Isabel Morland - Sehnsucht nach St. Kilda

  • Inhaltsangabe:


    Seitdem ihr Mann Josh tot ist, fühlt sich Rachel wie im Hamsterrad, um ihren kleinen Sohn Sam und sich selbst in London über Wasser zu halten. Nachdem Sam einen kleinen Unfall hat, beschließt sie, einen Neuanfang zu wagen und zieht zu ihrer Großmutter Annie McViccar.


    Annie lebt im Nordwesten Schottland auf den Hebriden, doch ihr Herz gehört seit jeher St. Kilda, wo sie 1930 als kleines Mädchen durch Evakuierung ihre Heimat verlor. Seit dem ist sie auf der Suche nach ihrem Freund Finlay. Trotz ihrer 83 Jahre ist sie noch rüstig und betreibt einen kleinen Tearoom.


    Rachel braucht jedoch auch einen Job und ausgerechnet auf St. Kilda wird für einige Wochen eine Köchin gesucht. Nur widerstrebend nimmt sie ihn an, ohne zu wissen, dass die Insel ihr Leben für immer verändern wird.


    Mein Fazit:

    Isabel Morland kann wirklich wunderbare Geschichten erzählen, von wilden Kulissen berichten und ungewöhnliche Liebesgeschichten kreieren.


    Mit dieser Geschichte ist es nicht viel anders, denn dieses Mal steht die Insel St. Kilda im Vordergrund, die viele Jahrhunderte bewohnt war, aber 1930 evakuiert wurde, weil beim nächsten Winter eine Hungersnot befürchtet wurde. Diese Aktion ist geschichtlich belegt, auch, dass ein tragischer Todesfall der Auslöser dafür war. Im Roman hat die Autorin zwar eine gewisse künstlerische Freiheit an den Tag gelegt, dennoch stimmen die grundlegenden Fakten!


    Rachel hat sich trotz der vielen Jahre noch nicht wirklich daran gewöhnt, mit Sam allein zu sein. Ihren verstorbenen Mann vermisst sie noch immer, aber sie ist die ganze Zeit damit beschäftigt, das Geld zu verdienen, um ihrer Familie ein angenehmes Leben bieten zu können. Doch sie stößt immer wieder an ihre Grenzen und merkt, dass das Leben eben nicht angenehmer, sondern nur noch anstrengender wird. Eigentlich widerstrebt es ihr, aber sie kehrt zu ihrer Familie zurück, zu Annie McViccar, die einzige Überlebende aus ihrer Familie. Alle anderen Familienmitglieder ereilte ein früher Tod.


    Obwohl sie bei ihrer Großmutter Unterschlupf gefunden hat, braucht sie einen Job und dieser kommt wie gerufen: als Köchin auf St. Kilda! Die Trennung von ihrem Kind fällt ihr schwer, aber sie nimmt auch die Chance wahr, ihre Wurzeln zu erforschen, immerhin ist sie eine Nachfahrin der Insel, auch wenn sie dort nie gelebt hat.


    Während sie dort arbeitet, fallen ihr die Geschichten ein, die Annie immer wieder erzählt hat und verfällt dem Bann der Insel, die durch die Rauheit und Ursprünglichkeit einen ganz besonderen Charme hat. Aber auch ein neuer Mann tritt in ihr Leben. Die Gefühle laufen über, dennoch steht die Liebe auf der Kippe, denn Ailic ist ein unruhiger Geist und scheint sich ungern festzulegen.

    Mich hat die Geschichte um die Insel wirklich in den Bann gezogen. Die Menschen haben dort fast isoliert vom Festland gelebt. Keine Telefone, noch nicht mal regelmäßige Zeitungen gab es. Der Geistliche regierte mit eiserner Hand und die jungen Leute zog es aufs Festland. Somit blieben immer weniger Menschen dort, die die Arbeit erledigen konnten, um genug für den Winter zu haben. Denn die Winter konnten wegen der Stürme sehr streng sein und die Boote blieben oft wochenlang aus. Ein sehr ausführlicher und interessanter Artikel ist auf Wikipedia mit anschaulichen Bildern nachzulesen und bestätigen die Schilderungen der Autorin.


    Die Liebesgeschichte zwischen Rachel Ailic ist präsent und sehr gefühlvoll ausgearbeitet. Die Geschichte um Finlay und Annie hingegen wurde ein wenig stiefmütterlich behandelt. Doch zum Ende wurde ich mit sehr emotionalen Momenten versöhnt. Die Beschreibungen der Landschaft und wilden Natur sind der detailliert und wecken in einem den Wunsch, diesen Ort mal zu besuchen.

    Ein Roman, der mich gedanklich auf eine sehr interessante Reise mitgenommen und berührt hat. Volle fünf Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

  • Isabel Morland – Ist eine deutsche Schriftstellerin, sie wurde 1963 in Bamberg geboren und wuchs in einer literaturbegeisterten Familie auf. Nach verschiedenen selbstständigen Tätigkeiten und Auslandsaufenthalten studierte sie Kommunikationswissenschaften. Sie arbeitet freiberuflich als Trainerin und Coach. Sie brachte zunächst ihre vier leiblichen Kinder zur Welt, bevor sie sich ihren geistigen Kindern widmete und, angeregt durch die vielen Reisen, zu ihrer ursprünglichen Leidenschaft, dem Schreiben, zurückkehrte.

    Diverse ausgedehnte Aufenthalte auf entlegene und verlassene schottische Inseln inspirierten sie zu einem Romanzyklus über die faszinierende Landschaft und Lebensweise der Menschen auf den Hebriden. Seelisch in Schottland verwurzelt, lebt sie mit ihrer Familie in ihrer fränkischen Heimat. Neben ihrer Liebe zum Schreiben hält sie als Hobbyfotografin die Stimmungen der Landschaften ihrer Erzählungen fest.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • "Sehnsucht nach St. Kilda" ist das erste Buch, das ich von der deutschen Autorin Isabel Morland gelesen habe. Durch ihre Reisen hat sie ihre Liebe für das rauhe Schottland entdeckt, welches die Kulisse für ihre mystisch anmutenden Liebesromane bildet.

    In ihrem neuen Roman geht es um die verlassene Hebriden-Insel St. Kilda, deren letzte Einwohner vor fast 90 Jahren aufs Festland evakuiert worden. Ein seltsamer Zauber umgibt ihre schroffe Schönheit, das spürt auch die Londonerin Rachel, die nach drei schweren Schicksalsschlägen in der Abgeschiedenheit der Insel Zuflucht sucht. Gemeinsam mit einigen Helfern soll sie für den National Trust Gebäude instand setzen. Und Rachel ist nicht die Einzige, die in den hellen Nächten keinen Schlaf findet und dem Schrei der wilden Vögel lauscht: Da ist auch noch der Fotograf Ailic, der hinter einer Maske von Leutseligkeit einen tiefen Schmerz verbirgt …

    Das mystisch anmutende, stimmungsvolle Cover ist in sanften Farben gehalten. Es spiegelt die herbe Schönheit der Insel und schlägt jeden Betrachter in seinen Bann. St. Kilda ist ein Sehnsuchtsort, was der Titel des Buches ausdrücklich unterstreicht.

    Wenn man sich auf dieses Buch einlässt, wird man sofort von dem eigenwilligen Charme dieser Hebriden-Insel gefangengenommen. Dank der anschaulichen Landschaftsbeschreibungen springt das Kopfkino sofort an, und man taucht ein in eine fremde, faszinierende Welt, in der die Grenzen von Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen.

    Das Geschehen spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, nämlich in der Vergangenheit, die wir in der Kindheit von Annie gegen Ende der 1920er Jahre bis Anfang der 1930er Jahre verorten können, und in der aktuellen Gegenwart, die auf 2005 festgelegt wird. Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven vermittelt. Hierbei wird die Vergangenheit aus dem Blickwinkel des kleinen Mädchens Annie betrachtet, die ihre geliebte Heimat aufgrund der sich extrem verschlechternden Lebensbedingungen auf St. Kilda verliert, während die Gegenwart aus der Sichtweise der alleinerziehenden jungen Mutter Rachel geschildert wird.

    Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei starke Frauengestalten, die schlimme Schicksalsschläge in ihrem Leben ertragen mussten. Annie und Rachel sind sehr sympathisch; dies gilt vor allem für Rachel, die ihren Mann durch eine unheilbare Krankheit verloren hat und mit ihrem kleinen Sohn Sam in der Metropole London lebt. Mit mehreren Jobs versucht sie, sich in der Metropole London über Wasser zu halten, bis sie sich ihr Scheitern eingestehen muss und nach Schottland zu ihrer betagten Großmutter Annie zieht. Durch einen glücklichen Zufall erhält sie einen Aushilfsjob als Köchin für einen Workshop des National Trust for Scotland und darf 4 Wochen lang auf der Hebriden-Insel St. Kilda verbringen, die für ihre Großmutter Annie untrennbar mit den Erinnerungen an ihre entbehrungsreiche, glückliche Kindheit in einer intakten Gemeinschaft und ihren zwei Jahre älteren besten Freund Finlay verbunden ist. Auf der Suche nach einem verloren gegangenen "Schatz" ihrer Großmutter verliert sie ihr Herz an den berühmten Landschaftsfotografen Ailic Burnett, der aufgrund eines traumatischen Erlebnisses einer festen Beziehung aus dem Weg gehen möchte.

    Der Roman "Sehnsucht nach St. Kilda" ist eine reizvolle Mischung aus historischen Fakten und literarischer Fiktion. Für mich persönlich ist die Schilderung der geschichtlichen Ereignisse, die zur Evakuierung der einheimischen Bevölkerung auf das Festland führten, etwas interessanter gewesen als die romantische Liebesgeschichte zwischen Rachel und Ailic, die etwas zu vorhersehbar gestaltet worden ist. Dafür wird Isabel Morland jeden Leser zu Tränen rühren, weil sie gegen Ende des Buches mit einer riesengroßen Überraschung aufwartet, die man niemals erwartet hätte.

    Alles in allem ist "Sehnsucht nach St. Kilda" ein Buch der leisen Töne, das jeden Leser betroffen macht. Isabel Morland beschönigt nichts, das entbehrungsreiche, harte Leben der Bewohner von St. Kilda wird anschaulich geschildert, so dass man ihre schwere Entscheidung gegen ihre Heimat und für eine Evakuierung logisch nachvollziehen kann. Auch wenn sie St. Kilda verlassen mussten, in alle Winde zerstreut wurden und gezwungen waren, ein neues Leben fernab von ihren vertrauten Nachbarn zu führen, sind ihre Herzen fest mit diesem Ort verwurzelt; die einstigen Bewohner halten die Vergangenheit lebendig und träumen von einer Rückkehr an diesen Sehnsuchtsort - und für Annie McViccar wird sich dort der Kreis wieder schließen.

    Diese berührende, emotionale und unterhaltsame Familiengeschichte könnte sich zu meinem persönlichen Lese-Highlight entwickeln. Auf jeden Fall vergebe ich gern die Höchstnote und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

  • Die Geschichte ist unglaublich bildgewaltig und emotional und hat mir total gut gefallen.


    Probleme hatte ich am Anfang mit der Protagonistin, Rachel. Sie ist extrem kontrollierend und ich fand sie gegenüber ihrem Sohn Sam schon fast ein bisschen zu streng. Angekommen auf St. Kilda ändert sich Rachels Verhalten aber nach und nach und am Ende fand ich sie wirklich sympathisch.


    Annie, Rachels Großmutter hat mir von Anfang an gut gefallen. Bereits über 80 Jahre alt, betreibt sie noch immer ein kleines Cafe und lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist unglaublich zäh, manchmal ein bisschen stur, aber sehr liebenswert. Ihr hartes Leben auf St. Kilda hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es den Bewohnern gefallen ist, die Evakuierung durchzuziehen. Nachdem sie in einer so unglaublich tollen Gemeinschaft gelebt haben, war es für alle hart auf dem Festland Fuß zu fassen, wo sich die Menschen nicht so umeinander kümmern und sich alles nur um Geld dreht.


    Die Teilnehmer des NTS-Workshops, mit denen Rachel ihre Zeit auf St. Kilda verbringt sind ebenso spannende Figuren. jede mit ihren Eigenheiten, die die Würze ausmachen. Allen voran Cynthia mit ihrer netten Art, oder Chloe, die immer nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Und dann ist da natürlich noch Ailic, der unnahbare, aber auf Rachel verflucht anziehend wirkende Mann. Bei ihm merkt man auch sehr schnell, dass er seine Päckchen mit sich herum zu tragen hat, aber erst spät wird sein Hintergrund aufgedeckt.


    Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Wir begleiten Rachel im Heute und ihre Großmutter Annie sowohl heute, als auch in den 30er Jahren auf der kargen Insel im Atlantik namens St. Kilda. Ich bin oft von Büchern mit Rückblenden nicht so begeistert, weil sie die Geschichte zerreißen. Hier muss ich sagen, dass es mir gut gefallen hat. Die Rückblicke fügten sich sehr gut ins aktuelle Geschehen ein und waren super spannend.


    Die Liebesgeschichte ist ansprechend geschrieben und nimmt nicht so viel Raum ein, dass sie das Wesentliche überlagert. Für mich ist das Wesentliche hier, wie Menschen es schaffen, wieder zu sich und ihrem Leben zu finden, Hürden zu überwinden und Gemeinschaft zu erfahren. Die Liebesgeschichte rundet diese Erfahrungen sehr schön ab.


    Natürlich hat mich das Ende zu Tränen gerührt, wie könnte es anders sein. Ich finde, dass die Autorin vor allem für Annie einen wirklich runden, sehr emotionalen Abschluss ihrer Geschichte gefunden hat.


    Der Schreibstil von Isabel Moreland ist, wie oben schon geschrieben, extrem bildgewaltig. Ich konnte mir die Insel, deren Bewohner und sogar das Wetter total bildlich vorstellen. Sie schreibt unglaublich beeindruckend und treibt die Geschichte mal langsamer und mal schneller vorwärts.


    Von mir bekommt dieser Roman, der auf einer kleinen, kargen Insel Schottlands spielt, gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Zwei Zeiten und zwei Leben, so unterschiedlich und doch so änhlich.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Seit dem Tod ihres Ehemannes Josh lebt Rachel mit ihrem kleinen Sohn Sam allein in London und hält sich mit 3 Jobs gerade so über Wasser. Als Sam sich in der Schule verletzt, ist es um Rachels Selbstbeherrschung geschehen und sie nimmt nach langer Zeit Kontakt zu ihrer Großmutter Annie auf, die in Schottland lebt. Schon bald verlässt Rachel mit Sam London für ein Leben auf dem Land bei ihrer Großmutter. Die besorgt ihr auch noch einen Job, der Rachel als Aushilfsköchin allerdings auf die verlassenen Hebriden-Insel St. Kilda führt, sie muss Sam für vier Wochen bei Annie lassen. Kaum auf der Insel angekommen, spürt Rachel bereits den Zauber, den sie zunächst aber den alten Erzählungen ihrer Großmutter zuschreibt, die ihre Kindheit auf St. Kilda verbracht hat, bevor sie zusammen mit den anderen Inselbewohnern 1930 von dort evakuiert wurde. Rachel hat Sam versprochen, den von Annie und ihren Jugendfreund Finlay versteckten Schatz zu suchen. Dabei erhält sie Unterstützung von dem bekannten Fotografen Ailic, der nicht nur Bilder von St. Kilda machen soll, sondern selbst einige Schicksalsschläge zu verdauen hat. Wird Rachel Annies Schatz finden?


    Isabel Morland hat mit „Sehnsucht nach St. Kilda“ einen sehr fesselnden Roman vorgelegt, der mit seinem flüssigen und gefühlvollen Erzählstil den Leser mit der ersten Silbe in den Plot katapultiert, um erst wieder aufzutauchen, wenn die letzte Zeile gelesen ist. Die Autorin versteht es wunderbar, farbenprächtige Landschaftsbeschreibungen mit mystischen Überlieferungen zu vermischen und den von ihr gut recherchierten historischen Hintergrund miteinfließen zu lassen. Der Leser begleitet Rachel nicht nur auf einen Umzug nach Schottland, sondern auch auf eine seit fast 90 Jahren verlassene Insel, die als Touristenmagnet gilt und mit ihrer rauen, schroffen Schönheit sowie überlieferten Geschichten zu faszinieren weiß. Rachel hat die Insel durch die Erzählungen ihrer Großmutter Annie kennengelernt, aber erst als sie selbst die Insel betritt, versteht sie die Sehnsucht von Annie und deren Geschichten richtig, denn auch Rachel kann sich dem Sog der Insel nicht entziehen. Durch unregelmäßige wechselnde Erzählperspektiven darf der Leser nicht nur Rachels Leben begleiten, sondern auch die Vergangenheit von Annie 90 Jahre zuvor erleben. Das fast schon spartanisch zu nennende Leben auf der Insel und die ständige Abhängigkeit von Wind und Wetter, die den Bewohnern alles abverlangte, wird von der Autorin sehr plastisch geschildert und damit zum Leben erweckt. Die eingefügte Schatzsuche lässt den Leser gemeinsam mit Rachel auf die Suche gehen und verbindet Vergangenheit mit Gegenwart auf wunderbare Weise. Der Spannungslevel ist zwar nicht sehr hoch angelegt, doch die mystische Präsenz der Insel und deren Auswirkung auf die einzelnen Workshop-Teilnehmer lässt einen das Buch kaum aus der Hand legen.


