Saša Stanišić - Herkunft

  • Kurzmeinung

    Jona
    Ich fands nicht direkt schleeecht,- aber so wirklich gerissen hats mich jetzt auch nicht.
  • Kurzmeinung

    Sarange
    Abbruch nach einem Drittel. Das ist kein Roman, sondern eine Biografie. Leider nicht einmal eine besonders interessante.
  • Klappentext:

    HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.

    HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh.

    HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.

    In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden.

    Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić. - Amazon


    Zum Autor:

    Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Sein Debütroman »Wie der Soldat das Grammofon repariert« wurde in 31 Sprachen übersetzt. Mit »Vor dem Fest« gelang Stanišić erneut ein großer Wurf; der Roman war ein SPIEGEL-Bestseller und ist mit dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Für den Erzählungsband »Fallensteller« erhielt er den Rheingau Literatur Preis sowie den Schubart-Literaturpreis. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg.


    Allgemeine Informationen:

    Ich-Erzählung

    Nach 288 Seiten „Ende“, ein anschließendes Kapitel „Der Drachenhort“ mit mehrmaligem „Ende“ und Pseudo-Multiple Choice-Leseangebot

    Deutscher Buchpreis 2019

    368 Seiten


    Meine Meinung:

    »Eines der intelligentesten, geistsprühendsten und - nicht zuletzt - formal innovativsten Bücher dieses Frühjahrs. Eine echte Freude zu lesen! «, Denis Scheck / Das Erste "druckfrisch"
    »Dass ein Buch wichtig sei, sagt sich leicht, dieses ist, gerade heute, gerade hier, von großer Bedeutung.«, Richard Kämmerlings / Die Welt
    »Wenn es sie gibt, die goldene Generation der deutschen Gegenwartsliteratur mit Migrationshintergrund, dann ist Saša Stanišić ihr Libero.«, Ijoma Mangold / DIE ZEIT

    (Auswahl, bei Amazon kopiert)


    Das professionelle Feuilleton überschlägt sich, der ranghöchste deutsche Buchpreis wurde dem Buch verliehen – und ein paar Leser sitzen in der Ecke, blättern und lesen und blättern und lesen und fragen: Warum?

    Tatsächlich, es ist nicht einfach, dagegen zu halten mit seiner Meinung, wenn die Großen der Literatur-Meinungsmache einstimmig ein Loblied singen.


    Mit ihnen bin ich der Ansicht: Saša Stanišić kann schreiben, seine Sprache liest sich flüssig und angenehm, seine Worte passen zu den Personen, die sprechen, zur jeweiligen Episode, zum jeweiligen Ambiente (Deutschland / Jugoslawien; der Jugendliche – die Großmuttergeneration).

    Der Autor springt in der Chronologie vor und zurück, dass der Leser oftmals nicht auf Anhieb weiß: Sind wir in Deutschland oder in Jugoslawien, und wenn in Jugoslawien: Das Kind vor der Flucht oder der junge Mann auf Familienbesuch?

    Doch diese stilistischen Merkmale berührt meine Kritik nicht; schließlich darf man von einem Leser Aufmerksamkeit und Konzentration verlangen.


    Es liegt eher am Inhalt, dass ich keinen Zugang finde. „Wie der Soldat das Grammophon repariert“ habe ich gern gelesen, „Herkunft“ bildet im Grund die Fortsetzung, und ich frage, warum Stanišićs Thema schon wieder „Stanišić “ heißt.

    Wenn ich die Personen dieses Romans unterscheiden kann, dann, weil sie mir im Debüt schon aufgefallen sind.


    Natürlich, dass ein Autor, der erst mit 14 Jahren deutsch gelernt hat, unsere Sprache so gekonnt gebraucht, dass er mit ihr spielen kann, verdient Respekt, und ebenso, wie er sich in einer völlig fremden Kultur und ohne den gewohnten Familienverbund zurechtfand. Damit wird er zu einem Vorzeige-Mann für gelungene Integration und lebender Beweis, dass es nichts Wichtigeres als Bildung für junge Menschen gibt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass letztlich dies zur Vergabe des Buchpreises an Stanišić führte.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Tatsächlich, es ist nicht einfach, dagegen zu halten mit seiner Meinung, wenn die Großen der Literatur-Meinungsmache einstimmig ein Loblied singen.

    Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel. Seit wann interessiert hier jemanden die Meinung des Feuilletons?:lol:

    und ein paar Leser sitzen in der Ecke, blättern und lesen und blättern und lesen und fragen: Warum?

