Lydia Conradi - Palast der Safranblüten

  • Liebe in Indien


    Perdita ist die perfekte, gehorsame Tochter. Sie ist bereit sich in ihr vorherbestimmtes Leben zu fügen. Sie steht kurz vor der Heirat mit ihrem Jugendfreund und ihre Welt scheint in Ordnung zu sein. Dann bringt ihre lebenslustige Schwester Della alles durcheinander. Schließlich muss die junge Frau für ihren Fehler gerade stehen und England verlassen. Della wird nach Indien geschickt, an einen Ort namens Shimla. Alles scheint sich zu fügen, doch dann ist die Schwester plötzlich verschwunden. Perdita macht sich auf den Weg nach Shimla, um zu ergründen, was geschehen ist. Wer ist der Mann, denn Della so sehnsuchtsvoll beschrieben hat? Was wird Perdita erwarten?


    Die Geschichte der Schwestern beginnt zunächst harmlos in kalten England des Jahres 1910. Die Familie gehört zum Adel und ist frei von jeglichen Skandalen. Aber dann begeht Della einen Fehler, für den die ganze Familie einstehen muss. Gerade für Perdita, die sich ein anderes Leben gar nicht vorstellen kann, beginnt der Kampf gegen die Konventionen. Sie liebt ihre Schwester, aber kann trotzdem nicht anders, als sich den Anweisungen des Vaters zu fügen. Die Autorin lässt ihrer Protagonistin die Zeit, um ihre Welt zu überdenken. Dadurch wird es auch für den Leser nachvollziehbar warum Perdita sich letztendlich doch auf die Suche nach ihrer Schwester macht.


    Dieser Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite fand ich ihn, wunderbar zu lesen. Lydia Conradi versteht es meisterhaft, die Landschaften zu beschreiben. Ich war gefangen von der Schönheit Shimlas, überwältigt von Indien mit seinen Menschen und seiner Vielfalt. Aber leider nicht von den Protagonisten, sie waren zwar nett zu lesen, aber ich fand nicht den richtigen Weg zu ihnen.


    Der Erzählstil ist facettenreich und ausdrucksstark und lässt die Szenen lebendig werden. Allerdings hat die Autorin hier immer wieder Briefe oder Tagebuchaufzeichnungen eingestreut. Diese unterbrechen immer wieder die eigentliche Handlung und haben mich aus dem Lesefluss gerissen. Vor allem, weil sie nicht wesentlich zur Handlung beigetragen haben, so dachte ich zu mindestens beim Lesen. Erst zum Ende hin wurde klar, was es mit diesen Briefen, die zum Teil aus dem 19. Jahrhundert stammten, auf sich hatte.


    Die gesamte Handlung war mystisch angehaucht und hätte bestimmt spannend sein können, hat mich aber einfach nicht richtig erreicht. Ich bin mit den Protagonisten nicht so recht warm geworden. Auch fand ich es schon seltsam, dass eine junge Frau aus gutem Haus, die als unbedarft und korrekt beschrieben wird, plötzlich die Heimat verlässt und Dinge geschehen lässt, die vorher komplett undenkbar für sie gewesen wären. Sicherlich ist ihr Handeln nachvollziehbar beschrieben worden und eigentlich fehlte in diesem Bezug nichts, aber mich hat sie eben nicht vollständig erreicht.


    Fazit:


    „Palast der Safranblüten“ ist ein opulenter historischer Roman, der im fernen Shimla eine mystische Geschichte erzählt, aber mir leider nicht so gefallen hat, wie ich es erwartet hatte. Trotz schwächen aus meiner Sicht, habe ich ihn aber gern gelesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Lydia Conradi ist ein weiteres Pseudonym von Charlotte Lyne, die aktuell hauptsächlich als Charlotte Roth schreibt.

    Ihr Schreibstil ist ungewöhnlich, die Charaktere oft schwierig, so dass ihre Bücher stark polarisieren.


    Bücher unter ihren neuesten Pseudonym habe ich noch nicht gelesen, neugierig hast du mich aber hier schon gemacht. Mal schauen, ob es sich irgendwann einmal ergibt, vorher habe ich aber noch diverse Romane von ihr zu lesen, von Charlotte Lyne, Charlotte Roth und Carmen Lobato...

  • Lydia Conradi ist ein weiteres Pseudonym von Charlotte Lyne, die aktuell hauptsächlich als Charlotte Roth schreibt.

    Ihr Schreibstil ist ungewöhnlich, die Charaktere oft schwierig, so dass ihre Bücher stark polarisieren.


    Bücher unter ihren neuesten Pseudonym habe ich noch nicht gelesen, neugierig hast du mich aber hier schon gemacht. Mal schauen, ob es sich irgendwann einmal ergibt, vorher habe ich aber noch diverse Romane von ihr zu lesen, von Charlotte Lyne, Charlotte Roth und Carmen Lobato...

    Ich habe so einige Bücher von ihr gelesen und kenne ihre Pseudonyme. Aber es scheint wohl so zu sein, dass mir ihre Bücher immer weniger gefallen. Die Bücher unter dem Namen Charlotte Lyne fand ich richtig, richtig gut und auch die Romane von Carmen Lobato haben mir immer gut gefallen, aber das letzte Charlotte Roth-Buch fand ich schon nicht mehr so gut und jetzt dieses eben hier. Ich hoffe ihre nächsten Bücher werden wieder besser. Ihr Erzählstil ist nämlich ganz toll. Ich mag ja ihre Art zu schreiben.

  • 1910. Während Perdita sich ihrer adligen Erziehung wohl bewusst ist und sich den Wünschen ihrer Eltern fügt, um sich standesgemäß mit deren Wunschkandidaten zu verloben, schlägt ihre Schwester Della immer wieder über die Strenge. Ein Skandal hat zur Folge, dass Della nach Indien strafversetzt wird, damit der gute Ruf der Familie nicht noch mehr zu Schaden kommt. Als Della in Indien spurlos verschwindet, entschließt sich Perdita, allen Konventionen zu trotzen und sich auf die Suche nach ihrer Schwester zu machen. Sie reist nach Indien und wird dort nicht gerade herzlich empfangen. Vor allem wird ihr die Suche nach Perdita erschwert. Doch Perdita gibt nicht auf und gräbt immer weiter, um das Geheimnis um ihre Schwester zu lüften. Dabei tun sich einige Überraschungen auf…


    Lydia Conradi hat mit „Palast der Safranblüten“ einen unterhaltsamen historischen Roman vor exotischer Kulisse vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und farbenprächtig, so fällt es dem Leser leicht, sich vom kühlen England in das märchenhafte, warme Indien entführen zu lassen, wo er an der Seite von Perdita so einige Abenteuer erlebt auf der Suche nach Della. Die Autorin erzählt nicht nur ihre Geschichte, sondern fügt immer wieder Briefe und Tagebucheinträge von Della in ihre Handlung mit ein. Erst nach und nach kommt der Leser wie bei einem Puzzle dem Rätsel auf die Spur. Die Autorin hat eine sehr gute Recherche betrieben und den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser einiges über die gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Indien. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh und bildhaft, der Leser taucht gemeinsam mit Perdita in eine fremdländische Welt und muss sich den dortigen Gepflogenheiten anpassen. Der Spannungslevel war in dieser Geschichte leider nicht hoch angelegt, so plätscherte die Handlung stellenweise regelrecht vor sich hin, was die Lesefreude etwas eintrübte.


    Die Charaktere sind vielschichtig und der Zeit angemessen ausgestaltet. Sie besitzen glaubhafte Ecken und Kanten und fügen sich gut in die historische Epoche ein, jedoch fehlt es ihnen an Wärme und Ausstrahlung, so dass der Leser eher zu einem unsichtbaren Zuschauer mutiert, als sich ihnen nahe zu fühlen. Perdita ist eine junge Frau, die gehorsam den Worten ihrer Eltern folgt. Sie wirkt steif und unnahbar, als besäße sie keinerlei Gefühl. Doch im Verlauf der Handlung macht sie eine Wandlung durch, denn sie lehnt sich zum ersten Mal auf, folgt ihrem eigenen Willen und beweist Mut und Stärke, sich in der Fremde zu behaupten. Della ist ein Wirbelwind, voller Lebensfreude und mit eigenem Kopf. Sie denkt nicht über die Folgen ihres Tuns nach, was nicht ohne Wirkung bleibt. Das Verhältnis der beiden Schwestern ist eher von Verantwortungsgefühl geprägt, was für die damalige Zeit vielleicht generell normal war, jedoch fehlte es an dem innigen Band zwischen ihnen, das der Geschichte etwas mehr Wärme verliehen hätte.


    „Palast der Safranblüten“ ist ein historischer Schmöker angefüllt mit guter geschichtlicher Hintergrundrecherche, Familiengeheimnissen und einem exotischen Handlungsort, der den Leser gedanklich auf die Reise schickt. Wenn man die anderen Romane der Autorin zum Vergleich heranzieht, ist dies eines der schwächeren Bücher, aber durchaus unterhaltsam.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten