Matthias Brandt - Blackbird

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Flapsige Sprache, in der ich mich wiederfand, wie auch der ganzen "Atmosphäre". Echt prima!
  • Kurzmeinung

    Heuschneider
    Mir hat der stellenweise trockene Humor gut gefallen. Der Autor liest in bekannt ruhiger Art, war für mich angenehm.
  • Verlagstext
    Mit zwei Flaschen Amselfelder auf dem 10-Meter-Brett.
    Als der 15-jährige Morten Schumacher, genannt Motte, einen Anruf bekommt, ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Sein bester Freund Bogi ist plötzlich sehr krank. Aber das ist nur eine der herzzerreißenden Explosionen dieses Jahres, die in Matthias Brandts Roman »Blackbird« Mottes Leben komplett auf den Kopf stellen. Kurz danach fährt Jacqueline Schmiedebach vom Einstein Gymnasium auf einem Hollandrad an ihm vorbei, und die nächste Erschütterung nimmt ihren Lauf. Zwischen diesen beiden Polen, der Möglichkeit des Todes und der Möglichkeit der Liebe, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, geraten außer Kontrolle und stellen Motte vor unbekannte, schmerzhafte Herausforderungen. Doch zum richtigen Zeitpunkt sind die richtigen Leute an Mottes Seite und tun genau das Richtige. Und er selbst schaut den Dingen mutig ins Gesicht, mit scharfem Blick und trockenem Witz. Die Figuren dieses Ausnahmeromans wird man nicht mehr vergessen, die Schornsteinfegerin Steffi, Elvis, den lebensklugen Bademeister mit den langen Koteletten, Neandertal-Klaus, und selbst den lustbetonten Sozialkundelehrer Meinhardt. Denn sie und all die anderen zeigen uns durch die Erzählkunst des Schriftstellers Matthias Brandt die Komik und die Tragik des Lebens, ihres Lebens in einer kleinen Stadt in den 70ern, aber auch unseres. Und wir können es sehen, ganz deutlich.


    Der Autor
    Matthias Brandt, geboren 1961 in Berlin als jüngster Sohn von Rut und Willy Brandt, ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler. Er war an renommierten deutschsprachigen Theatern engagiert, in den letzten Jahren arbeitete er hauptsächlich vor der Kamera. Für seine Leistungen ist er vielfach ausgezeichnet worden.


    Inhalt

    Mottes/Morten Schumachers Leben wird auf den Kopf gestellt, als der Vater seines Freundes Bogi die Turnierfahrt absagt, auf der sich die Jungs mit Amselfelder besaufen wollten. Vater Bogert hält sich anfangs mit genauen Aussagen über Bogis Krankheit zurück; Nachrichten zwischen den Jungs werden auf dem Umweg über die Erwachsenen ausgetauscht. Als schließlich die Diagnose Non-Hodgkin-Syndrom feststeht, sieht sich der 15-jährige Icherzähler unter dem Druck, Bogi im Krankenhaus zu besuchen und sich mit ihm zu unterhalten. Bogis Leben scheint unerwartet stehengeblieben zu sein – worüber soll man sich mit jemanden unterhalten, der nichts mehr erlebt? Motte scheint es am schwersten von allen Beteiligten zu fallen, Bogi mit Allerweltskram aufzuheitern. Woher sollte er das auch können? Krankenhaus, Krankheit überhaupt, das ist für die Jungen eine hassenswerte Welt, in der man die Kontrolle über sich abgeben muss. Neben einem beunruhigenden Interesse an Jacqueline Schmiedebach (die mit dem Hollandrad) und der Peinlichkeit einer neuen „Lebensgefährtin“ seines Vater sieht Motte sich verpflichtet, plötzlich wie ein Erwachsener für den schwerkranken Freund da zu sein. In der unrealistischen Erwartung, Motte könnte das von einem Tag auf den anderen, spiegelt sich die Hilflosigkeit der Erwachsenen, die Bogis drohendem Tod ebenso unvorbereitet gegenüberstehen.


    Allein durch ein Wort wie Turnbeutel oder Plattenladen entsteht hier ein authentisches Feeling der 70er Jahre. Matthias Brandt zeichnet das Bild eines weichgespülten, behüteten Jahrzehnts, in dem Jugendliche aus heutiger Sicht bemerkenswert realitätsfern aufwuchsen. Dafür glaubten viele sicher zu wissen, dass Zivildienstleistende oder Sanitäter Drückeberger waren, jedenfalls so lange, wie sie selbst nicht zur Musterung gezogen wurden. Motte wird seine Weltfremdheit bewusst, als der Schornsteinfeger klingelt – es ist Steffi, mit der er gemeinsam zur Grundschule ging. Steffi gehört zu denen, die von Mottes Jahrgang automatisch herablassend behandelt werden, auch wenn niemand von ihnen persönlich Hauptschüler kennt. In der Begegnung mit der hinreißend normalen Steffi müsste selbst Morten auffallen, dass er im Gegensatz zu ihr keine Meinungen formulieren kann und keine Entscheidung treffen. Das Mädchen entwickelt sich zu Mortens großer Stütze, u. a. weil sie erstaunlich viel über Bogi weiß. Motte wirkt auf mich ein wenig zu brav und zu verständnisvoll, besonders gegenüber steinalten Lehrern. In seinem Alter wäre er eigentlich verpflichtet, Deutsch und Französisch zu hassen, aber nein, seine Deutschlehrerin mag ihn, weil er Wörter mag.


    Coming-of-Age-Geschichten gibt es zwar viele, aber wie Morton das Leben und das andere Geschlecht entdeckt, das finde ich treffsicher gezeichnet und absolut lesenswert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Toibin - Long Island

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Morten „Motte“ Schumacher ist fünfzehn Jahre alt und gerade in der Pubertät, eine Zeit, die es einem nicht einfach macht. Während er sich verliebt, trennen sich seine Eltern. Er würde so gerne alles mit Bogi besprechen, doch Bogi ist im Krankenhaus. Er hat Krebs. Da ist es keine Wunder, dass Mottes Leben plötzlich nicht mehr das ist, was es mal war.

    Ich mag Matthias Brand als Schauspieler und durfte ihn nun als Autor kennenlernen. Sein lakonischer Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er erzählt zwar recht ausschweifend, aber es passt gut zu dieser Geschichte.

    Der Autor erzählt diese Geschichte aus der Ich-Perspektive von Motte. Daher kam ich sehr nahe an Motte ran und konnten mit ihm fühlen. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen, weil ich in den Siebzigern selbst ein Teenager war. Motte möchte eigentlich gerne weiterleben wie bisher, doch das Schicksal macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Es wird kein Abenteuer auf dem 10-Meter-Brett mit zwei Flaschen Amselfelder geben. Auch wenn Mottes Leben auseinanderbricht, so gibt es doch immer jemanden an seiner Seite, die genau das Richtige tun.

    Dieser Roman ist traurig und bringt einen doch manchmal zum Schmunzeln. Auf jeden Fall bringt er authentisch das Lebensgefühl eines Teenagers in den siebziger Jahren rüber.

    Mir hat der Roman gut gefallen.

  • eine Zeitreise

    Klappentext

    Mit zwei Flaschen Amselfelder auf dem 10-Meter-Brett.

    Als der 15-jährige Morten Schumacher, genannt Motte, einen Anruf bekommt, ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Sein bester Freund Bogi ist plötzlich sehr krank. Aber das ist nur eine der herzzerreißenden Explosionen dieses Jahres, die in Matthias Brandts Roman »Blackbird« Mottes Leben komplett auf den Kopf stellen.

    Kurz danach fährt Jacqueline Schmiedebach vom Einstein Gymnasium auf einem Hollandrad an ihm vorbei, und die nächste Erschütterung nimmt ihren Lauf. Zwischen diesen beiden Polen, der Möglichkeit des Todes und der Möglichkeit der Liebe, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, geraten außer Kontrolle und stellen Motte vor unbekannte, schmerzhafte Herausforderungen. Doch zum richtigen Zeitpunkt sind die richtigen Leute an Mottes Seite und tun genau das Richtige. Und er selbst schaut den Dingen mutig ins Gesicht, mit scharfem Blick und trockenem Witz.

    Meinung:

    Matthias Brandt ist den meisten als ein großartiger Schauspieler bekannt aber er ist auch ein herausragender Buchautor.

    Seine Figuren sind authentisch, man findet sich selbst darin wieder. In diesem Buch in einem Alter an das man sich ein bisschen wehmütig und vielleicht auch mit ein bisschen Schamgefühl erinnert (diesen Blödsinn habe ich damals auch gemacht Oh Gott nein).

    Die Empfindungen die er seinen Helden Motte erleben lässt, kommen mir sehr bekannt vor. Cool sein, aber im wichtigsten Moment fehlen einem die Worte. Heute als Erwachsene kann man es besser über spielen, damals als 16/17 jährige waren Wut und Trauer Geschwister.

    Man wird zurück geholt in die eigene Jugend, nach dem Lesen hatte ich den Eindruck, das war eine schöne Zeitreise, etwas wehmütig wie schnell sie zu Ende war.

  • "Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben." (Norman Cousins)

    Als der 15-jährige Morton Schumacher, von seinen Freunden nur Motte genannt den Anruf bekam, konnte er erst gar nichts damit anfangen. Der Vater von seinem besten Freund Bogi sagte ihm, das dieser schwer krank im Krankenhaus lege. Bogi hieß eigentlich Manfred Schnellstieg, aber alle nannten ihn nur Bogi. Motte erfährt das Bogi am Non Hodgkin Lymphom erkrankt ist, keine Ahnung was das wieder war, denkt er sich. Doch für Motte und seine Freunde sollte sich nach dieser Nachricht das ganze Leben verändern.


    Meine Meinung:
    Das unscheinbare Cover mit der roten Bank will für mich nicht so recht zur Geschichte passen, ich hätte da sicher etwas anderes gewählt. Ich wurde auf diese Geschichte aufmerksam und war gespannt, was der Schauspieler Matthias Brandt hier geschrieben hat. Mich machte vor allem neugierig das es um Jugendliche, Krankheit und Tod ging. Doch ich sollte noch mehr erfahren, den diese Krankheit würde Mottes ganze Jugend verändern. Den er lernt nicht nur Tod, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Trennung kennen, sondern auch Freundschaft, Vertrauen, Mut und Liebe. Der Schreibstil ist locker, unterhaltsam, humorvoll und emotional, besonders am Ende war es dann für mich sehr tränenreich. Ab und an war die Sprache etwas ungehobelt, wie eben ab und zu die Jugend von damals war. Vulgär wurde es erst, als es um Bogis Hobby das Furzen ging. Das war mir dann doch zu viel, aber es war das einzige das mir aufgestoßen ist. Der Autor erzählt in Ich-Form Motte Leben in ca. ein Jahr lang. Ich merkte recht schnell, das dieses Buch in der Vergangenheit spielt und sicher stückweise die eigene Jugend des Autors mit einfließt. Ob er natürlich dieses Todeserlebnis wirklich hatte, wird aus dem Buch nicht ersichtlich. Ich spüre sofort die 70er Jahre und ich fühle mich in meine Jugendzeit zurückversetzt. Ob das die Lehrer sind, in Mottes Schule bei denen ich in manchen meine Lehrer sehe. Da ist im besonderen Vertrauenslehrer Meinhardt den alle toll finden, Kragler der heimlich Nazikragler genannt wird, weil er sich so benimmt und der Bademeister der für alle nur Elvis heißt, weil er ihm so ähnlich ist. Motte, Bogi, Jan und Walki sind eine Clique, doch mit Bogi ist er wirklich ganz dicke befreundet. Ihm kann er alles erzählen, die Liebe zu besonderen Wörtern und zur Musik sind ihnen wichtig. Auch hier spürt man wieder die 70er mit Bands wie die Beatles, Led Zeppelin, Queen und viele mehr. Hieraus entsteht auch der Titel, den "Blackbird" ist ein alter Song der Beatles. Das Motte mit Bogis Krankheit gar nicht klarkommt, spürt man das gesamte Buch über. Doch statt er hinter seinem Freund steht, flüchtet er lieber, was sicher auch mit Mottes beginnender Pubertät zu tun hat. Den er lernt eines Tages Jacqueline Schmiedebach kennen, verliebt sich in sie und wird enttäuscht. Es folgen Ängsten, Freude, Tränen und Bangen um seinen Freund Bogi, bei dem ihm Schornsteinfegerin Steffi zur Seite steht. Ein Buch das sicher viele Leser in ihre Jugend zurückversetzt und mir deshalb gut gefallen hat. Und das der Jugend von heute aufzeigt, das wir auch einmal jung waren und wir ohne Handy und Internet etwas erlebten. Mich jedenfalls konnte das Buch größtenteils überzeugen und gebe darum 4 1/2 von 5 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::applause::thumleft:

  • Das Buch kann man mit zwei Worten charakterisieren: wahrhaftig und echt. Da sitzt jedes Wort, jeder Gedanke stimmt, jedes Gefühl äußert sich unverstellt.


    Die hochnotpeinlichen Erwachsenen – die eigenen Eltern am schlimmsten. Die allerbesten Freunde, denen man so viel anvertraut, bis auf das eine kleine Geheimnis. Die ganz große Liebe – das allergrößte Herzeleid. Die Zerreißprobe zwischen der Erwartung an sich selbst als Erwachsenem und der Feigheit des Kindes. Himmel und Erde und das Ich irgendwo dazwischen. Die Suche nach festem Boden unter den Füßen, während Sehnsucht und Träume fliegen lassen.


    O du schreckliche, o du schöne Zeit.


    Durch Mottes Augen betrachtet man die eigene Jugendzeit von innen und von außen. Man weiß wieder, wie es war, wie es sich angefühlt hat, was durch den Kopf sprang und welche wilden Ideen man verfolgte. Wenn man am liebsten gar nichts sagte und wenn es aus dem Mund sprudelte, beides natürlich in den jeweils verkehrten Situationen. Wie man den gleichen Menschen zur selben Zeit mit Inbrunst lieben und hassen konnte. Wie man um jeden Preis das Verständnis anderer brauchte und es ablehnte, verstanden zu werden. Wie man begann, sich Reflexionen über das eigene Handeln zu stellen und stets von sich enttäuscht war. Was man natürlich anderen nicht zeigen durfte.


    Dieses Buch zu lesen ist wie eine Reise zu Phasen seines Lebens, die längst verschüttet waren. Wie hat Matthias Brandt es geschafft, sich die Erinnerungen so lebendig zu halten, dass er Motte perfekt getroffen hat? Und den Rest der pubertären Jugend der 1970er dazu.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich hatte mehr erwartet. Die Geschichte um Verlust des besten Freundes durch eine schreckliche Erkrankung, Scheidung der Eltern, Umzug, erste Gefühle der Verliebtheit, Gewissensbisse, dass man sich nicht genug um den besten Freund kümmert und auch seine Gefühle nicht mitteilen kann, wäre spannend und bewegend gewesen, wenn der Autor sich nicht in Banalitäten und Allgemeinheiten verstricken würde. O:-)


    Auf mich wirkte der ganze Roman eher unbeholfen und nicht wirklich gelungen. Ich kann schon verstehen, dass der Autor die Zerrissenheit und Unsicherheiten der pubertären Zeit transportieren wollte, doch dabei hat er die Hauptthemen aus den Augen verloren. Die Handlung selbst plätscherte so vor sich hin, es gab keine Höhepunkte in der Geschichte, um etwas Spannung aufzubauen.


    Was wollte der Autor mit der Geschichte eigentlich sagen: Wie schwer und verwirrend die Pubertät ist, oder wie tragisch der Verlust eines Freundes durch die schreckliche Krankheit, was sinnvoller in meinen Augen gewesen wäre? Ich glaube, dem Autor ging es eher darum zu zeigen, wie verwirrend das Erwachsenwerden ist. Und für mich scheint es eher ein nebensächliches Problem zu sein, wenn man von tatsächlichen und realen Problemen umgeben ist. Ich fand das Buch durchschnittlich. Die Umsetzung des Themas löste bei mir keine Begeisterung aus.

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus