Renate Ahrens - Seit jenem Moment

  • Klappentext:

    Paula ist zutiefst erschüttert, als sie die Nachricht vom Selbstmordversuch ihres Vaters erhält. Plötzlich wird ihr ­bewusst, wie wenig sie den eigenen Vater kennt.

    Zum ­ersten Mal in ihrem Leben setzt sie sich mit dem ihr so fremden Mann auseinander, trifft in der Familie jedoch immer wieder auf Mauern des Schweigens. An manche Themen sollte man nicht rühren, fordern ihre Verwandten. Doch Paula will sich damit nicht zufriedengeben und sucht nach Erklärungen. Schließlich stößt sie auf ein Ereignis, das Jahrzehnte zurückliegt und immer noch das Leben jedes einzelnen Familienmitglieds überschattet. – Amazon


    Zur Autorin:

    Renate Ahrens, 1955 geboren, studierte Anglistik und Romanistik und war einige Jahre als Lehrerin tätig, bevor sie 1986 als freie Autorin zu arbeiten begann. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und deutsch-englische Kinderbücher. Heute lebt sie mit ihrem Mann abwechselnd in Dublin und Hamburg. Renate Ahrens ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Nach ihrem Debüt "Der Wintergarten", veröffentlichte Renate Ahrens "Zeit der Wahrheit", "Fremde Schwestern", "Ferne Tochter" und "Seit jenem Moment".


    Allgemeine Informationen:

    Ich-Erzählung aus Sicht von Paula

    53 Kapitel auf 314 Seiten

    20 Seiten Leseproben aus anderen Romanen der Autorin


    Meine Meinung:

    Paula lebt sorgenfrei als Malerin; sie verdient gut, auch wenn sie weit hinter ihrem künstlerischen Anspruch zurück bleibt. Sie lebt mit Jakob, einem Journalisten zusammen, der zu jeder Zeit für alles Verständnis hat, der kocht, den Haushalt zeitweise übernimmt und Paula jeden Freiraum lässt. Nach der Scheidung ihrer Eltern war sie bei ihrer Mutter aufgewachsen; die Beziehung zum psychisch kranken Vater Georg war immer schon schwierig gewesen. Über der Familie thront bis heute der reiche Unternehmer Alfred Brandt, ein tyrannischer, kaltherziger und selbstherrlicher Vater und Großvater. Neben Jakob steht Paula nur noch Lili nahe, Georgs Schwester. Nach dem Suizidversuch ihres Vaters fällt Paula in eine Krise: Sie kann ihre Bilder nicht mehr riechen, sie zieht sich zurück und leidet unter einer Malblockade.


    Das alles und noch mehr rund um ein Geheimnis und die Reaktionen der Familienmitglieder erzählt Ahrens genau; der Leser ist stets informiert über jede schreckliche Emotion und jedes deprimierende Gefühl, das sich über Paula legt. Ahrens befielt dem Leser quasi, mit Paula zu leiden und sich solidarisch mit all dem zu erklären, was sie in ihrer Kindheit und Jugend an Unverständnis, Gleichgültigkeit und Herzlosigkeit ertragen musste.


    Stilistisch erinnert das Buch an einen Aufsatz; ideenlos in der Wortwahl, steif in Dialogen und ohne innere Spannung.

    Warum dieses schlimme Ereignis aus den 1950ern zu einem Geheimnis aufgebauscht wird, kann man sich im Zusammenhang mit den Reaktionen der Figuren schnell denken; dass es dann tatsächlich so ist, überrascht nicht.

    Dass sich Verletzungen, die man sein Leben lang herumschleppt, und Probleme, die Jahrzehnte lang zerstörerisch wirkten, so schnell in Wohlgefallen auflösen … gibt’s normalerweise nur in wenig ambitionierten Filmen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)