    Das Buch ist hier sechsmal bewertet worden. Dreimal gut bis sehr gut, dreimal mittel bis schlecht, es scheint also zu polarisieren. Das macht natürlich immer neugierig. Ich kenne von dem Autor noch gar nichts.

    Es liegt eher am Inhalt, dass ich keinen Zugang finde. „Wie der Soldat das Grammophon repariert“ habe ich gern gelesen, „Herkunft“ bildet im Grund die Fortsetzung, und ich frage, warum Stanišićs Thema schon wieder „Stanišić “ heißt.

    Wenn das jetzt das erste Buch gewesen wäre, das Du von diesem Autor gelesen hättest, hätte es Dir dann eventuell besser gefallen? Ist also Dein Haupteinwand gegen das Buch die "Monotonie des Themas", das Du als "ausgereizt" empfindest? Es gibt heute tatsächlich eine Tendenz, die eigene Biographie über mehrere Bände hinweg breitzutreten, wobei man sagen muss, dass das offenbar dem aktuellen Lesegeschmack entspricht.

    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass letztlich dies zur Vergabe des Buchpreises an Stanišić führte.

    Diese Einschätzung liegt wohl im Auge des Betrachters. Wer das Buch mag, wird wahrscheinlich mit der Preisvergabe an Saša Stanišić sehr einverstanden sein.:wink:

    :study: Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Das professionelle Feuilleton überschlägt sich, der ranghöchste deutsche Buchpreis wurde dem Buch verliehen – und ein paar Leser sitzen in der Ecke, blättern und lesen und blättern und lesen und fragen: Warum?

    Tatsächlich, es ist nicht einfach, dagegen zu halten mit seiner Meinung, wenn die Großen der Literatur-Meinungsmache einstimmig ein Loblied singen.

    Wir halten doch öfter gegen die Meinung der Großen, warum dieses Mal nicht auch? :wink:


    Und ich kann auch eine, meine Antwort auf mofre s Frage geben: mich als Erstleser hat die Thematik leider auch kalt gelassen. Ich schließe mich Marie an in der Aussage "Stanišić kann schreiben" - aber das alleine reicht nicht. Mich hat er nicht erreicht, nicht berührt, ich fand keinen Zugang zu den Personen, den Geschehnissen. Ich hab weit gelesen, fast die Hälfte des Buches, und dann abgebrochen. Es liest sich so leicht und dann hatte ich aber jeweils nach wenigen Minuten schon wieder vergessen, was ich überhaupt gelesen hatte. :roll:


    Allerdings machten mir auch die teils extrem kurzen und heftigen Zeitsprünge zu schaffen (womit ich meistens keine Probleme habe). Da ich die Vorgeschichte nicht kenne, musste ich viel mehr überlegen, wo und wann ich mich jetzt gerade befinde, und kaum hatte ich mich sortiert, war ich schon wieder wo ganz anders. Natürlich darf ein Autor den Leser fordern, aber hier habe ich den Eindruck, dass diese "Fortsetzung" sehr auf dem Vorgänger aufbaut, was die Kenntnis der Zeitabläufe und Personen angeht. Ich ringe noch mit mir, ob ich eine Sterne-Bewertung abgebe - aber bei fast 50% gelesenem Buch sollte das doch legitim sein. :-k:scratch:

  • Ich ringe noch mit mir, ob ich eine Sterne-Bewertung abgebe - aber bei fast 50% gelesenem Buch sollte das doch legitim sein. :-k

    Warum macht Ihr Euch eigentlich wegen der Sterne-Bewertung so viele Gedanken? Sie ist doch nicht das Grundgesetz.:wink: Wenn ich ein Buch abbreche, dann meist deswegen, weil ich es schlecht finde. Also bekommt es nur einen Stern, basta! Man kann in die Kommentarfunktion ja noch "abgebrochen" schreiben, wenn man will.

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  • Wenn das jetzt das erste Buch gewesen wäre, das Du von diesem Autor gelesen hättest, hätte es Dir dann eventuell besser gefallen?

    :-k Keine Ahnung, wie ich das herausfinden soll. Es ist nun mal so gewesen, dass "Herkunft" das zweite war.


    Ich möchte dem Autor aber noch eine Chance geben und habe mir "Fallensteller" und "Vor dem Fest" in der Bücherei reserviert. Die Klappentexte klingen nicht nach Autobiographie.


