Louise O’Neill - The Surface Breaks

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Muirigen ist eine junge Meerjungfrau, die jüngste Schwester der durchgehend weiblichen Nachfahrenschaft des Seekönigs. Ihre Mutter hatte sie eigentlich Gaia genannt, aber da diese am ersten Geburtstag Muirigens anscheinend von Menschen gefangen und höchstwahrscheinlich getötet worden ist, hat sich dieser Name nie wirklich durchsetzen können – außer in ihrem Herzen. Nun kurz vor ihrem sechszehnten Geburtstag sieht sie der Verheiratung mit einem engen politischen Verbündeten ihres Vaters entgegen, einem Mann, der die weiblichen Meermenschen genauso als Eigentum betrachtet, wie der Seekönig selbst – und eigentlich alle anderen Seemänner. Frauen haben schön zu sein, schön zu singen und zu gehorchen. Diejenigen, die sich dem nicht unterordnen wollen finden auf keinen Fall die Nähe des Throns und müssen mit Körper- oder auch Todesstrafe rechnen.


    Gaia, die sich ein wenig für den Tod ihrer Mutter schuldig fühlt, kommt mit dieser Situation nicht sonderlich gut zurecht und kann es gar nicht erwarten endlich zur Meeresoberfläche hinauf zu schwimmen um dort eventuell mehr über ihre verschollene Mutter zu erfahren. Bei einem dieser Ausflüge rettet sie einem jungen Mann in einem Schiffsbruch das Leben und verärgert damit die Untertaninnen der Seehexe, einer Meerfrau, die eine Art Parallelreich aufgebaut hat, in das andere Meerfrauen flüchten können und in der junge Frau, die wegen Männern den Freitod im Meer gewählt hatten, in eine etwas dunklere Version der Meermenschen verwandelt werden.


    Verliebt in den jungen Mann, über den sie eigentlich nichts weiß, und angewidert von den Aufmerksamkeiten des etwa 60 Jahre alten Verlobten, den ihr Vater ihr zugedacht hat, beschließt Gaia zur Oberfläche aufzubrechen. Doch zum Leben auf dem Land benötigt sie Beine und die kann ihr nur die verärgerte Seehexe beschaffen. Diese ist auch bereit dazu – allerdings zu einem sehr hohen Preis.


    Wie man sehen kann, wurde die Grunderzählung Andersen hier weitestgehend eingehalten, wobei hier eine ganz klare duale Opposition aufgebaut wird: Weiblich: gut, aber weitgehend machtlos; Männlich: an der Macht und böse, böse, böse. Dabei wird aus den Augen der unerfahrenen Hauptfigur in einer ziemlich unfertigen Sprache sich ungefähr jedes denkbaren Klischees des Geschlechterkampfs bedient – und das sowohl über, wie unter den Wellen. Dabei ist die Ich Erzählerin auch fürchterlich naiv und egozentrisch (zumindest in den ersten Dreifünfteln des Buchs) und muss im Endeffekt alle Erklärungen und auch ihre Rettung durch eine Art deus ex machina erfahren.


    Die wahrscheinlich auf Andersens Erfahrung als Homosexueller in einer homosexuellen-feindlichen Umfeld basierenden Geschichte eine Art narratives feministisches Manifest machen zu wollen ist interessant, aber das ständige Arbeiten mit Klischees, die ständigen Wiederholungen der immer gleichen Beobachtungen und das dabei entstehende Gefühl, dass dieses Buch speziell für den Schulunterricht geschrieben worden ist, macht es zu einer eher unerfreulichen Leseerfahrung. Keine Empfehlung. [-(:thumbdown: