören.


    ***

    Aeria

  • Gerade an dem Punkt war ich ja damals abgestorben und habe das Buch abgebrochen. Wenn ich mir aber deine Rezension durchlese, sollte ich es doch noch mal mit dem Buch versuchen und im Hinterkopf behalten, dass es besser wird.

    für mich war es das beste Buch von Atwood.:thumleft: Damals habe ich die Autorin auch noch nicht so gut gekannt, aber "Oryx und Crake" fand ich faszinieren.:drunken: Erst später kamen bei mir andere Werke von der Autorin. Doch aus allen 8 Büchern, die ich bis jetzt von ihr gelesen habe, war "Oryx und Crake" für mich genau das Richtige. "Der Report der Magd" und "Hexensaat" fand ich etwas weniger gut. Vielleicht wäre noch ein Versuch Wert:friends:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

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  • Da ich früher schon andere Bücher von Margaret Atwood gelesen hatte, wusste ich, dass es am Anfang immer schwierig ist.

    Das war das erste Buch von ihr, bei dem mir der Einstieg schwer fiel. Und ich bin eigentlich (so in Richtung Proust schiel) "Schmerz" gewöhnt. Dazu kommt ja noch, dass sie eine meiner Lieblingsautoren ist. Ich habe so gut wie alle ihre Bücher, bis halt auf die MaddAddam-Trilogie, gelesen. Aber mittlerweile kenne ich den Knackpunkt der Geschichte und starte neu.



    Vielleicht wäre noch ein Versuch Wert :friends:

    Aber sowas von! Ich kann auch die Essays wärmstens empfehlen.

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