Faye (Herz aus Licht und Lava) - Katharina Herzog
Loewe Verlag
400 Seiten
Jugendbuch
Einzelband
24. Juli 2019
Inhalt:
Seit der Ankunft auf Island geschehen merkwürdige Dinge.
Gleich am ersten Abend führt ein Schwarm Glühwürmchen Faye zu einer Lichtung, auf der ein uralter Baum steht.
Der Sage nach soll hier der Eingang zur Elfenwelt sein.
Aber vor Jahren wurde das Herz des Baumes gestohlen. Und jetzt stirbt er.
Faye beschließt, den Baum zu retten. Keine leichte Aufgabe.
Vor allem seitdem ihr der impulsive und jähzornige Aron über den Weg gelaufen ist.
Wenn Faye wüsste, auf was für ein Abenteuer sie sich da einlässt …
Meinung:
Faye, Faye, Faye... ich gestehe, ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass das der Name der Wesen ist, in die es im Buch geht.
Zumindest ohne den Klappentext zu kennen. Knapp vorbei ist auch daneben.
Faye ist nämlich ein 17 jähriges Mädchen, das eine große Leidenschaft für die Aufzucht und Pflege von Pflanzen hegt, Mathe hasst (wer tut das nicht?) und in den Herbstferien eigentlich ganz andere Pläne hatte, als mit ihrer Architekten-Mutter nach Island an den, Verzeihung, Arsch der Welt zu fliegen.
Da sie aber nicht drum herum kommt, wird der Leser kurzerhand in die wunderschöne, kontrastreiche Landschaft Islands geworfen und darf an der Seite von Faye die aufschlussreichste Woche ihres Lebens verbringen.
Ich sage bewusst „an der Seite von“, denn trotz der gewählten Ich Perspektive, hatte ich ein bisschen Mühe mich in die, teilweise recht kindliche und nichts hinterfragende, Protagonistin hineinzuversetzen. Zu Beginn hat Faye bei mir echt viele Pluspunkte gesammelt, denn sie schien zunächst anders zu sein, als die meisten 17 jährigen in ihrem Alter. Umweltschutz und Regeln brechen standen an der Tagesordnung, was mich ein ums andere Mal schmunzeln lies.
Doch mit der Ankunft auf Island... verpuffte dieser Zauber ein wenig und Faye wirkte zwar noch neugierig und strahlte eine gewisse Entschlossenheit aus, aber sie nahm die Dinge, die sich dort ereigneten, viel zu leicht hin.
Ein wenig mehr Widerstand und das Ablegen der kindlichen Naivität hätte ihr durchaus gut getan.
Mal ganz davon abgesehen, konnte ich der Geschichte problemlos folgen.
Der Schreibstil der Autorin ist locker, einfach gehalten und liest sich flüssig weg.
Und atmosphärisch ist Island und sein sagenumwobener Eingang zur Elfenwelt echt umwerfend.
Nachtblaue Falter, Polarlichter, grün wie ein Urwald gegen schwarz wie die Dunkelheit. Ein Farbenspiel für die Sinne.
Leider macht das aber nur einen Bruchteil der Geschichte aus und ich komme nicht umhin zu sagen, dass mich die Handlung so gut wie gar nicht überrascht oder in den Bann gezogen hat. Fesselnd war sie nur aufgrund der Umgebung und weil der Stil einfach zum Inhalieren einlud.
Die Autorin hat es nicht geschafft mir unerwartete Wendungen zu präsentieren und ehrlich gesagt bin ich auch etwas enttäuscht, weil das Setting unverändert bleibt: Das kleine Örtchen Kirkjuvik, ein Strand, die grüne Lichtung - das Umfeld ist zwar schön, doch der Bewegungsradius eingeschränkt.
Da hilft es auch nicht viel, dass einige der Charaktere echt toll aufgemacht waren. Lilija, die Enkelin einer coolen, jung gebliebenen Oma, die sich mit isländischen Mythen und Sagen auskennt. Oder Miska, die begleitende Katze, die, meiner Meinung nach, jedes Buch haben sollte.
Oder Aron, der nach außen hin ein Eisblock ist, nur um in entscheidenden Momenten Funken zu sprühen.
Faszinierend fand ich auch die Legende um den alten Baum, von dem die Rede ist. Diese wird ziemlich breit ausgelegt und mit anderen Mythen vermischt, sodass man die Aura des Lebens, des Lichts, des Pulsierens, die der Baum ausstrahlt, fast schon auf der Haut spürt.
Alles in allem war diese Reise nach Island zwar atmosphärisch schön und gefüllt mit dem guten Stoff, der Geschichten ausmacht, doch an anderen Stellen haperte es gewaltig. Schade drum.
Fazit:
Mit „Faye“ ist der Autorin ein Jugendbuchdebüt gelungen, das vor Mythen und Sagen und den geheimnisvollen Legenden rund um Island nur so strotzt.
Inmitten von wunderschönen Landschaften durchlebt die Protagonistin eine Veränderung nach der anderen, doch leider konnte mich keine davon wirklich für sich einnehmen. Es fehlte mir an Authentizität, an tiefergehenden Gefühlen und vor allem Spannung.
Das Ganze war bis auf ein paar Kleinigkeiten absolut vorhersehbar.
Aber ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt, auch wenn ich mir hier und da einfach mehr gewünscht hätte.
Mehr Elfenwelt, mehr Durchblick für die Charaktere, mehr Schmetteringe im Bauch.
Bewertung:
⭐️⭐️⭐️(3/5)