    Wir halten doch öfter gegen die Meinung der Großen

    Trotzdem kommen mir immer wieder die Gedanken: Vielleicht habe ich etwas übersehen oder falsch gelesen. Vor allem, wenn die Feuilleton-Meinungen ziemlich einhellig sind und auch bei uns einige Mitglieder, mit denen ich sehr oft übereinstimme, hoch bewertet haben. Es ist ja auch nichts schlimmes, ab und zu seine eigene Meinung nochmal zu hinterfragen.
    Und: Der erste Geisterfahrer hats halt am schwersten. :cry:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich ringe noch mit mir, ob ich eine Sterne-Bewertung abgebe - aber bei fast 50% gelesenem Buch sollte das doch legitim sein. :-k

    Warum macht Ihr Euch eigentlich wegen der Sterne-Bewertung so viele Gedanken? Sie ist doch nicht das Grundgesetz.:wink: Wenn ich ein Buch abbreche, dann meist deswegen, weil ich es schlecht finde. Also bekommt es nur einen Stern, basta! Man kann in die Kommentarfunktion ja noch "abgebrochen" schreiben, wenn man will.

    Weil man sich manchmal viel zu viele dumme Gedanken macht :loool:

    Und: Der erste Geisterfahrer hats halt am schwersten. :cry:

    Du wusstest doch schon, dass Du mit deiner Meinung nicht alleine dastehst :friends:

  • Ich schließe mich Marie an in der Aussage "Stanišić kann schreiben" - aber das alleine reicht nicht. Mich hat er nicht erreicht, nicht berührt, ich fand keinen Zugang zu den Personen, den Geschehnissen. Ich hab weit gelesen, fast die Hälfte des Buches, und dann abgebrochen. Es liest sich so leicht und dann hatte ich aber jeweils nach wenigen Minuten schon wieder vergessen, was ich überhaupt gelesen hatte.

    Ich kann das so komplett für mich unterschreiben. Auch ich habe das Buch nach ca. der Hälfte abgebrochen, weil ich einfach keinen Zugang zu dem Buch und zu dem Erzählten gefunden habe. Es waren immer wieder ganz nette, lustige Abschnitte, aber nichts was mich tiefer bewegen konnte. Auch gab es in dem von mir Gelesenen einige Wiederholungen, die mich genervt und gelangweilt haben ( zum Beispiel seine Oma-Geschichten)

    Ich habe das Buch zuerst als Hörbuch angefangen. Und ich dachte, dass es mir vielleicht als "echtes" Buch besser gefallen würde, das ich mich besser darauf konzentrieren könnte. Aber dem war leider nicht so. Ich habe auch beim Lesen des Buches nicht viel empfunden und bin ständig mit den Gedanken abgeschweift.


    Ich bin ja echt froh, dass es nicht nur mir so gegangen ist. Ich habe bisher nur viele gute Rezensionen zu dem Buch gelesen. Auch eine Bekannte von mir, hat mir das Buch so ans Herz gelegt und gemeint, es wäre das beste Buch des Jahres. Aber es hat halt einfach nicht jeder den gleichen Geschmack, was ja auch sehr gut ist.:)

  • Und: Der erste Geisterfahrer hats halt am schwersten. :cry:

    Du wusstest doch schon, dass Du mit deiner Meinung nicht alleine dastehst :friends:


    Und wenn viele Geisterfahrer zusammenkommen, sind es plötzlich die anderen, die in die falsche Richtung fahren.:lol:


    Außerdem: Ob einem ein Buch gefällt oder nicht, ist eine Sache. Ob man dessen literarische Qualität erkennt oder anerkennt, eine andere. Ihr habt dem Buch ja gewisse sprachliche Qualitäten nicht abgesprochen, nur hilft ja alle Qualität der Welt nichts, wenn einen das Buch kalt lässt.

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    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Und wenn viele Geisterfahrer zusammenkommen, sind es plötzlich die anderen, die in die falsche Richtung fahren. :lol:

    Bei meinem Lesekreis war ich letzten Freitag der Geisterfahrer - die waren nämlich alle ganz begeistert vom Buch, vom Stil, von der Lebensgeschichte und und und

    Und sie waren fassungslos, dass ausgerechnet ich, die sich sonst durch jedes Buch quält, diesmal abgebrochen hat. :-,

  • Autur: Sasa Stanisic

    Titel: Herkunft

    Seiten: 366

    ISBN: 978-3-630-87473-9

    Verlag: Luchterhand


    Autor:

    Sasa Stanisic wurde 1978 in Visegrad, Jugoslawien, geboren und ist ein deutschsprachiger Schriftsteller. 1992 flüchtete er mit seiner Familie nach Deutschland und studierte nachder Schule Literatur. Für Erzählungen und Romane, erhielt er u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse, sowie zuletzt den Deutschen Buchpreis. 2019 kritisierte er die Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und des PEN-Zentrums Deutschland. Stanisic lebt mit seiner Familie in Hamburg. Seit 2013 ist er deutscher Staatsbürger.


    Inhalt:

    "Herkunft" ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. (Klappentext)


    Rezension:

    Einem Autoren, der den Deutschen Buchpreis bekommen hat, sollte man grundsätzlich misstrauen. So jedenfalls scheint es, wenn man die Meinungen von Feuilleton, Buchhandel und Leserschaft gegenüber stellt. Gerade Stanisics Werke polarisieren. Doch ist es nicht die vornehmste Aufgabe eines Schriftstellers, die Leser zu zwingen, Stellung zu beziehen? Genau das tut Sasa Stanisic in seinem semibiografischen Werk "Herkunft", welches als loses Puzzle beginnt, sich erst nach und nach zu einem schlüssigen Gesamtbild zu fügen.


    Dabei sind die Themen, aus denen der im ehemaligen Jugoslawien geborene Schriftsteller schöpfen kann, vielfältig. Familie natürlich, spielt immer eine Rolle. Der Begriff "Heimat, was ist das überhaupt, sowie so. Der Zerfall eines Staates in seine Einzelteile, sowie das Erlangen der Sprache, das Spielen mit der selben und natürlich Biografie, seine selbst und die der Großmutter, die noch in einer anderen Zeit aufgewachsen ist, bedingt durch ihr schwindendes Gedächtnis nur dort wieder Zuflucht findet. Stanisic zeigt, was es heißt, Heimat zu verlieren, zu gewinnen, aus der Herkunft Kraft zu ziehen und das Leben zu lieben. Trotz der Unwägbarkeiten, oder gerade deshalb.


    Das ist zunächst nur schwer zugänglich. Das gekonnte Spielen mit der Sprache, die nicht die erste ist, Zeitsprünge, denen man sich als Leser ausgesetzt sieht, die anfangs nur schwer nachzuvollziehen sind, Puzzelteile, die kein klares Bild ergeben. Die ersten Seiten muss man sich erkämpfen, das erste Drittel des Werkes auf sich wirken und Schreib- und Erzählstil wirken lassen. Sasa Stanisics Perspektive ist die des Kindes, des Jugendlichen, des Erwachsenen und immer die des Suchenden. Verwirrend ist das, aber gerade zu genial.


    Zitat

    Es ist der 7. März 2018 in Visegrad, Bosnien und Herzegowina. Großmutter ist siebenundachtzig Jahre alt und elf Jahre alt.


    Wer die dadurch entstandenen Hürden überwindet, entdeckt eine wunderbare Erzählung, zieht Parallelen zur heutigen Zeit. Wie mag es den hunderten Flüchtlingen heute gehen, die natürlich eine Herkunft haben, eine Heimat verloren haben und eine neue suchen? Was ist das überhaupt, Heimat? Essentielle Fragen, auf die es keine einfache, keine eindeutige Antwort geben kann. Dies zu verdeutlichen, ist Stanisics Stärke, natürlich im Zusammenhang mit dem Spiel der Sprache.


    Die Stile vermischen sich. Mal biografische Erzählung, mal Aufsatz, mal Roman und am Ende gar Spielbuch. Entscheide du, wie das Geschriebene endet. Als loses Puzzle, also so, wie "Herkunft" begann, als Phantasiegeschichte des Enkels, der Großmutter oder eben als schlüssiger Roman, der es in sich hat. Je nach Stimmung, kann man probieren, was für sich funktioniert. Toll. In Bezugnahme auf frühere Texte Stanisics, Reden, Kapitel aus anderen Büchern, zeigt dieses Werk, was so vieles sein soll, so vieles ist, dass hier ein Schriftsteller Träger des deutschen Buchpreises zurecht ist.


    Der Lesende wird aus der Lektüre mit mehr Fragen entlassen, als Antworten zu bekommen. In diesem Falle, eine große Stärke.


  • Das ist kein Roman, sondern ein Puzzle. Keine durchgehende Geschichte, sondern Splitter von Erinnerungen, scheinbar wahllos zusammengesetzt. Der kleine Junge in Bosnien, der Jugendliche als Neuankömmling und Außenseiter in Heidelberg, der erwachsene Mann, der seine Großmutter in Bosnien besucht. Die Themen Familiengeschichte, Altwerden, Sprache, Toleranz, Freundschaft und Zukunft sind geschickt miteinander verknüpft.

    Also mir hat es gefallen. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Hier ist noch der Link zu meinem Bericht über die Lesung von Sasa Stanisic vom 6. Juni 2019: hier bitte.

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • (...) und dann hatte ich aber jeweils nach wenigen Minuten schon wieder vergessen, was ich überhaupt gelesen hatte. :roll:

    Und ich hatte ein paar Tage nach Beginn der Lektüre schon wieder vergessen, dass ich es überhaupt zu lesen begonnen hatte. :lol: Erst beim Sichten meiner Bibliothek hier im BT ist es mir wieder eingefallen und ich habe ein bisschen weitergelesen...


    ... was schon viel aussagt über die Wirkung dieses Buches auf mich: Ich habe es nicht vermisst. Es plätschert alles irgendwie dahin, ist bisher nicht weiter spannend, wenig bleibt hängen außer der ständigen Wiederholung des Namens "Stanišić". Ich bin bei ca. einem Viertel und weiß noch nicht, ob ich weiterlesen möchte.


    Zum einen, wie gesagt, finde ich das Buch nicht sonderlich interessant oder gar spannend; daran ändert auch die hektische Hin- und Herhopserei zwischen verschiedenen Zeiten und Orten nichts.


    Vor allem aber fühle ich mich als Leserin verschaukelt, denn das ist kein "autobiografisch gefärbter Roman", als der das Werk verkauft wird, sondern, soweit ich bisher gelesen habe, schlicht eine literarisch aufgehübschte Biografie. Ich konnte bisher nicht die Spur von einem Spannungsbogen entdecken - in der Hinsicht muss doch noch irgendetwas kommen, oder? :-k Und an keiner Stelle ist der Ich-Erzähler jemand anders als 1:1 Herr Stanišić, der in mehreren verschiedenen Umlaufbahnen um sich selbst kreist. Ein "autobiografisch gefärbter Roman" verarbeitet nach meinen bisherigen Leseerfahrungen durchaus Erlebnisse der Autorin / des Autoren, aber bindet diese an fiktive Figuren, stellt sie wenigstens teilweise in einen anderen Kontext usw. Stanišić dagegen erzählt einfach sein Leben. Das ist nicht verboten :lol: , aber dann sollen er und der Verlag das Buch bitte "Autobiografie" nennen und nicht "Roman". Danke für die entsprechende Einordnung, Marie! :winken:

    Vielleicht würde ich das Buch als ehrlich deklarierte "Biografie" sogar gerne lesen; so aber gehe ich doch mit einer anderen Erwartungshaltung an das Werk heran.


    Ich habe einen Großteil der Longlist für den Buchpreis im letzten Jahr gelesen und es war vor allem die Neugier auf den Preisträger, die mich dazu bewogen hatte, nun auch zu diesem Buch zu greifen. Aber dies ist sicher der letzte Titel aus der Longlist, der mir eingefallen wäre, wenn ich den Preis hätte verleihen dürfen. Nu ja, Buchpreise halt... :lol:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Und ich hatte ein paar Tage nach Beginn der Lektüre schon wieder vergessen, dass ich es überhaupt zu lesen begonnen hatte.

    Kann ich nachvollziehen. :loool:


    Marie Mittlerweile haben sich hier ja einige Geisterfahrer versammelt :lol:

  • Na ihr macht mir ja Mut :lol: Das Buch liegt auf meinem SuB und dürfte dort wohl noch etwas verbleiben. Ich bin mittlerweile wirklich gespannt darauf in welche Richtung meine Fahrt gehen wird, wenn ich es beginne.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Ich bin mittlerweile wirklich gespannt darauf in welche Richtung meine Fahrt gehen wird,

    Inzwischen wärst du die Geisterfahrerin - zumindest in diesem Forum -, wenn es dir sehr gut gefällt. :) Aber anders als auf der Autobahn setzt man sich hier keiner Gefahr aus. :wink:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Aber anders als auf der Autobahn setzt man sich hier keiner Gefahr aus. :wink:

    Stimmt :lol:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Inzwischen wärst du die Geisterfahrerin - zumindest in diesem Forum -, wenn es dir sehr gut gefällt

    Farast, Du wärst aber in Gesellschaft. Unter anderem in meiner.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Du hast ja schon Übung

    Ja, stimmt. Aber sehr oft fahre ich in Deiner Begleitung!

    Dieses Mal nicht.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich bin mittlerweile wirklich gespannt darauf in welche Richtung meine Fahrt gehen wird,

    Inzwischen wärst du die Geisterfahrerin - zumindest in diesem Forum -, wenn es dir sehr gut gefällt. :) Aber anders als auf der Autobahn setzt man sich hier keiner Gefahr aus. :wink:

    Ich mochte die Lektüre. Kann aber jeden verstehen, der da schreiend davon rennt.