Morgan Stern - Gefangen.Sein

  • Stellt euch vor, ihr habt jemanden über das Internet kennengelernt und ihr versteht euch echt gut mit ihm. Der Kerl ist zudem auch noch Musiker geworden und recht erfolgreich. Aber seine Karriere ist erst ins Rollen gekommen, nachdem ihr angefangen habt mit ihm zu schreiben. Klar, es fühlt sich vertraut an und man hat dem anderen so einiges erzählt, was man vielleicht nicht jedem anvertraut. Klingt jetzt vielleicht erstmal ganz gut, oder? Was aber, wenn die Geheimnisse, die ihr vom anderen bekommen habt, nun für ihn so unangenehm werden, dass er denkt, dass ihr seine Karriere kaputt machen könntet?

    So geht es Mira. Sie hat Ryan übers Internet kennengelernt und die beiden sind sich auch nur auf diesem Wege nähergekommen. Sie weiß ziemlich viel über ihn, doch je höher er auf der Karriereleiter klettert, desto seltsamer wird es. Nicht ahnend ist sie unterwegs und wird in einem Transporter verschleppt. Ryan hat nämlich einen Plan. Um seine Karriere zu schützen, muss sie weg. Und zwar so richtig weg. Er engagiert einen Profikiller, der mit ihm die Sache erledigen soll. Aber vielleicht ist Ryan doch nicht so kalt und bringt es nicht übers Herz Mira umzubringen. Doch nun kommt es für Mira noch schlimmer. Denn mit ihrem Tod hätte die ganze Sache vielleicht ein Ende gefunden, aber Ryan ist nun so fasziniert von der Kontrolle, die er über Mira hat und diese Macht, die sie mit sich bringt, dass er sie bei sich behält. Wie das für Mira wohl wird?

    Die Autorin schildert in diesem sehr unangenehmen Roman aus beiden Sichten. Wir bekommen hier Miras Eindrücke und eben auch die Gedanken von Ryan. Oft kamen bei mir die Fragen auf, ob ich mich ähnlich wieder Mira verhalten hätte, wenn ich selbst in dieser Situation gelandet wäre. Aber kann man sich so etwas vorher ausmalen? Anfänglich dachte ich mir noch, was soll da viel passieren? Sie ist eingesperrt und wird nicht viel zu tun haben, wenn sie von ihm vielleicht in den Keller gesteckt wird. Aber doch, da ist so einiges passiert. Und da Ryan doch sehr undurchsichtig und vor allem oft auch sehr wankelmütig ist, wusste man sehr selten, was noch auf einen zukommen könnte. Ryans Perspektive fand ich sehr interessant, denn ich finde es sehr schwierig jemanden mit solch verschobenen Gedankengängen zu schreiben. Aber das ist der Autorin wirklich gut gelungen.

    Näher kann ich darauf aber nicht eingehen, denn das solltet ihr selbst herausfinden, was bei ihm so im Kopf passiert und wie er auf solche Ideen kommt, dass Mira weg muss.

    Manchmal kamen mir Situationen aber zu kurz. Auch fehlte mir bei Mira hin und wieder die Tiefe. Vieles habe ich nicht verstanden, warum Mira nun genau das getan hat. Da wären vielleicht Gedankengänge, die wir von Ryan kennen, bei ihr auch hilfreich, denn was denkt sie in diesem Moment, dass sie nun genauso handelt und nicht anders. Was bewegt sie dazu? Ich merke gerade selbst, dass es recht schwierig ist hier eine spoilerfreie Rezension zu verfassen, denn tiefer kann ich hier nicht gehen, sonst würde euch beim Lesen etwas vorausgenommen werden. Somit soll dieser Eindruck reichen.


    Als Fazit gäbe es von mir die Empfehlung dieses Buch zu lesen, denn es wirft Fragen auf und für mich war es oft emotional aufwerfend, weil ich Dinge, Handlungsweisen oder ähnliches hinterfragt habe, wie dieses typische: warum rennt sie jetzt nach oben, wenn man einen Horrorfilm guckt. Das fand ich hier sehr gut ausgenutzt. Leider fehlten mir hier und da eben die Ausführungen um eben diese zu verstehen, damit ich dem Buch die bestmögliche Bewertung geben könnte.