    Die Charaktere wurden liebevoll ausstaffiert und mit Leben versehen. Sie besitzen glaubhafte Ecken und Kanten und gewinnen gerade deshalb schnell das Herz des Lesers, der ihnen nahe kommen darf, um ihre Gedanken- und Gefühlswelt genau zu erkunden. Rachel ist eine vom Schicksal gebeutelte Frau, die sich immer am Rand des Existenzminimums bewegt. Sie ist eine überfürsorgliche Mutter, die ihren Sohn kaum aus den Augen lässt. Das lässt sie oftmals ungerecht und herrisch wirken, vor allem ihrer Großmutter gegenüber. Annie ist eine alte Dame, die schon in der Kindheit Entbehrung und ein hartes Leben kennengelernt hat. Sie ist eine gute Seele, die sich seit der Evakuierung irgendwie heimatlos fühlt und vor allem ihre alte Kinderliebe Finlay vermisst. Ailic ist ein berühmter Fotograf, der neben einem schweren Verlust auch noch körperliche Einschränkungen verkraften muss, die sein Leben von Grund auf änderten. Er ist ein unruhiger Geist, der manchmal in Selbstmitleid zerfällt, sich dann aber doch zusammenreißt und über sich hinaus wächst. Aber auch die vorlaute Yi, die pragmatische Cynthia sowie der Rest der Workshop-Gruppe bereichern die Handlung mit ihren Auftritten und machen sie durchweg gelungen.


    „Sehnsucht nach St. Kilda“ ist ein wunderbarer geschichts- und gefühlsträchtiger Roman, der mit den ersten Seiten einen Sog entwickelt, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Neben historischen und mystischen Elementen gibt es auch zwei unterschiedliche Liebesgeschichten und vor allem die Suche nach sich selbst, die den Leser bewegt. Verdiente Leseempfehlung für einen Pageturner!


    Schöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Großbritannien im Jahr 2005: Nach dem Tod ihres Mannes Josh ist die Londonerin Rachel Morrison alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes, Sam. Mehrere Schicksalsschläge hat sie hinter sich und sucht nun eine Zuflucht auf der Hebriden-Insel St. Kilda. Dort hat früher ihre Großmutter Annie gelebt. Vor rund 90 Jahren haben die letzten Einwohner jedoch das schöne Fleckchen Erde verlassen und sind aufs Festland gegangen. Mit anderen Helfern soll Rachel Gebäude für den National Trust instand setzen. Wird sie dort ihre Wurzeln und ein neues Glück finden?


    „Sehnsucht nach St. Kilda“ ist der dritte Teil einer Romanreihe von Isabel Morland zu den Äußeren Hebriden.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 40 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Vorangestellt ist ein Prolog. Es gibt zwei Erzählebenen: Einmal begleiten wir Rachel in der jüngeren Vergangenheit, ein anderes Mal Annie vor mehr als 90 Jahren. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.


    Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, einfühlsam, atmosphärisch und warmherzig. Gelungene Beschreibungen lassen das tolle Setting der Geschichte lebhaft vor dem geistigen Auge erscheinen und lösen Fernweh aus. Zwar gehört das Buch zu einer Romanreihe. Allerdings lassen sich die drei Geschichten völlig unabhängig voneinander lesen und ohne Vorkenntnisse verstehen.


    Rachel habe ich als sehr sympathische Protagonistin empfunden. Sie wirkt authentisch. In ihre Gedanken und Emotionen konnte ich mich gut einfühlen. Auch die übrigen Charaktere sind interessant.


    Inhaltlich geht es einerseits um eine Liebesgeschichte, die gefühlvoll, aber ohne Kitsch erzählt wird. Darüber hinaus spielen andererseits einige weitere Themen eine Rolle, die die Geschichte facettenreich und tiefgründig machen.


    Auf fast 400 Seiten konnte mich der Roman nicht nur immer wieder unterhalten und berühren, sondern mir auch allerhand Wissenswertes über die abgeschiedene Inselgruppe vor Schottland vermitteln. Dass die Autorin dort selbst einmal war und darüber umfassend recherchiert hat, zeigt sich anhand der beigefügten Bibliographie, der Erläuterungen im Nachwort und natürlich auch der Schilderungen im Roman selbst.


    Das Cover fügt sich prima in die Reihe ein und ist erneut sehr hübsch geworden. Der Titel lädt zum Träumen ein.


    Mein Fazit:

    Zum wiederholten Mal bin ich mit Isabel Morland äußerst gerne auf die Äußeren Hebriden gereist. Mit „Sehnsucht nach St.Kilda“ ist ihr ein empfehlenswerten Abschluss der dreiteiligen Reihe gelungen, der mich in mehrfacher Hinsicht überzeugt hat.


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