Rebecca Gablé – Teufelskrone

  • Kurzmeinung

    Schneehase13
    Gefällt mir durch die differenzierten Charakterbetrachtungen und vielfältigen Ch.beziehungen wieder besser.
  • Kurzmeinung

    Smiler
    Die war mein erster "Waringham". Für die "verbotene" Liebesgeschichte ziehe ich etwas ab.
  • König John in neuem Licht betrachtet


    Buchmeinung zu Rebecca Gablé – Teufelskrone


    „Teufelskrone“ ist ein Historischer Roman von Rebecca Gablé, der 2019 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der sechste Band der Waringham Saga.

    Zum Autor:
    Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute ist sie freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.

    Klappentext:
    England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten - auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...


    Meine Meinung:
    Dies war mein erster Waringham und meine Erwartungen waren riesig. Rebecca Gables Schreibstil überzeugt durch Klarheit und atmosphärischen Touch. Sie schildert Szenen und überträgt dabei viele Gefühlseindrücke. Neben einem mehrseitigen Personenverzeichnis gibt es ein umfangreiches Nachwort, in dem reale und fiktive Geschehnisse abgegrenzt werden. Auch ist das Werk sehr gut geplottet. Die Brüder Yvain und Guillaume Waringham dienen unterschiedlichen Königen und sind diesem jeweils treu verbunden. Yvain, die Hauptfigur des Buches, dient erst dem Prinzen und dann dem König John. Er erlebt John oft aus der Nähe und zeichnet ein komplexes Bild Johns. Zugleich ist Yvain eine gelungene Figur, die moderne Ansichten mit Ansichten seiner Zeit verknüpft. Trotz einiger Schwächen ist er sehr sympathisch, aber seine Treue zu John ist kaum nachvollziehbar. John behandelt ihn manchmal sehr schlecht, aber für Yvain gibt es nur John als König. Eine komplizierte Liebesgeschichte zieht sich durch das ganze Buch und sorgt für reichlich Aufregung. Die historischen Belange sind gründlich recherchiert und fließen unauffällig ein. Auch die Schilderung des damaligen Lebens findet einen angemessenen Raum und der Leser bekommt eine gute Vorstellung vom Leben der damaligen Zeit, sowohl im Umfeld des Königs, der Bewohner einer Burg, der Ritter, aber auch der einfachen Leute. Rebecca Gable verzichtet fast vollständig auf die Beschreibung von Kampfszenen und unnötiger Gewalt. Viele Grausamkeiten werden indirekt geschildert und wecken dennoch Abscheu. Gegen Ende des Buches gibt es doch mehrere dieser Kampfszenen, aber ihre Beschreibung ist keine Kernkompetenz der Autorin. Auch das gewählte Ende hat mich nicht mitgenommen.


    Fazit:
    Ein umfangreiches Werk über König John, dass ihn mit einem komplexen Charakter darstellt. Rebecca Gable glänzt mit einem gelungenen Plot und glaubhaften Figuren mit Stärken und Schwächen. Kampfszenen sind nicht so ihre Stärke und auch das Ende hat mich nicht mitgenommen. So gibt es diesmal nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Den Freunden historischer Romane kann ich das Buch aber uneingeschränkt empfehlen.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Inhalt:


    Zwei Brüderpaare, zwei Seiten: Yvain tritt den Dienst bei John (Ohneland) an, der
    schon immer im Schatten seines Bruders König Richard (Löwenherz) stand. Diesem
    wiederum hat Guillaume of Waringham, Yvains großer Bruder, die Treue
    geschworen. Nachdem Richard vom Kreuzzug zurückgekehrt, gefangengenommen und
    gegen Lösegeld freigekommen ist, zieht er gegen den französischen König in den
    Krieg, da dieser englische Gebiete besetzt hält. Einige Jahre später stirbt
    Richard bei einer Belagerung und John erbt die Krone. Doch ist die Krone nicht
    mehr ein Fluch? John ist ständig unterwegs, ständig muss er um die
    französischen Gebiete kämpfen, manchmal sogar fliehen. Yvain steht immer hinter
    ihm. Loyalität zu seinem König ist im das Wichtigste, selbst wenn er mit seinem
    Gewissen in Konflikt kommt.

