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In einer ruhigen Vorortsiedlung von Minneapolis ermorden zwielichtige Eindringlinge lautlos die Eltern von Luke Ellis und verfrachten den betäubten Zwölfjährigen in einen schwarzen SUV. Die ganze Operation dauert keine zwei Minuten. Luke wacht weit entfernt im Institut wieder auf, in einem Zimmer, das wie seines aussieht, nur dass es keine Fenster hat. Und das Institut in Maine beherbergt weitere Kinder, die wie Luke paranormal veranlagt sind: Kalisha, Nick, George, Iris und den zehnjährigen Avery. Sie befinden sich im Vorderbau des Instituts. Luke erfährt, dass andere vor ihnen nach einer Testreihe im »Hinterbau« verschwanden. Und nie zurückkehrten. Je mehr von Lukes neuen Freunden ausquartiert werden, desto verzweifelter wird sein Gedanke an Flucht, damit er Hilfe holen kann. Noch nie zuvor ist jemand aus dem streng abgeschirmten Institut entkommen.
Meine Beurteilung (daselbst):
Luke ist ein hochintelligenter junger Mann, der im Alter von 12 Jahren bereits Zulassungen zu zwei renommierten Universitäten hat. Eine davon das M.I.T.. Doch in der Nacht, nachdem er diese Zulassungen erhalten hat - und eine Garantie, dass seine Eltern mit ihm umziehen können und vor Ort Wohnung und Arbeit vermittelt bekommen, wird der Junge aus seinem bisherigen Leben herausgerissen und findet sich in einer ganz ungewöhnlichen Umgebung wieder - dem Institut. Und das nur wegen eines eher unterschwelligen telekinetischen Talents.
Er und die anderen Kinder im Institut werden immer wieder neuen Experimenten und Untersuchungen ausgesetzt, wobei einige der Untersuchungen - und auch die Verhaltensweisen der Wächter und Ärzte - stark an Vorgehensweisen aus dem Dritten Reich und bei verschärften Verhören entsprechen - und mit zwölf Jahren ist Luke eines der älteren Kinder, die dem ausgesetzt sind.
Es ist so, dass King nach nun beinahe fünf Jahrzehnten des Schreibens beginnt, alte Stoffe noch einmal mit einem anderen Auge zu betrachten. Zu diesem Roman fällt mir als möglicher Vorläufer in erster Linie "Feuerkind" ein, aber auch der "Der Anschlag" kann hier sicherlich mit herangezogen werden. Wobei die Kräfte der Betroffenen hier sicherlich geringer sind - dafür ist das Spektrum der geplanten Anwendungen umso globaler.
Nicht wirklich leicht zu lesen - was den Kindern passiert ist überaus erschreckend, und auch die desensierten Erwachsenen, die es ihnen antun. Dabei stellt sich - speziell gegen Ende des Romans - die Frage nach der Rechtfertigbarkeit bestimmter Handlungen für ein wesentlich größeres Gut. Die Helden dieses Romans haben eine Antwort darauf. Doch auch sie sind sich, wie wahrscheinlich auch der Autor, der Moralität ihrer Antwort ähnlich unsicher, wie ihre Gegenspieler. Anders als gewisse amerikanische Politiker, gegen die sich King nicht verwehren kann, ein oder zwei Spitzen abzulassen.
Erzählerisch ein geradezu "klassischer" King, mit einem hohen Reifegrad. Wie ein literarischer Edelkäse.