Produktvorstellung bei amazon.de:
»Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.« - Als am Ende vom »Report der Magd« die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds »Report« zuschlug, blieb ihr Schicksal für uns Leser ungewiss. Was erwartete sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod? Das Warten hat ein Ende! Mit »Die Zeuginnen« nimmt Margaret Atwood den Faden der Erzählung fünfzehn Jahre später wieder auf, in Form dreier explosiver Zeugenaussagen von drei Erzählerinnen aus dem totalitären Schreckensstaat Gilead. »Liebe Leserinnen und Leser, die Inspiration zu diesem Buch war all das, was Sie mich zum Staat Gilead und seine Beschaffenheit gefragt haben. Naja, fast jedenfalls.Die andere Inspirationsquelle ist die Welt, in der wir leben.«
Eigene Beurteilung:
Zunächst einmal ist die Vorstellung so, wie sie hier steht ein wenig irreführend, denn über Desfred erfahren wir in diesem Buch herzlich wenig. 15 Jahre nach den Ereignissen in "The Handmaid's Tale" stehen andere Personen im Mittelpunkt der Beobachtung. Obwohl wir zumindest eine davon bereits sehr gut kennen.
Zum Einen ist da nämlich Tante Lydia, die wir in dem Buch in erster Linie als Desfreds Nemesis kennengelernt hatten. [ab hier Eigenzitat aus amazon.de]:
15 Jahre nach den Ereignissen in "The Handmaid's Tale" besteht der Staat Gilead immer noch und die ersten Mädchen, die in ihm geboren worden sind erreichen ein Alter, in dem sie ihre jeweiligen Positionen in dieser Gesellschaft zugeordnet werden sollen. Mädchen, die nicht lesen und schreiben lernen durften und auch die Mathematik ist ihnen weitestgehend fremd, Landkarten sind für sie unverständliche Bilder und Gebete, Hymne und regelmäßige Teilnahme an öffentlichen Hinrichtungen bestimmen ihren Alltag.
Eines dieser Mädchen ist die Zeugin 369A, die im realen Leben Agnes heißt, ist bisher als Tochter eines Kommandanten aufgewachsen und musste gerade den Tod ihrer Mutter verkraften. Nun is tmit Paula eine neue Gemahlin im Haus, die das Kind einer anderen ungefähr genauso schätzt, wie ein neuer König eines Löwenrudels den Nachwuchs seines Vorgängers. Und so sieht Agnes nicht nur ihren Status in der Schule sinken, sondern auch einer baldigen Verheiratung entgegen, der sie auf eher unerwartete Weise entkommt.
Dann ist das die Zeugin 369B, auch bekannt als Daisy, die als die Tochter zweier politisch aktiver Second-Hand-Kleidungshändler aufwächst und in Kanada in der Schule eine Menge über die Schrecken des Lebens in Gilead gelernt hat. Kurz nachdem sie an einer Demonstration gegen die Zustände im fanatischen Nachbarstaat teilgenommen hat, sterben die beiden durch eine Autobombe und auf einmal sieht sich die junge Frau in der Obhut von Mayday, die Organisation, die Frauen aus Gilead herausschmuggelt und für die ihre Eltern anscheinend tätig gewesen sind. Daisys Leben wird sich dadurch grundlegend verändern.
Tief in der Bibliothek des Hauses der Tanten in Gilead ist es Tante Lydia selbst, die ein heimliches Tagebuch schreibt, in dem sie davon berichtet, was sie vor der Einrichtung Gileads getan hat, wie sie diese Entstehung einer religiösen Diktatur erlitten hat und wie sie es dann geschafft hat, ihre jetzige sehr wacklige Machtposition zu erlangen. Gerade durch ihren Bericht bekommen wir eine Menge Hintergrundsinformationen - und lernen vor allen Dingen auch ihre Motive kennen. Und ihre Ziele.
Wie schon im ersten Buch und der Fernsehserie wird auch hier nichts präsentiert, was es nicht irgendwo auf der Welt - oder auch in der Menschheitsgeschichte allgemein - schon gibt bzw. gegeben hat. Durch die drei Reflektionsfiguren Agnes, Daisy und Lydia bekommt man ein noch umfassenderes Bild als man dies etwa zur Mitte der zweiten Staffel der Fernsehserie haben kann und durch die Unterschiedlichkeit der Perspektiven auch viele Anreize bestimmte Vorurteile und Vorüberlegungen, die man beim Lesen entwickelt immer wieder zu hinterfragen.
Ein überaus würdiger Nachfolger des Ursprungswerks.