Arne M. Boehler - Das Weinen der Kinder (ab 21.09.2019) (mit Autor)

  • Kapitel 3

    Wir lernen also Niels kennen. Nicht gerade Jemand, mit dem ich gut zurecht käme. Er ist sehr impulsgetrieben, was erst einmal nichts Schlechtes für einen Künstler ist, doch scheinbar hat er seinen Antrieb verloren, etwas aus seiner Sicht Wertvolles zu erschaffen. Das Kapitel legt nahe, dass das Anke ist. Ob das nur Niels' Eindruck ist und ob dies allein der Grund für seine Krise ist, bleibt offen. Zudem scheint er trotz der Erkenntnis, dass ihm Anke in professioneller und privater Hinsicht fehlt, diese Lücke durch Sex und Alkohol schließen zu wollen, was wenig erfolgreich ist. Zu was wird ihn seine Verzweiflung treiben und was ist der Ursprung der traurigen Bilder, die er in seiner Studienmappe findet?

    Kapitel 4

    Wir folgen wieder Anke, wie sie die Galerie ihres Arbeitgebers betritt und lernen eben diesen - Remigius Wohlstedt - kennen. Zunächst erscheint er exzentrisch, zeigt im Laufe des Kapitels aber auch liebevolle Seiten. Der Austausch zwischen beiden ist eng, aber emotionsgeladen. Anke scheint mir im Gegensatz zu ihm etwas professioneller weil rationaler aufzutreten. Jedenfalls scheint die Galerie sich in einer exis­ten­zi­ellen Krise zu befinden. Allerding scheint es nicht, als wäre das neue Museum im Bayern die Ursache, auch wenn dieses wohl nicht die gestellten Erwartungen erfüllen kann. Einige wichtige Künstler verlassen die Galerie scheinbar, ohne dass wir die Hintergründe wirklich kennen. Auch Anke scheint überrascht. Der einzige Hoffnungsschimmer scheint das neue Museum zu sein, wobei Anke scheinbar bereits befürchtet, dass sie das noch mehr von ihrer Familie entfremdet.



    Arne M. Boehler Der Einband hält bei mir aktuell. Ich kann kein Ablösen feststellen. :D

  • Guten Morgen,


    Danke für die Antwort Arne M. Boehler. Bisher gefällt mir die Handlung sehr. Sie verspricht Spannung und abwechslungsreiche Charaktere.

    Bei mir löst sich nichts auf. Das Cover und auch die Bindung hält.


    Das einige unserer Vermutungen falsch sind, damit rechne ich schon. Bin mal gespannt, wo wir richtig liegen und wo nicht.


    Bisher stehe ich allen Charakteren zwiegespalten gegenüber, keiner ist für mich ein Sympathieträger, aber es gibt auch keinen, der mich so richtig ärgert. Schön dargestellt in all ihren Schattierungen.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Bis Kapitel 3

    Wow, ihr rast ja geradezu durch das Buch. Ich habe gestern Abend nach der Spätschicht noch Kapitel 2 und 3 geschafft, danach hat es mir aber die Augen zugezogen. Heute Abend versuche ich dann noch bis Kapitel 6 zu kommen, habe morgen aber Frühschicht und kann nicht so lange aufbleiben. Habt also bitte Erbarmen, wenn ich ein bisschen hinterherhinke...8-[


    Auch hat sich scheinbar jemand für Yvonne von Laatz ausgegeben, sodass er vermeintlich an ihr Rache nehmen will. Doch die Frau, die er zu sich lockt, scheint nicht die Frau zu sein, die ihm Leid angetan hat. Also, wer hat ihn dazu gebracht, dass er bereit ist zu morden?

    Offenbar hatte er wirklich Yvonne von Laatz vor sich. Mein Gedanke war, dass er sich vielleicht einfach falsch erinnert hat, wie sie aussieht, immerhin schienen zwischen dem jetzigen Zusammentreffen und dem letzten schon einige Jahre vergangen zu sein. Das kann ja passieren, dass man sich eine Person anders einprägt, als sie letztendlich aussieht - zumindest mir geht es immer wieder so...:-,


    Ein anderer Gedanke war - wenn auch sehr weit hergeholt -, dass er in der Vergangenheit vielleicht gar nicht mit Yvonne van Laatz zu tun hatte, sondern mit jemand anderem, der ihren Namen als Alter Ego verwendet hat und damit Schrecken verbreitet hat. Nachdem, was wir über die Beziehung von Anke und Yvonne erfahren haben, wäre es doch zum Beispiel vorstellbar, dass sie vielleicht als kleine Rache Yvonnes Namen verwendet hat, wenn sie irgendwelche zwielichtigen Dinge getan hat...:-k

    Ich könnte mir vorstellen, dass sie so reagiert hat, weil sie mit der Erwartung dort hin gekommen ist, dass etwas passieren könnte? Dass sie sich mit der Angst vor dem Tod vielleicht schon auseinander gesetzt hat, darauf gibt es noch einen späteren Hinweis.

    Das war auch gleich mein Gedanke und hat für einen Aha-Moment gesorgt. Vielleicht hatte sie schon mit dem Leben abgeschlossen, weil sie sowieso totkrank war. Deswegen hat sie so gefühllos reagiert, als die Waffe auf sie gerichtet wurde. Dass sie dann doch fliehen wollte, war möglicherweise einfach nur ein Überlebensinstinkt, der sich da gemeldet hat.:-k

    Was mir noch aufgefallen ist, mir scheint die Sprache der jüngeren Tochter Mara für 8 Jahre etwas zu kindlich zu sein.

    Zwar ist mir das mit dem vermeintlichen Sprachfehler gar nicht aufgefallen (weil es schon halb 1 in der Nacht war, als ich das gelesen habe), aber dass sie für acht Jahre noch sehr kindlich ist, fand ich auch etwas komisch. Vielleicht hat sie eine leichte geistige Behinderung?

    Die Beziehung der beiden ist dabei aber noch nicht ganz klar.

    Findest du? Ich fand eigentlich schon, dass man aus den Informationen ziemlich deutliche Vermutungen anstellen kann, was die beiden für eine Beziehung hatten. Ich zum Beispiel interpretiere das so, dass die beiden in der Vergangenheit gute Freundinnen waren, bei denen es irgendwann - möglicherweise wegen eines Mannes - Niels? - zu einem Zerwürfnis kam. Die genauen Umstände erfahren wir hoffentlich noch in den nächsten Kapiteln. Vielleicht hat Yvonne Anke den Mann ausgespannt...

    Ebenfalls kein schöner Zug von ihr, dass sie Anke ihren Seitensprung mit Holger beichtet. Das ist für mich eine Art von eher egoistischer "Ehrlichkeit", die keiner braucht, die nur den "Beichtenden" entlastet und den anderen belastet und/oder unglücklich macht.

    So habe ich das auch gesehen. Für mich erschien es so, als wollte sie kurz vor ihrem Tod ihr Gewissen reinwaschen, weswegen sie ihrer ehemaligen Freundin dieses Geständnis macht.

    In Kapitel 3 geht es um Niels, der für mich bislang noch kein Sympathieträger ist, wie er da in seiner schöpferischen Krise hadert und zetert. Aber vielleicht zeigt er später noch angenehmere Seiten :wink: .

    Nein, sympathisch ist er irgendwie wirklich noch nicht, aber vielleicht entwickelt er sich ja noch. Er scheint ja eine ziemlich wilde Vergangenheit zu haben, mit einigen Drogenexzessen. Generell erscheint er mir sehr getrieben und ein bisschen verrückt und ich weiß nicht, ob das so eine gesunde Mischung ist. Dazu kommt noch seine scheinbare Besessenheit von Anke...hoffentlich passiert da nichts. 8-[

    Die Beziehungen der bisher vorgestellten Protagonisten durchschaue ich noch nicht so ganz.

    Mir ging es irgendwie mit den ganzen Namen so...es waren in den ersten drei Kapiteln echt ganz schön viele neue Charaktere und es fiel mir ein bisschen schwer, da den Überblick zu behalten, wer wer ist und naja auch, wer wie in einer Beziehung zueinander steht. Kann aber auch an der Uhrzeit gelegen haben.:scratch:


    Mir ist immer noch nicht ganz klar, wer dieser Remigius ist...?(

    Wer ist die echte Frau von Laatz und wen hat der Täter die ganze Zeit im Kopf gehabt?

    Vielleicht hat Anke den Namen mal benutzt und irgendwas angestellt?:-k

    "Statt Vergeltung zu üben, hatte er Schuld auf sich geladen."

    Den Satz fand ich auch sehr schön, der ist mir tatsächlich auch aufgefallen. Und da ich mit dem Täter auch irgendwie Mitleid hatte, bzw ihn irgendwie sympathisch und in einer Opferrolle sah, tat er mir nach dem Satz sogar noch ein bisschen mehr leid.

    Ich habe den Vornamen Remigius vorher noch nie gehört und habe deshalb kurz dazu recherchiert. Remigius von Reims, der die Franken zum Christentum bekehrte. Warum wurde gerade dieser Name für diese Person ausgewählt frage ich mich?

    Tatsächlich bin ich über die Namenswahl dieses Charakters auch schon gestoßen und wollte auch fragen, warum gerade dieser Name? Hat er Arne M. Boehler einfach gefallen oder steckt da tatsächlich eine tiefere Bedeutung dahinter?

    Was mich an diesem Kapitel besonders erschrocken hat, ist der Umstand, dass Niels seine Lieblingshure Natascha dazu bringt, sich so wie Anke zu kleiden und zu geben, um die Fantasie für ihn aufrecht zu erhalten. Das ist gruselig und hinterlässt bei mir eine Gänsehaut.

    Das fand ich auch etwas krank, muss ich sagen. 8-[

    Er hat sie gemalt, als er auf Droge war? Hat er Kinder gekidnappt, um sie zu malen? Oder kannte er sie einfach nur? Wenn sie so traurig waren, so emotional, dann kann er sie nicht aus dem Stegreif gemalt haben, oder etwa doch? Sollte er pädophil sein/gewesen sein?

    Das sind tatsächlich ein paar interessante Gedanken, die mir noch gar nicht gekommen sind. Aber du hast recht. Ein Kind weint nicht einfach auf Knopfdruck. Da muss schon etwas passiert sein. Und wenn er sich nicht daran erinnern kann, war er vielleicht gerade wirklich auf einem Trip, als er sie gemalt hat. Andererseits stand doch auch beschrieben, dass er das Atelier mit anderen Künstlern teilt. Ist es gar nicht seine Mappe, die er da gefunden hat? Oder wurden ihm die Bilder tatsächlich untergejubelt, weil ihm entweder jemand was in die Schuhe schieben will oder einen Verdacht von sich selbst ablenken will...

    Allerdings ist das eher nur Munkeln von mir, ich denke schon, dass Niels die Bilder selbst gemalt hat.:-k


    Bis jetzt gefällt mir das Buch auch recht gut, weit sind wir ja noch nicht. Allerdings hatte ich - wie weiter oben bereits erwähnt - ein paar Probleme, mit den vielen Namen. Und auch mit den Örtlichkeiten, was wo ist, komme ich noch nicht so ganz klar. Die Handlung spielt scheinbar irgendwo in Köln, aber irgendwie ist es bisher noch recht wage geblieben. Kann aber auch sein, dass ich etwas überlesen habe.:-k

    Auf jeden Fall ist es schon jetzt spannend und ich bin echt auf den weiteren Verlauf der Handlung gespannt. Für einen Debütroman liest es sich bisher ziemlich gut.:thumleft:

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)

  • Smoke Warum würden Dich diese ausführlichen Gedanken unter Druck setzen? Ich hoffe, niemanden mit meinen langen Texten zu nerven, Deine Aussage verunsichert mich gerade total. Es ist meine erste Bücherrunde, bitte sagt mir, wenn ich etwas falsch mache oder am Thema vorbei bin... :-?:-?

  • Nein, du machst bestimmt nichts falsch :friends:. Diese intensive Auseinandersetzung ist doch irgendwie auch Kompliment und Anerkennung für einen Autor.

    Um das andere näher zu erklären brauch ich länger als ich grad Zeit habe. Heute Abend vielleicht mehr zu meinem Gefühl wegen möglichen Drucks.

  • Kapitel 4

    Remigius Wohlstedt wird vorgestellt und man erhält ein paar Einblicke in seine Persönlichkeit. Über 70 Jahre alter Galerist, stark übergewichtig, im Rollstuhl, Zustand nach Herzinfarkt und mehreren Bypässen, cholerisch veranlagt, homosexuell und vernarrt in den viel jüngeren Zachy, der die Dependance der Galerie in der bayrischen Provinz aufbauen soll und dafür bis zu ihrem Tod Yvonne als Unterstützung zur Seite gestellt bekam.


    Remigius scheint ein Geschäftsmann durch und durch zu sein, der auch vor (emotionalen) Erpressungen nicht halt macht, um zu bekommen, was er will. Umso erstaunlicher ist es in meinen Augen, dass er sich von dem unerfahrenen Zachy dermaßen hat um den Finger wickeln lassen, dass er ihm die Verantwortung für den Aufbau der neuen Dependance, ausgestattet mit "allen Vollmachten" übertragen hat und ihn sogar als potentiellen Erben seines Geschäfts in Betracht zieht.


    Doch das Geschäft ist finanziell unter Druck. Eine Verschiebung der Eröffnung in Bayern könnte das Aus für Wohlstedts Unternehmen bedeuten. Also soll Anke die Kohlen aus dem Feuer holen und das Scheitern dieses Projekts in Bayern verhindern. Remigius schmiert ihr Honig ums Maul: "Ich habe doch sonst keinen Mitarbeiter, dem ich so vertrauen kann. Und du warst immer wie eine Tochter für mich." (Seite 35) Warum zieht er dann nicht Anke als Erbin in Betracht?!


    Interessant ist der kurze Einblick in Ankes Seele als das Gespräch sich dem Mord an Yvonne zuwendet. "Dass Yvonne für immer weg sein würde, sickerte erst jetzt langsam in ihr Bewusstsein und belastete sie stärker als gedacht." (Seite 32) Mal wieder frage ich mich, welch merkwürdige Verbindung zwischen diesen zwei Frauen bestand, dass der Tod des Menschen, der einem so viel Leid angetan hat, Anke dermaßen belastet. Es wirkt auf mich als habe auch Anke in dieser Beziehung schwerwiegende Fehler begangen, vielleicht ging dem Messerangriff auf sie auch eine körperliche Auseinandersetzung mit Yvonne voraus, so dass Anke gar nicht so unschuldig ist, wie ich erst dachte?


    Ein Detailpunkt stört mich persönlich sehr. Die Erwähnung, dass Anke nicht auf die Arbeit und das dadurch verdiente Geld angewiesen sei, weil sie sehr gut von den Alimenten ihres Exmanns Holger leben kann (Seite 36), ist mir zu klischeehaft. Ich hätte mir da eher eine Protagonistin gewünscht, die ihre Frau steht, um sich und ihre Kinder zu ernähren und keine, die gönnerhaft ihrem Hobby nachgeht...

  • Kapitel 5

    Ein sehr emotionsgeladenes Kapitel, das sich vor allem um den Sorgerechtsstreit zwischen Anke und ihrem Mann dreht. Dieser möchte die Kinder (Cora und Mara) lieber bei sich und seiner jüngeren französischen Freundin Nicole haben als sie bei Anke zu lassen, der er vorwirft, unzuverlässig und zu oft beruflich bedingt abwesend zu sein. Auch seine Alimentenzahlungen schmecken dem Investmentbanker überhaupt nicht.


    In diesem Streit bin ich beiden Elternteilen gegenüber zwiegespalten. Ich verstehe die Mutter Anke, dass sie ihre Kinder bei sich haben will, denn so wie es bis jetzt den Anschein macht, hat sie sich in der Ehe nichts zu schulden kommen lassen und versucht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Warum sie jedoch beruflich nicht kürzer tritt, da ihr ja schon von wem auch immer (vermutlich der Schwiegermutter Gertrud) das Jugendamt wegen Vernachlässigung auf den Hals gehetzt wurde, entzieht sich meinem Verständnis. Zumal sie wie sie Wohlstedt im letzten Kapitel eröffnete, nicht auf das Gehalt angewiesen sei, eine Aussage die im Gegensatz zu Holgers Behauptung steht, sie lebe "von der Hand in den Mund" (Seite 42). Welche Sichtweise nun stimmt, werden wir vielleicht noch erfahren. Vielleicht liegt es aber auch nur an den unterschiedlichen Relationen von gut situiertem Investmentbanker vs. dem Künstlerleben zugeneigter Galeristin. Andererseits wird in diesem Kapitel durch den Satz "Was hatte sie an diesem Schwächling einmal gemocht, abgesehen von seinem blendenden Aussehen und seinem Geld?" (Seite 39) deutlich, dass auch Anke dem schnöden Mammon nicht abgeneigt ist.


    Jedoch kann ich auch Holger verstehen, dass er Anspruch auf Zeit mit seinen Kindern erhebt und sie gern bei sich hätte, schließlich ist er ihr Vater. Gut, er scheint ein notorischer Fremdgänger zu sein und ist karriereorientiert, doch beide Eigenschaften sprechen ja nicht per se dafür, dass er kein guter Vater sein könne. Dass er an diesem Tag nicht am Flughafen war, um Anke zusammen mit den Kindern abzuholen, wer mag es ihm verdenken, nach allem wie sich die Situation zwischen ihm und seiner Exfrau darstellt. Welche Motivation wirklich dahinter steckt, Cora und Mara zu sich holen zu wollen, bleibt erstmal rein spekulativ. Will er es, weil er seine Kinder liebt und für sie nur das Beste will? Will er es, um Anke zu verletzen? Will er das Image eines guten Vaters nach Außen repräsentieren? Ich bin mir darüber noch nicht im Klaren, zumal mich zwei seiner Formulierungen stutzig machen, nämlich "... und Nicole hat genügend Zeit, um sie zu umsorgen" (Seite 41) und "... Nicole kann ihnen den sicheren Hafen bieten, den sie brauchen" (Seite 42). Er spricht nicht von Nicole und sich, er verwendet kein "wir", sondern scheint die Hauptverantwortung ganz klar auf Seiten seiner neuen jüngeren Freundin zu sehen.


    Dass Gertrud wie es scheint, schon das Jugendamt auf den Plan gerufen hat, empfinde ich als unerhörten Affront. Umso mehr frage ich mich, wie es Anke schafft, überhaupt noch zivilisiert mit ihrer Schwiegermutter umzugehen. Unter diesen Eindrücken lässt sich schon erahnen, welch weitreichenden Konsequenzen ein eventueller Umzug nach Bayern haben könnte, denn sowohl Holger als auch Gertrud und höchstwahrscheinlich auch die beiden Töchter werden diesem Plan wohl nicht kampflos zustimmen. Doch für Anke hätte der Umzug einen ganz großen Vorteil: Sie würde sich der direkten Kontrolle ihrer Schwiegermutter entziehen.


    Ein Nebensatz in diesem Kapitel hat mich übrigens sehr nachdenklich gemacht: "... so wie früher, wenn sie sich am Vorabend drei Flaschen Wein genehmigt hatte" (Seite 39). Dies spricht dafür, dass auch Anke in ihrer Vergangenheit dem Alkohol exzessiv zugesprochen hat. War dies in der Zeit mit Niels der Fall? Und hat Yvonnes Messerangriff auch unter dem Einfluss von sehr viel Alkohol und vermeintlich anderen Drogen stattgefunden?

  • Kapitel 6

    Im 6. Kapitel lernen wir Marlies kennen, eine unkomplizierte Anwalts-Freundin Ankes, die in Bayern lebt und Anke dazu motiviert, den Kampf gegen Holger und für die Kinder aufzunehmen und sie gleichzeitig ermutigt, die berufliche Änderung Richtung bayrische Provinz zu wagen, trotz der Sorgen, was dieser Umzug für ihre Töchter bedeuten würde.


    Auch tauchen ein Polizist und seine Kollegin auf, die Anke zu der Nacht des Telefonats mit Yvonne befragen und sie damit völlig aus der Bahn werfen. Es folgt die Bestätigung meiner Vermutung nach Kapitel 5: Anke ist trockene Alkoholikerin und hatte in ihrem Leben schon furchtbare Exzesse. Nun sehen wir sie weinend und völlig verunsichert auf ihrem Wohnzimmerteppich, wo sie sich das Hirn zermartert, ob sie einen Rückfall und einen Filmriss hatte und vielleicht selbst Yvonne getötet hat. Diese Szene geht mir sehr, sehr nah und ich empfinde tiefes Mitleid. Wie schrecklich muss es sein, sich nicht sicher sein zu können, was man getan oder nicht getan hat? Der Leser weiß natürlich, dass sie am fraglichen Abend nicht auf der Brücke war, umso schlimmer ist es für mich, Anke so voller Selbstzweifel und Angst zu erleben. Und man spürt ihre Furcht sich in Bayern allein ihrem "Dämon" stellen zu müssen, nämlich ihrer Alkoholsucht. Interessant ist jedoch die Frage nach dem zeitlichen Ablauf: fanden das Telefonat und die Tötung wirklich am selben Abend statt? Ich hatte bisher nicht den Eindruck, doch vielleicht ändert sich das ja noch im Laufe des Buches.


    Diese positiven Gefühle für Anke werden jedoch sehr gedämpft durch ihre Einstellung zum Landleben und den Menschen in der Provinz. Anke vertritt in dieser Hinsicht das typische Klischee des oberflächlichen Städters, der sich den Bewohnern der ländlichen Regionen unwahrscheinlich überlegen fühlt. Formulierungen wie "bei den Seppeln in Bayern" (Seite 43) und "genauso hinterwäldlerisch wie die meisten Bayern, denen sie bisher begegnet war" (Seite 48) lassen mich ziemlich wütend zurück.


    Hat es eigentlich eine Bewandtnis, warum die Sprichworte bisher ausnahmslos in Englisch verwendet werden? Arne M. Boehler ("You can't have your cake and eat it!" Kapitel 1, "The doctor is in the house!" und "A friend in need is a friend indeed!" beide Kapitel 6)


    Eine Stelle hat mich in diesem Kapitel wundervoll zum Lachen gebracht. Der Nickname des "windschiefen Gemächts" im Chatroom, der da lautet Cockzilla_38. :totlach::totlach::totlach::totlach: Mega!

  • Für mich, wäre ich Autor des Buches, würde das einen ganz schönen Druck aufbauen


    Smoke Warum würden Dich diese ausführlichen Gedanken unter Druck setzen? Ich hoffe, niemanden mit meinen langen Texten zu nerven, Deine Aussage verunsichert mich gerade total. Es ist meine erste Bücherrunde, bitte sagt mir, wenn ich etwas falsch mache oder am Thema vorbei bin... :-?:-?

    Das ist ein ganz spontaner persönlicher Anflug eines Gedanken bei mir gewesen, dass diese intensive Beschäftigung mit Inhalt und Figuren gleich zu Anfang der Geschichte eine Erwartungshaltung aufbaut, der ich mit meiner Geschichte gerecht werden soll/will/muss?! Ich finde das jetzt schwierig zu erklären und hätte dieses Gefühl wohl besser für mich behalten, statt hier für Verwirrung zu sorgen :pale:.

  • Das ist ein ganz spontaner persönlicher Anflug eines Gedanken bei mir gewesen, dass diese intensive Beschäftigung mit Inhalt und Figuren gleich zu Anfang der Geschichte eine Erwartungshaltung aufbaut, der ich mit meiner Geschichte gerecht werden soll/will/muss?! Ich finde das jetzt schwierig zu erklären und hätte dieses Gefühl wohl besser für mich behalten, statt hier für Verwirrung zu sorgen :pale:.

    Nein, ich finde nicht, dass Du diese Empfindung für Dich hättest behalten sollen. Ich erahne so ein wenig in welche Richtung Deine Gedanken zielen. Doch frage ich mich, ob es nicht der Sinn und auch der Reiz für einen Autor ist, sich mit den Lesern und seinem Buch dermaßen intensiv auseinanderzusetzen und dadurch vielleicht auch Impulse für kommende Werke zu erhalten?! Aber die Intention, warum Autoren hier ihr Werk zur Beurteilung und Besprechung anbieten, kann uns wohl am besten ein Autor selbst erzählen. Arne M. Boehler

  • Doch frage ich mich, ob es nicht der Sinn und auch der Reiz für einen Autor ist, sich mit den Lesern und seinem Buch dermaßen intensiv auseinanderzusetzen und dadurch vielleicht auch Impulse für kommende Werke zu erhalten?!

    Ganz bestimmt ist es das. Zumindest für viele Autoren. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, nicht jeder kommt damit klar, wenn sein Werk von Lesern "seziert" wird und nicht jeder geht souverän mit kritischen Anmerkungen um. Vor kurzem habe ich hier in einer Leserunde den Eindruck mitgenommen, dass sich der Autor in der Runde nicht besonders wohl gefühlt hat.

    Was ich zwar ein bisschen schade, aber auch ok fand. Es gibt ja auch viele leidenschaftliche Leser, die Leserunden überhaupt nicht mögen, während andere davon begeistert sind.

    Die Menschen sind halt verschieden und Autoren eben auch :).

  • Doch frage ich mich, ob es nicht der Sinn und auch der Reiz für einen Autor ist, sich mit den Lesern und seinem Buch dermaßen intensiv auseinanderzusetzen und dadurch vielleicht auch Impulse für kommende Werke zu erhalten?!

    Ganz bestimmt ist es das. Zumindest für viele Autoren. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, nicht jeder kommt damit klar, wenn sein Werk von Lesern "seziert" wird und nicht jeder geht souverän mit kritischen Anmerkungen um. Vor kurzem habe ich hier in einer Leserunde den Eindruck mitgenommen, dass sich der Autor in der Runde nicht besonders wohl gefühlt hat.

    Was ich zwar ein bisschen schade, aber auch ok fand. Es gibt ja auch viele leidenschaftliche Leser, die Leserunden überhaupt nicht mögen, während andere davon begeistert sind.

    Die Menschen sind halt verschieden und Autoren eben auch :).

    Da gebe ich Dir absolut Recht und sich nicht wohlzufühlen ist wohl auch legitim. Wahrscheinlich weiß man als Autor selbst nicht, wie man damit umgehen wird und was diese Art des intensiven Kontakts mit den Lesern mit einem selbst macht, wenn man es noch nie ausprobiert hat. Für mich ist es auch meine erste Leserunde und es ist ganz anders als ich es vorher erwartet habe...

  • DerTinoB Dass die Qualität deines Einbands so schlecht ist, ist mega-ärgerlich und tut mir sehr leid. Ist das bei den anderen auch so?

    Ich behandle meine Bücher immer sehr, sehr pfleglich, doch leider beginnt sich der Einband am unteren Rand auch bei mir langsam abzulösen.

    Auch ich bin ziemlich penibel mit den Büchern. Daher hab ich mich echt gewundert. Hatte vergessen, um eine Signierung zu bitten. :-k

  • Ich behandle meine Bücher immer sehr, sehr pfleglich, doch leider beginnt sich der Einband am unteren Rand auch bei mir langsam abzulösen.

    Auch ich bin ziemlich penibel mit den Büchern. Daher hab ich mich echt gewundert. Hatte vergessen, um eine Signierung zu bitten. :-k

    Oh, das wäre natürlich super toll gewesen, wenn man das Buch mit Signatur erhalten hätte! :love::love::love:

  • Ihr macht das prima! Es ist für mich total spannend, euch "zuzuhören". Ich bin hier, um in die Köpfe der LeserInnen zu gucken und zu erfahren, wie mein Text auf sie wirkt. Alles bestens.

    Klar ist mir (wie wahrscheinlich jedem?) Lob lieber als Tadel, aber macht euch keine Sorgen wegen des "Sezierens". Um zu lernen, muss das so sein und ist voll in Ordnung! Als Autor weiß ich natürlich auch, dass nicht allen alles gefällt und das ist auch OK. Und Rückmeldungen wie: "Da waren mir zu viele Namen, ich steig nicht durch" sind wichtig, um beim nächsten Manuskript vielleicht auf sowas mehr zu achten. Und wenn auch der Humor ankommt Sarah203 , ist das ein super tolles Gefühl!

    So, erklärt das ein wenig, warum man als Autor Leserunden macht? Ein wenig natürlich auch, weil man hofft, dass am Ende ein paar Teilnehmer das Buch weiterempfehlen, z.B. mittels Rezensionen auf den einschlägigen Seiten.


    Widmungen: Ja, blöd, hätt ich euch gerne reingeschrieben, da hab ich gar nicht dran gedacht! Ich habe ja auch noch nicht so viele Leserunden hinter mir, aber beim nächsten Mal ist eine drin, versprochen!

  • Ihr macht das prima! Es ist für mich total spannend, euch "zuzuhören". Ich bin hier, um in die Köpfe der LeserInnen zu gucken und zu erfahren, wie mein Text auf sie wirkt. Alles bestens.

    Klar ist mir (wie wahrscheinlich jedem?) Lob lieber als Tadel, aber macht euch keine Sorgen wegen des "Sezierens". Um zu lernen, muss das so sein und ist voll in Ordnung! Als Autor weiß ich natürlich auch, dass nicht allen alles gefällt und das ist auch OK. Und Rückmeldungen wie: "Da waren mir zu viele Namen, ich steig nicht durch" sind wichtig, um beim nächsten Manuskript vielleicht auf sowas mehr zu achten. Und wenn auch der Humor ankommt Sarah203 , ist das ein super tolles Gefühl!

    So, erklärt das ein wenig, warum man als Autor Leserunden macht? Ein wenig natürlich auch, weil man hofft, dass am Ende ein paar Teilnehmer das Buch weiterempfehlen, z.B. mittels Rezensionen auf den einschlägigen Seiten.


    Widmungen: Ja, blöd, hätt ich euch gerne reingeschrieben, da hab ich gar nicht dran gedacht! Ich habe ja auch noch nicht so viele Leserunden hinter mir, aber beim nächsten Mal ist eine drin, versprochen!

    Ein Personenverzeichnis mit den wichtigsten Charakteren könnte helfen.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Als geübte Fantasyleserin fällt mir der Überblick über die Charaktere nicht ganz so schwer. Was meines Erachtens Verwirrung schaffen könnte, sind die Beziehungen der Charaktere untereinander. Scheinbar kennt jeder jeden. Ich persönlich komme aber aktuell ganz gut klar, zumal ich glaube, dass in den ersten Kapitel bereits ein Großteil der relevanten Charaktere eingeführt werden und nicht mehr viele dazu kommen.