Oder muss das jetzt alles immer schlimmer werden,
Ja, ich denke schon. Das Kapitel "Die Zeit Pawels" (S. 229) ist von Zukunftspessimismus geprägt - und das ausgerechnet Pawel, der dem Leser zunächst als aufstiegswillig und tatkräftig beschrieben wurde.
Ich habe das Bild der Kaffeemühle im Kopf, und so Sätze wie "Die Mühle der Welt war stehen geblieben" (S. 188) betrachte ich auch als Hinweise.
Ich wiederhole mich jetzt (pardon), aber wir sehen den Zerfall auch in den familiären Bindungen.
Michal betreut demütig seine erstarrende Frau. "Genowefa und ihr Körper waren jetzt zweierlei." (S. 195)
Kein Wort davon, ob er den Grund der Erstarrung kennt. Auch die Tochter Misia wendet sich der Mutter noch liebevoll zu, aber die Kinder schon nicht mehr.
Und der Zug der Vergangenheit, die Toten, die Genowefa sieht … Mich hat das an den Zug der toten Könige in "McBeth" erinnert, die als Mahnung auftreten. Es heißt, dass Sterbende oft vertraute, tote Menschen sehen, die sie gewissermaßen erwarten.
Du hast mir ansonsten das Wort aus dem Mund genommen. Ich habe manche Kapitel mehrmals gelesen, z. B. das mit dem Wassermann (S. 189), der mit den toten Seelen spielt und enttäuscht und alleine zurückbleibt - da gelingen der Autorin einfach wunderschöne Bilder.
Der Freiherr betrachtet seine Enteignung offenbar als Befreiung, er wirft Ballast ab und sagt: "Alles, was geschieht, ist zum Guten." Ein großes Vertrauen hat er, im Gegensatz zu seiner Frau! Über das Spiel, diese verdrehte Genesis, muss ich erst mal nachdenken, wenn ich alles gelesen habe.
Manche Erzählstränge verbinden sich immer mehr. Ruta rückt in Misias Familie ein, Ähre trifft wieder Genowefa, Isidor und Ruta kommen sich näher, und Rutas Auserwählter wird als "Werwolf" bezeichnet.
"Die Zeit des Gartens" (S. 236) ist ein merkwürdiges Kapitel, finde ich. Der Wechsel zwischen Statik und Dynamik, zwischen Entwicklung und Innehalten wird hier an Früchten festgemacht, und damit werden auch den Bäumen magische Kräfte zugesprochen. Die Autorin verankert sie damit auch im Wesentlichen der Welt, ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Sie sind nicht nur Dekor und nützlich für die Menschen, sondern sie haben eigene Wesenheiten und sind eingebunden in das Weltganze.
heiteres Kapitel..
Naja, der Pfarrer ist immer für ein Späßchen gut. Das fand ich sehr originell, wie er die Begräbniskosten berechnet und mit sich handeln lässt!
Auch die Muttergottes von Jeszkotle , "die Königin der Antibiotika" (S. 251) wird heiter gesehen - aber das sind nur ein paar kleine Tupfer in einem ansonsten eher immer dunkler werdenden Bild.