Warum schreibt ihr?

  • Ihr Lieben, was mich als Leserin total interessiert: Warum schreibt ihr? Warum ist das Schreiben euer liebstes Hobby oder sogar euer Job? Warum erzählt ihr so gern Geschichten? Ich beschäftige mich zurzeit sehr damit, warum ich lese, warum ich so sehr darin aufgehe, aber ich fände es auch total spannend, aus eurer Perspektive zu erfahren, warum ihr schreibt. Ich würde mich riesig über Feedback von euch freuen.:love:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ehrlich gesagt: Keine Ahnung.

    Das hat sich irgendwann so ergeben, ich habe eigenen Fragen nachgespürt und dann ergab sich die Möglichkeit zur Veröffentlichung und dann? Ja, dann hatte ich wohl Blut geleckt, wie man so sagt, und der Drang zu schreiben war einfach da. So ungefähr.

    Dann kommt dazu: Seit ich bemerkte, dass es einerseits Spaß macht und andererseits da auch Leser*innen existieren (viel zu wenige leider), die meine Bücher gerne lesen und auch etwas daraus mitnehmen, nutze ich das Medium Buch, um Inhalte zu vermitteln, die mich umtreiben und die mir wichtig sind.

  • Warum schreibt ihr?

    Oh je - mit dieser Frage öffnest du die Büchse der Divina :totlach: Nun gut, versuche ich es mal mit einer Kurzfassung, weil die lange Version hier höchstwahrscheinlich den Rahmen sprengen würde ... :uups:


    Geschrieben habe ich schon in der Schule gern, aber da waren es nur ein paar kleine Geschichten in der Schülerzeitung, die die Mitschüler amüsiert haben. Damals war es einfach so, dass ich ein Thema hatte, was mich bewegte, und das hab ich in satirischer Form zu Papier gebracht. Das war ganz nett, hat mich allerdings nicht dazu bewegt, das Schreiben weiter zu verfolgen.


    Im Grunde habe ich erst richtig damit angefangen, weil ich seit meiner Jugendzeit eine (sehr ungehörige) Fantasie mit mir herumgeschleppt hatte. Ich bin sehr prüde erzogen worden, sodass ich mich dieser Gedanken zwar geschämt hatte, aber ich konnte sie einfach nicht vergessen. Und irgendwann dachte ich mir, dass es schade wäre, wenn ich sie irgendwann doch vergessen würde. Also habe ich mich hingesetzt und angefangen zu schreiben. Ich entwickelte eine neue Welt, dazu passende Figuren, eine detaillierte Handlung, die dem Umfeld angemessen war, recherchierte bezüglich der Dinge, die ich nicht wusste, und es gefiel mir über die Maßen, wie sich das Ganze zu etwas Großem formte, etwas, das anders war als das, was ich bis dahin sogar selbst gelesen hatte. Es gab eine Handlung, in die meine Fantasien eingebettet waren, die zwar zu den Fantasien passte, aber dennoch eigenständig war. (Diese Geschichte mag ich im Übrigen heute noch, obwohl sie schon so alt und immer noch unlektoriert ist :wink:)


    Damals dachte ich noch überhaupt nicht daran, die Geschichte, die sich innerhalb von fünf Jahren zu einem ausgewachsenen Buch von über 600 Seiten entwickelte, irgendjemandem zu zeigen. Aber als in einem Chat das Gespräch auf den Roman kam, bat mich mein Chatpartner, ihn mal zu lesen. Er war total begeistert (obwohl der Roman noch nicht fertig war), ganz im Gegensatz zu meinem Mann, dem das am Anfang zu lange dauerte, »bis mal etwas passiert«. Das war ja irgendwie schon eine Herausforderung, und eine Herausforderung ist etwas, das bei mir etwas in Gang setzt:


    Noch während ich dabei war, meinen ersten Roman fertigzustellen, kam mir die Idee zu einem zweiten Roman, einem in dem in jedem Kapitel mindestens eine erotische Szene vorhanden ist. So, dachte ich, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob meinem Gatten das besser gefällt. Und es gefiel ihm besser. Es gefiel ihm sogar so gut, dass er mich dazu drängte, mich hinzusetzen und an der Geschichte weiterzuschreiben, Kapitel für Kapitel.


    In dieser Zeit bin ich auf eine Plattform gestoßen, auf der Autoren ihre Bücher kostenlos online zum Lesen zur Verfügung stellen konnten. Mein Versuchsballon war mein erster Roman, und die Resonanz war dermaßen positiv, dass ich gleich das erste Kapitel meines zweiten Romans eingestellt habe – zu dem Zeitpunkt hatte ich 14 fertige Kapitel. Wieder war die Resonanz stärker, als ich erwartet hatte, und so veröffentlichte ich Woche für Woche ein neues Kapitel, während ich an dem Roman weiter schrieb. Schon damals fanden sich eine Menge Leser für meine Texte, obwohl ich sie noch nicht extra hab lektorieren und korrigieren lassen. Das hatte mich darin bestärkt, auch öffentlich am Ball zu bleiben, obwohl ich die Geschichten auch geschrieben hätte, wenn sich niemand außer mir dafür interessiert hätte.


    Im Grunde schreibe ich, weil mich Kleinigkeiten oder Herausforderungen auf Ideen bringen, die unbedingt heraus wollen. Also schreibe ich sie auf. Und da die Figuren während des Schreibens beginnen, ein Eigenleben zu entwickeln, kann ich das nicht einfach stoppen, bevor das zu Ende ist :-, So folgt eine Geschichte nach der anderen. Und weil ich weiß, dass viele andere sie ebenso gern lesen, wie ich sie schreibe (und im Nachhinein selbst noch einmal lese), bereite ich sie mittlerweile so vor, dass sie es wert sind, auch gekauft zu werden :)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • mafalda : So schön! Und hey, ich glaube, selbst wenn es nur ein einziger Leser ist, den du mit deinen Büchern berührst, hast du schon sehr viel verändert.:love:


    Divina : So spannend, was du erzählst! Danke, dass du das mit uns teilst. Wie cool, deine Entwicklung zu sehen. Und besonders interessant finde ich, dass du nur für dich geschrieben hast, erst dann kam die Idee, das jemand anderem zu zeigen. Meinst du, das macht während des Schreibens schon einen Unterschied, ob man nur für sich oder für die Leser schreibt? Nimmt man als Autor eine andere Perspektive ein?

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  • Meinst du, das macht während des Schreibens schon einen Unterschied, ob man nur für sich oder für die Leser schreibt? Nimmt man als Autor eine andere Perspektive ein?

    Das ist eine gute Frage. Ich kenne einige Autoren, die tatsächlich nach dem Trend schreiben, d.h. sie schreiben, weil es etwas ist, was dem Leser gefällt. Eine mir gut bekannte Autorin hatte sogar einmal eine Analyse angestrengt, was alles in einem Buch vorkommen muss, um auf dem aktuellen Markt gut zu landen (ich sage nur Milliardär und armes Mädchen). Sie hat diese Komponenten durchgemixt und dann eine Geschichte damit geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, ist tatsächlich ein Bestseller geworden, aber letztendlich war es gleichzeitig eine Geschichte, wie sie X-Mal auf dem Markt existiert, nur eben mit leicht veränderten Komponenten. Sie war nett zu lesen und trotzdem in meinen Augen nichts Besonderes.


    Die meisten Geschichten, die ich schreibe, erzählen dagegen eine eigene, eine andere Geschichte. Natürlich kommt manchmal auch etwas Klischeehaftes hinzu, aber ich muss nichts wiederholen, was andere bereits zu Papier gebracht haben, denn das könnte ich ja lesen, ohne es selbst zu schreiben. Für mich muss die Geschichte selbst zur Herausforderung werden, und nach dem Willen der Leser zu schreiben, ist für mich keine.


    Beispiel:

    Nach dem Roman, den mein Göttergatte so toll fand, hatte ich an einem kleinen, auf der Bücherplattform internen Wettbewerb teilgenommen, bei dem fünf Worte vorgegeben wurden, aus denen wir eine erotische Kurzgeschichte entwickeln sollten. Die Worte waren dabei Fuchsschwanzsäge, Plastikkegel, Wohnzimmerschrankwand, roter Heringssalat und Farbkleckse, also vollkommen unerotische Dinge.

    Die Herausforderung war da, ich schrieb die Kurzgeschichte »Folgen einer Reifenpanne«, die Geschichte wurde von allen für sehr gut befunden, die nächsten fünf Worte kamen – und ich schrieb mit diesen fünf Worten einfach an der Geschichte weiter. Ein Kapitel folgte dem nächsten, bis sich das Ganze verselbstständigt hatte. Ich brauchte keine weiteren Wortvorschläge mehr, sondern schrieb immer weiter, weil meine Figuren weiter miteinander agierten. Jede hatte ihren eigenen Charakter und verhielt sich entsprechend, jede hatte ihre eigenen Ziele, und die Protagonistin lief nicht nur mit, sondern entwickelte sich im Laufe der Geschichte immer weiter, während der Antagonist die Bühne betrat und als solcher gar nicht zu erkennen war (zunächst nicht einmal für mich).
    Dann kam ich an einen Punkt, in dem die Verwicklungen so extrem waren, dass sogar ich als Autorin dieser Geschichte Probleme hatte, dafür eine Lösung zu finden. Andere Autoren hätten an diesem Punkt wahrscheinlich eine Person über die Klinge springen lassen oder die Handlung in eine bestimmte Richtung gedrängt, damit hinterher alles passt, aber das kann man im richtigen Leben nicht machen, also tat ich das auch nicht. Das ging mir im Übrigen nicht nur in diesem Roman so: Immer, wenn ich versuche, meine Protagonisten in eine Richtung zu drängen, die nicht zu ihnen passt, gefällt mir das Ergebnis hinterher selbst nicht, sodass ich schon mal ganze Kapitel lösche. So ist das, wenn die Charaktere ein Eigenleben entwickeln, als gäbe es sie wirklich :lol:

    Jedenfalls habe ich Nächte damit zugebracht, diese Probleme zu wälzen, als würde ich sie selbst erleben, bis ich eines Morgens die Erleuchtung hatte, wie das Ganze zu lösen wäre.


    Ich denke, dass Autoren, die für die Leser schreiben, nicht nur darauf achten, ein besonders aktuelles Genre (sofern es ihnen liegt) mit den typischen Verdächtigen zu wählen, sondern dass sie schon vor dem Schreiben eine Vorstellung haben, wo die Geschichte beginnt, wie sie verläuft und wie sie endet – der berühmte rote Faden. Wendungen werden zwischendurch eingebaut, damit die Spannung erhalten bleibt, aber alles folgt einem vorgegebenen Schema. Bei mir ist es dagegen so, dass ich meine Protagonisten in eine ungewöhnliche Situation werfe und dann sehe, wie sie damit umgehen. Bei »Folgen einer Reifenpanne« ist es eine vernachlässigte und wenig selbstbewusste Frau, die von den Besitzern eines Swinger-Clubs aufgenommen wird, bei »Homo Serpentes« gerät eine menschliche Wissenschaftlerin durch einen Unglücksfall mitten in eine Gruppe Humanoider, deren Gesellschaftsform auf Sex basiert (vgl. Bonobo-Affen) und keinerlei Interesse an Fortschritt entwickelt (was auch seinen Grund hat). Lediglich bei Kurzgeschichten und Kurzromanen habe ich schon vor dem Schreiben eine Vorstellung davon, wo das Ganze hingehen wird. Ansonsten ist auch für mich das Ende eines Romans eine Überraschung.


    Was auch zu deiner Frage passt: Serienbücher werden häufig weiter geschrieben, weil der Autor auf dem Erfolg aufbauen will. Zwar kann man sie auch schreiben, weil einem noch einiges dazu einfällt, aber oftmals wiederholt sich nicht nur der Aufbau, sondern auch die gesamte Geschichte in den einzelnen Bänden, dass es irgendwann langweilig wird (so empfinde ich das zumindest). Ich hätte zwar an der Trilogie Homo Serpentes, wenn es nach dem Willen der Leser gegangen wäre, noch weiterschreiben können, aber für mich war die Geschichte abgeschlossen, die Figuren haben ihre Geschichte erzählt, also habe ich aufgehört. Hätte ich weiter daran geschrieben, wäre jeder weitere Band für mich nur ein Krampf geworden, was irgendwann auch die Leser zu spüren bekommen hätten. Stattdessen endet der dritte Band mit einem Paukenschlag, und jeder, sowohl ich als auch die Leser, hat dabei ein gutes Gefühl.


    Ich denke schon, dass es etwas ausmacht, ob man für sich oder den Leser schreibt. Für mich zu schreiben lässt mich freier sein, sowohl in der Thematik als auch in der Auswahl der Charaktere. Es lässt meinen Figuren die Freiheit, ihr Leben zu leben, als existierten sie wirklich. Ich kann Genre mischen, die auf dem Markt möglicherweise gar nicht so aktuell sind. Dafür entstehen aber Geschichten, die ihren ganz eigenen Reiz haben, etwas ganz Besonderes sind, und obwohl sie unter Erotik laufen, keinesfalls mit den üblichen Büchern zu vergleichen sind, die man in diesem Genre findet. Meine Romane müssen keine Bestseller werden – obwohl einige sicherlich das Potenzial dafür hätten –, weil ich sie für mich geschrieben habe, sie selbst immer wieder gut finde. Dass sie anderen ebenfalls gefallen, ist dabei für mich nur ein nettes Bonbon :)

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  • Divina : Wow, ganz lieben Dank für deine Meinung. Ich finde das so spannend. Und ich glaube, dass man als Leser spürt, ob der Autor wirklich mit Herzblut und Leidenschaft geschrieben hat, oder ob er lediglich einem Trend folgt und Geschichten erzählt, weil er sie in seinen Augen so erzählen muss, damit sie für die Leser funktionieren. Ich schreibe selbst ein bisschen und habe das Gefühl, dass ich die Geschichte so schreibe, wie ich sie gern erzählen möchte, aber mich schon jetzt darauf freue, wenn jemand die Geschichte liest und hoffentlich über dieselben Sachen lacht, über die ich beim Schreiben lache, und traurig wird, wenn ich beim Schreiben geweint habe. :)

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  • und traurig wird, wenn ich beim Schreiben geweint habe.

    Ich kann dir versichern, dass einige Leser dich deswegen verfluchen werden. Ich habe schon einige Szenen geschrieben, bei denen ich Rotz und Wasser geheult habe, und im Nachhinein habe ich das ebenfalls von Lesern dieser Szenen gehört. Im zweiten Homo Serpentes-Band gab es zwei Leser in der Leserunde, die bei mehreren Szenen das Buch am liebsten in die Ecke gefeuert hätten, nur um es dann wieder herauszuholen, um herauszufinden, wie es weiter geht. Auch diese Szenen haben mir beim Schreiben emotional sehr viel abverlangt. Bei einer Geschichte, die einen Autor nicht mitnimmt, kann er kaum erwarten, dass sie dem Leser unter die Haut geht. Die Reaktionen zeigen mir, dass ich richtig lag und nicht selbst so anfällig für solche Begebenheiten bin :)

    Aber was das Herzblut angeht, so denke ich, dass die meisten Autoren ihr Herzblut in ihre Buchbabys geben, selbst die, die für Leser schreiben. Das setze ich einfach voraus. Dass die Bücher trotz des eingesetzten Herzbluts die Leser nicht erreichen, liegt dann eher am Können des Autors :wink:

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  • Ich kann dir versichern, dass einige Leser dich deswegen verfluchen werden.

    Das nehme ich sehr gern in Kauf. :lol:

    Aber was das Herzblut angeht, so denke ich, dass die meisten Autoren ihr Herzblut in ihre Buchbabys geben, selbst die, die für Leser schreiben. Das setze ich einfach voraus. Dass die Bücher trotz des eingesetzten Herzbluts die Leser nicht erreichen, liegt dann eher am Können des Autors :wink:

    Die meisten Autoren, ja, da stimme ich dir zu. :love:

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  • Die meisten Geschichten, die ich schreibe, erzählen dagegen eine eigene, eine andere Geschichte. Natürlich kommt manchmal auch etwas Klischeehaftes hinzu, aber ich muss nichts wiederholen, was andere bereits zu Papier gebracht haben, denn das könnte ich ja lesen, ohne es selbst zu schreiben. Für mich muss die Geschichte selbst zur Herausforderung werden, und nach dem Willen der Leser zu schreiben, ist für mich keine.

    *unterschreib*


    Ich habe in der Grundschule angefangen zu schreiben. Damals waren es Fortsetzungen der Serien, die ich zu der Zeit gelesen habe (5 Freunde, TKKG, Schreckenstein...), und die hat auch nie jemand außer mir zu lesen bekommen. Das Schreiben hat sich dann einfach fortgesetzt, ich schreibe, weil ich Lust darauf habe, und das, worauf ich Lust habe. Dass das nicht immer das ist, was der Markt (angeblich) verlangt, weiß ich, aber damit kann ich leben. Ich muss keinen Bestseller schreiben, ich versuche, die Geschichten, die ich veröffentliche, in bestmöglicher Qualität abzuliefern, und freue mich, dass es den einen oder anderen Leser gibt, dem meine Geschichten gefallen.

  • Ich fange mal damit an, wie es dazu kam, dass ich schreibe, denn einerseits trägt das zum Verständnis der warum-Frage bei und andererseits habe ich diesen Text bereits zur Verfügung. Später werde ich mich noch daran versuchen, zu erläutern, warum ich gerne schreibe (und ich bin schon gespannt darauf, ob ich eine Antwort finden kann).

    Bevor ich mit dem Schreiben anfangen konnte, musste einiges zusammenkommen. Die Grundbedingung um einen Fantasyroman zu schreiben ist bei allen Autoren die Gleiche. Und so überrascht es wohl niemanden, wenn ich sage, dass ich, solange ich denken kann, ein begeisterter Fantasyleser bin. Ich mag aber auch historische Romane, Krimis und Abenteuergeschichten (Elemente davon finden sich in meinem Buch). Genauso lange bin ich Fantasy-Rollenspieler. Dabei hatte ich viele Gelegenheiten Abenteuer-Geschichten zu erfinden oder auszugestalten. Meine Fantasie hat sich dabei immer wieder danach gedrängt eigene Welten zu erschaffen, ohne dass daraus mehr entstanden wäre.

    Auf dieser Grundlage entstand erst einmal gar nichts, außer einer Sammlung kurzer Texte. Ich schrieb eine naturwissenschaftliche Diplomarbeit und eine Doktorarbeit, wobei der Fantasygedanke naturgemäß im Hintergrund stand.

    Dann bekam ich als Testleser das halb fertige Manuskript eines Science-Fiction Romans in die Hand. Die Geschichte gefiel mir außerordentlich gut. Doch manche Aspekte der fremden Welt darin erschienen mir nicht schlüssig und konnten im Rahmen dieser Geschichte nicht verändert werden. Also begann ich damit, ausführlicher an einer eigenen Welt zu feilen. Planetologie, Biologie, Gesellschaftsstrukturen und ihre Geschichte mussten stimmig sein.

    Ich begann die Bücher, die ich las, kritischer zu betrachten. In meinem Kopf entstand eine lange Liste von Dingen, die ich in einem eigenen Roman vermeiden oder beherzigen müsste.

    Dann kam etwas Entscheidendes dazu: Meine Doktorandenzeit war beendet und ich hatte plötzlich etwas, das ich nicht mehr kannte: Zeit.

    Die Konzeption einer ganzen Welt, viele Ideen und eine Vorstellung davon, wie ein Roman (nicht) aussehen sollte, waren eine verhängnisvolle Mischung. Ich konzipierte meine Geschichte und schon begannen diese Elemente zum Beginn eines Buches zu Fusionieren. Anfang Februar stellte ich fest, dass ich 200 Seiten beisammen hatte und den Text nicht nur beim Schreiben genossen hatte, sondern trotz aller offensichtlichen Mängel dieser Version für vielversprechend hielt.

    Das fand auch meine erste Testleserin. Ich beschloss also, die Sache ernsthafter anzugehen, schrieb wie ein Weltmeister, versuchte mehr über die Schriftstellerei zu lernen und beschäftigte mich zunehmend damit, welche Optionen für eine Veröffentlichung es gab. Ich wusste wie lang das Buch werden würde und dass es zu einer Serie von drei Romanen gehören würde ...

  • Superspannend, Martin Hühn . Danke, dass du uns an deiner Geschichte teilhaben lässt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :D

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  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Warum erzählt ihr so gern Geschichten?

    :-k Wie oben angekündigt, möchte ich mich nun dieser Kernfrage annähern, obgleich ich nicht behaupten kann, meine Motivation mit der nachfolgenden Erkläfung umfassend dargelegt zu haben ...

    Ein Buch zu schreiben lässt mich die Geschichte erleben wie beim Lesen (:study:), aber mit noch tieferem Eindringen in die dramaturgischen Zusammenhänge, die Welt und die Köpfe der Charaktere. Es ist automatisch eine Erzählung nach meinem Geschmack ... mehr oder weniger, denn wenn ich Fehler mache, kann man selbst den verfehlen, wie beim Kochen. Dadurch lässt sich der eigene Genuss aber weiter verfeinern.


    Mehr noch: Es ist befriedigend, etwas zu tun, das zwar jedes Mal wieder eine Herausforderung ist, bei dem ich aber selbst den Eindruck habe, dass ich es gut kann. Es ist befriedigend, etwas zu schaffen, das nicht so leicht wieder aus der Welt verschwindet.


    Außerdem: „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.“ (Albert Einstein zugeschriebenes Zitat)

    Und im Vergleich zur molekularbiologischen Forschung (meiner Tätigkeit vor dem Romanschreiben), stellen sich die Erfolge beim erzählerischen Schreiben mit Überlichtgeschwindigkeit ein, ob das Einstein nun gepasst hätte oder nicht. :D

    Das Schreiben von Romanen verbindet verschiedene kreative „Disziplinen“. Es gibt einen rollenspielerisch/schauspielerischen Aspekt beim Darstellen von Charakteren sowie kreativen Umgang mit (ausgedachten) Problemstellungen.


    Einen Roman zu schreiben spricht auch die Freude am Lernen (:bounce:) an:

    -        fachbezogene Einzelaspekte

    -        über Schreibtheorie und Praxis

    -        über Menschen und wie sie ticken und sich verhalten (weil es in jedem guten Buch um die geht).

    Es ist eine nachhaltige und befriedigende Art des Lernens, weil es Recherche und Reflexion der Inhalte verbindet und weil dabei alle Lernhinhalte verknüpft, statt stumpf auswendig gelernt werden.


    Im Übrigen ist auch der soziale Aspekt (:friends:) beim Schreiben zu nennen. Ein Buch entsteht nie komplett im leeren Raum, der Prozess beinhaltet immer den Austausch mit anderen. Vor allem gilt aber: Obwohl ein Text zuallererst mich selbst als Autor zufriedenstellen muss, geht es letztlich darum, für andere zu schreiben, ihr Leben zu bereichern.

    Es ist jedes Mal ein gutes Gefühl, wenn es gelingt. O:-)

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ach, so cool, Martin Hühn . Danke für dein Feedback zu meiner Frage. :love: Ich schreibe auch ein wenig und hab mich voll in dem, was du schreibst, wiedererkannt. Echt schön. :friends:

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  • Vielen Dank für den Thread gaensebluemche :friends:Ich finde es sehr spannend. Wohl gemerkt: Interessant zum Lesen, nicht dazu zu schreiben. :uups::pale:

    Denn ich bin wirklich keine Schreiberin :pale:Aber das Thema interessiert mich und ich bin eine Leserin mit Leib und Seele. :lechz:Ich finde es spannend zu erfahren, was die Autoren/innen dazu meinen. :thumleft:

    Im Grunde schreibe ich, weil mich Kleinigkeiten oder Herausforderungen auf Ideen bringen, die unbedingt heraus wollen.

    ich schreibe, weil ich Lust darauf habe,

    das ist glaube ich der Hauptgrund: Ihr habt Gedanken, die heraus wollen. Ihr schreibt, weil es euch so gegeben worden ist. Von Natur aus... Ihr könnt nicht anders. Ich glaube, es ist in einem drin, so stelle ich mir das vor.... O:-)es ist einem auf den Weg mitgegeben worden, dass er/sie was zu erzählen hat, und was erzählen möchte und dann sollte man das auch unbedingt tun. So wie Divina gesagt hat, es muss raus.:thumleft: Die Autoren müssen einfach diese Geschichten, die bei einem im Sinn sind, erzählen. Zum Glück, kann ich da nur sagen, denn so haben wir, die Leser, etwas zum Lesen O:-) Es ist wunderbar, wenn man versteht, was der Autor meinte, was ihn bewegt hat, welche Gefühle, er dabei empfunden hat. Wenn dies alles von dem Leser reflektiert und in eigenem Erlebnis widerspiegelt wird, dann denke ich mal ist die Erzählung gelungen.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Lapuente, Sofía/Shusterman, Jarrod - RETRO - Geh nicht online

  • das ist glaube ich der Hauptgrund: Ihr habt Gedanken, die heraus wollen.

    Das würde ich nicht unterschreiben. Wenn ich Gedanken habe, die nach außen drängen, dann erzähle ich sie eben jemandem, poste sie bei Facebook, schreibe vielleicht sogar ein kurzes Gedicht oder mache mir eine Notiz.
    Was ich schreibe sind aber Bücher, Romane. Kein Gedanke, der herausdrängt trägt 500 Normseiten weit. Der überwiegende Teil jedes Buches wird in der Recherchephase und während des Schreibens erarbeitet, soweit es herausdrängende Gedanken gibt, müssen sie gebändigt (also oft genug ganz aus einer Romanhandlung rausgehalten) und in eine größere Form gebracht werden. Schlaue, kreative, herausdrängende Gedanken sind eine schöne Sache, aber sie kommen bei Menschen, die keinesfalls Bücher schreiben können nicht unbedingt seltener vor. Diejenigen, die sich für das Schreiben im Wesentlichen auf diese Ressource stützen, bleiben in aller Regel in einem frühen Stadium stecken.
    Und obwohl ein solcher Drang den Schreibprozess beflügeln kann, ist auch diese Aussage

    Es ist wunderbar, wenn man versteht, was der Autor meinte, was ihn bewegt hat, welche Gefühle, er dabei empfunden hat.

    irreführend. Besonders gelungene Passagen in Büchern sind nämlich keineswegs immer diejenigen, bei denen Autoren voll im "Flow" waren. Leserinnen und Leser können üblicherweise nicht erkennen, ob ein Abschnitt für einen Autor Ausdruck seiner momentanen Gefühlswelt war oder ob die wahre Grundemotion beispielsweise "Ärger, weil nichts beim ersten Anlauf zusammenpassen will" oder "ich pfeife so fröhlich Lieder, weil es mir gerade mühelos gelingt, den schrecklichen Leidensweg meiner Hauptfigur anschaulich zu machen" war.

    Damit will ich nun nicht sagen, dass Autoren mit herausstrebenden Gedanken nichts anzufangen wüssten oder dass sie sich nicht in ihre Charaktere und in die Handlung einfühlen sollten oder dass diese Faktoren die Freude am Schreiben nicht fördern könnten. Aber diese Aspekte treffen meiner Ansicht nach nicht den Kern der Sache.

  • Das würde ich nicht unterschreiben. Wenn ich Gedanken habe, die nach außen drängen, dann erzähle ich sie eben jemandem, poste sie bei Facebook, schreibe vielleicht sogar ein kurzes Gedicht oder mache mir eine Notiz.
    Was ich schreibe sind aber Bücher, Romane

    du muss mir schon nachsehen O:-) Wie ich es schon gesagt habe, ich bin keine Schreiberin, die sich sehr gut ausdrücken kann. Ich bin eine leidenschaftliche Leserin, das ja... :drunken: Es wäre vielleicht treffender gewesen, wenn ich gesagt hätte, dass es die Geschichten, die heraus wollen, sind. Denn für mich ist es ohne Frage gerade dies ein Unterschied zu einem Autor, ob es nun stimmt oder nicht, kann ich ja nicht beurteilen. :-k Aber in meinem Denken existieren einfach keine Geschichten, die zu Papier gebracht werden wollen, die mich dazu drängen... Ich bin einfach keine Schreiberin. Es ist mir nicht gegeben. Dafür leben in mir tausende Geschichten, die ich gelesen habe. Und zu dem zweiten Zitat: Ich nehme doch stark an, dass das Gefühlsleben, die Gedankenwelt, die Empfindungen des Autors mit in einer Geschichte einfließen.:-k Auf jeden Fall habe ich es auch so aus der Leserunden, die ich mit Autoren erleben dürfen, erfahren.

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  • du muss mir schon nachsehen O:-)

    Da gibt es nichts zu entschuldigen. Ich halte das allerdings auch nicht für ein Missverständnis oder ein Problem des Ausdrucks, ich bin nur - als Autor - anderer Ansicht. Es gibt meines Dafürhaltens nach keine

    Geschichten, die heraus wollen

    , jedenfalls nicht im Zusammenhang mit der Schriftstellerei. Eine Geschichte, die es wert ist, in Romanform gebracht zu werden, muss zum größten Teil erst noch entwickelt werden. Das geschieht bei manchen Autoren mehr in der Vorbereitungsphase und bei manchen verstärkt während des Schreibens (und der Überarbeitung) aber es bleibt nie aus. Was bereits an kreativen Ideen existiert, reicht keineswegs für eine Geschichte (und man muss sich davor hüten, Ideen einfach wie sie kommen in einen Text zu packen). Deutlich wichtiger, als vor Geschichten und Ideen überzuquellen, ist die Fähigkeit, welche zu entwickeln.

    Ich nehme doch stark an, dass das Gefühlsleben, die Gedankenwelt, die Empfindungen des Autors mit in einer Geschichte einfließen.

    Das ist zweifellos der Fall. Aber überwiegend schreiben Autoren Dinge auf, die sie in diesem Moment nicht nachfühlen, die nicht ihre momentane Stimmung repräsentieren. Wenn ich müde bin, dürfen meine Texte nicht nach müdem Autor klingen, wenn ich mich den halben Tag über irgendwas geärgert habe, findet das keinen Eingang in die romantische Szene, die ich gerade schreibe usw. Wissen und gerade auch eigene Erfahrungen werden natürlich für die authentische Darstellung genutzt. Aber wenn du einen (narrativen) Text liest und den Eindruck gewinnst, einen Einblick in die Gefühlswelt des Autors zu gewinnen, dann hast du dich mit größter Wahrscheinlichkeit von einem Autor täuschen lassen, der einfach sein Handwerk versteht. Um es klar zu sagen: Freilich gehört es auch zum Schreiben, sich in die Geschichte einzufühlen und so werden auch die Geschehnisse und Emotionen einer Geschichte den Autor beim Schreiben beeinflussen. Aber dabei ist der Kausalzusammenhang (fast immer) genau andersherum, als in deiner Annahme.

    Aber in meinem Denken existieren einfach keine Geschichten, die zu Papier gebracht werden wollen, die mich dazu drängen...

    Das ist ein guter Grund, genau das für den Kernfaktor zu halten. Aber es gehört viel, viel, viel mehr dazu, sowohl Motivationen als auch Voraussetzungen, um etwas halbweg Passables zu Papier bringen zu können. Ohne zu viel auf die genauen Zahlen geben zu wollen ... Ein Buch zu schreiben besteht zu 1/4 aus Recherche, 1/4 Werbung und dergleichen, 1/4 Überarbeitung und allenfalls 1/4 Aufschreiben der Geschichte (wovon wieder höchstenfalls 1/4 aus herausdrängenden und/oder von derzeitigen Emotionen getriebenen Inhalten besteht. Nach diesem Zahlenspiel macht das, was du als Kernpunkt charakterisierst gerade 1/16 des Schreibprozesses aus, die übrigen 15/16 kommen darin nicht vor.

    Herausdrängende Geschichten, frei strömende Gefühle, etwas Besonderes, das Autoren gegeben ist ... Das ist romantisch und hebt Autoren auf einen recht hohen Sockel, es klingt schmeichelhaft (und für Autoren, die sich selbst nicht erklären können, was sie eigenlich zum Schreiben motiviert ist es ein einfaches Erklärungsmuster). Und sicherlich kommt auch von all dem tatsächlich etwas beim Schreiben vor. Aber es hat einen vergleichsweise geringen Stellenwert für die Motivation und ist auch für die Ergebnisse weniger entscheidend als man annehmen könnte.

  • Das mit den Gedanken, die herauswollen, gibt es schon auch, wenn ich auch eher sagen würde: Es gibt Geschichten, die herauswollen und müssen. Selbstverständlich sind diese Geschichten nicht vollständig im Kopf und müssen nur noch aufgeschrieben werden, aber die Kernfragen oder wie immer man das nennen mag, sind in manchen Fällen doch vorhanden. Das ist (bei mir) nicht bei jedem Buch so und es ist mit Sicherheit auch bei jedem Autor / jeder Autorin anders. Aber ich bin nun doch schon zum zweiten Mal an einem Punkt angekommen, dass mich eine Frage / eine Geschichte umtreibt, über die ich gar nicht unbedingt schreiben will, die mir aber so zusetzt und alle meine Gedanken blockiert, dass mir nichts anderes bleibt, als sie aufzuschreiben, um wieder in anderen Bahnen denken zu können. Das ändert aber nichts an dem von Martin Hühn beschriebenen Arbeitsanteilen, die das Werden eines Buches begleiten und ausmachen. Die endgültige Geschichte entsteht letztendlich - jedenfalls bei mir - erst während des Schreibens. Da kann so vieles geschehen, da können unerwartet nie vorausgedachte Protagonist*innen auftauche, die mitmachen wollen, da können neue Richtungen, neue Wege, neue Ideen und Erkenntnisse entstehen und sich entwickeln. Es bleibt spannend, anstrengend und oft emotional belastend bis zum Schluss.

  • Bei mir hat sich das vor einigen Jahren eher zufällig ergeben. Ich hatte im Urlaub plötzlich die Idee für eine Kurzgeschichte, bin in den nächsten Laden gegangen, habe mir einen Collegeblock und ein paar Kugelschreiber gekauft (damals hatte ich das im Urlaub natürlich noch nicht dabei :wink:) und habe losgelegt.


    Als ich wieder zuhause war, habe ich die Kurzgeschichte abgetippt, hier und dort erweitert, daran immer mal wieder (mit dem Abstand von Wochen, teilweise Monaten) weitergearbeitet und irgendwann hatte sie den Umfang eines kleinen Romans. (Wie ich heute weiß, eher noch eine Novelle, aber egal) Ich habe insgesamt einige Jahre gebraucht, bis mein Krimi fertig war und ich ihn zu guter Letzt relativ spontan als Selfpublisher veröffentlicht habe.


    Mittlerweile hatte ich sozusagen Blut geleckt, neue Geschichten sind in meinem Kopf entstanden, Kurzgeschichten aber auch Ideen für Romane, allerdings jetzt eher im Urban Fantasy Bereich angesiedelt. Krimi war zwar mein Einstieg, ist aber nicht unbedingt mein Genre. Aber jedenfalls "müssen" die Geschichten jetzt raus, das Schreiben hat sich zu einem festen Bestandteil meines Lebens entwickelt. Es wird ein Hobby bleiben, da ich die Lust daran nicht verlieren möchte, indem ich davon leben muss. Das würde bei mir zu viel Stress erzeugen. Aber als Hobby darf und wird es mich sicherlich noch viele weitere Jahre begleiten. :love:

  • Kein Gedanke, der herausdrängt trägt 500 Normseiten weit.

    Viel zu verallgemeinert. Keiner deiner Gedanken, der herausdrängt, trägt 500 Normseiten weit. Meine Gedanken und Ideen tragen weitaus weiter.

    Es gibt meines Dafürhaltens nach keine

    Zitat

    Geschichten, die herauswollen

    , jedenfalls nicht im Zusammenhang mit der Schriftstellerei.

    Deines Dafürhaltens ... Lieber Martin, sprich doch bitte nur für dich und nicht für alle anderen oder den überwiegenden Teil der Autoren. Ich fühle mich bei deinen Erklärungen nicht nur nicht angesprochen, sondern sogar bevormundet, weil ich tatsächlich eine andere Herangehensweise an meine Romane habe als du. Es gibt bei mir sowohl einzelne Ideen (Gedanken), die zu einem Roman führen, als auch Geschichten, die sich zuerst in meinem Kopf entwickeln, die ich dann erst aufschreibe. Dass sie im Kopf noch nicht bis zum Ende ausformuliert sind, ist richtig, aber das ist kein Grund, die Geschichte als noch nicht existent zu bezeichnen. Bei dir mag es so sein, wie du es beschreibst, aber meine Herangehensweise ist anders, und das müssen wir auch nicht diskutieren.

    Aber überwiegend schreiben Autoren Dinge auf, die sie in diesem Moment nicht nachfühlen, die nicht ihre momentane Stimmung repräsentieren.

    Auch das kann ich so nicht unterschreiben. Es stimmt schon, dass der Ärger oder die Freude, die mich den gesamten Tag über im Griff hatten, nicht im Buch gespiegelt werden. Aber in dem Augenblick, wenn ich in die Geschichte abtauche, an der ich gerade schreibe, werde ich mit den Figuren mehr oder weniger eins. Ich beleuchte ihre Handlungen und Gefühle weniger von außen, als dass ich mich in sie hinein versetze und diese Gefühle und daraus folgenden Handlungen zu Papier bringe. In dem Moment repräsentieren sie sehr wohl meine Stimmung. Das mag bei dir anders aussehen, das will ich nicht bestreiten, aber bei mir funktioniert es nur so.

    Herausdrängende Geschichten, frei strömende Gefühle, etwas Besonderes, das Autoren gegeben ist ... Das ist romantisch und hebt Autoren auf einen recht hohen Sockel, es klingt schmeichelhaft (und für Autoren, die sich selbst nicht erklären können, was sie eigenlich zum Schreiben motiviert ist es ein einfaches Erklärungsmuster). Und sicherlich kommt auch von all dem tatsächlich etwas beim Schreiben vor. Aber es hat einen vergleichsweise geringen Stellenwert für die Motivation und ist auch für die Ergebnisse weniger entscheidend als man annehmen könnte.

    Das klingt sehr herabsetzend. Ich habe oben bereits beschrieben, was mich zum Schreiben motiviert, und ich weiß genau, dass es so ist, wie ich es geschrieben habe. Ich bin nicht diejenige, die nicht erklären kann, was mich zum Schreiben motiviert und das hat mit einem einfachen Erklärungsmuster nichts zu tun. Das ist genau meine Herangehensweise. Und dennoch setzt du meine Empfindungen und meine Vorgehensweise, die mich zum Schreiben bringen, mit diesen wenigen Sätzen als etwas Unwichtiges herab. Lieber Martin, nicht ich befinde mich auf einem hohen Sockel, sondern du. Du stellst deinen eigenen Horizont als einzig wahren hin. Vielleicht denkst du mal ein bisschen darüber nach ...

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein