Wolf Serno - Große Elbstraße 7

  • 1892 Hamburg. Viktoria zur Heiden stammt aus wohlhabendem Elternhaus, denn ihr Vater Carl Heinrich ist ein angesehener Professor an einer Hamburger Klinik. Ohne dass es ihre Eltern ahnen, verlässt Viktoria klammheimlich das Lehrerinnenseminar in Lübeck, um nach Hamburg zurückzukehren, denn eigentlich möchte sie lieber Medizin studieren, was ihr die Eltern aber vehement verbieten. Bereits wenige Stunden nach ihrer Rückkehr in die Heimatstadt trifft Viktoria auf den jungen Arzt Hannes, der seine Stelle im Klinikum ihres Vaters verloren hat und sich nun meist unentgeltlich um diejenigen im Hamburger Gängeviertel kümmert, die an der sich ausbreitenden Cholera erkrankt sind und sich keinen Arzt leisten können. Hannes und Viktoria mögen sich von Beginn an, so dass Viktoria ihn bei seinen Rundgängen begleitet, bis sie leider auf ihren Vater trifft, der sie sofort nach Hause schickt und den Kontakt zu Hannes unterbindet. Es soll Jahre dauern, bis Viktoria wieder auf Hannes trifft, aber inzwischen nutzt sie ihre Zeit sinnvoll, ihre eigenen Lebenspläne zu verwirklichen…


    Wolf Serno legt mit „Große Elbstraße 7“ nicht nur einen Roman über das historische Hamburg zur Zeit der Cholera-Epidemie vor, sondern lässt seine Leser auch am Leben eine Arztfamilie sowie an den damaligen Arbeiterstreiks teilhaben. Dabei verknüpft der Autor sehr geschickt wahre Begebenheiten mit fiktiven und lässt den Leser zum Ende des 19. Jahrhundert eintauchen in eine alte Zeit, wo Frauen noch die Rolle der Hausfrau und Mutter ausfüllten, während Männer in ihrem Beruf aufgingen und der Familie vorstanden. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und bildhaft, schnell versinkt man in der damaligen Epoche und darf die einzelnen Protagonisten bei ihrem täglichen Leben begleiten. Die Einblicke in die politische und gesellschaftliche Lage in Hamburg stellt der Autor sehr gut heraus, lässt den Leser den Unterschied zwischen arm und reich sehr deutlich erkennen und ihn die verschiedenen Behandlungsmethoden erfahren, mit denen damals die Kranken kuriert wurden. Die Erfindung der Röntgenstrahlen sowie auch die Verbindung der Erika-Schwestern ist sehr gut in die Handlung integriert, aber auch das Leben auf dem Kiez ist bildhaft geschildert, wo die Arbeiter nicht nur ihre Zerstreuung finden, sondern sich auch zur Planung von Arbeitskämpfen treffen.


    Die Protagonisten sind alle sehr unterschiedlich ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie besitzen individuelle Charaktereigenschaften, die glaubhaft und authentisch wirken, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann. Viktoria ist für ihr Alter schon eine recht selbstbewusste und offene Frau, die genau weiß, was sie will. Sie ist stark und mutig, fleißig und mitfühlend, was ihr die Herzen der Menschen zufliegen lässt. Ihr Bruder Benno ist ein Filou, der nichts weiter will als malen. Ein Studium interessiert ihn nicht, er lebt in den Tag hinein und verdient sich sein Geld im Kiez mit Aktmalerei und den Entwürfen von Streikplakaten. Aber Bennos Herz sitzt am rechten Fleck, auch wenn er immer einen frechen Spruch auf den Lippen hat. Viktorias Vater ist ein Mann von Stand und Ansehen, der keine Widerworte gelten lässt. Als Arzt allerdings befolgt er nicht mal sein eigenes Wissen, was ihn am Ende das Leben kostet. Erika-Oberin Schlichting ist eine starke Persönlichkeit, die sich durchsetzen kann und sich auch von den Ärzten nichts vormachen lässt. Gleichzeitig lebt sie streng nach dem Motto der Schwesternvereinigung. Hannes ist ein junger Arzt, der sich den ärmsten der Armen annimmt und versucht ihre Leiden zu lindern, nachdem er seine Stellung im Klinikum verloren hat. Auch die weiteren Protagonisten wie Finn oder auch Schäbeda machen die Handlung mit ihren Auftritten spannend und kurzweilig.


    „Große Elbstraße 7“ ist ein Roman, der sowohl mit seiner Familiengeschichte als auch mit dem historischen Hintergrund Hamburgs überzeugen kann. Bildgewaltig erzählt und mit Tiefgang kann es hier nur eine Leseempfehlung geben. Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein!


    Verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Viktoria zur Haiden wächst zusammen mit ihrem Bruder Benno in einer angesehenen Hamburger Familie auf. Ihr Vater Carl-Heinrich zur Haiden ist Professor im Neuen Krankenhaus Eppendorf. Vicky soll das Lübecker Lehrerinnenseminar besuchen, aber dort fühlt sie sich eingeengt und kehrt heimlich wieder zurück nach Hamburg. Doch in Hamburg ist eine Cholera-Epidemie ausgebrochen. Vicky begegnet dem jungen Arzt Johannes Dreyer und unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Ihr Vater will ihr den Umgang mit Johannes verbieten. Vicky hat aber beschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie beginnt eine Schwesternausbildung bei den Erika-Schwestern im Hamburger Krankenhaus, wo sie sich aufopferungsvoll um die Patienten kümmert.

    Dies ist mein erstes Buch des Autors Wolf Serno und es hat mir gut gefallen.

    Dieser Roman spielt in einer Zeit, als es viele unserer heutigen Behandlungsmethoden noch nicht gab. Die damaligen Behandlungsmethoden waren nicht sehr angenehm. In den Krankenhäusern waren die Ärzte die „Götter in Weiß“ und das Pflegepersonal hatte ihren Anweisungen zu folgen. Doch gerade sie wussten oft viel besser, was den Kranken guttut.

    Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Vicky ist eine junge Frau, die ihren eigenen Weg gehen will. Das ist zu der Zeit ziemlich ungewöhnlich. Der Vater bestimmte über die Töchter, bis er die Verantwortung an den Ehemann übergab. Am liebsten hätte Vicky Medizin studiert, aber das war Frauen nicht möglich – sie sollten sich um Mann, Kinder und den Haushalt kümmern. Auch ein Ehemann ist schon ausgeguckt. Ernst-Otto Schädeba, Sohn eines angesehenen Anwalts, entspricht vollkommen den Ansprüchen von Vickys Mutter, die voller Standesdünkel ist. Dabei ist er ein schäbiger Charakter. Vicky entscheidet sich dann aber anders und geht ihren Weg, was in der Hamburger Gesellschaft gar nicht gut ankommt.

    Ihr Bruder Benno dagegen soll Medizin studieren, er soll natürlich in die Fußstapfen seines Vaters treten. Nur schlägt er immer wieder über die Stränge und hält erstmal gar nichts von diesen Plänen, denn er möchte ein großer Maler werden.

    Historische Fakten sind gut mit dieser fiktiven Geschichte verknüpft. Thematisiert werden der Kampf der Hafenarbeiter um bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne und die Entdeckung der Röntgenstrahlen.

    Eine interessante und spannende Familiengeschichte; ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

  • Ganz nett


    Vicki zur Haiden wächst als behütetes Mädchen in Hamburg auf. Ihr Vater ist ein angesehener Arzt. Sein Wille ist Gesetz. Das Leben der jungen Frau, scheint vorprogrammiert zu sein. Sie besucht ein Lehrinnenseminar in Lübeck, gleichzeitig sucht ihre Mutter nach einem passenden Mann für die Tochter, doch diese hat ganz andere Pläne. Sie entflieht aus dem Seminar und auf ihrem Weg nach Hamburg lernt sie den jungen Arzt Johannes Dreyer kennen. Gemeinsam stellen sie sich der Herausforderung die Cholera zu bekämpfen, die gerade in Hamburg wütet. Bis ihr Vater dahinter kommt und ihr den Umgang verbietet, aber Vicki will ihr eigenes Leben und ihren Weg selbst bestimmen. Sie beschließt, eine Erika-Schwester zu werden.


    Das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde in Hamburg von der Cholera überschattet. Jeder Arzt und jede Schwester hatten zum Ziel diese zu bekämpfen. Damit beginnt diese Geschichte und verspricht spannende Unterhaltung. Allerdings konnte der Autor diese Spannung dann nicht erzeugen. Die ersten Seiten waren gut und haben mich in den Bann gezogen, aber dann nahm die Geschichte eine seltsame Wendung und die Seiten wurden langatmig.


    Das Leben von Vicki hatte nicht wirklich Überraschungen parat. Das Wirken dieser Schwesterngemeinschaft wurde geschildert und war auch glaubwürdig. Sie waren die Stütze der Ärzte in dieser Zeit. Ich hätte hier gern mehr Einblicke gehabt. Vicki, als Tochter aus gutem Haus, hatte nicht wirklich mit Problemen zu kämpfen.


    In einem zweiten Handlungsstrang wird von Vickis Bruder Benno erzählt. Ich fand seinen Part irgendwie nicht so wirklich stimmig. Als Sohn eines angesehenen Arztes, noch dazu aus einer reichen Familie, hat er sich als Maler im Rotlichtmilieu einen Namen gemacht. Eine interessante Geschichte, die sicherlich einiges an Potenzial zu bieten gehabt hätte, aber meiner Meinung nach, nicht ausreichend in Szene gesetzt wurde.


    Im letzten Drittel wurde es dann doch noch mal ein wenig interessanter, da die Familie einen besonderen Schicksalsschlag zu verkraften hatte. Aber auch hierbei wurde ich das Gefühl nicht los, dass die gesamte Geschichte in sich nicht stimmig genug war. Mich haben die Charaktere nicht vollends überzeugt. Das Ende dieses Buches war dann auch keine wirkliche Überraschung, eben vorhersehbar.


    Fazit:


    „Die große Elbstrasse 7“ ist ein netter Roman, der ein wenig aus der Geschichte Hamburgs zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts erzählt. Er unterhält und lässt sich leicht und locker lesen, aber bleibt vermutlich nicht lange in Erinnerung.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext:

    Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts. Eigentlich soll Vicki zur Haiden in Lübeck das Lehrerinnenseminar besuchen, doch sie hält die Enge dort nicht aus. Heimlich kehrt sie nach Hamburg zurück – ausgerechnet als in den ärmeren Vierteln die Cholera ausbricht. Mit dem jungen, am Krankenhaus in Ungnade gefallenen Arzt Johannes Dreyer tut sie alles, um den Erkrankten zu helfen. Bis ihr Vater, der Chefarzt am Neuen Krankenhaus Eppendorf, ihr plötzlich gegenübersteht. Er verbietet seiner rebellischen Tochter den Umgang mit dem eigenwilligen Doktor. Doch Vicki hat sich längst in ihn verliebt und beschlossen, ihr eigenes Leben zu leben...


    Autor:

    Wolf Serno war, bevor er begann, Romane zu schreiben, viele Jahre erfolgreich als Werbetexter und als Dozent tätig. Mit „Der Wanderchirurg“ gelang ihm ein internationaler Bestseller. Er lebt mit seiner Frau und zwei Hunden in Hamburg und Nordjütland.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 13. September 2019

    Seitenanzahl: 461

    Verlag: Aufbau Digital


    Eigene Meinung:

    Meine Mama und ich sind begeistere Leser von Medizinromanen. Egal ob unterhaltsames Sachbuch, Thriller oder historischer Roman. Wolf Serno ist bei meiner Mama auch sehr beliebt. Für mich war dieses Buch allerdings das erste von Serno. Ich kann nur hoffen, dass seine früheren Werke besser sind, als „Elbstraße 7“…


    Es fängt eigentlich ganz interessant an, da die Cholera ausbricht und man erwartet dann auch etwas darüber zu erfahren. Jedoch verliert sich das Ganze in eine sehr merkwürdige Liebesgeschichte. Danach soll die Protagonistin ihre medizinische Ausbildung beginnen. Auch hier habe ich gehofft, dass es sich um medizinische Geschichte unterhaltsam erzählt, drehen würde…

    Auch hier bis auf ein paar Ausnahmen leider Fehlanzeige. Da ist dann der Arzt…. Ja und dann geht das Spiel irgendwie von vorne los. Viel habe ich überflogen. Der Schluss war dann auch mehr als überzogen. Da hätte ich mir ein wenig mehr Mut des Autors gewünscht.


    Fazit: Schade, dass mein erster Serno mich so enttäuscht hat. Denn der Fokus liegt hier eindeutig auf für mich nicht mal nachvollziehbare Liebesgeschichten oder Ähnlichen Dingen, so dass das Medizinische mehr als in den Hintergrund tritt.

    Ich werde mich mal an eines der älteren Werke von Serno probieren. Oder das Gespräch mit meiner Mutter suchen :P :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Denn der Fokus liegt hier eindeutig auf für mich nicht mal nachvollziehbare Liebesgeschichten

    Ich bin mit diesem E-Book noch nicht fertig, da ich es für ein Rezensionsexemplar unterbrechen musste, aber genau das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Keine junge Frau (aus gutem Hause) hätte sich im Jahr 1892 dem Arzt gegenüber so benommen wie Vicky und keine Frau würde nach fünf Jahren noch einem Mann hinterhertrauern, den sie nach kurzer Bekanntschaft seit Jahren nicht gesehen hat.


    pralaya Dieses Buch von Serno (s.u.) hat mir besser gefallen, Du kannst es zumindest mal anlesen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Denn der Fokus liegt hier eindeutig auf für mich nicht mal nachvollziehbare Liebesgeschichten

    Ich bin mit diesem E-Book noch nicht fertig, da ich es für ein Rezensionsexemplar unterbrechen musste, aber genau das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Keine junge Frau (aus gutem Hause) hätte sich im Jahr 1892 dem Arzt gegenüber so benommen wie Vicky und keine Frau würde nach fünf Jahren noch einem Mann hinterhertrauern, den sie nach kurzer Bekanntschaft seit Jahren nicht gesehen hat.


    pralaya Dieses Buch von Serno (s.u.) hat mir besser gefallen, Du kannst es zumindest mal anlesen.

    Ach gottchen. Das habe ich sogar gelesen :pale:

    Das hatte mir auch richtig gut gefallen! Stimmt war Serno. Wahnsinn wie er sich dann verschlechtert hat:pale:

    Danke fürs erinnern:lol:


    €nigma Habe gerade mal nachgesehen. 2016 habe ich das Buch mit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bewertet! Ich kann mich sogar an den Inhalt erinnern :)

  • Ich habe "Große Elbstraße 7" heute beendet und meine Meinung dazu ist gespalten. Im Vergleich zu "Der Medicus von Heidelberg" war ich jedenfalls enttäuscht.

    Meiner Ansicht nach strotzt die Handlung vor unglaubwürdigen Details:


    - Eine Frau solcher Herkunft wie Vicky hätte sich 1892 nicht nach so kurzer Bekanntschaft mit einem Mann eingelassen, auch ihre nächtlichen Ausflüge zu Hannes wirken sehr unrealistisch. Vicky ist zu modern und emanzipiert für ihre Zeit und ihren gesellschaftlichen Hintergrund!


    - Welche Frau, besonders dieser Epoche und dieser Gesellschaftsschicht, würde einem Mann nach kurzer Bekanntschaft sieben (!) Jahre hinterhertrauern???


    - Der absolute Kracher war jedoch das Verhalten ihres Vaters:

    - Auch das absolut sture und stupide Verhalten des Chirurgen gegenüber seiner Tochter fand ich bei einem solchen intelligenten Mann absolut unglaubwürdig.

    - Das Verhalten von Benno zwischen Alkoholismus und Gewissenhaftigkeit in Bezug auf Anni ist ebenfalls unrealistisch.

    - Benno plant,

    Kaum vorstellbar!


    Andererseits wird die Handlung sehr anschaulich erzählt und bietet auch interessante Einblicke in die Zeit der Cholera-Epidemie in Hamburg und in die damalige Krankenpflege. Auch der Kampf der Hafenarbeiter um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen wird ansprechend geschildert.


    Deswegen vergebe ich insgesamt doch noch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Andererseits wird die Handlung sehr anschaulich erzählt und bietet auch interessante Einblicke in die Zeit der Cholera-Epidemie in Hamburg und in die damalige Krankenpflege. Auch der Kampf der Hafenarbeiter um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen wird ansprechend geschildert.

    Findest du? Ich fand selbst das irgendwie nur lapidar erzählt und eher oberflächlich :-k

  • Andererseits wird die Handlung sehr anschaulich erzählt und bietet auch interessante Einblicke in die Zeit der Cholera-Epidemie in Hamburg und in die damalige Krankenpflege. Auch der Kampf der Hafenarbeiter um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen wird ansprechend geschildert.

    Findest du? Ich fand selbst das irgendwie nur lapidar erzählt und eher oberflächlich :-k

    Für einen Roman ging es meiner Meinung nach.:wink: Es sollte ja kein (medizin)historisches Sachbuch werden.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • 4 Sterne


    Interessant


    Das Buch erzählt von der Hamburger Familie zur Haiden, die in der Großen Elbstraße 7 wohnt. Es handelt von der jungen Erwachsenen Vicki, die, nicht wie vom Vater vorgesehen, das Lehrerinnenseminar besuchen möchte. Stattdessen interessiert sie sich für die Medizin und den jungen Arzt Johannes Dreyer. Auch ihr Bruder Benno möchte sich nicht dem vom Vater bestimmten Leben fügen und lebt in den Tag hinein. Vater der beiden, Carl-Heinrich zur Haiden, ist der Leiter der II. Chirugrie am Neuen Krankenhaus Eppendorf.

    Hauptsächlich begleitet der Leser Vicki, aber auch das Leben des Bruders und manchmal auch das des Vaters sind zu lesen.


    Das Kennenlernen von Vicki und dem Arzt Hannes ging mir viel zu schnell. Auch das "Ich habe das Gefühl, ich kenne dich schon mein ganzes Leben" der beiden ist vom Autor zu einfach und unglaubwürdig gelöst, als hätte er auf ihr Kennenlernen keinen Wert gelegt und als müssten die beiden sich einfach mögen, egal wieso. Den Umstand muss der Leser als gegeben hinnehmen.


    Oft treten Ausdrücke der damaligen Zeit auf, was schön ist in einem historischen Roman. Allerdings kannte ich viele nicht und es gab einige, die sich nicht aus dem Zusammenhang erschlossen haben.


    Nicht nur der Beginn, auch das Ende finde ich nicht ganz gelungen. Es passiert einiges, viel wird noch erzählt, um es irgendwie zu einem runden Schluss zu bekommen. Und dann ist es sehr abrupt zu Ende.


    Sehr gut gefällt mir der Mittelteil, als man Vicki kennengelernt hat. Er ist spannend und gut aufgebaut. Interessant ist auch das Leben in Hamburg Ende des neunzehnten Jahrhunderts zur Zeit der Cholera und des Hafenarbeiterstreiks sowie die Krankengeschichten und die Behandlung der Patienten.


    Fazit:


    Ein Familienroman über die Arztfamilie von der Haiden Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Hamburg. Spannend wird Vickis Leben erst nach einigen Seiten. Die medizinischen Behandlungen der Patienten am Neuen Krankenhaus Eppendorf sind sehr interessant.