Isabell Schmitt-Egner - Narbenkönig

  • Für Märchen und Romantik Fans :)


    Klappentext


    Prinzessin Lilliana wehrt sich gegen eine Heirat. Ihr Vater scheint machtlos gegen seine sture Tochter, die alles tut, um die Heiratskandidaten zu vergraulen. Lilli glaubt, dass sie keinen Mann braucht, um glücklich zu sein und kämpft mit allen Mitteln für ihr Leben in Freiheit. Am Ende greift sie zu einer List und trifft scheinbar ihre Wahl, die auf einen Mann fällt, den ihr Vater keinesfalls als Schwiegersohn akzeptieren wird: Den König von Grauemfall.


    Dieser gilt als grässlich entstellt, außerdem starb sein Bruder durch seine Hand. Lilli hofft, dass sie mit diesem unmöglichen Bräutigam ihren Vater zum Umdenken bewegen kann, aber mit seiner Reaktion hat sie nicht gerechnet ...


    Meine Meinung

    Ich hatte hier durch den Klappentext mit einem etwas anderen Verlauf der Geschichte gerechnet und eher mit einer Adaption zu König Drosselbart. Es entwickelt sich aber eher hin zu einer neu erfundenen "Die Schöne und das Biest" Story, die mir vor allem in der ersten Hälfte sehr gut gefallen hat.


    Prinzessin Lilliane, kurz Lilli genannt, ist mit ihren 18 Jahren schon ein ganz schön störrisches und naives Ding, obwohl natürlich der Zwang zu heiraten zu solch einem Benehmen durchaus einlädt.

    Dass sie sich in den von Narben entstellten König von Grauemfall verliebt ist vorprogrammiert, doch hinter das Geheimnis zu kommen, das in den alten Burgmauern seit Jahren versteckt wird, steht mehr und mehr im Vordergrund.

    Lillis Rolle als verwöhntes und eingebildetes Prinzesschen ändert sich recht schnell, worauf ich nicht ganz vorbereitet war. Ich hätte mir da einen langsameren Prozeß gewünscht, aber dafür war die Annäherung der beiden Protagonisten wirklich schön zu verfolgen.


    Ab der Hälfte wurde es mir dann aber etwas zu romantisch; davon bin ich einfach nicht so der Fan und hat sich an manchen Stellen doch etwas kitschig angefühlt.

    Die einfache Schreibweise lässt einen flott weiterkommen, aber man spürt schon immer wieder die Wärme und Menschlichkeit, die die Autorin aufleben lassen möchte. Gerade die Botschaft, dass Liebe und Zuneigung einen anderen wunderschön aussehen lassen, egal wie er auf andere wirkt, ist einerseits natürlich toll, widerspricht aber auch ein bisschen dem Ende der Geschichte. Wobei, man muss ja immer bedenken dass es sich hier um eine Art Märchen handelt :)


    Aber ich denke, dass das jeder von uns schon erlebt hat, dass wir die Menschen, die wir lieben, optisch gar nicht mehr recht be"urteilen" können, weil wir sie vom Gefühl her wunderschön finden und das Äußere dann einfach nur ein Beiwerk ist, das wir lieben.


    Das letzte Drittel hat sich dann für mich etwas gezogen, da man schon wusste, wer hinter dem ganzen Spuk steckt, weshalb es für mich da ruhig auch etwas kürzer hätte sein können. Insgesamt ist es aber auf jeden Fall unterhaltsam, da es ein bisschen märchenhafte Romantik, mysteriösen Zauber und spannende Geheimnisse in sich hat - dazu eine wirklich tolle Botschaft, die man sich zu Herzen nehmen sollte.


    Fazit: 3.5 Sterne


    Weltenwanderer

  • Wenn mir mal jemand prophezeit hätte, dass ich mit großem Vergnügen einen Liebesroman mit leichten Fantasy-Elementen lese, dann hätte ich mir vor Lachen vermutlich etwas gezerrt. Und dann kommt "Narbenkönig" daher und ich verlor mich total in einer Geschichte, die so überhaupt nicht in mein Leseschema passt.


    König Jaromir will seine Tochter, Prinzessin Liliane, verheiraten und stellt ihr dazu mehrere passende Kandidaten vor, doch die eigenwillige Prinzessin hat keine Lust auf eine Ehe mit einem ihr unbekannten Mann und sabotiert die Brautbeschau. Um weiteren Verkupplungsversuchen und vor allem einer Ehe zu entgehen, wählt sie zum Schein einen Mann, den ihr Vater ablehnen muss: den durch Narben stark entstellten König Amon von Grauemfall. Doch König Jaromir trifft mit Amon eine Vereinbarung und schickt seine Tochter an dessen Hof, um ihren Willen zu brechen. Eine Ehe zwischen den beiden war dabei nie vorgesehen.

    Natürlich verliebt sie sich in ihn (er ist aber auch ein wirklich interessanter und charakterlich attraktiver Mann), es gibt ein bisschen Drama, dann wird noch eine Intrige aufgedeckt, und am Ende sind alle glücklich. So weit, so gut, so vorhersehbar. Warum also hat mir das Buch dann so gefallen?


    Die handelnden Figuren waren allesamt gut ausgearbeitet, charakterlich vielschichtig, und ihre Beweggründe nachvollziehbar. Allerdings war mir die Prinzessin von Beginn an gleich mal unsympathisch, und das besserte sich im Laufe des Buches auch nur geringfügig. Wenn sie mal wieder total überreagierte, löste das bei mir dann auch prompt ein Augenrollen aus. Was ich ihr allerdings sehr zugute halte: sie war eine starke, eigenständige und kluge Persönlichkeit, die niemanden brauchte, der sie rettete. Im Gegenteil: sie war diejenige, die anderen half, die sich kümmerte und die auch die ganzen Aufgaben hin zur Erlösung erledigte. (Dicker Pluspunkt!)


    Die Handlung war jetzt nicht sonderlich komplex, das meiste hatte ich bereits vorher herausgefunden (ich hatte sogar einen noch komplizierten Plot in peto, aber die Hinweise deuteten dann doch alle in eine andere Richtung), dennoch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es mit der Prinzessin und dem Narbenkönig weiterging. Vielleicht schmachtete ich Amon auch ein klein bisschen an, denn ein so traumhafter Charakter ist mir schon lange nicht untergekommen.

    Die Liebe zwischen den zwei Hauptfiguren entwickelt sich langsam - also keine Insta Love, sondern die beiden lernen sich kennen, gewähren dem bzw. der anderen einen Blick in die eigene Welt und verlieben sich dabei ungewollt ineinander. Es ist eine Beziehung auf Augenhöhe, die sich manchmal bestimmten Regularien unterwerfen muss, was aber zum Glück keine Auswirkungen auf die Beziehung der beiden zueinander hat. Im übrigen baut die Prinzessin auch Beziehungen und Freundschaften zu anderen Figuren auf, statt sich nur auf den Narbenkönig zu konzentrieren, was ich ebenfalls positiv fand.


    Überzeugt hat mich zudem der Schreibstil: die Sätze flossen gut formuliert ineinander, da war kein Wort zu viel, kein Satz überflüssig, keine Szene unnötig in die Länge gezogen. Es gab keine spicy Sexszenen, alles blieb schön keusch, dafür wurden die Gefühle intensiv ausgelotet.


    Mit Liebesgeschichten konnte man mich ja bisher immer jagen (sofern es nicht um LGBTQ+-Liebe ging). Aber vielleicht komme ich jetzt langsam in das Alter, in dem man als Frau Liebesgeschichten liest, weil eine(n) das Grauen aus dem Meer, Sumpf, Weltall, Kühlschrank nicht mehr zu gruseln vermag. Trotzdem lese ich als nächstes irgendwas mit viel Blut und Gemetzel. So zum Ausgleich.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!