Isabel Bogdan - Laufen

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Hörbuch - 4 Stunden literarische Trauerbewältigung waren mir einfach zu viel
  • Kurzmeinung

    Cordi
    Bewegend, humorig, traurig aber auch motivierend wird über Verlust & das Weitermachen erzählt.
  • Eine Herausforderung!


    Klappentext (Quelle amazon):

    Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.
    Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.

    Ein Jahr nach dem Verlust ihres Partners wird eine Frau von ihrer Freundin Rieke ermuntert, wieder mit dem Laufen zu beginnen. Sie beginnt zu trainieren, das Ziel sind zehn Kilometer am Alsterlauf.

    Während sie läuft, sinniert sie über das Leben, den Verlust, den sie erlitten hat, Freundschaft und den Kontakt zu der Familie des verstorbenen Partners, aber auch über Nebensächlichkeiten wie Eissorten oder Parfüm.



    Den Schreibstil empfand ich als eine echte Herausforderung.

    Ohne direkte Rede in einem langen, gedachten Monolog, sinniert die Protagonistin über das Laufen, den erlittenen Verlust des Partners, allerlei Familienstreitigkeiten und auch Nebensächlichem. Ich empfand das als sehr anstrengend zu lesen. Die langen Sätze, denen Punkte statt Kommas gut getan hätten, verstärken das Gefühl des monologartigen Denkens noch. So hat das Ganze etwas stakkatoartiges und gehetztes. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass ich dieses Buch nicht langsam und geniussvoll lesen konnte.


    Das Thema, und wie es hier zum Leser transportiert wird, ist sehr düster. Definitiv kein Buch, bei dem es einen beim Lesen die Laune hebt. Mich hat es zweitweise sehr runtergezogen und so war ich froh, waren die Seitenzahlen nicht zu zahlreich.

    Die Idee ist zugegebenermassen interessant. Wie beim Laufen die Gedanken schweifen, manchmal auch kreisen, wird hier sehr gut vermittelt.

    Eine Handlung im gewohnten Sinne gibt es nicht. Die Handlung besteht aus einem Dauerlauf, das ganze Buch über und das Beobachten der verschiedensten Personen beim Laufen.

    Der Titel suggeriert, dass die Geschichte was mit Laufsport zu tun hat. Im weitesten Sinn stimmt das auch. Nur eine Geschichte mit agierenden Personen und einer aufgebauten Handlung existiert nicht. Es geht vielmehr um Gefühle, Gedanken, aufgestaute Wut und verarbeiten der Trauer. Und auch darum, zu überlegen, wie es nun als Alleinstehende weiter geht im Leben.

    Ich empfand die Idee an und für sich als gut. Leider hat mir der Schreibstil so wenig zugesagt, dass mich das Schicksal der Frau, deren Namen man bis zum Schluss nicht erfährt, wenig berühren konnte.


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  • Titel: Laufen

    Autorin: Isabel Bogdan

    Seiten: 200

    ISBN; 978-3-462-05349-4

    Verlag: Kiepenheuer & Witsch


    Autorin:

    Isabel Bogdan wurde 1968 in Köln geboren und ist eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Bloggerin. Zunächst studierte sie Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokio, erhielt 2006 den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, 2011 den für Literatur. Seit 2012 schreibt sie selbst Bücher, nachdem sie u.a. Jonathan Safran Foer, Megan Abbott und Jane Garden übersetzte. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und im Verband deutschsprachiger Übersetzer VdÜ. 2016 erschien ihr erster Roman, nachdem sie zuvor jahrelang bloggte. Bogdan ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des "anderthalb".


    Inhalt:

    Eine Frau glaubt nach einem erschütternden Verlust, am Ende ihrer Kraft zu sein. Dennoch beginnt sie zu laufen. Ihre Runden werden von Woche zu Woche länger und was als Davonlaufen beginnt, wird schließlich ein Weg zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite: ihre Freundin, ihre Wut, ihre Liebe zur Musik und ein Humor, der es mit der Verzweiflung aufnehmen kann. (Klappentext)


    Rezension:

    Zwischen all den Romanen mit aufmerksamkeitsheischenden Klappentexten und noch mehr schreienden Covern kommt die neueste Novelle von Isabel Bogdan sehr unscheinbar daher, hat es jedoch gewaltig in sich. Der Leser taucht zunächst ein, in die Gedankenwelt einer Frau, derene Leben vor kurzer Zeit eine unumkehrbare Wende genommen hat. Düster ist der Beginn und so folgt man der Ich-Erzählerin Schritt für Schritt durch die Hamburger Innenstadt, entlang der Alster. Sie läuft, um ihr Leben und um zu leben, doch, was zunächst nur ein Ausweichmanöver scheint, wird zu einem Ritual und schließlich zu einer Passion.


    Hochkonzentriert ist der Handlunsstrang. Nebenprotagonisten sind auf das Wesentliche reduziert. dadurch lässt sich der innere Monolog der namenlösen Protagonistin sehr gut nachvollziehen und verfolgen. Einatmen, ausatmen. Das Lauftempo bestimmt den Verlauf der Geschichte. Um so mehr Schritte gelaufen und Seitenzahlen gezählt sind, um so mehr helle Flecken mischen sich unter die Düsternis, was dem Leseempfinden ganz gut tut.


    Der Schreibstil ist den umherschwirrenden Gedanken der Protagonistin angepasst. Ein Monolog in Schachtelsätzen, vom Kleinen ins Große und wieder zurück, ohne Punkt und Komma. Dies ist gewöhnungsbedürftig und als Leser muss man erst in die Geschichte hineinfinden. Die nötige Konzentration sollte man schon mitbringen. Wer sich fallen und berieseln lassen möchte, ist mit dieser Erzählung defintiv falsch bedient. Das produziert ein paar Längen, die jedoch zu verschmerzen sind, da die Kapitel logisch aufeinander aufbauen, wie gelaufene Kilometer. Höhen und Tiefen, sowohl im Sport als auch im Leben.


    Isabel Bogdan, die seit Jahren in der Hamburger Bloggerszene vernetzt, als Autorin und Übersetzerin tätig ist, zeigt hier, dass sie neben humorvollen Texten auch mit ernsthaften jonglieren kann. Eben auch eine Art von Laufen.

  • Wie kann man mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden? Die Erzählerin wird durch dieses Ereignis vollkommen aus der Bahn geworfen. Von ihrer Freundin Rike wird sie dazu gebracht, wieder mit dem Laufen anzufangen, das sie vor Jahren nach einer Fußverletzung aufgegeben hatte. Zunächst ist das gar nicht so einfach, sie schafft nur kurze Strecken; doch mit der Zeit wird es besser. Währenddessen gehen ihre Gedanken auf die Reise und mit jedem Gedanken und jedem Schritt, wird sie mit ihrem Leben wieder besser fertig.

    Wir Lesen dürfen sie begleiten und erfahren, was sie fühlt und was sie von anderen an Unterstützung haben will. Ihre Eltern bemitleiden sie, was sie nicht mag. Die Eltern ihres Partners geben ihr die Schuld und machen ihr das Leben schwer. Die Erzählerin und ihr Partner waren nicht verheiratet, was seine Eltern veranlasst, ihr alles zu wegzunehmen. Nur ihre Freundin Rike versteht sie wirklich. Aber nicht nur das und die Trauer setzen ihr zu, sie verspürt auch Schuldgefühle. Doch sie kämpft sich durch ihre Gefühle, seien es Trauer, Wut, Schuld und Einsamkeit. Ihre Gedanken sind nicht geordnet, was verständlich ist. Sie drehen sich aber nicht nur um ihren Verlust, es geht auch häufig um Belangloses. Durch das Laufen findet sie langsam wieder in ihr Leben zurück und kann auch wieder Freude empfinden.

    Auch wenn sich dieses Buch um ein trauriges Thema dreht, so spielt auch immer wieder Hoffnungsvolles hinein. Es ist eine Geschichte, die realistisch beschreibt, was Hinterbliebene fühlen und was sie sich von ihrem Umfeld wünschen. Ich konnte gut mit der Erzählerin fühlen

    Es ist eine Geschichte, die berührt und nachdenklich stimmt. Ich kann das Buch empfehlen!

  • Das Gefühl, in einen fremden Kopf hineinzusehen

    Inhalt & Handlung:

    Vom tragischen Selbstmord ihres Lebensgefährten zutiefst erschüttert, versucht die Protagonistin, welche als Ich-Erzählerin auftritt, in ihrem Leben wieder Halt zu finden, indem sie sich dem Laufen zuwendet und durch ihre zunehmende Fitness zugleich auch wieder neuen Lebensmut findet.


    Schreibstil:

    Isabel Bogdan hat dieses Buch als inneren Monolog einer Ich-Erzählerin aufgebaut, die ihren Gedanken freien Lauf lässt, während sie sich auf den diesjährigen Alster-Lauf vorbereitet. Der Text schlingt sich in unzähligen, mäanderartigen Sätzen voran, die zum Teil bloße Gedankenfetzen beinhalten – unterbrochen vom ständigen Bemühen der Protagonistin, sich auf eine regelmäßige Atmung zu konzentrieren. Eine sehr interessante, wenn auch ungewöhnliche Erzähltechnik, die jedoch sehr schön die ungeordneten Gedankengänge der Person bei der sportlichen Aktivität widerspiegelt. Man hat dadurch beinahe das Gefühl, in ihren Kopf hineinsehen zu können. Nach und nach erfährt man die komplette Hintergrundgeschichte, die für ihren momentanen Gefühlszustand verantwortlich ist.


    Charaktere:

    Im Grunde geht es hier hauptsächlich um die Gefühlswelt der Ich-Erzählerin, deren Welt mit dem Selbstmord ihres depressiven Lebensgefährten, plötzlich zum Stillstand kommt. Durch regelmäßige Laufeinheiten beginnt sie sich mehr auf sich zu besinnen und kämpft sich dadurch - im wahrsten Sinn des Wortes - zurück ins Leben.


    Cover:

    Das Cover gefällt mir sehr gut, obwohl oder vielleicht auch weil es so spartanisch-schlicht gehalten ist. In gewisser Weise bildet es den Inhalt des Buches ab, indem es sich auf das Wesentliche reduziert, so wie sich die Protagonistin in ihrem Schmerz beginnt, sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren.


    Autorin:

    Isabel Bogdan stammt gebürtig aus Köln, sie studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Mittlerweile hat sie sich einen Namen als deutsche Literaturübersetzerin gemacht und ist selbst unter die Autoren gegangen.


    Meinung und persönliche Kritikpunkte:

    Dieses Buch ist sicher keine leichte Kost, man taucht in die Gedankenwelt der schwer erschütterten Ich-Erzählerin ein, die vor kurzem mit dem Selbstmord ihres Lebensgefährten konfrontiert wurde, und die nun versucht, ihre Gedanken zu sortieren und nach längerem Hadern mit ihrem Schicksal, nun langsam einen Weg in einen neuen, positiveren Lebensabschnitt findet.

    Sehr gut gemacht ist hierbei die Wahl der Erzähltechnik, die das ständige Kreisen der Gedanken um das Kernthema, dem Freitod eines geliebten Menschen und die damit verbundenen Gefühle, toll widerspiegelt. Trotzdem hatte ich beim Lesen bis knapp vor dem Schluss des Öfteren den Eindruck, auf der Stelle zu treten, zumal ich die Thematik zusätzlich als sehr belastend empfand. Das Buch ließ den Leser schließlich mit gemischten Gefühlen zurück.

    Nach dem heiteren Roman „der Pfau“, der mit jeder Menge schwarzem Humor aufwartete, eine gänzlich andere Seite der Autorin Isabel Bogdan, die damit ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt.


    Fazit:

    Keine leichte Kost, die an manchen Stellen auch Längen zeigt, jedoch eine sehr interessante Darstellung der Trauerbewältigung.