Cynthia Harrod-Eagles - The Flood-Tide

  • (Wie immer: leider wurde das Buch nicht ins Deutsche übersetzt.)


    Nachdem am Ende des Vorgängerbandes die Zukunft von Morland Place auf dem Spiel stand, ist in diesem Band dort Ruhe eingekehrt. Allen und Jemima Morland sind der Mittelpunkt der Familie und nach vielen Ehejahren immer noch glücklich miteinander, auch wenn ihnen immer mal wieder eins der sieben Kinder Sorgen oder zumindest Kopfzerbrechen bereitet. Die Verbindung zum englischen Königshof ist nicht mehr ganz so eng wie früher, zumindest Jemima hält sich lieber in heimischen Gefilden auf als bei Hofe.


    Cousin Charles Morland macht sich in den nordamerikanischen Kolonien auf die Suche nach Spuren des Familienzweiges, der lange Jahre vorher dorthin ausgewandert war, verliebt sich dort unsterblich und bleibt - was bedeutet, dass er als Brite im bald einsetzenden Unabhängigkeitskrieg einen schweren Stand hat. Und auch einer von Jemimas Söhnen wird als Seemann in die Auseinandersetzungen infolge der Boston Tea Party verwickelt.


    Henri, unehelicher Nachkomme der legendären Annunciata Morland, geht derweil in den Salons der besten Pariser Gesellschaft ein und aus, während es im Volk brodelt und sich eine Revolution zusammenbraut.


    Die große "Action" spielt sich in diesem Band der Morland-Reihe nicht wie meistens sonst in Großbritannien ab, sondern es geht viel mehr in den zukünftigen USA zur Sache, wobei sich hier mit der nautischen Karriere eines Morland-Sprosses ein ganz neuer Schauplatz auftut - was mir sehr gut gefallen hat, weil ich Seemannsabenteuer gerne mag und man bei einigen Seeschlachten hautnah dabei ist. Ich fand es auch sehr interessant, den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg einmal aus der anderen, der englischen Perspektive zu erleben. Die meisten Schilderungen nehmen ja eher die US-Sicht ein.


    Abgesehen davon gibt es in diesem Buch wenig großes Drama, dafür aber jede Menge pralles Familienleben mit all seinen Facetten. Schön fand ich auch, dass der Handlungsstrang um den ausgewanderten Familienzweig, den ich seit mehreren Bänden aufgegeben geglaubt hatte, hier wieder aufgenommen wird.


    Faszinierend ist, wie es der Autorin in jedem der zahlreichen Bände von neuem gelingt, die zentralen Themen und die Grundstimmung der Serie beizubehalten und doch für jedes Buch und jede neue Leitfigur eine eigene Stimme und Atmosphäre zu finden. Allen und Jemima mochte ich sehr, weil die beiden zur Abwechslung mal eine gute Ehe führen und es wirklich herzerwärmend ist, wie die beiden miteinander umgehen. Ein gelungenes Porträt einer langjährigen Ehe voller Vertrautheit und Verständnis.


    Obwohl, oder gerade weil, insgesamt weniger Dramatisches geschieht als in anderen Teilen der Reihe, war das bisher einer meiner Lieblingsbände.