Louise Erdrich – Die Wunder von Little No Horse / The Last Report on the Miracles at Little No Horse

  • Verlagstext

    Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Vater Damien Modeste sich ganz in den Dienst seines geliebten Stammes der Ojibwe im abgelegenen Reservat Little No Horse gestellt. Nun da sein Leben zu Ende geht, muss er fürchten, dass das große Geheimnis seines Lebens doch noch ans Licht kommen könnte: er ist in Wahrheit eine Frau.

    In ihrem bislang nichts ins Deutsche übertragenen Meisterwerk erkundet Louise Erdrich das Wesen der Zeit und den Geist einer Frau, die sich gezwungen fühlte, sich selbst zu verleugnen, um ihrem Glauben dienen zu können. Ein Buch mit Herz, großartig erzählt.


    Die Autorin

    Louise Erdrich, 1954 in Little Falls, Minnesota als Tochter einer Indianerin und eines Deutschamerikaners geboren, wuchs in North Dakota auf. Sie wurde für ihre Romane und Lyrikbände mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In Deutschland war sie vor allem mit den Romanen Die Rübenkönigin und Liebeszauber erfolgreich. Sie lebt mit ihren fünf Kindern in Minnesota.

    Biografie bei Fembio


    Der Roman-Zyklus

    Liebeszauber (1984), Die Rübenkönigin (1986), Spuren (1988), Der Bingo-Palast (1994), Geschichten von brennender Liebe (1996), Die Wunder von Little No Horse (2001), Four Souls (2004, noch nicht übersetzt), Der Klang der Trommel (2005).

    "Die Wunder von Little No Horse" ist in der Reihenfolge des Erscheinens der 6. Von 8 Romanen, verschiedene Quellen geben allerdings unterschiedliche Leseempfehlungen für die Reihenfolge. Die Webseite Fembio empfiehlt Spuren (1988), Die Wunder von Little No Horse (dt. 2019), Die Rübenkönigin (1986) Liebeszauber (1984), Der Bingo-Palast (1994) und Geschichten von brennender Liebe (1996).


    Die Handlung spielt in einem fiktiven Ojibwe-Reservat in North Dakota und legt wie die anderen Romane des Zyklus Augenmerk auf „fluide“ Figuren, die zwischen den Kulturen stehen, wie auch genderfluide Figuren (Two-Spirits), die man als drittes Geschlecht ansehen könnte und die unter dem repressiven Einfluss der Weißen inzwischen nahezu verschwunden sind.


    Inhalt

    Father Damien Modeste, als Gottes irdischer Diener auf dem Außenposten eines Ojibwe-Reservats tätig, ist sichtlich vom Alter gebeugt, aber immer noch geistig rege. Im Laufe des Tages ermüdet er jedoch schnell und ist von Schwerhörigkeit und Arthritis geplagt. Der Pater hat über 80 Jahre hinweg immer wieder an jeden einzelnen Papst in Rom geschrieben, ohne je eine Antwort zu erhalten. Father Damiens Geheimnis bleibt Louise Erdrichs Lesern nicht lange verborgen. Wenn er seine Amtstracht ablegt, wickelt er stets auch die Bandagen um die Brüste ab; denn Damien ist in Wirklichkeit die leidenschaftliche Klavierspielerin Agnes Dewitt. Der Pater hat nicht etwa sein Geschlecht angeglichen, sondern als „sie-er“ denkt und fühlt Agnes, wird jedoch im Handeln stets zu Father Damien. Auf zwei Zeitebenen spielen sich die Ereignisse in „Little No Horse“ ab, beginnend mit Damiens Ankunft im Reservat 1912 und in der Gegenwart 1996. Agnes hat vor langer Zeit die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Kleidung und Besitztümer eines toten Priesters zu übernehmen und in seine Rolle zu schlüpfen. Als ehemalige Organistin fällt es ihr nicht schwer, eine Messe zu lesen und die Beichte abzunehmen; auch wenn in mancher Situation ihr Nachholbedarf auf geistlichem Terrain deutlich wird. Daran, dass jemand den echten Damien Modeste gekannt haben kann oder dass die Ojibwe sie durchschauen könnten, mag Agnes lieber nicht denken. So wenig Agnes die Notwendigkeit reflektiert, Indianerstämme überhaupt zu missionieren und deren Kultur auszuradieren, so wenig ist ihr ihre Körpersprache als kräftige Bauersfrau bewusst und ihre Wirkung auf die Ojibwe.


    Agnes habe ich als tragische Figur erlebt, die sich nicht bewusst ist, dass die Ojibwe Geschlechtsrollen nicht unverrückbar zuschreiben wie die Weißen, sondern dass jeder Stammesangehörige eine Rolle auszufüllen hat, die dem Überleben der Gemeinschaft dient. Stirbt ein Stamm z. B. nahezu aus durch die Krankheiten, die die Weißen eingeschleppt haben, kann das Überleben weniger Menschen davon abhängen, dass Nahrung erjagt, Holz gehackt und Kranke gepflegt werden. Ob ein Mann die Rolle einnimmt, die vierte Frau eines Stammesoberhaupts oder eine unverheiratete Frau, ist dabei belanglos. Aus diesem Grund war die erfahrene Jägerin Mashkiigikwe für mich eine zentrale Figur des Romans, deren Rolle Agnes hätte stutzig machen müssen.


    Erdrich erzählt von der Grippe-Epidemie 1918, von erbitterten Clan-Fehden, korrupten Nonnen, Missbrauch, ihren Eltern gewaltsam entfremdeten Kindern und raffinierten Weißen, die sich das Land der Ojibwe unter den Nagel reißen. Am Lebensende müsste Father Damien eigentlich Abbitte leisten, dass er seine Gemeinde nicht vor Spekulanten schützen konnte – und der jeweilige Papst offenbar auch nicht.


    Fazit

    Louise Erdrich zeichnet wie in ihren vorhergehenden Romanen mit zarter Ironie glaubwürdige, bodenständige Figuren, denen bizarre Dinge aus der Welt des Animismus zustoßen. Allein durch die Zahl der Personen und Identitäten erfordert „Die Wunder von Little No Horse“ (engl. 2001) höchste Konzentration. Das Thema des dritten Geschlechts/der Two-Spirits könnte nicht aktueller sein als heute. Allerdings fehlt mir außer einer Personenliste gerade zum Geschlechtsrollen-Verständnis von First Nations Bonusmateriel im Buch für Neueinsteiger in Erdrichs Werk und Leser, die die ersten Bände des umfangreichen Romanzyklus bereits vor 30 Jahren gelesen haben.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Wie schön, dass dieser Roman endlich auf Deutsch erschienen ist.


    Er bietet fesselnde Geschichten und bewegende Schicksale rund um das fiktive Reservat Little No Horse mit der brüchigen, aber herzensguten Figur des Father Damien im Mittelpunkt. Wie immer spürt Louise Erdrich kundig und sensibel den Identitäten und Reibungsflächen von bzw. zwischen den nordamerikanische First Nations, den Nachkommen der weißen Siedler sowie den verschiedenen Generationen von Menschen gemischter Herkunft nach, die zwischen den Kulturen herumwandern, sich immer wieder neu verorten, um Zugehörigkeit ringen oder diese verlieren. Die häufige Springerei durch die Generationen, vor und zurück und wieder vor und zurück, macht bei den vielen Figuren im Roman die Familien- sowie die Freundschafts- oder Feindschaftsverhältnisse dann leider recht unübersichtlich. Manchmal war es für mich schwer erkennbar, welcher Generation eine bestimmte Figur jetzt angehört, oder es gab Verwirrung bei den familiären Verflechtungen. Besonders bei den sehr ähnlichen Namen Mary Kashpaw und Marie Lamarre / später Kashpaw (bei der im Stammbaum "Lamarre", in den Buchkapiteln aber i.d.R. "Kashpaw" als Nachname steht) war mir streckenweise nicht klar, ob das jetzt eine Figur ist oder zwei verschiedene Figuren - deren Geschicke sind für mich also zum Teil verschmolzen. (Das alles war jedoch nichts im Vergleich mit dem Figurenchaos in Erdrichs Roman "Solange du lebst"... :lol: )


    Für religiös interessierte Menschen bietet der Roman zahlreiche spannende Themen: merkwürdige Berufungsgeschichten (wobei mir die von Schwester Cecilia als Nonne fehlte); zum Schmunzeln, aber auch zu Trauer anregende verkappte Heiligenlegenden; Gedanken zu den wechselseitigen Beeinflussungen von Katholizismus und indianischem Animismus, wobei das Selbstverständnis und manche theologischen Grundfesten der katholischen Kirche kräftig gegen den Strich gebürstet werden; gute und ungute Auswüchse des kontemplativen wie des aktiven Christseins; die gemeinschaftsstiftende Wirkung von Kommunion und (Friedens-)Pfeife... :lol:
    Erdrichs Spielart des magischen Realismus gefällt mir dabei ausgesprochen gut - Träume, Visionen und Ausflüge in Parallelwelten fügen sich organisch ins Geschehen ein und stehen ihm nicht losgelöst gegenüber.


    Dieser Roman ist nun neben "Ein Lied für die Geister" mein Lieblingsroman von Louise Erdrich. Ich freue mich bereits darauf, bald den Vorgänger "Spuren" zu lesen, und bin auch auf den Nachfolgeroman "Die Rübenkönigin" gespannt.


    Fazit: LeserInnen, sie sich für die indianischen Kulturen Nordamerikas, komplexe Figuren, das Spiel mit Geschlechterrollen sowie das Selbstverständnis und die Arbeitsfelder von Kirche im Spannungsverhältnis der Reibung (oder auch Überlagerung) mit anderen Religionen interessieren, können hier zugreifen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Nach der Lektüre von "Spuren" möchte ich hier noch einmal hervorheben, dass diese beiden Bücher sich sehr stark aufeinander beziehen und ich auch froh bin, sie in genau dieser Reihenfolge gelesen zu haben. Es mag andersherum auch gut gehen, aber mir persönlich ist der Zugang zur Welt des Reservats leichter gefallen, da ich den (realen wie mentalen) Weg gemeinsam mit Father Damien zurücklegen konnte. Mit den Perspektiven von Nanapush, Margaret Kashpaw, Fleur Pillager und Pauline Puyat sind nun viele Puzzleteile an ihren Ort gefallen. Die beiden Romane ergänzen sich also ganz wunderbar und ich kann nur empfehlen, sie beide zeitnah zueinander zu lesen. :D

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

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    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

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    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

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  • Louise Erdrich - Die Wunder von Little no Horse



