Melanie Vogltanz - Shape me

  • Klappentext

    „Mein Name ist Nena Jean. Mein Körper wurde gestohlen. Man wollte mir verbieten, meine Geschichte an die Öffentlichkeit zu tragen. Diesem Verbot widersetze ich mich hiermit.“


    In einer Welt, in der Body Sharing-Technologie den Reichen und Privilegierten beim Abnehmen hilft und der Staat den Kalorienhaushalt seiner Bürger reglementiert, kämpft sich Nena Jean mehr schlecht als recht durchs Leben. Eines Tages passiert das Undenkbare: Ihr Körper wird gestohlen. Bei ihrer Jagd nach dem Dieb stellt sie fest, dass das vermeintlich perfekte System Schattenseiten birgt – und dass eine schlanke Gesellschaft nicht immer eine zufriedene Gesellschaft ist.


    Eigene Meinung

    Vorweg eine kurze Info: Am Ende dieser Rezension gibt es einige Inhaltshinweise (Content Notes). Wer die nicht lesen möchte, bitte einfach den letzten Absatz ignorieren.


    Diesen aus meiner Sicht sehr spannenden und originellen Roman habe ich innerhalb von zwei Tagen gelesen, was für mich schnell ist. Spontan hat er mich an die Serie „Black Mirror” erinnert, im positiven Sinne.

    Diese Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von drei sehr unterschiedlichen Frauen erzählt und geht der folgenden Frage nach: Was wäre, wenn wir alle völlig überwacht würden und der Staat sogar unseren Kalorienverbrauch kontrolliert und anhand dessen darüber bestimmt, wieviele Lebensmittel wir kaufen dürfen?

    Klingt erst mal seltsam, aber vielleicht nicht so sehr, wenn man sich folgendes vor Augen führt: Gesundheitsbewusstsein ist heutzutage fast eine Art Ersatzreligion. Dieser Roman treibt das noch auf die Spitze – mithilfe einer futuristischen Körpertauschtechnologie lassen Menschen ihre Körper von anderen trainieren (in dieser Zeit verfügen sie selbst über „Leihkörper”), bis sie dem Schönheits- und Gesundheitsideal entsprechen. Das ist natürlich mit allerhand Auflagen und Vorschriften verbunden, aber Technologie kann missbraucht werden...

    „Shape me” setzt sich auf kritische Weise mit den Schattenseiten dieser „schönen neuen Welt” auseinander, mit der kontroversen Frage, wieviel ein Menschenleben wert ist und die Geschichte thematisiert auch Body Positivity, die hier von Aktivisten hochgehalten wird. Außerdem stellt sich auch die Frage nach der Selbstbestimmung über den eigenen Körper, was mich an ein aktuelles und reales Thema erinnert hat: Abtreibung. Und auch noch ein weiteres, aber das verrate ich nicht, weil ich sonst spoilern würde. Gleichzeitig gelingt es der Autorin ohne einen moralischen Zeigefinger auszukommen. Gegen Ende gibt es einen interessanten Plot-Twist.


    Die Handlung wird immer mal wieder unterbrochen durch andere Texte – Nachrichten, Interviews, Tagebucheinträge bis hin zu einer längeren Geschichte, die jemand von sich erzählt. All das fügt sich sehr gut in den Roman ein.

    Mir haben auch die vielen kleinen Details gefallen, die hier mit eingebaut wurden – z.B. ein süßlicher (fiktiver) Popsong und eine Art Smart-Home KI, die ständig motivierende, jedoch eher nervige Kommentare von sich gibt.


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    Inhaltshinweise (Content Notes):

    Essstörung (Ess-Sucht/Binge-Eating), Adipositas, Bodyshaming/Fatshaming, Nadeln, Krankenhaus, Multiple Sklerose