    Meinung:

    Rebecca Gablé hat mit diesem historischen Roman einmal mehr ihr großes Schreibtalent. Mit
    der Mischung aus Wahrheit und Fiktion hat sie einen sehr dichten und atmosphärisch
    starken Roman geschaffen. Jede Seite ist interessant, jedes Kapitel ist
    spannend. Eigentlich will man gar nicht, dass das Buch endet (bei 928 Seiten
    will das schon etwas heißen).

    Wie wir es gewohnt sind, ist Yvain ein sehr liebenswerter und sympathischer
    Hauptprotagonist. Wir begleiten ihn ab seiner Knappenzeit bei John, die ganz
    sicher nicht immer einfach war. Genauso wenig wie wohl der ganze Dienst unter
    John nicht einfach war. Denn John war ziemlich wankelmütig. Manchmal sehr
    wohlwollend und dann wieder kalt und unnahbar. Diese Wesenszüge haben sich mit
    den Jahren immer mehr verschlimmert, sodass Yvains Geduld und natürlich auch
    die aller anderen, die John umgaben, auf eine harte Probe gestellt wurde.

    Auch Yvain wird nicht als komplett fehlerlos beschrieben. Auch er macht nicht immer
    alles richtig. Teilweise kommt er deshalb auch in arge Gewissenskonflikte. Aber
    gerade das macht Yvain menschlich und den perfekten Romanhelden. Er hat natürlich
    auch sehr viele gute Seiten wie zb seine Loyalität, seine Leidenschaft, seinen
    Familiensinn, einen Blick für Pferde, er sieht auch die Nöte der kleinen Leute
    usw.


    Sehr spannend war auf jeden Fall König John besser kennenzulernen. Meist kennt man
    Richard Löwenherz, den „guten“ König und John als den Bösewicht, vor allem aus
    den Robin Hood Filmen. Doch John war nicht nur böse und auch er konnte als
    König Erfolge verzeichnen. In dem vorliegenden Buch werden alle Seiten Johns
    beleuchtet.

    Wie immer findet sich am Anfang des Buches ein Personenverzeichnis der historischen
    und auch der fiktiven Personen, die in dem Roman vorkommen. Am Ende wird im
    Nachwort erklärt, welche historischen Fakten in dem Buch verarbeitet wurden,
    was nicht wirklich nachprüfbar ist und was Fiktion ist.

    Fazit

    Ein historischer Lesegenuss vom Feinsten!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1193. König Richard Löwenherz gerät nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug in die Gefangenschaft von Leopold Herzog von Österreich. Sein Begleiter Guillaume of Waringham fällt die zweifelhafte Ehre zu, Richards Mutter, Aliénor von Aquitanien, über die Gefangennahme ihres Sohnes zu unterrichten und um Lösegeld zu bitten. Um dies möglichst unauffällig zu erledigen, weil nicht jeder Richard wieder als freien Mann sehen will, spannt Guillaume seinen Bruder Yvain ein. Der 15-jährige Yvain aber hat Richards größtem Rivalen und Bruder Prinz John Plantagenet (Ohneland) die Treue geschworen. So stehen Guillaume und Yvain auf unterschiedlichen Seiten. König Richard kommt zwar gegen ein riesiges Lösegeld frei und regiert noch einige Jahre, doch während einer Belagerung stirbt er plötzlich, so dass sich Prinz John endlich zum König krönen lassen kann. König Johns grausame Herrschaft stellt Yvains Treue zu ihm auf eine harte Probe, ebenso das Verhältnis zu seinem Bruder Guillaume…


    Rebecca Gablé hat mit „Teufelskrone“ den sechsten Teil ihrer Waringham-Saga vorgelegt, der nicht nur mit einer wieder einmal ausgezeichneten historischen Recherche zu punkten weiß, sondern den Leser mit seiner spannenden Handlung regelrecht in die Seiten hineinsaugt und in eine vergangene Zeit entführt. Der Erzählstil ist flüssig, atmosphärisch-dicht und sehr bildhaft, während der Lektüre hat man als Leser das Gefühl, nicht nur alles wie einen Film vor dem inneren Auge vorbeiziehen zu sehen, sondern als unsichtbarer Statist Geschichte regelrecht mitzuerleben. Die Verflechtung von historischen Fakten der englischen Geschichte und fiktiver Handlung ist in diesem Buch wieder einmal sehr gelungen. Nicht die Regentschaft von Plantagenet und seine Machenschaften werden aufs Anschaulichste geschildert, auch der Zwist zwischen Guillaume und Yvain bricht immer wieder durch, denn sie stehen nicht nur auf unterschiedlichen politischen Seiten, sondern lieben zudem noch die gleiche Frau, genügend Konfliktstoff für eine spannende Geschichte, die durch viele geschickte Wendungen immer wieder aufs Neue überraschen kann und den Leser bei der Stange hält. Obwohl das Buch mehr als 900 Seiten stark ist, kann man es kaum aus der Hand legen, so sehr fasziniert der Bruderzwist nebst den geschichtlichen Ereignissen. Zusätzlich kann das Buch mit einem ausführlichen Nachwort und einem Personenverzeichnis überzeugen.


    Die Charaktere sind sehr detailliert und differenziert ausgestaltet und mit Leben gefüllt. Gablé besitzt die Gabe, historisch belegte Personen so zu kreieren, dass man als Leser das Gefühl hat, ihnen persönlich zu begegnen. Yvain ist zwar erst 15 Jahre alt, liebt Pferde und Familie über alles, vereint Hilfsbereitschaft aber auch eine gewisse Verherrlichung in sich, die sich zeigt in dem großen Ehrgefühl, das ihn an die Seite von John Plantagenet kettet. Als Leser wundert man sich oft, wie hoch seine Loyalität bzw. seine Schmerzgrenze ist, denn Plantagenet ist ein machtbesessener, despotischer und gieriger Mann, dem immer die Angst im Nacken sitzt, jemand könnte ihm etwas wegnehmen, das ihm zusteht. Seine Grausamkeit kennt keine Grenzen, auch vor Getreuen macht er nicht Halt und wendet Gewalt an. Aufgrund seines Eides und der wechselhaften Stimmungen Plantagenets braucht Yvain sehr lange, bis er der Wahrheit ins Auge blicken, seinem Gewissen folgen und sich von John lösen kann.


    „Teufelskrone“ ist wieder einmal jede Leseminute und jede Seite wert. Rebecca Gablé hat einmal mehr bewiesen, warum sie die unangefochtene Königin des historischen Romans ist. Der Leser wird nicht nur unterhalten, sondern lernt auch noch was dabei. Absolute Leseempfehlung für das Sahnehäubchen des Jahres. Chapeau – besser geht es nicht!


    Mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: geht leider nicht.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten – auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war.
    Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.


    Allgemeines
    Sechster Band der Waringham-Reihe
    Erschienen am 30. August 2019 bei Bastei Lübbe als HC mit 928 Seiten
    Gliederung: Personenverzeichnis – Prolog – drei Teile, Kapitel jeweils mit Orts- und Zeitangaben überschrieben – Autorennachwort – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person, größtenteils aus der Perspektive von Yvain of Waringham
    Handlungsorte und -zeit: Diverse Orte in England und Frankreich, 1193 bis 1216


    Inhalt
    Der sechste Band der Waringham-Reihe ist chronologisch vor der Handlung der zuvor erschienenen Romane angesiedelt und spielt während der Regierungszeit von Richard Löwenherz und seinem jüngsten Bruder John Lackland. Den zahlreichen historischen Persönlichkeiten steht die fiktive Familie Waringham gegenüber. Guillaume of Waringham ist Gefährte und Anhänger von König Richard Löwenherz, der sich kaum jemals in England aufhält. Auf dem Rückweg vom Heiligen Land ist Richard in Österreich gefangen genommen worden. Im Auftrag seiner Mutter Aliénor von Aquitanien müssen die Engländer Unsummen an Lösegeld für Richards Freilassung aufbringen, was zu großem Unmut führt. Richards jüngerer Bruder und Erbe John versucht derweil, die Macht in England zu übernehmen.
    Guillaumes Bruder Yvain of Waringham steht in Johns Diensten und ist als Master of the Horse immer an seiner Seite – sowohl am Hof als auch in Kriegen und blutigen Schlachten. Seine Loyalität zu John wird jedoch mehrfach auf die Probe gestellt, denn John ist ein machtbesessener, rücksichtsloser und grausamer Mann…


    Beurteilung
    Der sechste Band der Reihe überzeugt – wie schon seine Vorgänger – durch einwandfreie Recherche und überaus flüssige, anschauliche und gegen Ende des Romans auch hochspannende Erzählweise.
    Der Leser bekommt einen intensiven Einblick in Leben und Politik in England um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Erzählung steht neben dem fiktiven Yvain of Waringham der berüchtigte König John, genannt „Lackland“ da er erstens keine größeren Ländereien von seinem Vater König Henry II erbte und zweitens die von England beherrschten Gebiete in Frankreich verlor. König John gilt allgemein in der Geschichtsschreibung als Scheusal, da er cholerisch und unter Alkoholeinfluss – er war höchstwahrscheinlich Alkoholiker – äußerst grausam, skrupellos und unberechenbar sein konnte. Seine Willkür führte letztlich dazu, dass die Barons (Adeligen) gegen seinen Regierungsstil revoltierten und die Festlegung verbriefter Rechte forderten, die in der Magna Carta Libertatumniedergeschrieben wurden – eine Entwicklung, die letztlich zur Einsetzung des Parlaments führte und der schrankenlosen Alleinherrschaft der englischen Könige ein Ende bereitete.
    Eine besondere Gabe der Autorin besteht neben dem fesselnden Erzählstil in der überaus gründlichen und ausgewogenen Ausgestaltung der Charaktere ihrer Romanfiguren. Weit von jeglicher Schwarzweiß-Malerei entfernt, zeichnet sie sogar König John als einen Menschen mit (vielen) Schwächen, aber auch (nicht so vielen) Stärken, was die Loyalität, die ihm von einigen Menschen entgegengebracht wird, zumindest teilweise nachvollziehbar macht. Auch die fiktiven Romanfiguren sind charakterlich differenziert ausgearbeitet.
    Der Roman kann ohne Kenntnis der übrigen Bände gelesen werden, das Zusatzmaterial (vorangestelltes Personenverzeichnis und informatives Nachwort) erleichtert auch dem Leser ohne vertieftes Wissen zur englischen Geschichte das Verständnis.


    Fazit
    Ein historischer Roman der „Oberliga“, ebenso unterhaltsam wie informativ – uneingeschränkt empfehlenswert!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Anbei ein Foto der Magna Carta, leider aufgrund der Glaseinfassung und der Beleuchtung nicht in bester Qualität. Man kann sie im "Treasure Room" der British Library in London besichtigen.

  • Ich lese ja nicht oft historische Romane, aber wenn Rebecca Gablé die Feder schwingt, stellt sich für mich gar nicht die Frage ... und auch ihr neuer Roman hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

    Unglaublich bei fast 1000 Seiten, wie die Autorin es immer schafft die Spannung aufrecht zu erhalten, Abwechslung zu bieten und historische (überlieferte) Fakten mit einer lebendigen, fitkiven Geschichte zu vermischen!


    Nachdem der letzte Waringham Roman im 16. Jahrhundert spielt, ist sie dieses Mal in der Zeit noch weiter zurückgegangen: in die Epoche von Richard Löwenherz und seinem Bruder John "Ohneland", an dessen Seite der junge Yvain Waringham seine Ritterlaufbahn einschlägt.


    Yvain ist ein großartiger Charakter mit vielen Stärken aber auch einigen Schwächen, die ihn umso authentischer machen. Seine Entscheidungen sind getragen von der Loyalität seinem König gegenüber, aber auch seinem Gerechtigkeitssinn. Sein etwas loses Mundwerk bringt ihn das ein oder andere Mal an Grenzen, durch die er sein Leben aufs Spiel setzt, aber um sich selbst treu zu bleiben ist es ihm das wert. Ein sehr typisches Bild aus dieser Zeit, in der das Wort eines Mannes noch etwas gilt.

    Und natürlich hat er ein ausgeprägtes Gespür für Pferde, das das Waringham Geschlecht über die Jahrhunderte immer miteinander verbindet.


    Während wieder viele Intrigen, Kämpfe und höfisches Gerangel um Macht in dem umkämpften England sowie Frankreich ein authentisches Bild der Zeit abgeben, wird durch die Familie der Waringhams auch glaubwürdig gezeigt, wie das Leben sich auch "im Kleinen" abgespielt haben mag. Rebecca Gablé hat am Ende ihrer Geschichte natürlich wieder aufgezeigt, welche Details sie aus ihrer Recherchearbeit mit eingeflochten hat und jedem ist klar, dass man nur mutmaßen kann, wie es tatsächlich auf den Burgen, den Höfen und in den Familien zuging. Und trotzdem schafft sie es immer wieder ein so farbenfrohes und glaubhaftes Panorama zu schaffen, dass man sich direkt in diese Zeit zurückversetzt fühlt und neben geschichtlichem Wissen ein durchweg spannendes Abenteuer erlebt.


    Besonders deutlich wurde für mich auch wieder die ungestrafte Willkür eines Königs, dessen Wort über allen steht und egal, was er befielt: es wird ausgeführt. Zumindest zu 99%. Ob im Recht oder nicht scheint erstmal zweitrangig zu sein, ob Logik, Berechnung oder eine zufällige Laune dahintersteckt, sein Wille ist Gesetz.

    Hier fand ich das Bild von König John äußerst interessant, denn er scheint ja sehr unbeliebt gewesen zu sein, wenn man den Überlieferungen glauben mag. Das Porträt, das die Autorin hier entworfen hat, lässt etwas tiefer blicken und John als Person besser verstehen. Denn einfach war das Leben damals für alle nicht und ihre Identität scheinen die Königsfamilien eh nur durch Macht und Eroberungen empfunden zu haben.


    Die Rolle die Frauen, die in dem Zeitalter nicht viel zu entscheiden hatten, aber deren Einfluss man nicht unterschätzen sollte, war ebenfalls authentisch und zeigte sich in unterschiedlichen Beziehungen und überraschenden Entwicklungen vor allem auch in der Liebe. Sie hatten wirklich kein einfaches Los, aber ich denke, dass doch viele versucht haben, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen und es ist schön zu sehen, dass Rebecca Gablé hier einige sehr tapfere Frauen mitwirken ließ, die ihren Weg ein Stück weit selbst bestimmt haben.


    Übrigens wurde auch die "Zahnfee" erwähnt - war die damals echt schon bekannt? Das hat mich etwas verwundert, aber wer weiß :)


    Am Ende kann ich nur wieder sagen: Ich bin begeistert von den authentischen Hintergründen, von der abwechslungsreichen Handlung und den mitreißenden Spannungsbögen, den charismatischen Figuren und dem flüssigen Schreibstil, bei dem die Seiten viel zu schnell dahinfliegen.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

  • Mit „Teufelskrone“, dem mittlerweile sechsten Band der Waringham-Saga, liefert Rebecca Gablé wieder einmal einen spannenden historischen Roman ab. Eingebettet in ein Stück englische Geschichte begleitet der Leser ein Mitglied der Familie Waringham durch die Höhen und Tiefen seines Lebens.

    Dieses Mal handelt es sich um Yvain of Waringham, der zu Anfang seinen Dienst als Knappe am Hof von Prinz John antritt und diesem über Jahrzehnte, trotz vieler Zweifel, treu ergeben ist.

    Rebecca Gablé schreibt wie gewohnt mitreißend und spannend, und vermittelt ihre Leserschaft dabei auch einen tiefen Einblick in ein wichtiges Stück englischer Geschichte. Hierbei stellt sie den als besonders grausam bekannten König John aus verschiedenen Blickwinkeln dar, die den meisten neu sein dürften.

    Mir hat dieser Roman gut gefallen, auch wenn das Grundgerüst, nachdem die Autoren ihre Geschichten um die Waringhams aufbaut, immer das gleiche ist.

    Die soll aber auch mein einziger Kritikpunkt bleiben, denn die Helden der Familie Waringham sind doch alle sehr sympathisch mit ihren Stärken und liebenswerten Schwächen.


    Fazit: Wo Waringham drauf steht ist auch Waringham drin…

  • Brüder

    Klappentext

    England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten - auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht ...

    Meinung:

    Obwohl es das 6. Buch der Waringham Serie ist, ist es zeitlich das Erste. Richard Löwenherz ist König von England und seinem Bruder John Ohneland spinnefeind. Im Gegensatz zu Guillaume und Yvain Waringham nicht nur Brüder sie sind auch Freunde. Durch die Umstände dienen sie jeder einem der Plantagenets.

    Nach Richards Tod wird John König wie wir aus der Geschichte wissen ist er grausam und unberechenbar. Nicht viel anders als seine Vorgänger.

    Rebecca Gablé beschreibt die Zeit und die Umstände, sie vermittelt Kenntnisse ohne Pathos mit viel Verständnis für die Menschen. Dank der Geschichte von Robin Hood habe viele von uns ein vorgefertigtes Bild von den beiden Königsbrüdern. Dieses Bild kommt ins Wanken wenn man es mit dem fiktiven Brüder Paar vergleicht. Keiner ist in diesem Buch ein strahlender Held, alle haben Fehler aber bei den meisten überwiegen die guten Seiten.

    Ein Menschenleben war zu der Zeit nicht viel wert und es endete sehr oft sehr grausam. Die Autorin hat diese Tatsache nicht verschwiegen aber auch nicht ausgewalzt.

    Ein weiterer roter Faden ist eine tragische Liebesgeschichte die ein unerwartetes Ende nimmt.

    Ich mag die Familie Waringham, sie ist integer und bemüht sich immer für die Familie und die Menschen die von ihnen abhängig sind das Beste aus den Umständen zu machen. Als Leser begleite ich sie schon über Jahrhunderte und jedesmal bewundere ich die Art und Weise wie die Autorin uns sie näher bringt, man ist Teil dieser Familie denn sie sind sympathisch und liebenswert.

    Es ist ein Roman die Mischung aus Fiktion und historische Tatsachen ist in meinen Augen perfekt, Und im Anhang werden die belegten Fakten erklärt,

  • König John kennen viele aus Robin Hood, dort wird er als machtgieriger und grausamer Herrscher dargestellt der stets im Schatten seines edlen und mutigen Bruders Richard Löwenherz steht. Rebecca Gable erzählt in »Teufelskrone« nun die Geschichte eben dieses Königs und räumt mit vielen Vorurteilen wie auch der Mystifizierung von Richard Löwenherz auf.

    ⠀⠀

    »Teufelskrone« ist der sechste Roman um die fiktive Waringham-Familie. Wie auch in den anderen Büchern geht es um einen Jungen der in den Machtkreis der Herrscher der damaligen Zeit gelangt. Durch dieses Konzept, und da Rebecca Gablés Romane stehts auf fundierten historischen Daten fußen, wird dem Leser ganz nebenbei ein weiteres Stück der englischen Geschichte vermittelt. ⠀

    ⠀⠀

    Jedes mal wieder bin ich erstaunt wie schnell doch knapp 1000 Seiten gelesen sind. Wobei das bei »Teufelskrone« kein Wunder ist, das Buch spielt in den Jahren 1193 bis 1216, einer enorm turbulenten Zeit der englischen Geschichte. Der Verlust der Normandie an die Franzosen und die Entstehung der Magna Carta sind nur zwei spannende Ereignisse die in diesem Zeitraum stattfanden. Überhaupt fand ich die historischen Elemente des Romans wieder einmal sehr gelungen. Die Beschreibung des Lebens auf Burgen und bei Feldzügen, der Ausbildung zum Knappen wie auch des Alltags im Mittelalter sind wunderbar detailliert. Trotz all des Wissens das vermittelt wird hat man aber nie das Gefühl ein Sachbuch zu lesen und wird wunderbar unterhalten.


    Meine Wertung: 5/5

    "Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicher unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse." (Oscar Wilde)

  • 1193: Yvain of Waringham tritt seinen Knappendienst bei Prinz John an und bleibt diesem auch zukünftig treu, was nicht immer einfach ist. Beide, Yvain und John, müssen viele Höhen und Tiefen überwinden.


    Nach fünf Waringham-Bänden, die zeitlich aufeinander aufbauen, geht die Autorin erstmals in der Zeit zurück. 1192 wird Richard Löwenherz auf der Heimreise aus dem Heiligen Land festgesetzt und nur gegen Lösegeld wieder frei gelassen. Sein Bruder John greift nach der Krone, muss nach Richards Freilassung aber erst einmal wieder zurückrudern.


    Erst kürzlich las ich einen Roman aus dieser Zeit, und bin froh, dass Rebecca Gablé John (und im übrigen auch Richard) differenzierter darstellt. Mittlerweile sieht ihn auch die Forschung nicht mehr ausschließlich als Scheusal, wie man es z. B. auch aus den Robin-Hood-Filmen kennt, sondern als Mann mit Stärken und Schwächen, der nicht nur schlecht agierte. Natürlich ist auch Gablés John kein Engel und manche seiner Taten kann man nicht schönreden, ebenso wenig sein immer willkürlicheres Handeln. Auch Yvain kann im Laufe der Zeit ein Lied davon singen.


    Yvain ist mir schnell sympathisch gewesen. Der Leser begleitet ihn über zwei Jahrzehnte, bis nach Johns Tod, und lernt ihn und seine Familie gut kennen. Es ist schön, wieder bei den Waringhams zu sein, auch wenn man sie bisher nur aus späteren Zeiten kannte. Nicht so gut gefallen hat mir leider die, in meinen Augen entbehrliche verbotene Liebschaft Yvains, die sich durch die ganze Geschcihte zieht und für mich keinen erzählerischen Mehrwert hat. Auch wenn man das Ende des Romans betrachtet, frage ich mich, wozu sie gut sein sollte. Leider hat sie mir den Roman ein bisschen verleidet, zumal er in diesen Szenen oft recht kitschig wird.


    Ausgestattet ist der Roman wieder perfekt, neben Personenregister, (im HC) farbigen Karten und einem Stammbaum der Plantagenets gibt es ein gut zu lesendes Nachwort der Autorin, in der sie auch über Fiktion und Fakten schreibt, und das mich auf einen weiteren Waringham-Roman zur Zeit Henrys III hoffen lässt.


    Für mich nicht der beste, aber ein guter Waringham-Roman, der einmal einen etwas anderen Blick auf John bietet, ohne die Geschichte zu beugen. Ich kann ihn auf jeden Fall Fans des Genres weiterempfehlen und vergebe 4 Sterne.

  • Meine Kurzmeinung:

    Mir gefiel zunächst ganz gut, dass sich die Handlung um Prinz John, den Bruder des legendären Richard Löwenherz, dreht. Prinz John war ein Mann, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hatte und teilweise auch vor sich selbst beschützt werden musste. Auch die Epoche an sich fand ich sehr interessant, dennoch hat mich das Buch nicht so sehr begeistern können wie die vorherigen Waringham-Bücher. Ich kann noch nicht einmal genau benennen, woran es eigentlich lag?? ?( War es das gleiche Schema wie in den anderen Büchern und empfand ich es als zu "ausgelutscht"? :scratch: Vielleicht drangen die Figuren nicht so sehr zu mir durch? :-k Während ich in den anderen Waringham-Bänden wirklich richtige Lieblinge hatte und jede Seite regelrecht verschlungen habe, fehlte mir hier irgendwie der Draht zu den Charakteren und ich war irgendwann froh, dass ich durch war. :ergeben:Mit einer Bewertung von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: immer noch ein sehr hohes Niveau, aber das Buch kommt in meinen Augen an die "Vorgänger" nicht ran.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Wenn es nach seinem gestrengen Vater geht, wird Yvain of Waringham als Tempelritter dem Namen der Familie Ehre machen. Doch es kommt nach einer folgenschweren Begegnung mit Prinz John "Ohneland", dem Bruder von König Richard aka Löwenherz, anders als geplant, und wenn Yvain ehrlich ist, ist er gar nicht böse drum, dass nichts aus seiner Reise ins Heilige Land geworden ist und er stattdessen als Knappe in die Dienste des Prinzen treten soll.


    Die Ausbildung ist zwar hart und der Prinz äußerst launenhaft, insbesondere, wenn er zu tief in den Weinkelch geschaut hat, aber Yvain findet unter seinen Kameraden Freunde fürs Leben - aber in Pentecôte FitzHugh auch einen erbitterten Feind. Dem Prinzen selbst bleibt Yvains Begabung für den Umgang mit Pferden nicht verborgen, er ist eben ein echter Waringham und erhält nach Johns Thronbesteigung nicht zu Unrecht das Amt des "Master of Horse".


    Es sind äußerst bewegte Zeiten, ständig ist die englische Krone im Kampf mit den Herrscherhäusern auf dem Kontinent, vor allem im heutigen Frankreich, um sich Gebiete zu sichern oder zurückzuerobern, und Yvain ist meistens eher mittendrin als nur dabei, bis er eines Tages Zeuge eines furchtbaren Geschehnisses wird und an seinem König zu zweifeln beginnt. Der darf das natürlich auf gar keinen Fall merken, denn Yvain hat mehr als einmal miterleben müssen, was geschehen kann, wenn man John zu oft reizt.


    "Teufelskrone" erzählt ein Stück Vorgeschichte zum allerersten Waringham-Roman "Das Lächeln der Fortuna" und enthält natürlich die altbekannten Zutaten: einen leicht rebellischen jungen Mann in der Hauptrolle, die Waringhamschen Pferde, jede Menge historische Ereignisse sowie Schlachtengetümmel, Kameradschaft, verbotene Liebe und Palastintrigen. Als Historikerin und Mediävistin kennt sich Gablé in der Materie bestens aus und hat einige besonders hübsche überlieferte Anekdoten und Episoden in die Handlung eingebaut (wie sie im informativen Nachwort erklärt), bis hin zu Johns Lieblingsfluch "Bei Gottes Zähnen".


    Yvain ist ein sympathischer Protagonist, es gab aber schon interessantere Hauptdarsteller und auch seine heimliche Liebe zur Frau seines Bruders erfindet das Rad nicht direkt neu. Das letzte Drittel des Buches hat sich für meinen Geschmack dann auch ein wenig gezogen, wobei die ewigen Kämpfe und Belagerungen sicherlich der damaligen Realität entsprechen und ich die Entstehung der berühmten Magna Charta schon spannend fand. Die wichtigsten Nebenfiguren sind liebevoll ausgestaltet, auch wenn sie eher selten überraschen können.


    Richtig gut fand ich die differenzierte Darstellung von Richard Löwenherz und John Ohneland. Hier ist Richard einmal nicht der makellose Ritter in strahlender Rüstung und John der teuflische Tyrann, beide dürfen ihre hellen und dunklen Seiten haben und Gablé zollt Johns Intellekt und politischem Geschick durchaus Respekt, ohne seine brutale Ader zu beschönigen.


    Trotz der erwähnten gelegentlichen Längen ein schöner historischer Schmöker.

  • Übrigens wurde auch die "Zahnfee" erwähnt - war die damals echt schon bekannt? Das hat mich etwas verwundert, aber wer weiß :)

    DAS habe ich mich auch gefragt! :D