    Der Lebensweg der Agnes DeWitt



    Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen und mich hat es restlos begeistert. Hier habe ich mein erstes 5 Sterne Buch von Louise Erdrich gelesen. Es ist ein Buch, welches als Personal mir schon aus einem anderen Erdrich-Buch bekannte Familien der Ojibwa (Chippewa) hat. Dadurch, dass ich dieses Buch erst vor kurzem gelesen habe, fiel es mir nicht schwer Verknüpfungen herzustellen und hatte dadurch ein anderes Wahrnehmen des Buches als meine Mitlesenden in der Runde. Der Schreibstil der Louise Erdrich ist, wie beim "Liebeszauber" auch, etwas abgehackt wirkend, es werden in Kapiteln/Abschnitten Sequenzen aus dem Leben der verschiedenen Protagonisten aus den unterschiedlichsten Zeiten erzählt, wobei der Figurenstammbaum im Text eine sehr gute Hilfe ist. Wobei ich hier nicht sagen möchte, dass die Sprache der Louise Erdrich abgehackt wäre. Denn dies entspräche nun gar nicht der Wahrheit, die Sprache der Erdrich könnte man eher überbordend und sprachgewaltig und betörend nennen. Ebenso sollte man sich für ein besseres Verstehen des Textes bei der Lektüre des Buches auch mit der Geschichte der Ojibwa/Chippewa befassen, ein Begreifen der alten subarktischen indianischen Lebensweise hilft hier, Zusammenhänge des Buches besser begreifen zu können. Wahrscheinlich ergibt sich hier ebenso ein insgesamt stimmigeres Bild, wenn man die Bücher der Louise Erdrich in der Reihenfolge ihres Erscheinens in der USA liest. Das erste Buch mit diesen wiederkehrenden Familien (Kashpaw, Nanapush, Lazarre u a) war für mich der "Liebeszauber" und gleichzeitig ist es auch das erste Buch der Louise Erdrich. Die Lektüre dieses Buches hat mir sehr bei der Lektüre und dem besseren Verstehen der "Wunder" geholfen. In Erdrichs Werk gibt es noch weitere Bücher mit diesen Protagonisten, die ebenfalls alle vor den "Wundern" herausgekommen sind. Man darf ja nicht vergessen, "Die Wunder von Little No Horse" ist ein älteres Werk von Louise Erdrich, es kam in Amerika schon 2000 heraus und bei uns erst jetzt. Ich bin auf jeden Fall sehr neugierig geworden! Denn diese skurrilen Charaktere, das Mystische in Erdrichs Werken machen süchtig. Mich auf jeden Fall! Und da das Indianische mich ja ebenfalls zum Brennen bringt, ebenso wie Elemente des Magischen Realismus mich entzünden können, waren die Wunder genau mein Buch! Love it!!!


    Doch um was geht es in diesem Buch genau: es geht hier um die Lebenswege der Agnes DeWitt, um ihre Wandlungen sozusagen, erst ist sie Schwester Cecilia in einem Kloster, dann eine Farmerin mit Berndt und dann wird sie zu Father Damien Modeste bei den Ojibwa-Indianern im fiktiven Reservat Little No Horse. Und immer ist sie absolut menschlich und hat eine Kraft, die abfärbt. Aber genauso nimmt sie auch ihre Umgebung in sich auf, lässt sich auf ihre Umgebung ein und hier besonders auf die ihr fremde Welt der Indianer, ohne zu missionieren, eher um wahrzunehmen. Und sie geht mit einer großen Akzeptanz und Toleranz zu ihnen und wird mit der gleichen Akzeptanz und Toleranz wahrgenommen, hier wird im Besonderen auch auf die Toleranz der Indianer bei unklaren Geschlechtszugehörigkeiten, oder klaren, je nach dem, wie man es sieht, eingegangen. Und genau das ist auch die Stärke des Buches, der in ihm wohnende Gedanke zur Menschlichkeit, zur Toleranz, zur Akzeptanz und zur Liebe. Fast genauso wichtig wie die Menschlichkeit oder die Liebe zum Leben ist das Brennen für etwas, hier für die Musik. Die Wichtigkeit, die in solchem Tun liegt, wird perfekt an der Figur der Agnes verdeutlicht.


    Und trotzdem dieses Buch in Abschnitten gehalten ist, Abschnitten, die auf die unterschiedlichen Personen des Buches eingehen, also etwas abgehackt geschrieben wurde, hat mich dieses Buch am Ende erwischt. Einige der beschriebenen Personen haben sich nach und nach in mein Herz eingeschlichen, hier ist besonders Mary zu erwähnen und genau deshalb bekommt dieses Buch auch fünf Punkte von mir.


    Und ich kann wieder einmal nur enthusiastisch rufen: Bitte unbedingt Lesen!!!

  • Agnes schlüpft aus Opportunitär, aber auch in großer Natürlichkeit in die Rolle von Vater Damien. In ihrer Art sehe ich nichts radikal Forderndes, Aufmüpfiges. Insofern ist es nicht immer so ganz nah den unsrigen Weisen, das Problem anzugehen (und zumal wenn das etwa in der Kirche der Fall wäre). Sie lebt ihren Dienst in einer Form Selbstverständlichkeit, die man nicht ablehnen kann. Da ist eine Nähe zu den Dienstrollen bei den Indianern, die Frauen übernehmen können ! Und warum auch nicht ?


    Wenn sich Erdrich zwischen den Kulturen und Nationen bewegt, so brauchen wir ja nicht zu vergessen, dass sie quasi zwei Abstammungen hat (oder noch mehr…), als Indianerin und Deutschstämmige. Muss sie sich da positionieren ? Muss das nicht auch für sie selber stets ein Kampf um die Identität (gewesen) sein ?


    Das «Gleitende » gilt nicht nur quasi auf der selben Ebene und zwischen Geschlechtern, sondern auch zwischen Kulturen und Generationen. Deswegen ist es vielleicht garnicht so unbeabsichtigt, dass wir durcheinander kommen mit manchen Identitäten aus verschiedenen Generationen ?


    Jedoch hat mich dies ein wenig durcheinandergebracht. Ich hatte ebenso den Eindruck, dass die teils episodenhaft erscheinenden Kapitel(chen) beliebig fortgelassen oder ausgebaut hätte werden können. Was @kaffeeelse zu Recht « Elemente des magischen Realismus’ » bezeichnet verwirrte mich hier und da. Wenn dahinzukommt, dass ich normalerweise eher nicht langatmige Romane angehe und nach circa der knappen Hälfte einfach etwas müde wurde, mögen mir die Enthusiasten von Erdrich verzeihen, dass ich das Buch abgebrochen habe.


    Ich finde da die knapper gehaltenen Romane eines Wagameses beeindruckender. Doch das ist wirklich sehr subjektiv, natürlich.


    Zitat Buchdoktor :


    Allerdings fehlt mir außer einer Personenliste…


    … die wiederum gab es in meiner französischen Ausgabe ; ein richtiger Stammbaum war das.

  • Mit viel Ruhe, Genuss und vielleicht auch mehr Konzentrationsfähigkeit als beim ersten Mal habe ich in den letzten Wochen diesen Band aus dem Nanapush-/Kashpaw-/Pillager-Zyklus von Louise Erdrich zum zweiten Mal gelesen und neige dazu, meine ursprüngliche Bewertung von 4,5 Sternen auf die vollen fünf Sterne zu erhöhen. War ich beim ersten Lesen noch von den verworrenen Familienzugehörigkeiten und den vielen teils ähnlichen Namen etwas überfordert, konnten mich diese beim zweiten Lesen nicht mehr schrecken, sondern die Figuren kamen mir nun – nachdem ich auch andere Bände des Zyklus bereits gelesen habe – wie alte Vertraute vor.

    Die Geschichte und das Wesen des Priesters Damien Modeste, vor allem auf das Lebensende hin, haben mich noch stärker berührt als bei meiner ersten Lektüre des Romans. Ohne hier weiter auf konkrete Inhalte eingehen zu wollen (dazu habe ich weiter oben in meiner Rezi schon genug geschrieben), möchte ich noch einmal hervorheben, wie intensiv und zugleich voller Wärme und Güte Louise Erdrich in ihren Romanen die menschlichen Höhen und Tiefen erkundet. Auch die spirituelle Ebene des Romans mit seinen Begegnungen von Katholizismus und der ethnischen Religion der Anishinabe / Ojibwe hat mich wieder sehr fasziniert.

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)