Fioly Bocca - Das Glück am Ende des Weges / L'emozione in ogni passo

  • Zum Produkt:

    Verlag Wunderlich

    219 S. (+ Leseprobe)

    erschienen Mai 2018

    Aus dem Italienischen übersetzt von Suse Vetterlein


    Zum Inhalt:

    amazon:

    Große Gefühle auf dem Jakobsweg. Ein hinreißender Roman über zwei Frauen, die alles verloren haben. Und am Ende eine Freundschaft gewinnen.
    Alma will ihre große Liebe vergessen. Seit Bruno sie verlassen hat, kann die junge Buchhändlerin vor Liebeskummer nicht mehr schlafen.
    Frida will ihre große Liebe festhalten. Seit ihr Mann Manuel gestorben ist, liegt ihr Leben in Scherben. Die Psychologin kann nicht mehr arbeiten, sie hat Angst, dass die Zeit die Erinnerungen an Manuel auslöscht.
    Zwei Frauen, die glauben, alles verloren zu haben, begegnen sich auf der Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Auf dem Weg durch malerische Hügel und verträumte Dörfer werden Alma und Frida zu Freundinnen und erkennen, dass das Leben sie noch lange nicht aufgegeben hat. Denn manchmal liegt im größten Schmerz das kleine Glück. Und manchmal muss man fortgehen, um bei sich selbst anzukommen.


    Zur Autorin:

    Fioly Bocca studierte Literaturwissenschaften und Verlagswesen. Mit ihrem Debütroman Das Glück der fast perfekten Tage gelang ihr in Italien auf Anhieb ein Bestseller. Sie lebt mit ihren zwei Kindern in den malerischen Hügeln von Monferrato unweit von Turin.


    Mein Leseeindruck:

    Manchmal gibt es unangenehme Situationen: fern der Heimat stellt man fest, dass man Lesegerät und Buch vergessen hat und als einzige Lektüre das örtliche Telefonbuch zur Verfügung steht. Wenn einem dann eine Freundin ein Buch offeriert: „Schau mal, das wär doch was für Dich, ein richtiges Sommerbuch“, ist man dankbar.

    Allerdings nur so lange, bis man zur Gewissheit gelangt ist, dass das Telefonbuch die bessere Alternative gewesen wäre.


    Dieses Buch besticht durch zweierlei:


    1. deutliche logische Schwächen im Plot. Beispiel: Die Liebe scheitert, weil eine Buchhandlung nicht einmal für 2 Tage geschlossen werden kann – dann aber kann sie für Wochen geschlossen werden, damit die Inhaberin auf dem Jakobsweg zu höheren Einsichten kommt. Dazu gibt es unglaubliche Zufälle, die schon ans Groteske grenzen. Ein dunkles Geheimnis wird angedeutet, im Leser keimt Hoffnung auf – aber, plopp, ein blindes Motiv.

    2. Rührselige Tagebucheinträge und Briefe, die das Thema Liebe in Endlosschleifen beleuchten und problematisieren. Die Pilgerin verfügt über einen bewundernswerten Schatz an Zitaten, den sie immer wieder abruft und der auch den Leser zum Nachdenken bringen soll. Wieso sie dafür den Jakobsweg braucht? Sie hätte auch den Fernwanderweg durch den Bayerischen Wald gehen können...


    Und die Sprache…

    Eine Kostprobe: „Er holte einen Hufauskratzer, Satteldecken, Sättel und Zaumzeug. Dabei war er voll und ganz in seinem Element, arbeitete leichtfüßig und präzise mit der Sicherheit eines Gebieters auf seinem Territorium“ (S. 19).


    Eine der Protagonistinnen betreibt einen Buchladen und schwärmt von der Macht der Bücher. Manchmal, erzählt sie, stellt sie sich eine Frage und öffnet dann das Buch, liest die aufgeschlagene Seite und findet dort eine Antwort.

    Gut, das musste ich auch probieren. Frage gestellt, Buch auf, und ich lese:

    „Reiß ihm endlich die Kleider der Allmächtigkeit vom Leib, die du ihm selbst angezogen hast“ (S. 183).

    :shock:

    Und dafür gibt es ½ Stern mehr.


    :bewertung1von5::bewertungHalb:



    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Allerdings nur so lange, bis man zur Gewissheit gelangt ist, dass das Telefonbuch die bessere Alternative gewesen wäre.

    Aber sicher. :thumleft: Solange man keinen Anspruch auf eine wie auch immer geartete Handlung legt. Und keine Probleme mit der Überfülle der Figuren hat. :wink:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Gut, das musste ich auch probieren. Frage gestellt, Buch auf, und ich lese:

    „Reiß ihm endlich die Kleider der Allmächtigkeit vom Leib, die du ihm selbst angezogen hast“ (S. 183).

    :shock:

    Und dafür gibt es ½ Stern mehr.

    :totlach:

    Okay, jetzt stelle ich mir doch die Frage, ob ich das mal ausprobieren sollte:-,

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • das wird bestimmt noch ein spannender Abend!

    … und ganz ohne Buch!

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • etzt stelle ich mir doch die Frage, ob ich das mal ausprobieren sollte

    Was spricht dagegen?

    Versuch macht kluch…!

    Berichte uns dann.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • jetzt stelle ich mir doch die Frage, ob ich das mal ausprobieren sollte

    Kleider vom Leibe reißen ist nach vielen Ehejahren vielleicht nicht mehr ratsam, aber die der Allmächtigkeit ziehe ich meiner besseren Hälfte regelmäßig aus. :eye: Daran, dass ich sie ihm auch immer wieder anziehe, kann ich mich allerdings nicht erinnern. Ich denke, das erledigt er schon selber ...

    drawe: Auf jeden Fall ist der Satz genial - und Du hast damit doch zu einer höchst interessanten literarischen Diskussion beigetragen ... :wink:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Fioly Bocca - Das Glück am Ende des Weges. Ein Jakobsweg-Roman“ zu „Fioly Bocca - Das Glück am Ende des Weges / L'emozione in ogni passo“ geändert.
  • „Schau mal, das wär doch was für Dich, ein richtiges Sommerbuch“,

    auch wenn es gut gemeint ist, sind solche Sätze manchmal ganz schlimm, finde ich. O:-)Vor allem, wenn das Buch nicht den eigenen Geschmack trifft. Danke für die Rezension, ich finde es nur sehr schade, dass du die Bewertung bei dem Buch nicht eingetragen hast. :winken:

    2024: Bücher: 74/Seiten: 32 651

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Morris, Brandon Q. - Tachyon. Der Planet

  • auch wenn es gut gemeint ist, sind solche Sätze manchmal ganz schlimm, finde ich

    Ja, das finde ich auch. Und zwar unter zwei Aspekten:

    Einmal fragt man sich, wie der andere einen wohl einschätzt :scratch:- und dann muss man ja auch die hoffnungsfrohe Frage befürchten: "Hat Dir das Buch auch so gut gefallen wie mir?"

    Was sagt man da? Ehrlichkeit ist ja nicht immer eine Tugend...

    die Bewertung bei dem Buch nicht eingetragen hast

    Danke für den Hinweis, hab ich gleich nachgeholt.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • "Hat Dir das Buch auch so gut gefallen wie mir?"

    mir geht es ehrlich gesagt mit dieser Frage auch nicht so ganz gut.:uups: Denn meistens werde ich literarisch anders eingeschätzt, als ich es bin. Da kommen die Cover mit Blümchen zutage :wink: Und die interessieren mich eher weniger.... oder sagen wir, nur gelegentlich. :)

    2024: Bücher: 74/Seiten: 32 651

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Morris, Brandon Q. - Tachyon. Der Planet

  • mir geht es ehrlich gesagt mit dieser Frage auch nicht so ganz gut

    Ich winde mich dabei :) - aber irgendetwas Positives hat ja jedes Buch!

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).