Verlagstext
Als Vonkie von ihren Eltern auf den Bauernhof ihres
Großvaters geschickt wird, ist sie nicht begeistert. Was soll sie hier schon
groß erleben? Dann aber stellt sich heraus, dass ihr Großvater richtig
spannende Geschichten erzählen kann. Geschichten von früher. Dass er mit fünf
Brüdern aufgewachsen ist, wusste Vonkie gar nicht. Manchen Fragen allerdings
weicht er aus, zum Beispiel der nach seinem Lieblingsbruder. Und er warnt
Vonkie eindringlich davor, in die Nähe der alten Mühle zu gehen. Jetzt will
Vonkie natürlich erst recht dorthin, endlich passiert mal was, denkt sie.
Niemals hätte sie vermutet, dass sie einem streng gehüteten Familiengeheimnis
auf die Spur kommen würde. Berührende Geschichte über ein längst vergessenes
Familiengeheimnis, für Kinder ab 10 Jahren
Der Autor
Simon van der Geest, geboren 1978, ist einer der
bedeutendsten niederländischen Nachwuchsautoren. Bei Thienemann ist er mit drei
Titeln vertreten, von denen zwei mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet wurden.
Die Illustratorin
Almud Kunert wurde 1964 in Bayreuth geboren und studierte Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in München, wo sie heute noch lebt. Schon während ihres Studiums wendete sie sich mehr und mehr der Illustration zu. Als freie Illustratorin arbeitet sie für die Werbung und verschiedene Verlage.
Inhalt
Wenn Vonkie mit ihrer Mutter in Opa Leos Dorf fährt,
könnten die beiden annehmen, das Auto wäre eine Zeitmaschine. Bei Opa tragen
die Leute Holzschuhe und haben Handys. Vonkie wird eine Woche bei ihrem Opa
verbringen, weil ihre Eltern nach einem heftigen Streit Zeit für sich brauchen.
Die 12-Jährige ist mehr als skeptisch, ob es ihr in dem alten Bauernhaus
gefallen wird, in dem der verwitwete Opa allein lebt. Doch als das Mädchen vor
Aufregung nachts nicht schlafen kann, zeigt sich der Opa als grandioser
Geschichtenerzähler. Den Hof, auf dem er mit 6 Brüdern aufwuchs, hat inzwischen
sein Neffe Pako übernommen. Jeder von ihnen hatte einen Spitznamen, Gisbert,
mit dem Leo sich jahrelang das Zimmer teilte, war Beule – man kann sich
vorstellen, weshalb – und der dickköpfige Leo wurde Eisen genannt. Sieben
unternehmungslustige Söhne in einem Bauernhaus direkt am Kanal – als Mutter
hätte ich jeden Abend drei Kreuze gemacht, wenn kein Kind ins Wasser gefallen
oder im Eis eingebrochen wäre. Auch am nächsten Tag erzählt Opa, mit welch
harten Bandagen die Brüder kämpften und stritten und wie Beule ihn immer wieder gerettet hat.
Dass seine Mutter hart war, wie Vonkie feststellt, kann Leo dagegen nicht
finden, ihre Taten waren fürsorglich, nur an den mitfühlenden Worten, wenn sie
mal wieder ein verletztes und verschlammtes Kind versorgen musste, hat es wohl
gehapert. Leo erzählt und erzählt, dabei wahrt er eisern zwei Geheimnisse. Er
will nicht damit herausrücken, was damals in der ausgebrannten Mühle passierte
und warum er seit 50 Jahren nicht mehr mit Beule/Gisbert redet, seinem
Blutsbruder. Das Abrakadabra war bei den Jungs Beules unverständliches
Gemurmel, wenn er für die Schule lernte. Vonkie ist Feuer und Flamme, beide
Rätsel zu lösen. Ihr Cousin Sven erweist sich dabei als überraschend gewitzter
Gefährte. Gemeinsam mit dem Geheimnis, das Leos Mutter auf der Seele lag, sind
schließlich drei Handlungsfäden zu verknüpfen, was Simon van der Geest mit
Bravour gelingt. Vonkie wirkt anfangs noch sehr kindlich, dabei entschlossen
und absolut glaubwürdig. Die Moral für Vonkie: in ihrer Familie aus Dickköpfen
muss sie sich über den Streit ihrer Eltern wirklich nicht wundern. Und auch unter
eisernen Dickköpfen muss zumindest einer darüber reden, was derjenige
bescheuert findet. Das Buch muss ich mir wohl zur Mahnung sichtbar ins Regal
stellen …
Fazit
Simon van der Geest erzählt hier - aus Zeiten als niederländische Kinder im Winter auf Schlittschuhen in die Schule fuhren - Geschichten aus seiner eigenen Familie. Das tut er so anrührend und spannend, dass sein Buch auch für erwachsene Leser ein besonderes Erlebnis ist. Opa Leo, Beule, die geheimnisvolle Johanna und Leos Mutter bleiben unvergessliche Figuren.
-
Das Abrakadabra der Fische
- Simon van der Geest (Autor)
- Almud Kunert (Illustrator)
- Mirjam Pressler (Übersetzer)