Ferdinand von Schirach - Kaffee und Zigaretten

  • Kurzmeinung

    Dysnomia
    Nichts Herausragendes, aber in passender Stimmung ein angenehmer Zeitvertreib mit einigen erinnerungswürdigen Passagen
  • Kurzmeinung

    PotatoPeelPie
    Kann man ruhig lesen - aufgrund einzelner, herausragender Sätze, über die man tagelang nachdenken kann.
  • Klappentext:

    Ferdinand von Schirachs neues Buch »Kaffee und Zigaretten« verwebt autobiographische Erzählungen, Aperçus, Notizen und Beobachtungen zu einem erzählerischen Ganzen, in dem sich Privates und Allgemeines berühren, verzahnen und wechselseitig spiegeln. Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft ebenso wie um die großen Lebensthemen Ferdinand von Schirachs, um merkwürdige Rechtsfälle und Begebenheiten, um die Idee des Rechts und die Würde des Menschen, um die Errungenschaften und das Erbe der Aufklärung, das es zu bewahren gilt, und um das, was den Menschen erst eigentlich zum Menschen macht. In dieser Vielschichtigkeit und Bandbreite der erzählerischen Annäherungen und Themen ist »Kaffee und Zigaretten« das persönlichste Buch Ferdinand von Schirachs. – von der Luchterhand-Verlagsseite kopiert


    Zum Autor:

    Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen »großartigen Erzähler«, die New York Times einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Die Erzählungsbände »Verbrechen« und »Schuld« und die Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Sein Theaterstück »Terror« zählt zu den weltweit erfolgreichsten Dramen unserer Zeit. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm die Spiegel-Bestseller »Die Herzlichkeit der Vernunft«, ein Band mit Gesprächen mit Alexander Kluge, die Erzählungen »Strafe« sowie sein persönlichstes Buch »Kaffee und Zigaretten«. – von der Luchterhand-Verlagsseite kopiert


    Allgemeine Informationen:

    48 Kurz- und Kürzesttexte zwischen 8 Seiten und wenigen Zeilen

    Sachtexte und Ich-Erzählungen

    Mit Text- und Zitatnachweisen 191 Seiten


    Meine Meinung:

    Es sagte einst Enkel 1 zu mir: „Du sollst nicht mehr rauchen, ich will nicht, dass du stirbst.“ Ich erzählte Enkel 1 von einem Mann, der früher einmal Bundeskanzler war und jeden Tag über 50 Zigaretten raucht und fast 100 Jahre alt ist. O:-)


    --- Wo bitte, ist der Verlag, der dieses Störychen druckt? Von Schirach erzählt doch dasselbe (nur ohne Enkel). ?(


    --- Aha, mein Fehler, dass ich bisher in punkto Literatur noch nichts in die Kassen der Verlage gespült habe … zu dumm auch. :)Denn viele Anekdoten und Geschichten aus dem Leben wie die, die in diesem Buch von von Schirach erzählt werden, kennt jeder aus seinem eigenen.

    Insofern hat man zwei Möglichkeiten: Man nennt diese Texte „belanglos“ und wertet damit das alltägliche Dasein aller Menschen ab.

    Oder man findet sie wichtig und bedeutsam und sollte jeden ermuntern, seine eigenen niederzuschreiben.


    Okay, okay, nicht jeder hat von Schirachs lakonischen Sprachstil, nicht jeder weiß sich auszudrücken wie er. Und der Buchmarkt ist bekanntlich auch schon übersättigt.


    Einige interessante Notizen finden sich, auch überraschen ein paar Texte mit ihren Pointen, dennoch gibt es dazwischen Mini-Artikel wie von den Rändern der Tageszeitungen kopiert, Nacherzählungen von Filmhandlungen, der Kurzeindruck bei einer Bildbetrachtung und einige wenige Gedanken und Handlungen aus seinem Leben.


    Wers mag. :lol:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe das Buch vorgestern Abend gelesen und frage mich immer noch, was das eigentlich soll.


    Erst dachte ich, dass es sich um frühe stilistische Übungen handelte, mit denen v. Schirach seinen berühmt gewordenen Lakonismus entwickeln und trainieren wollte. Oder seine tatsächlich besondere Art, Pointen mit wenigen Worten zu setzen.

    Dann wäre das kleine Buch so was wie das Aufsatz-Heft eines Schülers?


    Aber dann finden sich Texte, die sich auf aktuelle Probleme beziehen, z. B. den Nah-Ost-Konflikt - also können es keine Stilübungen sein.

    Ja was ist es dann?


    Ein Text hat mich jedoch sehr interessiert. Die Verstrickung seines Großvaters in den Nationalsozialismus treibt v. Schirach um, man lese nur "Der Fall Collini". In diesem kurzen Text aber geht es um das Konfiszieren der Raubkunst durch die momuments men nach dem II. Weltkrieg. Schirach erzählt hier sehr freimütig, dass seine Großmutter Henriette - wie so viele der alten Nazi-Größen - für billiges Geld eines der Kunstwerke wieder erwerben konnte und es für schweres Geld weiter verhökerte.

    Ach, wenn es nur das eine Bild gewesen wäre …!

    Die Süddeutsche Zeitung hat vor Jahren schon nachgewiesen, wie die alten Seilschaften bis in die 70er Jahre hinein funktionierten, und wie besonders fleißig gerade die Familie v. Schirach und andere, z. B. auch Emmy Göring, mit Münchner Kunsthändlern zusammenarbeitete. Es spricht für v. Schirach, dass er mit einer Studie diese Machenschaften inzwischen hat aufklären lassen.


    Ansonsten: einige disparate Texte, die man lesen kann oder auch nicht.

    Mich hat das Buch ratlos zurückgelassen. Und ohne bleibenden Eindruck.

    :bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).