Simon Beckett - Der Hof / Stone Bruises

  • Inhalt

    Der Engländer Sean flüchtet vor schlimmen Ereignissen in seiner Vergangenheit nach Frankreich. Auf dem Grundstück eines entlegenen Bauernhofes gerät er in ein Fangeisen, aus dem er sich nicht selbst befreien kann. Die Bewohner pflegen ihn zwar gesund und laden ihn nach seiner Genesung zur Mitarbeit auf dem Hof ein, doch wirkt ihre Hilfsbereitschaft eher berechnend als aufrichtig.

    Sean fühlt sich in der Abgeschiedenheit jedoch einigermaßen sicher, und nutzt die Gelegenheit, in Ruhe über seine weiteren Schritte nachdenken zu können. Je länger sein Aufenthalt dauert, umso tiefer dringt er auch in die familiären Geheimnisse dieser verschlossenen Gemeinschaft ein, die allerhand zu verbergen scheint.


    Meine Meinung

    Simon Beckett erzählt die Geschichte eines sehr sympathisch wirkenden jungen Mannes, der aus Angst vor der Polizei im Ausland untertaucht. Der perspektivische Wechsel zwischen Seans gegenwärtiger Situation und den Vorkommnissen in seiner Vergangenheit baut von Anfang an einen sich langsam steigernden Spannungsbogen auf. Mir hat diese Art, die Handlung unblutig und unspektakulär voranzutreiben sehr gut gefallen, zumal der Autor flüssig und mitreißend zu erzählen versteht.

    Die charakterliche Darstellung der Protagonisten ist ebenfalls sehr gut gelungen. Obwohl dem Hörer klar ist, dass Sean in eine kriminelle Handlung verwickelt gewesen sein muss, erweckt er nicht den Eindruck eines gewissenlosen Verbrechers. Eher vermutet man, dass seine Schwierigkeiten auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurückzuführen sind. Gegen Ende des Romans werden alle Fragen in dieser Hinsicht glaubwürdig und zufriedenstellend gelöst.

    Die Bewohner des Hofes, der Bauer Arnaud, seine beiden Töchter und ein alter Knecht geben ebenfalls jede Menge Anlass zu Spekulationen. Sie sind eine schweigsame Gesellschaft, die vom Vater dominiert und tyrannisiert wird. Und doch verzichtet Simon Beckett auf klischeehafte Schwarzweißmalerei, indem er auch dem üblen Alten eine sentimentale Seite zugesteht. Die ältere Tochter Mathilde, duldsam und mitfühlend, wird noch für manche Überraschung sorgen, während ihre verführerische, aber launenhafte Schwester dem armen Sean ziemlich zusetzt.

    Welch düstere Geheimnisse sich in den alten Mauern des Gehöftes mit seiner Schweinezucht verbergen, legt Simon Beckett am Ende seines Romans mit viel Fantasie und genauso viel Gespür für rationale Zusammenhänge dar.

    Der Sprecher Johannes Steck hat einmal mehr mit seinem ausgezeichneten Vortrag überzeugt, wobei sich seine Stimme besonders gut für grob polternde Männerstimmen eignet.

    Mir hat der Roman trotz der wenig turbulenten Handlung sehr gut gefallen, liegt das Geheimnis seiner Spannung vor allem im raffinierten Aufbau und der packenden Art des Erzählens.