Mick Herron - Dead Lions

  • Gleich vorneweg: Schon auf den ersten Blick macht das Buch optisch was her: Es fasst sich gut an, das ist man von Büchern aus dem Diogenes-Verlag gewohnt. Ich fand es auch sehr angenehm, dass sich das Format von anderen Krimis unterscheidet, etwas kleiner ist und dadurch gut in der Hand liegt.


    Aber auch inhaltlich hat der Krimi einiges zu bieten: Der britische Geheimdienst MI5 hat so einige in Ungnade gefallene Agenten, zu denen auch Jackson Lamb gehört und die im sogenannten "Slough Horse" abgestellt werden - sie gehören damit längst zum alten Eisen.


    Allerdings werden die bereits abgeschriebenen MI5-Agenten dann doch in ein spannendes Szenario hineingezogen, als ein eigentlich unwichtiger Ex-Spion plötzlich ermordet aufgefunden wird. Auch Personenschutz ist ein Thema. Spannend ist auch die zeitliche Einordnung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, was dazu geführt hat, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe.


    Was mir dabei außerdem besonders gut gefallen hat, waren die ausgefeilten Charaktere und die tollen Dialoge, gespickt mit britischem Humor. Das kann man mögen oder nicht, ich habe es aber geliebt, weil es die ziemlich schlauen Agenten zu besonders schrägen Typen gemacht hat.


    Alles in allem hat es mir so gut gefallen, dass ich mir zeitnah auch noch den Vorgängerband holen möchte! Ein echt toller, unterhaltsamer Krimi.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Dead Lions von Mick Herron - Ein toller Krimi mit britischem Humor“ zu „Mick Herron - Dead Lions“ geändert.
  • Ungewöhnlicher Agentenroman

    Schon die Leseprobe ließ mich hoffen, dieses Buch lesen zu dürfen und Volltreffer. Ungewöhnlich beschreibt es vielleicht am Besten, mit Kultstatus könnte vielleicht übertrieben klingen, aber da ist etwas ganz besonderes in dieser


    Geschichte:

    Nicht weit entfernt vom Secret Service gibt es eine weitere Dienststelle des Geheimdienstes und zwar das Slough-House. Dort werden alle Agenten untergebracht, die wegen irgendwelcher Vorfälle abserviert werden sollen. Da man sie nicht entlassen kann, werden sie zu unnützen Aufgaben verdonnert, die dazu dienen, dass die Agenten von selbst kündigen. Der Chef ist Jackson Lamb und eigentlich dafür bekannt, den ganzen Tag nichts zu tun, viel zu essen, dick zu sein und seinen Mitarbeitern mit seinen Sprüchen , den Tag zu verderben. Als aber ein ehemaliger Informant tot im Bus gefunden wird, verlässt Lamb das Büro und ermittelt. Das letzte Wort das der ermordete in sein Handy tippte, reicht um Lamb an etwas großes glauben zu lassen, dass London gefährden könnte. Also setzt er seine "Truppe" mal wirklich in Marsch...


    Personen:

    Selten so skurile Menschen in einem Roman kennengelernt, angefangen vom IT-Experten, der Programme schreibt, dass jeder denkt, er würde arbeiten bis Hoch zu Jackson Lamb, dem es absolut nichts ausmacht jeden zu beleidigen den er sieht oder aus dem Büro mit seinen Fürzen zu jagen. Die beiden "neuen " Kollegen passen da auf Anhieb zur bestehenden Mannschaft und haben alle ihre Macken. Einfach genial !


    Meinung:

    War ich am Anfang der Überzeugung, dass es sich um eine Agentenpersiflage handelt a la 007, wurde ich im Laufe des Buches eines besseren belehrt. Hier gibt es keine Wunderwaffen von Q, aber solide Ermittlerarbeit. Natürlich gibt es viele komische Szenen und die Dialoge sind wunderbar, aber es gibt auch einen ernsthaften und wirklich sehr guten Fall zu lösen. Leider kenne ich nicht den ersten Teil aber hat überhaupt nicht gestört. Man ist sofort drin und hat überhaupt keine Probleme das Buch zu genießen.


    Fazit: Den ersten Teil zu lesen, würde vermutlich jetzt keinen Sinn mehr machen, aber diese Geschichte hat mich absolut begeistern können. Die Seiten sind wieder vorbeigeflogen, die Lösung logisch und das Buch spannend. Absolute Empfehlung !:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Freudiges Wiedersehen

    Wer Mike Herrons ersten Band seiner Reihe um Jackson Lamb gelesen hat, fieberte sehnsüchtig der Fortsetzung entgegen. Und siehe da, neben dem bekannten und ins Herz geschlossenen Stammpersonal erwarten auch zwei vielversprechende Neuzugänge den erwartungsvollen Leser. Der ist ja bereits durch die Lektüre der ‘Slow Horses‘ konditioniert und damit gewieft genug, den Tricks und Finten des Autors genüsslich zu folgen: abrupte Umschwünge im Plot und Wechsel von Schauplatz und Perspektive, gekonnt platzierte punch lines allerbester britischer Provenienz, ein wahres Panoptikum skurriler Zeitgenossen, die in liebevoll-bissigen Charakterporträts präsentiert werden. Wem es um knallharte action zu tun ist, kommt nicht auf seine Kosten, aber der fein kalibrierte Handlungablauf mit seinen immer neuen Ausblicken auf die unterschiedlichsten Reizthemen unserer modernen Gesellschaft bieten ein intelligentes Lesevergnügen.

    Mein Urteil: 5 Sterne

  • Fazit: Den ersten Teil zu lesen, würde vermutlich jetzt keinen Sinn mehr machen, aber diese Geschichte hat mich absolut begeistern können. Die Seiten sind wieder vorbeigeflogen, die Lösung logisch und das Buch spannend. Absolute Empfehlung !

    Doch, das würde Sinn machen, sehr sogar.

    Ich hab den ersten gelesen und bin gerade im letzten Drittel des Folgebandes.

    Hier wird eigentlich nichts, oder wirklich nur ganz wenig erwähnt, was die die Spannung nehmen könnte, sondern eher ein paar Aspekte ein bisschen verständlicher.

  • Auch der zweite Teil von Mick Herrons Agenten-Krimi-Reihe um die Slow Horses startet gemächlich. In Windungen und Wendungen plätschert die Geschichte von hier nach da, zunächst ohne erkennbaren Zusammenhang, allerdings lernt der Leser dabei auf durchaus unterhaltsame Weise die beteiligten Figuren samt ihrer speziellen Eigenheiten kennen. Und „speziell“ ist hier eine ganze Menge.


    Der Inhalt lässt sich kaum zusammenfassen ohne zu spoilern. Die Ursachen der aktuellen Geschehnisse reichen zurück bis in die Zeiten des kalten Krieges und es baumeln jede Menge lose Fäden „aus den Seiten“. Gibt es wirklich ein altes russisches Spionagenetzwerk, was hat es mit dem ominösen Alexander Popow auf sich, damals und heute – um nur ein paar wenige der Komponenten zu nennen. Dazu kommen die aus dem ersten Teil vertrauten internen Rangeleien im Nachrichtendienst samt der Scharmützel zwischen Slough House und Regent`s Park.


    Lamb ist ein Fuchs, aber immer noch der gewohnte „Knochen“, kaltschnäuzig und zynisch, auch im Umgang mit seinen Mitstreitern grenzwertig unverschämt. Dabei allerdings unerschütterlich loyal gegenüber denen, die er als „seine Leute“ ansieht, auch wenn man es manchmal erst auf den zweiten oder dritten Blick merkt. Und natürlich extrem unappetitlich in seinen Gewohnheiten, ein Beispiel für seine Außenwirkung: „… weiter vorne stand eine vertraute Bank. Er war einmal darauf eingeschlafen und hatte dabei einen Papp-Kaffeebecher umklammert. Als er aufgewacht war, enthielt er zweiundvierzig Pence in Kleingeld“.

    Catherine Standish verblüfft auch hier wieder den Leser und ihre Kollegen bei den Slow Horses mit Fähigkeiten und Erkenntnissen, die man ihr nicht unbedingt zugetraut hat. Sie ist für mich eine der sympathischeren Figuren.


    Im letzten Drittel zieht die Spannung dann deutlich an, wartet mit ebenso zahlreichen wie verblüffenden Wendungen auf, die zwar nicht unlogisch daherkommen, aber eben doch sehr gehäuft auftreten.

    Schon genial gemacht wie sich die Handlungsstränge sukzessive verdichten, die Spannung zunimmt und am Ende alles schlüssig verknüpft wird, aber für meinen Geschmack war das Ganze doch sehr komplex und kompliziert geplottet, wobei ich die häufigen Perspektivwechsel nicht als schwierig oder den Lesefluss störend empfunden habe.


    Trotz der wieder genialen, unterhaltsamen Erzählweise hatte ich ab und an den Eindruck gewisser Längen und manchmal war es nicht ganz einfach, den aus- und abschweifenden Ausführungen zu längst vergangenen Geheimdienstoperationen zu folgen. Aber man sollte ihnen aufmerksam folgen…


    Insgesamt habe ich auch diesen Krimi gern gelesen. Zwar fand ich ihn vom Thema her weniger interessant als seinen Vorgänger, aber ich mag den Erzählstil, die speziellen Charaktere und diese Atmosphäre von desillusioniertem Sarkasmus.

    Schmerzlich vermisst habe ich die Dynamik innerhalb der Truppe, die mir am Ende von Teil 1 so gut gefallen hat, und die leise Hoffnung gehegt, es ginge irgendwie da weiter (und voran) wo und wie es vorher aufgehört hat. Ein Hauch davon ist ab und zu spürbar, doch ein wirkliches Team bilden die Slow Horses nach wie vor nicht. Vermutlich würde es auch nicht recht ins Bild passen - aber mir würde es nichtsdestotrotz gefallen :geek:.

  • Etwas schneller als der erste Band, aber immer noch sehr „slow“


    Im zweiten Band der Jackson Lamb Reihe erhält die Mannschaft
    der Slow Horses zwei Neuzugänge, Marcus Longridge und Shirley Dander. Aus ihrer
    Perspektive werden zunächst noch einmal die „alten“ Slow Horses vorgestellt.
    Parallel dazu entwickeln sich zwei Handlungsstränge. Jackson Lamb ermittelt im
    Fall eines in einem Bus an einem Herzinfarkt verstorbenen ehemaligen Spions,
    während Min Harper und Louisa Guy vom MI5 zu einer Überwachungsmission
    eingeteilt werden. In der Hoffnung, wieder in den alten Kreis „der Firma“
    aufgenommen zu werden, ermitteln Min und Louisa die Hintergründe des zu
    überwachenden Treffens eines russischen Industriellen mit einem Mitglied des
    MI5.

    Trotz des negativen Eindrucks vom ersten Band der Jackson
    Lamb Reihe, habe ich mich auf diesen zweiten Band der als so hochkarätig
    beworbenen Serie eingelassen. Grundsätzlich fand ich den zweiten Band deutlich
    besser als den ersten. Auch wenn der Autor – nach der sehr langatmigen
    Vorstellung der Slow Horses im ersten Band – diese auch in diesem Band noch
    einmal aus der Sicht der Neulinge vorstellt, ist die Handlung von Anfang an
    deutlich bewegter gestaltet. So richtige Spannung und Interesse auf die Lösung
    des Falls kam bei mir dennoch nicht wirklich auf. Die Handlungsstränge plätschern
    eher so nebeneinander her beziehungsweise werden in ständigen Szenenwechseln
    parallel entwickelt. Auch die Charaktere der Slow Horses und nicht zuletzt
    ihres Chefs Jackson Lamb sprechen mich nicht wirklich an, fokussiert der Autor
    doch überwiegend auf deren negative Eigenschaften. Positiv im Vergleich zum
    ersten Band empfand ich, dass hier nur zwei Handlungsstränge zu verfolgen und
    die Wechsel somit gut nachzuvollziehen sind. Schade nur, dass der Autor seinen
    interessanten Schreibstil, der die Bücher schon zu etwas Besonderem macht, für
    vergleichsweise uninteressante und wenig fesselnde Geschichten nutzt. Am Anfang
    führt er beispielsweise in die Szene ein, indem er eine fiktive Katze durch die
    Räume des Slough House schleichen lässt – eine nicht ganz gewöhnliche Idee.

    Die Aufmachung der Bücher gefällt mir gut und die
    schriftstellerischen Gestaltungsideen des Autors ebenfalls. Die Handlung und
    die Charaktere haben mich jedoch auch bei diesem zweiten Band nicht überzeugt.
    Weitere Bände der Reihe werde ich daher vermutlich nicht lesen.

    Gesamtbewertung::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Wenn das Lamm zum Terrier wird


    Zu einem Zeitpunkt, als man nicht mehr damit rechnet, wird der Titel dieses Krimis doch noch erklärt, auf fast humorvolle Art. Humorvoll ist der zweite Band mit Jackson Lamb (seines Zeichens Chef der “lame-duck-Abteilung” des MI5 und Dorn im Auge seiner Vorgesetzten) übrigens auch, sehr britisch manchmal, aber das soll auch so sein.


    Jackson Lamb und seine Mannschaft, alles MI5-Mitglieder, die “aussortiert” wurden, weil sie eben so ihre Fehler gemacht haben, sitzen in Slough House fest. Das Abstellgleis für alle “slow horses” mit langweiligen Routinearbeiten, die sie zum Kündigen bewegen sollen.


    Doch glücklicherweise - für das Team und für den Leser - wird die “Idylle” durch einen wenig beachteten Mordfall gestört. Lamb nimmt Witterung auf und plant seine ganz eine Operation. Doch es geht nur wenig vor, denn zusätzlich zieht auch das Hauptquartier noch Leute ab. Denn wenn gerade Not am Mann ist, sind die “slow horses” dann doch gerade noch gut genug für einfache Aufträge.


    Wie gewohnt, schafft es Mick Herron, die Fäden und Erzählstränge und Örtlichkeiten am Ende zu verknüpfen und den krimierfahrenen Leser mehrmals in die Irre zu führen. Auch Jackson Lamb, der sich in Fälle verbeißt wie ein Bullterrier und vieles voraussieht, wird einmal überrascht.


    Wer UK-Krimis mit Geheimdiensteinschlag und unkonventionelle Erzählkunst sowie nicht-ausgelutschte Metaphern mag, wird an diesem Buch seine Freude haben. Trotz der langen Kapitel ein flotter Lesegenuss.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Slough House ist ein Ableger vom Regent Park. Die Slow Horses sind abservierte oder in Ungnade gefallene MI5 Agenten und Jackson Lamb ist der Vorgesetzte der merkwürdigen Truppe. Als ein ehemaliger Informant in einem Bus tot aufgefunden wird, schwant Lamb böses und ermittelt. Zwei Mitarbeiter von ihm werden durch den MI5 zur Bewachung eines russischen Oligarchen abgestellt. Lamb selbst schickt einen Agenten in eine Kleinstadt, die sich als Stadt der "Schläfer" entpuppt. Viele Handlungsstränge, die sich letztendlich doch irgendwie auswerten und zusammenfügen lassen. Bis dahin habe ich viel Geduld mit dem Roman haben müssen, eine echte Spannung habe ich nie gespürt. Es lag nicht am Schreibstil, vielmehr kam mir die Geschichte zu konstruiert vor. Es war einfach nicht mein Fall.

  • Das Buch ist der 2. Band um die "Slow Horses". So nennt man ausgemusterte Agenten des Geheimdienstes. Sie werden mit sinnlosen Routineaufträgen beschäftigt um sie zur Kündigung zu bewegen.
    Das Buch wird abwechselnd aus Sicht verschiedener Personen erzählt. Da die Personen ständig wechseln, muss man dranbleiben, damit man nicht den Überblick verliert. Bis über die Hälfte des Buches plätschert die Handlung so vor sich hin. Alle gehen irgendwelchen Spuren nach, aber wohin sie führen ist nicht so klar. Nur das es etwas mit dem russischen Geheimdienst zu tun hat.
    Da ich den ersten Band gelesen habe, war mir klar was mich erwartet. Reißerische Spannung jedenfalls nicht. Trotzdem hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Die Akteure sind so gut beschrieben, dass man sie vor Augen hat. Die ganze Zeit wollte ich wissen, was ist wahr und was ein Fake und vor allen worum es eigentlich geht.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Mick Herron - Dead Lions


    Schlafende Löwen


    Ich hatte den ersten Teil der Bücher um Jackson Lamb und seine Slow Horses gelesen, war schwer begeistert und beschloss dieser Reihe zu folgen. Jetzt war es dann endlich soweit, der zweite Teil der Reihe liegt hier mit dem Titel "Dead Lions" vor. Und die im ersten Band so perfekte Umsetzung dieses Krimis blieb vorhanden und ich bleibe wieder schwer begeistert zurück. Wir haben hier einen Krimi, der sich mit dem MI5 und seiner fiktiven Außenstelle, dem Slough House befasst. In diese Außenstelle des MI5 werden die Agenten versetzt, die Mist gebaut haben. Die werden dann in scherzhafter, wie auch boshafter Weise Slow Horses genannt. Hier im Slough House dürfen die Slow Horses dann über ihre Fehler nachdenken und werden mit nichtigen Aufgaben beschäftigt, in der Hoffnung, dass sie irgendwann frustriert aufgeben und selbst kündigen. Zumindest ist dies der Plan, wäre da nicht Jackson Lamb. Zu der alten Besetzung kommen zwei neue Charaktere hinzu. Und auch diese passen sich perfekt in das Team ein. Die Beschreibung dieser so herrlich schrulligen Agenten ist einfach köstlich, so typisch englisch und mit einem wunderbaren trockenen Humor versehen, einen Humor, den ich liebe. Einfach fantastisch!





    In diesem Band wird ein toter Mann in einem Bus gefunden, es wird eine natürliche Todesart vermutet. Doch Jackson Lamb beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, denn er kennt diesen Mann, es ist ein ehemaliger Agent. Hier wird Lamb hellhörig. Und natürlich täuscht sich Jackson Lamb nicht. Die Handlung nimmt sofort an Fahrt auf, verschiedene Thesen tauchen auf, verschiedene Handlungsstränge erscheinen, beim Lesen entwickelt man immer wieder verschiedene Theorien, die Ermittlungen beginnen, auch einige Intrigen werden gesponnen, aber deutlich weniger als im ersten Teil. Herrlich! Dieses Buch hat Spaß gemacht. Wer durchdachte, intelligente und etwas verworrene Krimis mit sehr authentischen Menschen mag, ist hier vollkommen richtig. Wer schräge und skurrile Charaktere und diesen so besonderen britischen Humor mag, ist hier ebenso richtig. Die in diesem Buch verwendete Thematik erinnert mich an die vergangenen Zeiten des Kalten Krieges und Mick Herron schafft es hervorragend, diese vergangenen Zeiten in die heutige Zeit zu transferieren. Außerdem besitzt dieses Buch wieder einen wunderbaren Sog. Auch bei diesem Teil schafft es der Autor Mick Herron mich zu begeistern und deswegen gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und ich warte schon jetzt sehnsüchtig auf den dritten Teil!


  • Ein alter Bekannter von Jackson Lamb aus den Zeiten kurz vor dem Niedergang des Ostblocks wird tot in einem Schienenersatzverkehrsbus gefunden. Nach außen hin sieht es aus, als sei Dickie Bow einfach einer ungesunden Lebensweise erlegen, doch Lamb ist sich ziemlich sicher, dass da mehr dahintersteckt.


    Fast zeitgleich fordert die Leitung des MI5 zwei von Lambs Agenten an. Louisa Guy und Min Harper sollen sich um einen russischen Oligarchen kümmern, der in Kürze in London eintreffen soll. Ungewöhnlich, dass die Hauptstelle des Geheimdienstes dafür eigens Leute vom Abstellgleis zurückholt, und nicht nur Lamb fragt sich, welches Spiel hier eigentlich gespielt wird.


    Die Spur von Dickie Bows seltsamem Ableben führt in ein idyllisches Dörfchen in den Cotswolds, wo River Cartwright inkognito seine Fühler ausstrecken soll und auf ein paar merkwürdige Tatsachen stößt. Doch wie passt das alles zusammen?


    Anfangs kommt einem die Handlung einigermaßen zusammenhanglos vor. Ein toter Ex-Geheimdienstler hier, ein merkwürdiger Sonderauftrag da, die Russen spielen eine Rolle und die Zeiten des Kalten Krieges. Es vergehen einige Seiten, bis sich auch nur annähernd eins zum anderen fügt - aber das macht überhaupt nichts, weil Mick Herron erneut seine Bande charakterstarker, aber in ihrer Karriere gestrauchelter Agenten mit so herrlich spitzer Feder, bissigen Dialogen und staubtrockenem Witz beschreibt, dass es sich alleine schon deswegen lohnt, das Buch zu lesen.


    Aber Herron weiß nicht nur zu amüsieren, sondern dreht auch ganz langsam, aber unerbittlich an der Spannungsschraube, bis sich die ausgefransten Handlungsfäden zu einem großen Ganzen verflechten und das Buch in einem nicht nur mitreißenden, sondern auch überraschenden Finale gipfelt.


    Dass man zwischendurch immer wieder ins Schwimmen gerät und sich fragt, was das nun eigentlich soll, scheint in der Serie dazuzugehören (ging mir auch beim ersten Band so), doch am Ende haben alle Puzzleteilchen ihren Platz gefunden, und ich habe das Buch zufrieden grinsend beiseite gelegt und freue mich schon sehr auf den nächsten Teil.


    Zum Abschluss hier noch mein Lieblingszitat: "...but he wasn't fooling anyone: he was a suit, and if you cut him open he'd bleed in pinstripes." :loool: