Im Sommer 1943 hat der normale Schulalltag endgültig sein Ende gefunden. Da weitere Bombenangriffe in Essen befürchtet werden, werden die Schulen geräumt und die Kinder mit ihren Lehrern in vermeintliche sichere Gebiete verschickt. Barbara, eine junge Lehrerin, begleitet so eine Kinderlandverschickung. Sie und ihre Mädchen kommen zunächst in einer schönen Unterkunft an, wo es ihnen an nichts fehlt. Doch dann müssen sie diese veranlassen und eine Odyssee, in der sie die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des Krieges zu spüren bekommt, beginnt – für sie und die Mädchen.
„Der Kinderzug“ der deutschsprachigen Michaela Küpper behandelt einen Teilbereich des Nationalsozialismus, der mir bisher in Büchern noch nicht begegnet ist, nämlich die Verschickung von Kindern, um diese vor den Auswirkungen des Krieges zu schützen. Ich fand diese Thematik sehr interessant und war begeistert davon, dass die Autorin die Erlebnisse aus verschiedenen Perspektiven schildert. Zum einen ist dort Barbara, die junge Lehrerin, aber auch zwei ihrer Mädchen kommen zu Wort und ein Junge aus einem Nachbarlager. Diese vier führen den Leser vom Jahr 1943 bis nach Kriegsende durch die Geschehnisse. Die sich abwechselnde Perspektive ist toll gewählt, denn jeder der vier erlebt die Verschickung, die Zeit in den verschiedenen Lagern und den Krieg unterschiedlich. Daher waren die vier Sichtweisen sehr interessant für mich.
Zum Glück musste ich diese Zeit nicht miterleben, aber ich habe beim Lesen das Gefühl gehabt, dass die Schilderungen sehr authentisch sind. Die Gedanken, Sorgen und Nöte waren sehr gut nachvollziehbar und eindringlich. Die Geschehnisse, gerade aus Kinderaugen geschildert, waren sehr real und erschütternd, zumal einem bewusst ist, dass viele Kinder genau dieses in anderen Kriegsgebieten gerade durchmachen müssen.
Fazit: Küpper hat einen sehr flüssigen Schreibstil und hat es geschafft sich in ihre verschiedenen Protagonisten hineinzuversetzen und die Handlung dementsprechend zu schildern. Dabei geht sie sowohl auf Auswirkungen des Nationalsozialismus als auch des Krieges ein. Diese Mischung und die Darbietung haben mir sehr gefallen und mich bewegt. Mir hat lediglich das gewisse i-Tüpfelchen gefehlt, daher gebe ich 4 Sterne.