Wendelin van Draanen - Acht Wochen Wüste / Wild Bird

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    Dieses Buch sollte als Schullektüre Pflicht werden


    Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch die Wüste geschickt. Warum das alles? Weil Wren so sehr die Kontrolle verloren hat, dass sich ihre Eltern einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Also heißt es für sie: Willkommen im Wildnis-Therapie-Camp. Wren ist stinkwütend, denn sie hat keine Ahnung, womit sie acht Wochen Wüste verdient hat. Oder etwa doch?


    Auch wenn das Cover von „Acht Wochen Wüste“ mich zunächst nicht richtig angesprochen hat, wurde ich durch den Titel neugierig. Der Klappentext hatte mich dann überzeugt. Dieses Buch klang einfach spannend und neu.

    Einmal aufgeschlagen, habe ich dieses Buch in kurzer Zeit verschlungen. Es hat mich nicht mehr losgelassen.

    Wren ist ein unglaublich authentischer Charakter. Sie passt perfekt in ihr Alter und auch ich Verhalten ist zwar krass und zumindest zu Beginn unausstehlich aber trotzdem sehr glaubwürdig. Man merkt schnell, dass sie verunsichert und verletzt ist und deswegen um sich schlägt und Mist baut. Als sie in die Wüste gebracht wird, sind ihre Verwirrung, ihre Wut und ihre Angst förmlich greifbar.

    Ich konnte sie durchgehend gut verstehen. Ich konnte aber auch verstehen warum ihre Eltern diesen Schritt für nötig gehalten haben.

    Klasse fand ich es, dass dieses Wildnis-Therapie-Camp bei ihr keine sofortige Wunderheilung hervorgerufen hat. Wren war weiterhin kratzbürstig, agressiv und verletzt. Für vieles hat sie mehrere Anläufe gebraucht und eigentlich nichts wirklich sofort hinbekommen. Ihr Entwicklungsprozess geht dem Leser unter die Haut und ist wirklich gut nachzuempfinden. Man freut sich für Wren, bei jedem kleinen Schritt den sie nach vorne macht.

    Und auch wenn dieses Camp hart erscheint, merkt man doch, dass die Jugendlichen dort aufgefangen werden und ihnen das Werkzeug an die Hand gegeben wird, sich zu entwickeln.

    Das ganze Thema Wut und Misskommunikation mit den Eltern wird in diesem Buch tiefgründig, spürbar und verständlich behandelt. Ich denke, es könnte Jugendlichen helfen ihre Gefühle und die Wirkung ihres Handelns auf andere, besser zu verstehen und auch Eltern helfen, besser ihre Kinder zu verstehen. Dieses Buch sollte in vielen Lebensbereichen Pflichtlektüre werden.

    Ich bin begeistert und werde dieses Buch noch oft verschenken und weiterempfehlen.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Wendelin van Draanen - Acht Wochen Wüste“ zu „Wendelin van Draanen - Acht Wochen Wüste / Wild Bird“ geändert.
  • Zwar mit kleinen Längen, dafür blieb ich aber neugierig bis zum Schluss


    Klappentext

    „Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch die Wüste geschickt. Warum das alles? Weil Wren so sehr die Kontrolle verloren hat, dass sich ihre Eltern einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Also heißt es für sie: Willkommen im Wildnis-Therapie-Camp. Wren ist stinkwütend, denn sie hat keine Ahnung, womit sie acht Wochen Wüste verdient hat. Oder etwa doch?“


    Gestaltung

    Das Bild der trockenen Wüstenlandschaft mit dem Abdruck eines Schuhprofils passt gut zum Buchinhalt, da die Protagonistin einen Marsch durch die Wüste absolviert. Die Farben, die leicht ins Pinke abdriften passen für mich nicht ganz zu der Trockenheit, da ich damit eher Gelbtöne assoziieren würde. Dafür gefällt mir, dass der Titel in dicken Lettern in der Covermitte geschrieben ist und den Blick sofort auf sich zieht.


    Meine Meinung

    Der Klappentext erinnerte mich an ein Boot Camp und da ich damals in der Schule „Löcher“ von Louis Sachar gerne mochte, war ich gespannt, was genau in „Acht Wochen Wüste“ auf mich warten würde. In dem Buch geht es um Wren, die auf die schiefe Bahn geraten ist und deren Eltern sich nicht mehr zu helfen wissen. Darum wird sie – für sie komplett unerwartet – abgeholt und in ein Camp für eine Wildnis Therapie gebracht. Wird dieses Camp Wren verändern oder wird alles beim Alten bleiben?


    Das Buch beginnt mitten in der Handlung und so wird der Leser gemeinsam mit Wren mitten in der Nacht quasi aus dem Bett geworfen und in die Wüste verfrachtet. So geht es direkt spannend und atemlos los. In der Gegenwart wird Wrens Leben im Wildnis-Therapie-Camp geschildert und wie sie sich dort mehr oder minder einlebt, denn Wren ist sehr störrisch und rebellisch.


    Verwoben mit dieser Erzählung sind Rückblenden in Wrens Vergangenheit, die verdeutlichen wie Wren auf die schiefe Bahn geraten konnte und in die missliche Lage kam, dass ihre Eltern das Camp als einzigen Ausweg für sie gesehen haben. Mir hat es gut gefallen, dass diese beiden Handlungsstränge zunächst parallel nebeneinander her verliefen bis sie schließlich immer mehr ineinander übergingen und zu einem Ganzen wurden. Diese Verbindung hat nicht nur für Spannung und aufschlussreiche Erkenntnisse hinsichtlich Wrens Charakter, sondern auch für Abwechslung gesorgt.


    Dabei fand ich es gut, dass mit dem Grund, warum Wren im Camp ist bis zum Ende gewartet wurde, weil so meine Neugierde aufrechterhalten wurde. Da es zwischendurch immer mal wieder kleinere Längen gab, in denen für mich zu wenig passierte, war ich froh, dass ich wenigstens durch diese Gebanntheit auf die Auflösung bei der Stange gehalten wurde.


    Interessant fand ich zu erfahren, wie ein junger Mensch durch falsche Freunde den falschen Weg einschlagen kann. Dabei war in meinen Augen verständlich und gut dargestellt, wie Wren sich fühlt, denn ich fand ihre Ansichten nachvollziehbar angesichts ihrer Entwicklung. „Acht Wochen Wüste“ stellt in meinen Augen die Spirale einer solchen Abwärtsbewegung glaubhaft und authentisch dar, während das Buch gleichzeitig aber auch Verstehen für die Gedanken und Gefühle dieser Jugendlichen vermittelt. Toll fand ich, dass dabei die Eltern nicht in eine negative Rolle gedrängt wurden, sondern dass man als Leser ihr Gefühl der Hilflosigkeit total verstanden hat.


    Fazit

    Auch wenn „Acht Wochen Wüste“ zwischendurch ein paar Längen aufwies, so gefiel mir vor allem die Verbindung der zwei Handlungsstränge um die Gegenwart im Wüstencamp und die Vergangenheit über Wrens Abrutsch auf die schiefe Bahn. Dabei hielt das Buch meine Neugierde auf die Auflösung um Wrens Grund im Camp zu sein bis zum Ende aufrecht, was ich sehr gelungen fand.

    4 von 5 Sternen!


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