René Freund - Swinging Bells

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Außergewöhnlicher Plot, Freund schafft es wieder in einer kurzen Geschichte viel zu sagen.
  • Albtraum am heiligen Abend

    Swinging Bells, Roman von René Freund, 192 Seiten, erschienen im Deuticke –Verlag.


    Hört dieser Albtraum denn nie auf? Ein ganz besonderes „Fest der Liebe“ für Sandra und Thomas.


    Sandra und Thomas bereiten sich auf ein besonderes Weihnachtsfest vor, eines bei dem sie nicht von den Eltern zu den Schwiegereltern und dann auch noch daheim feiern wollen. Nein in diesem Jahr wollen die beiden ganz alleine Weihnachten zu Hause begehen. Doch zuvor sollte noch ein Paar erscheinen, die das Doppelbett kaufen wollen, für das das Ehepaar inseriert hat. Elisabeth und Leo ein aufgeschlossenes Swingerpärchen, haben sich jedoch in der Adresse geirrt und stehen am Heiligen Abend bei Sandra vor der Türe, daraus ergibt sich eine Geschichte, voller Verwechslungen, Situationskomik und Beziehungsproblemen.


    Die Erzählung umfasst den Zeitraum eines Abends. Der Plot ist in drei Teile gegliedert, wobei der zweite Teil und das somit beschriebene Kerzenspiel, die Hauptgeschichte beinhaltet. Freund bedient sich der auktorialen Erzählweise, deshalb ist ein Überblick auf das Geschehen von allen Seiten möglich. Liedtexte, SMS-Nachrichten und E-Mails sind kursiv hervorgehoben.


    Zuerst einmal dachte ich, dass es bei diesem neuen Roman des Autors um eine etwas freizügigere Erzählung handeln könnte, doch weit gefehlt. Schon bald stellt sich der gewohnte tiefgehende Stil des Autors ein. Der es schafft, in seinen nicht gerade umfangreichen Büchern, alles zu sagen. Mehr ist nicht nötig. Es beginnt etwas schlüpfrig, doch plötzlich, kaum, dass es der Leser merkt, befindet man sich in einer tiefgreifenden Beziehungsgeschichte. Wieder einmal bin ich von einem Werk René Freunds begeistert. Im Laufe des Mittelteils habe ich meine Ansichten über sämtliche Charaktere grundlegend geändert, viel Zwischenmenschliches und Beziehungsfragen werden aufgedeckt. Eine unerwartete Wendung hat mich sehr überrascht, da hätte ich das furiose Ende aus einer ganz anderen Richtung erwartet. Ständig wartete ich darauf, dass die Situation eskaliert. Zwischendurch musste ich auch immer wieder schmunzeln, denn Freund kann auch humorvoll. Eine Geschichte die an Weihnachten spielt, sich aber an jedem anderen Tag des Jahres hätte ereignen können. Der Charakter Thomas war mir anfangs unsympathisch, ein Pedant ständig auf die richtige Wortwahl, bei sich und bei anderen bedacht. Selbstgefällig und kritisch, der sich nicht scheut seine Kritik anderen ins Gesicht zu rammen, besonders seiner Frau. Sandra, deren Ansichten von Weihnachten u.a. ich anfangs teilte mochte ich sehr gerne. Doch im Laufe der Lektüre habe ich meine Ansichten etwas geändert. Die Charaktere sind allesamt tiefgründig und ihr Handeln ist nachvollziehbar. Ganz wundervolle Worte hat Freund wieder gefunden und deshalb habe ich mir auch wieder den einen oder anderen Satz aufgeschrieben, z. B. auf Seite 171 „Würde, hat die Lippenstift-Oma gesagt, ist nicht nur ein Konjunktiv. “Oder auf Seite 187 „Weißt du, wie wir es schaffen, für immer zusammenzubleiben?“ „Sag!“ „Wir trennen uns einfach nie“. Obwohl Elisabeth und Leo, den Weihnachtsfrieden von Sandra und Tom stören, glaube ich, dass es für die beiden evtl. eine neue Chance für ihre Beziehung sein kann. Dieses Buch hat mich gut unterhalten, mich überrascht und amüsiert. Es ist kein Weihnachtsbuch, aber als Geschenk kann ich es sehr empfehlen. Von mir verdiente 5 Sterne.

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon