Anke Stelling, Robby Dannenberg - Nimm mich mit

  • Klappentext:

    Miri ist 24 und auf der Suche nach dem ganz speziellen Glück: Drogensüchtig und ohne festen Wohnsitz, hat sie auf den Straßen Leipzigs schon früh alle Illusionen verloren. Bernd dagegen ist mit Anfang 40 voller Hoffnung von Stuttgart nach Leipzig gezogen, um dort eine Buchhandlung zu eröffnen. Der ehemalige Lehrer, frustriert von den Enttäuschungen seiner Vergangenheit, träumt davon, seine verlorenen Ideale im Osten wiederzufinden - doch die Wirklichkeit zehn Jahre nach der Wende ist eine andere: Die Frauen sind die falschen und die Fußgängerzonen die gleichen wie in Pforzheim. Bernd und Miri verbindet zu Anfang nicht mehr, als dass er Geld hat und sie keins. Auch als sie sich langsam näherkommen, bleiben sie sich gegenseitig fremd und undurchschaubar. Als die rätselhafte Tamara auftaucht, glaubt Bernd hinter Miris Geheimnis gekommen zu sein. – Amazon


    Zu den Autoren:

    Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, studierte in Leipzig und lebt heute mit Mann und drei Kindern in Berlin. Sie arbeitet als Prosa- und Drehbuchautorin; zuletzt erschien der Erzählungsband »Glückliche Fügung«, der auch fürs Kino verfilmt wurde. - Fischerverlage

    Robby Dannenberg, geboren 1974 in Leipzig, studiert seit 1995 am Deutschen Literaturinstitut. Er gehört zu den ersten Abgängern des Instituts und schreibt zur Zeit an seiner Diplomarbeit, seinem nächsten Roman. – Perlentaucher


    Allgemeine Informationen:

    Erstmals erschienen 2002

    Abwechselnd aus Sicht von Miriam (Ich-Erzählerin, Präsens) und Bernd (personaler Erzähler, Imperfekt) geschrieben

    70 Kapitel auf 314 Seiten


    Meine Meinung:

    Das Buch wurde seinerzeit beworben als Beziehungsgeschichte zwischen Ost und West. Klar, die Handlung ist angesiedelt in Leipzig, und Bernd kommt aus Baden-Württemberg nach Sachsen, wo Miriam geboren ist. Aber das wars schon. Die Geschichte könnte in jeder Stadt in jedem Bundesland spielen.


    Eine junge Frau, aufgewachsen bei einer psychisch kranken Mutter, vom Vater verlassen, ohne Ausbildung, ohne Geld und ein Mann, der glaubt, als Besitzer einer Buchhandlung glücklicher zu sein als in seinem Beruf als Lehrer, treffen sich. Am Anfang steht eine Art gegenseitiger Deal: Er zahlt, sie vertreibt seine Einsamkeit.


    Das ist so trostlos wie es sich anhört. Auch wenn die Liebe sich leise und unspektakulär einschleicht, ändert sie nichts. Im Gegenteil, die Schwermut steigert sich bis an ihr bitteres Ende.


    Der Inhalt wird von zwei verschiedenen Stimmen getragen, die sich durch Erzählperspektive, Tempus und Sprachduktus stark unterscheiden. Dabei fällt es leichter, Bernds vergleichsweise strukturiertem Denken und Handeln zu folgen als Miriams kruden und von sprunghaften Ideen und Affekten durchsetzten Alltagstrott.

    - Was den Klappentext angeht: Es gibt keine rätselhafte Tamara, sondern nur eine heroinsüchtige Prostituierte, die Miriam mit der Spritze bekannt macht, verschwindet und wieder auftaucht. –


    Das Buch gehört zu denen, die – im Gegensatz zu den Liebesromanen mit dem rosa Zuckerguss – mit einem grauen Guss bedeckt sind.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)